Es fühlt sich wie ein Deja-Vu an, jetzt wo die ersten Reviews zu PlayStation VR2 verfügbar sind. Sony scheint nach aktuellem Stand in den gleichen Fehler zu rennen wie beim ersten Versuch, mit dem Unterschied, dass es diesmal Mal noch schwieriger wird, potenzielle Käufer zu erreichen.
Man muss sich wohl zweimal überlegen, ob man erneut noch mehr Geld in PlayStation VR2 investiert, das man am Ende vielleicht verbrennt. Das ist jedenfalls die Lehre aus dem ersten Versuch, bei dem unzählige Headsets inzwischen als Elektroschrott in irgendeiner Ecke verstauben. Und das ist nicht einfach daher gesagt, sondern es sind reale Erfahrungen im direkten Umkreis. Mit etwas Glück wird man das Original-Headset derzeit nur zum Schleuderpreis los, insbesondere wenn es sich um die erste Revision handelt.
Hardware überzeugt, Spiele nicht
Kritik an der Hardware ist bisweilen kaum vorhanden, die bisher als eine der besten und innovativsten Lösung im VR-Markt gelobt wird. In diesem Punkt kann man auf das gewohnte Know-How und die Erfahrung von Sony vertrauen, die selten enttäuschen. Selbst wenn der potentielle Erfolg derzeit noch schwer einzuschätzen ist, lassen sich die Japaner von dem Versuch nicht abbringen. Dafür haben sie Respekt verdient.
Die einzelnen Features und Specs von PlayStation VR2 braucht man hier nun nicht noch einmal wiederholen, auf dem Papier wie in der Praxis können diese durchweg überzeugen. Von den bisherigen Spielen kann man das leider nicht behaupten, nicht einmal vom eigentlichen Zugpferd Horizon Call of the Mountain, das nicht ganz einen 80er Score bei Metacritic erreicht. Das ist schon etwas wenig für einen solchen Titel. Vermutlich wäre Gran Turismo 7 besser geeignet gewesen, und noch besser als eigenständiges VR-Spiel und nicht nur als Zusatz-Upgrade mit eingeschränktem Umfang.
Ich mag mich vielleicht täuschen, aber die Aussichten auf ein tolles und durchgängiges Spiele Line-Up für PS VR2 sehen derzeit ziemlich bescheiden aus. Jetzt zu Beginn fährt man wie damals groß auf, danach sah es jedoch mehr als nur bescheiden aus. Einfach nur zu sagen, dass sich über 100 Titel in Arbeit befinden, sagt nichts über deren Qualität am Ende aus. Entscheidend werden nachher die großen Blockbuster sein, von denen bisher genau 0 angekündigt sind. Das Beste hat man mit Horizon, GT7 und Resident Evil Village schon verschossen – und dann? Werden es wieder unzählige Mini-Games und Erfahrungen, halbherzige Ports von bestehenden Headsets? So war es, bis auf wenige Ausnahmen, jedenfalls mit der PlayStation VR damals. Das ist eine berechtigte Befürchtung, die man für einen Kaufpreis von 600+ EUR haben darf.
Frühere Käufer zu überzeugen wird eine Herausforderung
Wer sich bisher noch nicht mit VR auseinandergesetzt hat, den dürfte Sony leicht überzeugen können. Schwieriger wird es mit Käufern des original PS VR oder anderen Headsets, die ihre Erfahrungen bereits gemacht haben. Diese wissen, was sie mit VR erwartet, wie das einmalige VR-Gefühl ist, aber vor allem, was sie inhaltlich bekommen. Der große Wurf wird mit ihnen also nicht zu machen sein.
Wenn man hier nun keine stetigen und substanziellen Verbesserungen liefert, sprich große AAA-Titel mit überzeugender Grafik, die bestenfalls mit den einzigartigen PS VR2-Features kombiniert werden, gibt es für diese keinen Grund, noch einmal so viel Geld in die Hand zu nehmen – zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Selbst dann nicht, wenn es die Hardware an sich rechtfertigt. Nur die Hardware alleine ist aber eben nicht alles, sondern nur die Hälfte zum Erfolg. Und selbst in diesem Punkt ist die Begeisterung diesmal schon nicht die gleiche wie damals, da VR inzwischen keine bahnbrechende neue Technologie mehr ist.
Vor diesem Gedanken sollte man sich seine Vorbestellung also gründlich überlegen, noch kann man sein PS VR2-Headset problemlos stornieren und den einfachen und sicheren Weg gehen – einfach etwas abwarten.