TEST: Toukiden – The Age of Demons – Dämon, sag‘ kenne ich dich nicht von irgendwo her?

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Als im Jahre 2008 -Monster Hunter Freedom Unite- für die PSP veröffentlicht wurde, erreichten die Absatzzahlen des Spieles in kürzester Zeit Höhen, die einem am Markt schwächelnden Sony Handheld so wohl kaum zu zutrauen waren.

Doch die Jagd nach Monstern, das unverschlissene Gameplay, die Aneinanderreihung von Bosskämpfen, ja auch das Looten und Craften, schlugen vornehmlich bei der japanischen Spielerschaft ein wie eine Bombe. Über 4 Millionen Exemplare des Spieles, gingen alleine in Japan über die Ladentheke und zeigten unumstößlich „Monster jagen geht immer – auch auf kleinem Display!“.

Ja, und sind wir mal ehrlich: Eine ähnliche Erfolgsgeschichte würde der PlayStation Vita sicher nicht zum Nachteil gereichen. Letzte Veröffentlichungen von Capcom’s Monster Hunter Franchise beschränkten sich jedoch auf Nintendo Konsolen und so ist es nicht verwunderlich, dass das Erfolgsrezept in anderem Gewand und durch einen anderen Publisher den Weg auch auf Sony’s aktuellen Handheld findet.

So weit, so gut. Aber wie schlägt sich nun Tecmo Koei’s Dämonen-Jagd?

Der Japanische Publisher ist bis dato vornehmlich durch seinen jährlichen Neu-Aufguss der -Dynasty Warriors- Titel bekannt. Eine Spielereihe, die über die Jahre, nebst Massenschlachten im altertümlichen Japan vor allem durch seine Innovationslosigkeit aufzufallen wusste. Der lediglich dezent variierende Neuaufguss der Dynasty Warriors Spiele erfreut sich jedoch besonders in Japan einer sehr großen Fangemeinde und auch ich habe schon meine Freude mit den Gebietskämpfen gegen Unmengen von Feinden gehabt, denn Spaß macht das Kampfsystem allemal.

Und so war ich auch bereits vor dem Spielen von Toukiden zumindest im Bezug auf das Kampfsystem guter Dinge – sollte sich diese Erwartung erfüllen, wären die Grundpfeiler eines unterhaltsamen Spieles schon gelegt. Die Erwartungen an die Story hielten sich dagegen schon deutlich bedeckter. Auch hier darf ich wieder Monster Hunter zum Vergleich ziehen. Eben jene Spiele trumpften nicht gerade im Bereich der Hintergrundgeschichte auf.
Nun, hier kann man sagen, dass Toukiden in diesem Punkt deutlich besser zu unterhalten weiß. Zwar erfüllt die Geschichte fast alle Clichés, derer sich japanische -vornehmlich- Rollenspiele im Allgemeinen erfreuen, dennoch gibt es zumindest eine Handlung der man folgen darf und die die Missionen lose miteinander verbindet.

Nachdem ihr also in einem rudimentären Charakterbildschirm euren Protagonisten, unter Auswahl des Namens, der Haare, der Stimme, des Geschlechtes und der Hautfarbe kreiert habt, stürzt euch das Spiel auch direkt in euren ersten Kampf gegen einen der sagenumwobenen Oni. Hierbei handelt es sich um Abscheulichkeiten, die sich unter dem Oberbegriff „Dämonen“ zusammenfassen lassen und tief in der japanischen Kultur verwurzelt sind.

Eben jene Oni haben in der, im mittelalterlichen Japan angesetzten Geschichte, das Land fast in Gänze eingenommen und einzig und alleine die sogenannten Slayer, Dämonenjäger, wie ihr einer seid, stellen sich den Oni in einem ausweglos erscheinendem Kampf von Gut gegen Böse. Jepp, gut erkannt, da ist es, das Cliché. Und da noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, seid ihr zunächst nicht der alleinige Held der Geschichte, sondern „Der Neue“ im Dorf -Utakata-, welches als eure Basis fungiert.

Von hier aus nehmt ihr Aufträge an, geht auf Missionen, handelt mit dem Krämer, lasst euch beim Dorfschmied Rüstungen und Waffen anfertigen oder verbessern. Die Rüstung lässt sich in vier Kategorien unterscheiden (Kopf, Torso, Arme, Beine), Waffen gibt es 6 verschiedene, sich tatsächlich stark unterscheidende Typen. Hier ist für jeden Dämonenjäger das passende Equipment dabei. Wer es filigran mag, der setzt auf die Doppelklingen oder auf den Bogen. Wird der ruppigere Kampfstil bevorzugt empfehlen sich zum Beispiel, die von mir präferierten Handschuhe. Damit kloppt man den Dämonen auf eindrucksvolle Art auch das letzte widerwillige Knurren aus der Visage. Die Wahl der Waffen, von der man immer nur eine mit auf die Jagd nehmen darf, welche im Dorf jedoch jederzeit auswechselbar ist, entscheidet stark über die Art des Kampfes und lädt auf diese Weise zum Variieren und Anpassen ein.

Der Kampf selbst gestaltet sich mit Blick auf die Waffen jedoch recht einfach -Stichwort Button-Mashing. Eine Taste für den leichten, eine für den schweren Angriff und eine dritte für die „Spezialfähigkeit“ einer jeden Waffe, kennzeichnen hier schon die Einfachheit des Kampfsystems.

Variantenreichtum erfährt dieses jedoch durch den Einsatz sogenannter Mitamas. Hierbei handelt es sich um Seelen gefallener Helden, welche durch Dämonen gefressen wurden. Während der verdauliche Teil der Helden wohl den Weg aller Nahrung gegangen ist, verblieben deren Seelen in unterschiedlichsten Dämonen. Und hier kommen wir zur Besonderheit eures Charakters. Während die restlichen Slayer in ihrem Leben vielleicht Kontakt zu ein bis zwei solcher Mitamas erlangen, seid ihr in der Lage zig, genau genommen 200, dieser gefallenen Helden zu „reinigen“. Der Reinigungsprozess schließt an die Tötung der jeweiligen Dämonen an und erbringt euch unterschiedlichstes Loot, welches ihr zur Herstellung oder zum Verbessern von Waffen nutzt, oder eben auch in seltenem Falle die eben erwähnten Heldenseelen.

Diese lassen sich, nach einem kurzen Dialog mit euch (alle sind individuell und verfügen über eine kurze, nachlesbare Biografie) , in euren Waffen integrieren. Dies sorgt für ein wirklich interessante Erweiterung des Kampfsystems. So verfügen die, in acht Kampfstile unterscheidbaren Mitamas, über jeweilig 4 Fähigkeiten, die sich in begrenzter und an Gebetssteinen im Kampf wieder aufladbarer Anzahl, einsetzen lassen. So gibt es Mitamas die auf Heilung oder Defensive spezialisiert sind. Andere wiederum setzen den Fokus auf den Angriff und verstärken zum Beispiel kurzzeitig die Kraft eurer Attacken oder absorbieren gar die Lebenspunkte eures Gegners und fügen sie somit euren eigenen wieder zu. Neben der Lebensenergieleiste solltet ihr hierbei auch die sogenannte Fokusanzeige im Auge behalten. Hierbei handelt es sich um ein Pendant zur „Mana-Anzeige“ in anderen Spielen. Zwar füllt sie sich selbstständig wieder auf, verbraucht sich aber unter Zuhilfenahme von Spezialattacken genauso, wie beim „schnellen Laufen“, Ausweichen oder der Inanspruchnahme des „Blickes der Wahrheit“. Dieser wiederum ist euch eine große Hilfe im Kampf gegen die Dämonen. So zeigt er euch neben versteckten Schätzen und Gebetssteinen auch die Lebensenergie eurer Gegner. Genauso lässt sich mittels des Blickes erkennen, wo die Schwachstellen der jeweiligen Bossgegner liegen.

Diese Bossgegner sind es auch, die das Spiel so bereichern. So sind die meisten Missionen kurz, beschränken sich auf bestimmte Areale der an „Monster Hunter“ angelegten Karte und bieten leider nur Kost à la -Töte so und so viele Monster- und -bereinige die und die Zone von allen Monstern-. Öde! Anders ist es da bei den Bossgegnern. Diese sind wirklich imposant und bedürfen einer jeweiligen Taktik. So erkennt ihr mittels des „Blickes der Wahrheit“ welche Körperteile des Dämonen bis zu dem jeweiligen Zeitpunkt im Kampf besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden. Und dann läuft es, wie im Streit mit dem Partner: „Immer auf den Schwachpunkt“. So drescht ihr unverfroren -und gerne auch unter Nutzung der lock-on Funktion- so lange auf die jeweiligen Körperteile ein, bis diese sich vom Körper trennen. Von da an heißt es, keine Zeit zu verschwenden. Die abgetrennten Gliedmaßen sollten sofort „gereinigt“ werden, da sie dem Dämon andernfalls wieder nachwachsen.

Diese bis zu einer halben Stunde andauernden Bossfights sind die große Stärke des Spieles. Zusammen mit dem zweiten großen Pluspunkt Toukiden’s, nämlich dem Co-op Modus, gesellt sich taktische Tiefe zum Spielspaß. So könnt ihr Missionen und Bossfights zusammen mit bis zu 3 Freunden „ad hoc“, im Online-Multiplayer oder eben mit NPC’s angehen.

Zwar macht die KI einen wirklich guten Job, heilt euch selbstlos oder reanimiert euch, wenn ihr mal wieder zu oft die Dämonenklaue zu spüren bekommen habt, jedoch ist es bekanntermaßen ein ganz anderes Spielgefühl, eben jene Aufgaben mit realen, im besten Falle befreundeten, Personen in Angriff zu nehmen. Der Wechsel zwischen Single- und Multiplayer ist sehr gut in das Spiel integriert und ich konnte bei meiner Test-Session keinerlei Probleme im Online-Modi feststellen. Einzig schade ist, dass sich die Auswahl der Multiplayer-Missionen an den, im Singleplayer frei gespielten Missionen des „rangniedrigsten Spielers“ orientieren. Das Grinden mit anderen Spielern macht auf jedenfall eine Menge Laune, das so verdiente Loot benutzt ihr um eure Waffen und Rüstung zu verbessern. Gleichermaßen leveln eure Mitamas im Kampf auf; geht euch das zu langsam, könnt ihr das Aufleveln an einem Stand im Dorf entgeltlich (für im Kampf- oder durch den Verkauf von Loot verdientes Geld) beschleunigen. So entwickelt sich ein Kreislauf aus Grinden, Looten, Leveln der zu gefallen weiß.

Sehr schade ist jedoch, dass der Variantenreichtum der Gegner nicht überzeugt. Gut, was das „Fußvolk“ angeht, mag das noch nicht allzu stark negativ aufzufallen, wenn ich jedoch in unterschiedlichen Missionen wieder und wieder die gleichen Bossgegner, welche sich mal hier und da im Farbton unterscheiden, bekämpfen muss, mag man das dem Spiel schon ankreiden. Hier hätte man wirklich mehr raus holen können.

In puncto Grafik kann man Toukiden keine Vorhaltungen machen. Das Setting des mittelalterlichen Japans ist schön eingefangen. Mit voranschreitendem Spiel ändern sich auch die Umgebungen. So seid ihr unter anderem in grünen Wäldern, schneebedeckten Gebirgen, altertümlichen Dörfern und am Strand unterwegs. Hierbei ist jedoch anzuführen, dass die Settings tatsächlich nie mehr, als Kulisse für die jeweiligen „Arena-Kämpfe“ sind; Interaktionen mit der Umgebung sind abzüglich der bereits erwähnten Gebetssteine und einiger „Schätze“, welche man finden kann, welche jedoch auch nicht den Wert üblichen Lootes übersteigen, nicht möglich. Einen Blick in den virtuellen Himmel würde ich auch nicht empfehlen, denn so entartete Wolkenbewegungen habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Anders sieht es da bei den Dämonen- und Spieler/ NPC Design aus. Dies ist wirklich gelungen und detailreich. Unterschiedliche Waffen und Rüstung werden euch optisch markant dargeboten -leider gilt das nicht für aufgelevelte Gegenstände, denn diese unterscheiden sich äusserlich nicht von ihrem „Ursprung“. Die spärlich eingesetzte CGI Sequenzen wissen ebenfalls zu gefallen.

Der Sound des Spieles ist stimmig. So werdet ihr im Dorf sanft bedudelt, während die Musik auf den Missionen deutlich vorantreibender eingesetzt wird. Toukiden verfügt lediglich über eine japanische Sprachausgabe. Sämtliche Sprecher wirken jedoch gut gewählt und professionell. Deutsche Bildschirmtexte gibt es nicht, hier müsst ihr schon eure Englisch-Kenntnisse mobilisieren.

Entwickler: Omega Force, Team NINJA, SCEJ
Publisher: Tecmo Koei
Release: 14. Februar 2014
Offizielle Homepage: www.toukiden.eu

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TEST: Toukiden – The Age of Demons – Dämon, sag‘ kenne ich dich nicht von irgendwo her?
Spaßiger Dämonenschnetzler, der besonders von seinem Co-op Modus und dem unterhaltsamen Gameplay profitiert, der jedoch aufgrund von Gegnerarmut und repetetivem Missionsdesign hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurückbleibt
7.8

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