TEST: Forspoken – So schlimm wie alle behaupten?

By Jonas Herrmann 14 comments
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Forspoken von Square Enix ist der erste große potenzielle AAA-Hit des Jahres. Nachdem das Open-World-Abenteuer mehrmals verschoben wurde, kamen kurz vor dem Release für PS5 und PC am 24. Januar Gerüchte auf, dass das Spiel in der Entwicklung mehrmals stark verändert wurde und letztlich kaum noch etwas mit der ursprünglichen Planung gemein hatte. Die Kontroversen hörten hier aber noch nicht auf, mehrere große Plattformen bemängelten nämlich, dass die Testversionen erst reichlich spät verschickt wurden, sodass nur wenige Magazine schon vorab einen ausführlichen Eindruck vom Spiel sammeln konnten.

Auch wir wurden erst zum Release mit einem Test-Key ausgestattet und so gestaltete sich der Test als schwieriger als bei anderen Releases. Normalerweise hat man als Tester Zeit, um ein Spiel selbst kennenzulernen. Das wird erschwert, wenn das ganze Internet voll mit Meinungen ist. In den bisherigen Reviews konnte Forspoken dann auch kaum überzeugen, steht auf Metacritic etwa aktuell bei einem Score von mageren 67 Punkten, was für einen Vollpreis-Titel ziemlich schwach ist. So etwas kann beim Spielen natürlich nur schwer ausgeblendet werden. Trotzdem wollen wir hier in diesem Test der Frage nachgehen, ob das Spiel die negative Kritik verdient und für wen es sich vielleicht dennoch eignet.

Spannende Prämisse, verschenktes Potenzial

Schon bei der Ankündigung konnte sich Forspoken einiger Aufmerksamkeit sicher sein. Das Spiel sah nicht nur technisch hervorragend aus, auch die Geschichte und Spielwelt klang spannend. Wir spielen die junge New Yorkerin Frey Holland, die durch einen Zufall in einer Fantasy-Welt landet und sich dort mithilfe von magischen Kräften gegen fiese Monster zur Wehr setzen muss. Die Welt selbst wirkte darüber hinaus frisch und originell. Es war also eigentlich alles angerichtet.

Forspoken

Kommen wir zuerst zu den positiven Aspekten. Die Welt von Forspoken ist wirklich interessant und wartet mit einigen charmanten Ideen auf. So gibt es etwa Katzen-Schreine überall in der Spielwelt, das Monsterdesign ist in vielen Fällen grotesk und ausgefallen. Leider nutzt das Spiel das vorhandene Potenzial tatsächlich kaum aus. Die Geschichten, die in dieser Welt erzählt werden, sind nämlich größtenteils ziemlich langweilig und wenig überraschend. Außerhalb der Siedlungen ist außerdem kaum etwas los und innerhalb von Stadtmauern schafft es der Titel kaum, eine glaubhafte Atmosphäre zu etablieren. Die Charaktere sind austauschbar und die Probleme, die es zu lösen gilt, gewinnen auch keinen narrativen Preis.

Das wäre alles zu verkraften, wenn wenigstens die Geschichte um Frey und den sprechenden Armreif, der sie auf der Reise begleitet, begeistern könnte. Hier wird allerdings schon in den ersten Spielstunden klar, dass daraus leider auch nichts wird. Das Erzähltempo ist gerade am Anfang sehr behäbig. Statt uns von Beginn an in die Handlung hereinzuziehen, verfliegt die Vorfreude schon beim Auftakt. Frey ist als Figur einfach nicht interessant und leider auch nicht besonders witzig. Passend dazu nervt der sprechende Armreif eigentlich nur, eine Bindung entsteht zu keinem Zeitpunkt. Das scheint sogar den Entwicklern klar zu sein, die Kommentare des Schmuckstücks können nämlich im Menü auf ein Minimum reduziert werden.

Die Schuld liegt dabei aber nicht an den Sprechern oder Schauspielern. Die liefern insgesamt solide bis gut ab, die Dialoge sind nur einfach nicht gut geschrieben. Gags zünden nicht und es gibt keine Charaktere, die einen irgendwie emotional packen würden. Hier verschenkt Forspoken wohl am allermeisten Potenzial. Es gibt aber auch eine andere Seite.

Spaßiges Open-World-Gameplay

Die große Stärke von Forspoken ist ganz klar das Gameplay. Frey bewegt sich in der offenen Welt mit einem Mix aus Magie und Parkour fort, was von Beginn an einen guten Flow entwickelt. Wir fühlen uns wirklich mächtig, wenn wir mit riesigen Sprüngen durch die Welt fliegen oder cool über Flüsse und Seen surfen. Bei den Kämpfen setzt sich der Eindruck durchaus fort.

Forspoken

Die Welt von Athia ist von einer Art magischen Seuche befallen, weshalb so ziemlich alle Lebewesen extrem deformiert sind und uns darüber hinaus ständig ans Leder wollen. Glücklicherweise können wir uns stilsicher zur Wehr setzen. Es gibt viele verschiedene Angriffe, die effektvoll in Szene gesetzt werden. Wir schleudern Steinbrocken auf Zombie-Hirsche, verteilen einen Rundumschlag mit einem riesigen Tentakel oder lassen Ranken sprießen, die unsere Gegner festhalten. Das geht gut von der Hand und wird von den DualSense-Funktionen passend untermalt. In diesen Momenten ist Forspoken am stärksten und man erkennt, was für ein gutes Spiel das hätte werden können.

Das spaßige Gameplay kann allerdings nur für eine gewisse Zeit über die sehr gleichförmigen Missionsstrukturen hinwegtäuschen. Die Open-World-Checkliste wird hier fast komplett bedient, aber kaum erweitert. Wir schalten durch Türme Teile der Karte frei, befreien Dörfer von Gegnern oder kämpfen uns durch die immer gleich aussehenden Dungeons. Als Belohnung gibt es Erfahrungspunkte und neue Ausrüstung. Probleme gibt es außerdem bei der Balance. Frey wird relativ schnell ziemlich stark. Das ist einerseits cool, weil das Gameplay dadurch vielseitiger wird, andererseits geht dadurch auch teilweise die Herausforderung flöten.

Die Technik: Hübsch, aber nicht überwältigend

Auch technisch erweist sich Forspoken als zweischneidiges Schwert. Einerseits sind die Umgebungen, Charaktermodelle und das Gegnerdesign wirklich hübsch. Die magischen Effekte sehen sogar richtig gut aus und geben ein tolles Feedback. Die Animationen sind geschmeidig und der Sound bewegt sich auf einem hohen Niveau. Es gibt außerdem drei unterschiedliche Grafik-Modi, von denen sich aber nur der Performance-Modus wirklich anbietet. Raytracing bietet kaum einen Mehrwert und senkt die Bildwiederholrate genauso wie der Optik-Modus zu sehr, um eine echte Alternative zu sein.

Forspoken

Obwohl Forspoken mehrmals verschoben wurde, fühlt es sich in einzelnen Momenten noch immer nicht ganz fertig an. Da stimmt dann die Kollisionsabfrage nicht oder Animationen, etwa beim Betreten einer Leiter oder beim Klettern, wirken arg mechanisch. Andere Spiele weisen hier einfach einen höheren Detailgrad auf. Dadurch wirkt das Spiel teilweise weniger flüssig, als es eigentlich ist. Alles in allem ergibt sich ein grundsätzlich positiver Eindruck bei der Technik, mehr aber auch nicht. Forspoken sieht in seinen besten Momenten richtig hübsch aus, lässt einen aber auch nicht mit offener Kinnlade zurück.

Fazit

TEST: Forspoken – So schlimm wie alle behaupten?
Fazit
"Forspoken ist leider nicht der große Hit, auf den wir alle gehofft hatten. Das ist schade, weil viele Basics eigentlich gut funktionieren. Die Technik ist gut, das Gameplay macht richtig Spaß und die Welt von Athia bietet viele Möglichkeiten. Das Spiel nutzt diese nur eben viel zu selten und legt vor allem bei den Geschichten, der Atmosphäre und den Charakteren eine Bauchlandung hin. Wenn ihr darüber hinweg sehen könnt, dürftet ihr aber doch überrascht sein, wie gut die einzelnen Mechaniken dann doch funktionieren."
Pro
Technisch größtenteils gelungen
Unterhaltsames Gameplay
Interessante Prämisse und Spielwelt
Contra
Ganz schwache Story und Charaktere
Sehr repetitive Aufgaben
Viel verschenktes Potenzial
7.5

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