Superhelden erleben aktuell eine absolute Glanzzeit. Egal ob in Filmen, Serien oder Spielen. Während Marvel auf der Leinwand eine bessere Figur macht, liegen sie in Sachen Games ganz klar und deutlich hinter dem DC-Kader. Das zeigte sich bereits bei „Injustice: Gods among Us“, einem Beat’em’Up aus dem Hause Netherrealm, das neben einer interessanten Story auch ein tolles Gameplay zu bieten hatte. Mit „Injustice 2“ versucht das Team nun an den damaligen Erfolg anzuknüpfen und hat dafür einige neue Ideen einfließen lassen, um das Gameplay noch interessanter zu gestalten. Gleichzeitig stellt man sich der harten Konkurrenz von „Tekken 7“ und „GUILTY GEAR Xrd REV 2“, die sich ebenfalls in diesen Tagen zum Schlagabtausch treffen. Wer es schafft, am Ende den besten Treffer zu landen, haben wir uns einmal genauer angeschaut – Round 1: Injustice 2.
Von gefallenen Helden, spannenden Kämpfen und mächtigen Rüstungen
„Injustice 2“ knüpft genau da an, wo der Vorgänger aufhört: Superman, der im Vorgänger noch die Welt unter seinem Regime mit harter Gewalt beherrscht und kontrolliert hat – bis er schließlich von Batman besiegt wurde – ist in einem Gefängnis eingesperrt und durch die rote Sonnenenergie seiner Kräfte beraubt. Seine ehemaligen Anhänger, wie Wonder Woman oder Black Adam, versuchen den früheren Helden zu befreien, denn die Welt hat ein neues Problem: Der hochintelligente Android Brainiac ist auf dem Weg, die wichtigsten Städte der Erde in seine Sammlung aufzunehmen, den restlichen Planeten zu sprengen und darüber hinaus Superman zu vernichten. Schon Jahre zuvor hat Braniac bereits Supermans Heimatwelt Krypton heimgesucht. Was dieser jedoch nicht weiß: Superman ist nicht der letzte Krypotnier, denn auch seine Cousine, Kara Zor-El konnte damals fliehen und steht den (mehr oder weniger) Helden nun zur Seite.
Die Story bietet einiges an interessanten und spannenden Elementen, unvorhergesehene Wendungen, sowie den Kampf zweier ehemaliger Freunde, die nun auf verschiedenen Seiten stehen: Absolute Gerechtigkeit und absolute Kontrolle. Doch auch die einzelnen Entwicklungen der Figuren, ihre Rolle im Gesamtgeschehen und ihre eigenen Probleme sorgen für eine angenehme Dynamik, die sich gut in das gesamte Spiel einfügt.
Das Kernelement des Spieles sind natürlich die Kämpfe. Wer den Vorgänger, oder auch „Mortal Kombat X“ gespielt hat, der wird sich direkt zurechtfinden: Wir treffen im 1vs1 auf unsere Gegner, keine Teams, keine Auswechslungen. Durch die Kombination von leichten, mittleren und schweren Angriffen ergeben sich gut inszenierte Kombinationsangriffe, die jeweils auf die entsprechenden Kämpfer wie Batman oder Green Lantern angepasst sind. Hierzu gehören auch die jeweiligen Spezialangriffe, durch die wir unserem Gegenüber noch mehr Schaden zufügen können, etwa durch Spezialgriffe, Geschosse oder andere Elemente. Die einzelnen Kombinationen wurden etwas vereinfacht und sollen dabei helfen, nicht nur wahllos auf den Tasten herum zu drücken, da Kombos nun leichter zu erlernen sind. Leider bleibt das Button-Smashing hier und da doch noch zu effektiv, und auch nicht immer gelingt die gewünschte Kombination, was sehr nervig und problematisch werden kann.
Neben den Spezial-Moves gibt es aber auch noch Super-Angriffe, die man bei gefüllter „Meter-Burn“ Leiste auslösen kann, und die eine kleine Sequenz auslösen, in der es ordentlich zur Sache geht. Und hier reden wir von Angriffen mit dem Batwing, Schläge in den Orbit und völlige Zerstörung. Mit übertriebenen Darstellungen wurde hier nicht gegeizt, ebenso wie bei dem Einbezug der Arenen-Umgebung. Denn wie auch schon früher kann man Objekte wie Reifen, Schilder oder auch Barbesucher nutzen, auf seinen Gegner werfen und ihm damit ganz schön weh tun. Auch die beliebten Arenen-Übergänge gibt es wieder, mit denen wir den Feind aus der aktuellen Stage schleudern, er gegen Autos, Schilder, Killer Croc oder andere Feinde stolpert und dann auf einer neuen Ebene aufschlägt. Das sieht nicht nur verdammt cool aus, sondern ermöglicht auch ganze neue Möglichkeiten.
Jeder Kampf definiert dich mehr
Während das alles schon aus dem Vorgänger bekannt war, sorgt ein Element für große Veränderung, denn der Untertitel „Jeder Kampf definiert dich“ ist nicht ohne Grund gewählt. So sammelt man in jedem Kampf für einen seiner etwa 30 Superhelden/-Schurken Erfahrungspunkte, durch die man im Level aufsteigt und damit auch seine TP-,Angriffs- und Defensivpunkte verbessert. Darüber hinaus schaltet man im Laufe der Kämpfe oder durch das Öffnen sogenannter „Motherboxen“, die man für Credits kaufen kann oder für bestimmte Aktionen erhält, neue Ausrüstungsgegenstände wie Hosen, Capes oder Waffen. Diese sorgen nicht nur für optische Veränderungen, sondern steigern auch die Kräfte der Helden und Schurken und statten sie mit speziellen Effekten aus. Darüber hinaus kann man ihnen Spezialfähigkeiten zuweisen, durch die sich neue Kombos oder Spezialangriffe freischalten lassen. Hierdurch werden diese im Laufe der Zeit nicht nur zu den ultimativen Kampfmaschinen, sondern lassen sich auch auf den eigenen, individuellen Spielstil anpassen.
Diese ständige Weiterentwicklung macht wirklich Freude und treibt das Interesse und den Willen immer weiter voran. Schade nur, dass sich die Ausrüstungen teils erst ab einem bestimmten Figuren-Level nutzen lassen, für die man einiges an Zeit investieren muss. Das ist es aber durchaus wert, da es auch besondere Sets gibt, die einiges zu bieten haben. Leider lässt sich die bereits freigeschaltete Rüstung nur mit speziellen Regenerations-Marken auf das aktuelle Level hoch stufen, die man zwar auch hin und wieder so freischalten kann, sollte man dies aber umfangreicher anwenden wollen, muss man diese Marken zwangsläufig mit Echtgeld erwerben.
Die leichten Kombos sorgen zusammen mit den Spezialangriffen und der Interaktion mit der Umgebung für rasante Kämpfe, die hier und da vielleicht ihre Schwächen haben, aber dennoch absolut überzeugen können und sich hervorragend in die gut umgesetzte und ansprechende Story einfügen. Besonders das Ausstattungssystem macht Freude und sorgt nicht nur für einen großen Wiederspielwert, sondern auch für gekonnte Kombination von Rüstung und Fertigkeiten. Die KI bleibt dabei sehr fair, ab gewissen Schwierigkeitsstufen aber auch sehr herausfordernd, wodurch hier eine gewisse Erfahrung und Übung gefragt sind.
Viel zu tun, viel zu sehen
Neben der etwa 7-8 stündigen Kampagne gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, sich gepflegt eins auf die Mütze zu geben. So gibt es die klassischen Arcade-Modi, in der jede Figur ihre eigene kleine Story erlebt, einen Übungsmodus, in welchem man sein eigenes Spiel verbessern und neue Kombinationen ausprobieren kann und einen Multiplayer-Modus, in welchem man gegen Freunde vor Ort oder über Lobbys gegen Person auf der ganzen Welt antritt. Diese Kämpfe lassen sich auch nach den eigenen Wünschen anpassen und einstellen. Darüber hinaus gibt es noch einen Turniermodus, der vor allem offline so freundlich ist und für eine Chancengleichheit unter den Teilnehmern sorgt, sollte ein Spieler eine schon weit entwickelte Figur auswählen, sein Gegenüber aber einen noch kaum ausgebauten Kämpfer besitzen. Das ist sehr fair und verhindert unnötige Frustmomente oder eine fiese Übermacht. Leider gibt es hier keinen Turnierbaum, den man entsprechend anlegen kann, wodurch die Bezeichnung „Turnier“ hier eher irreführend sein kann.
Für alle, die auf ein größeres Ziel hinarbeiten wollen, bietet sich vor allem der neu eingeführten „Multiversum-Modus“ an. In diesem „scannt“ das Programm „BrotherEye“, ein Überwachungsprogramm von Batman, die verschiedenen Erden der einzelnen Universen nach Gefahren, um ihnen zur Seite zu stehen und für Frieden und Sicherheit im Multiversum zu sorgen. Pro Planet stehen mehrere Events mit aufeinanderfolgenden Kämpfen zur Verfügung. Die einzelnen Veranstaltungen besitzen verschiedene Voraussetzungen, wie etwa einen bestimmten Charakterlevel oder den vorherigen Abschluss einer Mission, während die Kämpfe durch Modifikatioren beeinflusst werden. So sorgt etwa die Mod „Zooms Macht“ dafür, dass wir uns super schnell bewegen, während die „Eissturm“-Mod dafür sorgt, dass wir regelmäßig eingefroren werden. Dadurch gewinnen die Kämpfe ein spannendes Element, welches entweder für Probleme sorgt oder einen taktischen Vorteil entstehen lässt. Sollte man eher auf Teamwork stehen, für den lässt sich das Ganze auch mit einer Gilde von bis zu 50 Leuten verbinden, die gemeinsam an den Multiversen arbeiten, Aufgaben erfüllen und zahlreiches Zubehör und Extra freischalten. Der Modus sorgt insgesamt nicht nur für Abwechslung, sondern bietet auch immer wieder spannende Kämpfe und neue Elemente, wodurch sowohl die Motivation hoch bleibt, als auch die passende Spannung gegeben ist.
Doch nicht nur im Gameplay schneidet „Injustice 2“ gut ab, denn auch in puncto Atmosphäre kann geglänzt werden. Hier fallen vor allem direkt die fantastischen Charaktermodelle auf, in die allesamt viel Liebe und Kraft investiert wurde. Sie sehen fantastisch aus, lassen eine klare Mimik erkennen, und das nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern auch im laufenden Kampf. Hier macht es wirklich Spaß genauer hinzusehen. Gleiches gilt auch für die Arenen, die wieder vollgepackt sind mit spannenden Elementen und versteckten Details, auch wenn man hier im Vergleich zum Vorgänger etwas zurücksteckt. Hinzu kommt, dass es leider „nur“ 12 verschiedene Stages gibt. Nichtsdestotrotz stecken sie voller Leben und Action, genau wie die Kämpfe, die durch viele Effekte, gerade der Spezial-Moves, überaus schnell und rasant werden können. Besonders die kurzen Momente wie etwa die Übergänge sind voller Details und ansprechender Elemente.
Hinzu kommt natürlich auch auf grafischer Ebene die Darstellung der einzelnen Outfits. Gerade durch die verschiedenen Ausrüstungen ergeben sich kleine Veränderungen, die wirklich coole Anzüge entstehen lassen, die sich auch noch in der jeweiligen Farbe angleichen. Im groben Layout orientiert man sich hierbei bei einigen Figuren inzwischen mehr an den Film- und Serienablegern, so wurde dem Joker, der einen kleinen Gastauftritt hat, etwa ein deutliches „Suicide Squad“-Makeover verpasst, während Flash dem Serie-Barry Allen ähnelt. An Ausstrahlung und Authentizität verlieren die Figuren dabei aber keineswegs. Besonders schön: Für z.B. Flash, Green Lantern oder Captain Cold gibt es besondere Designs, mit denen sich der ganze Charakter ändert, indem etwa aus Flash der Reverse-Flash oder aus Mr.Snart Mr.Freeze wird – von der Optik angefangen bis hin zur Synchronisation; lediglich die Moves bleiben gleich.
Apropos Synchronisation: Diese ist wirklich gut umgesetzt worden, da meistens die originalen Stimmen genutzt werden, wie man sie auch aus Filmen oder anderen Spielen gewohnt ist. Hinzu kommt ein gut abgemischter Soundtrack, wodurch sich insgesamt eine angenehme Atmosphäre entwickelt, man tief in den Kampf eintaucht und gerade durch die Kürze der Kämpfe schnell die Zeit vergisst.
An sich gibt es weder im Umfang noch in der Atmosphäre groß etwas auszusetzen. Knapp 30 Kämpfer, 12 Arenen und zahlreiche Modi, in denen man sich nach Lust und Laune austoben darf. Allerdings ist bereits bekannt, dass es noch 9 weitere Kämpfer geben wird, die, wie auch schon bei Teil eins oder bei Mortal Kombat, als kostenpflichtige DLC nachgereicht werden. Wer das genau sein wird ist bisher nur teilweise bekannt.
Entwickler: Netherrealm Studios / DC // Publisher: Warner Bros. // Release: erhältlich // Offizielle Homepage: www.injustice.com