Mit Miasma Chronicles ist am 23. Mai das neue Spiel der Mutant Year Zero-Macher The Bearded Ladys erschienen. Nachdem Mutant Year viel frischen Wind in das mittlerweile wiedererstarkte Rundentaktik-Genre brachte, waren die Erwartungen an den neuen Titel vergleichsweise hoch. Wir haben uns durch die Welt von Miasma Chronicles geballert und geschlichen und verraten euch im Test, wie gut das Spiel geworden ist und für wen es sich wirklich lohnt.
Ein bisschen Fallout
Miasma Chronicles spielt in einer postapokalyptischen Welt. Wie es zum Untergang der Zivilisation kam ist anfangs unklar, allerdings scheint mit großer Sicherheit das namensgebende Miasma, eine merkwürdige schwarze Materie, eine entscheidende Rolle dabei zu spielen. Wir übernehmen die Rolle von Elvis, der in dieser heruntergekommenen Welt zusammen mit seinem Robo-Bro Diggs nach seiner Mutter sucht. Die hat ihm glücklicherweise einen schicken Handschuh hinterlassen, mit dem er das Miasma teilweise kontrollieren kann.
Die Geschichte ist auf jeden Fall eine Stärke von Miasma Chronicles. Die Handlung gewinnt zwar keinen Literaturpreis und auch ein paar Dialoge sind etwas steif geschrieben, gerade im Rundentaktik-Genre kommen Story und Charaktere aber häufig zu kurz und es ist schön zu sehen, dass The Bearded Ladys hier einen anderen Weg wählen. Auf unserer knapp 20 Stunden langen Reise treffen wir auf allerlei skurrile Figuren und erleben ein paar unerwartete Abenteuer und Wendungen.
Die Spielwelt wirkt darüber hinaus stimmig und interessant und wird von der ansehnlichen Technik auch hervorragend in Szene gesetzt. Man hat immer wieder das Gefühl, auf ein kleines Diorama oder eine Modellwelt zu blicken und entdeckt dabei viele Details. Die Umgebungen und Dörfer sind mit viel Liebe gestaltet und machen einen runden Eindruck.
Jede Menge XCOM
Beim Gameplay werden sich Rundentaktik-Fans schnell zuhause fühlen. Die mittlerweile von erfolgreichen Spielen – allen voran den neueren XCOM-Titeln – etablierten Mechaniken finden sich zu großen Teilen auch hier wieder. Ihr bewegt euere Einheit über ein Schlachtfeld, das in kleine Quadrate unterteilt ist. In jedem Zug habt ihr eine bestimmte Anzahl an Aktionspunkten, die ihr für Angriffe, Bewegungen, zum Nachladen oder für Spezialmanöver einsetzt. Ihr könnt euch in Deckung begeben, habt aus einer erhöhten Position eine bessere Trefferchance und jeder Schuss wird ausgewürfelt. Bei den Gegnern handelt es sich teilweise um menschliche Kämpfer, aber auch Froschmonster und Aliens kommen zum Zug.
Wenn euch eure Gegner noch nicht entdeckt haben, könnt ihr auch schleichen und versuchen, einen nach dem anderen auszuschalten oder eine Gruppe Feinde in einen Hinterhalt zu locken. Das spielt sich insgesamt ziemlich gut, ohne dabei in einer Disziplin besonders herauszustechen. Zwischen den Kämpfen könnt ihr euch dann frei bewegen und die Welt erkunden, Waffen und Vorräte looten oder kaufen und eure Charaktere aufleveln. Die freie Bewegung bringt tatsächlich ein bisschen Abwechslung rein und macht die Welt nochmal glaubhafter. Das alles deutet auf ein sehr gutes Spiel und einen hervorragenden Genre-Vertreter hin, allerdings stellt sich Miasma Chronicles in der Hinsicht leider selbst das ein oder andere Bein.
Probleme bei der Balance
Der Knackpunkt ist hier insgesamt der Schwierigkeitsgrad, der an unzureichendem Balancing leidet. Das Spiel ist nämlich entweder viel zu leicht, oder viel zu schwer. Blutige Anfänger und Hardcore-Experten mit dem Rundentaktik-Messer zwischen den Zähnen wird das natürlich überhaupt nicht stören, alle dazwischen aber schon. Ich habe beispielsweise gerne XCOM gespielt und kenne mich ein bisschen aus, ohne dabei aber jede Taktik bis zum Maximum durchzukauen. Mit dieser Erfahrung beiße ich auf den zwei höheren Schwierigkeitsgraden gnadenlos auf Granit, während ich mich auf den zwei niedrigeren teilweise langweile.
Dazu kommt, dass das Spiel sehr mit Ausrüstung und Währung geizt. Man muss wirklich jeden Stein umdrehen, um genug Geld zusammen zu kratzen. Das muss man dann häufiger als es einem lieb ist, in Medipacks oder ähnliches investieren und hat dann nicht mehr genug, um seine Waffen zu verbessern. Klar, das vermittelt das Gefühl, in einer ressourcenarmen Welt zu leben oder sowas, macht aber einfach keinen großen Spaß. Glücklicherweise handelt es sich hier um eher kleine Probleme, die mit ein paar Updates gefixt werden könnten. Die Hoffnung bleibt also.