Das Gefühl, in den eigenen vier Wänden nicht sicher sein zu können, zählt für die meisten wohl zu den schlimmsten Erfahrungen, die man machen kann. Genau mit diesen Ängsten spielt der kommende VR & PS4 -Titel “Intruders – Hide & Seek” von Daedalic Entertainment und den Tessera Studios, die damit zwar keine gänzlich neue Idee aufgreifen, die Erfahrung darum dank VR aber umso eindringlicher machen.
Die Fremden in meinem Haus
“Intruders – Hide & Seek” beginnt eigentlich recht harmonisch – eine stimmige Autofahrt durchs Grüne, mit dem Ziel eines Luxusanwesens, einfach mal, um vom beruflichen Alltag und der großen Stadt eine Pause zu haben und den Kopf frei zu bekommen. Es könnte so schön sein! Besonders authentisch kommt dies rüber, da man zunächst alltägliche Situationen durchlebt – hier ein gemeinsames Essen, da ein bisschen Versteckspielen der Kinder, wäre da nicht die unterbewusste Angst vor dem “es könnte ja was passieren”, was den Vater dazu treibt, im Stil eines echten Preppers einen Panic Room im Keller zu installieren. Wenn man damit mal die Geister nicht herausfordert.
Und genauso soll es auch kommen. Inmitten der Nacht verschaffen sich Unbekannte den Zugang zum Haus, nehmen die Eltern in Geiselhaft, während sich die Kinder bereits im Panic Room verstecken, abgeschnitten von der Außenwelt und nun vor der gewaltigen Aufgabe, aus dieser Situation zu entkommen. Es gibt unzählige Beispiele in Filmen und auch Spielen, die genau ein solches Szenario beschreiben, darunter “Panic Room” mit Jodie Foster, “The Strangers” oder das 2018 für PS4 veröffentlichte “Remothered: Tormented Fathers”, das einen recht ähnlichen Ansatz verfolgte. Die Idee funktioniert immer wieder und versetzt einen in eine nervenzerreißende Spannungssituation, mit dem Unterschied in “Intruders – Hide & Seek”, dass man das Ganze nun aus einer sehr persönlichen Sichtweise erlebt.
Einen Ausweg finden
In der Rolle der beiden Kinder, die sich im Panic Room verstecken, müsst ihr nun einen Ausweg aus dem Haus und einen Weg finden, die Eltern zu retten. Die Kinder wirken indes ziemlich taff, kennen sich bestens mit Technik aus und wissen offenbar schon genau, was als nächstes zu tun ist. So bewegt man sich schleichend durch das doch recht große Anwesen, versucht dabei den Eindringlingen zu entgehen und stößt auf immer neue Probleme, die es nun zu bewältigen gibt. Der einfache Gang durch die Haustür ist wie so oft nicht möglich, wobei man damit auf den Umstand stößt, dass sich “Intruders – Hide & Seek” ziemlich vielen Klischees bedient und somit in gewisser Hinsicht auch vorhersehbar wird.
Wie schon erwähnt ist die Idee dazu auch nicht wirklich neu, der besondere Anreiz ist eher die VR-Erfahrung, da man alles hautnahe erlebt, alles im 360° Blick sieht und sich sofort in die Rolle der Kinder versetzt fühlt. Wie sehr sich diese Erfahrung von der regulären 2D-Version unterscheidet, könnte kaum deutlicher sein, die geradezu unspektakulär in diesem Vergleich daher kommt. Das Spannungslevel nimmt auf dem flachen Bildschirm deutlich ab, Größenverhältnisse werden ganz anders wahrgenommen und die Soundkulisse will auch nicht mehr so recht zum Bild passen. Daher kann man nur empfehlen, “Intruders – Hide & Seek” unbedingt mit VR zu spielen. Als besonderen Anreiz hat man sogar einen Pulsmesser mit eingebaut, den ihr im richtigen Takt bedienen müsst, solange ihr euch in einem Schrank oder ähnliches versteckt. Gerät man dabei in Panik, verrät man sich selbst. Eine nette Idee, die das Ganze noch zusätzlich vorantreibt.
VR-Steuerung als Herausforderung
Eine gewisse Schwierigkeit, oder Herausforderung, wenn man so will, ist natürlich die VR-Steuerung, gerade wenn es dazu kommt, dass man flüchten muss. Eine simple Drehung mit dem Stick auf dem flachen Bildschirm ist natürlich einfacher gemacht, als eine echte 180° Drehung in VR. Zwar gibt es hierfür auch eine kleine Tastenkombination, dennoch verliert man in hektischen Momenten schnell mal die Orientierung und rennt gegen die nächste Wand. Das liegt vor allem auch daran, dass der Titel bei Nacht sehr dunkel gehalten ist und auch die hellste Taschenlampe nichts in diesen Momenten bringt – auch ein großes Problem in der 2D-Version und ganz besonders auf einem OLED-TV, wo schwarz wirklich schwarz ist. Das ist mit eine der größten Herausforderungen im Spiel, die einen auch ziemlich oft scheitern lässt – Frust natürlich inklusive. Klar, man braucht sich einfach nicht erwischen lassen, aber das ist nahezu unmöglich.
Beeindruckend ist dann allerdings die authentische Atmosphäre und vor allem auch die grafische Qualität, selbst für VR. Hier macht “Intruders – Hide & Seek” ein wirklich gute Figur und kann sich für einen Independent-Titel mehr als sehen lassen. Der reale Ansatz bei der Nachgestaltung des Hauses trägt ungemein dazu bei, dass die missliche Situation wirklich greifbar wird und man sich mit dem Aufsetzen des VR-Headsets sofort an diesen Ort versetzt fühlt. Abgerundet wird dies von der stimmigen 3D-Soundkulisse, die übrigens auch aus spielerischer Sicht sehr hilfreich sein kann, in dem man akustisch wahrnimmt, aus welcher Richtung die Eindringlinge gerade kommen.
Rein technisch bezogen wäre außerdem zu erwähnen, dass hier trotz der freien Bewegungssteuerung keinerlei Motion-Sickness Effekte auftreten und “Intruders – Hide & Seek” in dieser Hinsicht sehr gut optimiert wurde, mit zusätzlich anpassbaren Optionen für das individuelle Empfinden.