TEST: Far Cry Primal – Willkommen am Ende der Nahrungskette

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Ubisoft legt eine Pause in der Far Cry Hauptserie ein und präsentiert mit „Far Cry: Primal“ ein Spin-Off, das diesmal ein wirklich erfreulich frisches Setting verspricht, zu einer Zeit, als die menschliche Evolution gerade noch in den Kinderschuhen steckte und fast nur eines zählte – das Überleben! Dass man damit dem großen Namen hinter dem Spiel dennoch mehr als gerecht wird und man sich keinesfalls hinter den Vorgängern zu verstecken braucht, das erfahrt ihr jetzt in unserem Test.

Fressen oder gefressen werden …

Kaum im Spiel angekommen, befinden wir uns mitten in einer Mammutjagd – wir müssen eines der kleineren Tiere von der Herde trennen, es immer mehr in die Enge treiben, um gemeinsam mit unseren Stammesbrüdern für die nächste Mahlzeit zu sorgen. Es fliegen Speere und Pfeile, wir werden fast niedergetrampelt, lautes Gebrüll um uns herum … alles hautnah aus der First-Person-Perspektive. Ein aufregendes und gefährliches Unterfangen, das dummerweise von einem Säbelzahntiger gestört wird, der in uns seine Mahlzeit sieht. Es war wohl mehr Glück als Verstand, dass wir uns noch nicht in seinem Magen befinden, was andere Stammesbrüder leider nicht von sich behaupten können. Unser Stamm, die Wenja, sind nach diesem fulminanten Start deutlich geschwächt, zerrüttet und in alle Himmelrichtungen verstreut, womit das Abenteuer beginnen kann.

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Wie alle Far Cry-Spiele zuvor setzt auch „Far Cry: Primal“ auf ein offenes Spielwelt-Konzept, sowie eine nicht-lineare Story, in der man tun und lassen kann, was man möchte. Das recht überschaubare Land Oros liegt euch dabei zu Füßen, in dem unser Held Takkar zunächst erst einmal nur einen sicheren Rückzugsplatz finden muss, primitive Werkzeuge bauen und sich um den eigenen Zustand kümmern. Hat man sich am Rande einer Höhle etwas gefestigt, wird man noch ein wenig an die Hand genommen und erhält von der Sammlerin Sayla erste Aufträge, die in erster Linie dazu dienen, das eigene Dorf wieder aufzubauen, weitere Wenja´s zu vereinen und für deren Schutz zu sorgen.

„Far Cry: Primal“ setzt dabei nicht nur auf eine Story, sondern gleich auf mehrere Handlungsbögen, die ineinandergreifen, aufeinander aufbauen und über das gesamte Land verteilt sind. Man kann sich natürlich strikt an die Hauptmissionen halten, wird dabei aber schnell feststellen, dass häufig erst ein Zuarbeiten notwendig ist, um zum gewünschten Ziel zu kommen. Wie von den Ubisoft-Spielen gewohnt, tun sich während eurer Reise immer mehr Aufgaben und Geheimnisse auf der Karte auf, die sowohl sinnvolles Wirtschaften, Jagen, Kämpfen, Befreien und natürliches Überleben umfassen – und das mit einer spielerischen Tiefe, die ihres Gleichen sucht.

Evolution in wenigen Stunden …

Man könnte meinen, man erlebt die Evolution von hunderten von Jahren in nur wenigen Spielstunden. Anfänglich haben wir uns nur notdürftig eine Keule zusammengebaut, die uns geradeso die wilden Tiere vom Hals hält. Wenig später sind wir bereits Meister des Fährtenlesens, können wilde Bestien zähmen und die Verständigung untereinander klappt wie einstudiert. Die ersten Stunden von „Far Cry: Primal“ gestalten sich vor allem mit unzähligem Wissen, welches einem mit auf den Weg gegeben wird, insbesondere aus spielerischer Sicht. Ein Blick in das Menü reicht bereits aus, um nur zu erahnen, wie man zum König des Dschungels wird. Echtes Handwerk in Form von Waffen bauen und stetig verbessern wird erfordert, Instinkte und Fähigkeiten können erlernt und weiter trainiert werden, es gilt ganze Dörfer zu errichten und abzusichern. Oberstes Gebot hierbei ist, sammeln was das Zeug hält, denn die Beutetasche kann gar nicht voll genug sein.

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Ganz Oros ist voll von Schätzen und wie es sich für einen echten Steinzeitmenschen gehört, kann alles um euch herum nützlich sein. Aus Gräsern, Federn und Hartholz werden tödliche Pfeile gebaut, das Erlegen und Häuten von Tieren sichert nicht nur euer eigenes Überleben, es schützt euch und euren Stamm vor der nächtlichen Kälte, liefert Baumaterial für neue Häuser oder sorgt für wichtige Medizin, denn fast jede Auseinandersetzung fordert ihren Tribut an Toten und Schwerverletzten. Je intensiver man sich damit beschäftigt und je mehr Zeit man abseits von den Hauptmissionen investiert, desto lebendiger wird eure kleine Stammesgemeinschaft. Es erinnert an das beliebte Wirtschaftssystem aus Assassin´s Creed, in dem man ganze Dörfer neu errichtet und immer attraktiver für neue Wenja´s gestaltet, die sich euch dann anschließen werden. Dieser Fleiß soll natürlich auch belohnt werden, denn je stärker euer Stamm ist, desto einfacher und größer sind die Erfolgschancen bei euren Beute- oder Kriegszügen und je sicherer wird das Land für euch.

Im Einklang mit der Natur …

Nichts in „Far Cry: Primal“ geschieht ohne Grund, nur weil es einen gerade nach Blut dürstet oder man den Kill-Counter nach oben treiben möchte. Für jedes Geschenk der Natur, sei es das Töten für Nahrung, wird Dankbarkeit gezollt. Die Natur und Wildnis sind brutal ohne Ende, warum also diese Stärke nicht einfach für sich selbst nutzen?

Dank der Weisheit des Shamanen Tensay lernt unser Krieger die Gabe, wilde Bestien zu zähmen und deren Stärken für sich selbst zu beanspruchen. Mit etwas Köder könnt ihr euch so an die gefährlichsten Raubtiere heranschleichen und sie durch eine spirituelle Verbindung mit eurem Geiste vereinen. Säbelzahntiger, Wölfe, Bären oder Löwen werden so zu wertvollen Begleitern und Verteidigern auf euren Streifzügen. Jeder der gezähmten Bestien hat zudem seine individuellen Stärken und Schwächen, kann für euch Rohstoffe sammeln, warnt euch vor nahenden Gegnern oder markiert Ziele. Es ist eines der interessantesten Gameplay-Features, die „Far Cry: Primal“ zu bieten hat, die man auch unbedingt nutzen sollte, da euch hiermit unglaublich viel Arbeit abgenommen wird, die ohne die treuen Gefährten recht müßig und zeitraubend wäre.

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Auf der anderen Seite sind natürlich auch die eigenen Stärken und Fähigkeiten gefragt, auch wenn das wilde Leben der Steinzeit nicht pauschal dazu einladen sollte, wie ein Irrer durch den Dschungel zu rennen und alles zu töten, was die Speerspritzen hergeben. Vor allem beim Überfall verfeindeter Stämme und Lager bietet sich die taktische Komponente mehr denn ja an. Recht früh im Spiel könnt ihr hierzu die Fähigkeiten der mächtigen Eule nutzen, um das Gebiet auszukundschaften oder schon mal Feinde zu markieren. Vor dem Angriff noch ein wenig für Ablenkung sorgen, immer näher durchs dichte Gras schleichen und dann mit aller Härte aus dem Hinterhalt angreifen. Die spielerischen Möglichkeiten fördern dabei die unterschiedlichsten Ansätze ungemein, sowie lassen sich die Umgebungen oder andere Wildtiere öfter dazu nutzen, sich seiner Feinde zu entledigen.

Wunderschöne „Steinzeit“ …

Der visuelle Aspekt von „Far Cry: Primal“ hinterlässt eine recht geteilte Meinung. Während man auf der einen Seite eine dichte und reichhaltige Spielwelt präsentiert, die mit ihrer Flora und Fauna nicht abwechslungsreicher sein könnte, von riesigen Mammutbäumen durchzogen wird und eine Tierwelt zu bieten hat, die man so in keinem Zoo mehr zu Gesicht bekommt, wirkt es beim genaueren Hingucken schon wieder etwas veraltet, insbesondere wenn man direkt vor Felswänden steht. Es ist das typische Stigma der offenen Spielwelt, die gleichzeitig riesig sein muss, viel zu bieten haben und eine möglichst hohe Detaildichte aufweisen sollte. Der Kompromiss in „Far Cry: Primal“ ist ein etwas überzogener bunter Look, leicht plastisch wirkend und nicht ganz zeitgemäß, wenn sich der Blick vergleichsweise nur einmal kurz zu „The Division“ richtet, das ebenfalls von Ubisoft stammt. Persönlich hätte ich mir einen fotorealistischen Ansatz gewünscht, der die Authentizität dieser gefährlichen Welt noch mehr unterstrichen hätte. So sind die Ansprüche von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Dafür glänzt „Far Cry: Primal“ mit einer absolut flüssigen Performance, an der es trotz dieser vielen Details nicht das Geringste zu bemängeln gibt.

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Was optisch einem nicht ganz zusagt, holt man dafür wieder mit der beeindruckenden Soundkulisse heraus, bei der vor allem die eigene, fiktionale Sprache der Wenga´s hervorsticht, die für das Spiel entwickelt wurde. Bei den zahlreichen Dialogen möchte man sich kaum vorstellen, wie schwierig die Arbeit daran gewesen sein muss, die sich absolut glaubwürdig und stimmig einfügt. Es wird dadurch lediglich etwas schwieriger, die Filmsequenzen in der Gänze genießen zu können, da man so gezwungen wird den Untertitel folgen zu müssen. Abgerundet wird diese akustische Kulisse von der stetig präsenten Trommelmusik, den typischen Geräuschen des Dschungels und der exotischen Tierwelt, die in „Far Cry: Primal“ mit jeder Minute zu begeistern wissen.

Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Release: 23. Februar 2016
Offizielle Homepage: www.far-cry.ubisoft.com

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Far Cry Primal
TEST: Far Cry Primal – Willkommen am Ende der Nahrungskette
„Far Cry: Primal ist alles andere als ein schnell aus dem Hut gezaubertes Spin-Off. Ein steinzeitlicher Spielplatz lädt ganz Ubisoft typisch zum ausgiebigen Erkunden über viele Spielstunden ein. Die Story dreht sich dabei ums nackte Überleben mithilfe primitivster Mittel, dem ewigen Kampf um deinen eigenen Stamm und dessen Verteidigung. Eine Überlebenssimulation in einem unglaublich interessantem Setting, in dem es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt, einschließlich einer fantastischen, fiktionalen Sprache der Wenga´s, die absolute Hochachtung für ihre Umsetzung verdient hat. Visuell weiß das Spiel zu gefallen, wenn auch wohl noch Spielraum nach oben oder ein realistischerer Ansatz möglich gewesen wäre. Dies holt Far Cry: Primal allerdings mit seiner spielerischen Tiefe und der tollen Soundkulisse wieder heraus, sodass der Zeitreise zu den ersten Schritten der Menschen nichts im Wege steht.“
8.9
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