Während ein echter Nachfolger von Valve´s “Portal” seit Jahren auf sich warten lässt, nutzen Entwickler wie Pixel Maniacs die Gunst der Stunde, um in die Fußstapfen dieses doch recht populären Genres zu schlüpfen. Der First-Person-Puzzler sorgte so schon vor einigen Monaten für reges Interesse unter den Portal-Jüngern, der bereits in seiner Standardvariante einen soliden Eindruck hinterließ, auch wenn der ein oder andere Vergleich mit den Portal-Spielen nicht ausblieb. Dennoch konnte “ChromaGun” auch mit seinem ganz eigenem Charme überzeugen, dessen Farbknobelei jetzt nachträglich um eine VR-Komponente erweitert wurde, mit der man versucht, uns noch weiter in die Experimente eintauchen zu lassen.
Farbkeis für Fortgeschrittene
Zunächst einmal grob zum Setting von ChromaGun: Aus nicht näher geklärten Gründen bieten wir uns einer größeren Firma für Testzwecke zur Verfügung an, um eine neue Farbkanone zu testen. Zunächst scheint sich dabei kein Problem erkennen zu lassen, wir beschießen Oberflächen oder kleine Killerdrohnen mit Farbe und bahnen uns so den Weg durch die einzelnen Level bis zum Ausgang. So weit, so gut, möchte man meinen. Im Laufe der Tests werden die Areale allerdings nicht nur komplizierter, sondern auch immer mörderischer, bis der harmlose Test irgendwann zur echten Hölle für euch wird.
Ja, das Setting ähnelt wirklich sehr dem von Portal, allerdings hebt sich “ChromaGun” stark durch die Kombination der Farben ab, sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Zwar sind die Rätsel dadurch etwas abwechslungsreicher und anders zu handhaben als bei Portal, dafür werden Fehler aber auch viel härter bestraft. Denn es kommt nicht einfach nur auf die drei Grundfarben gelb, rot und blau an, sondern auch auf deren richtige Kombination. Und genau hier wird es knifflig, denn nicht selten nimmt man die falschen Kombination vor. Und sind die Flächen einmal gefärbt, lässt sich die Farbe auch nicht mehr entfernen. Da hilft dann nur noch der Tod und der darauf folgende Neueinstieg, was Genre-Kollegen deutlich besser gelöst haben.
Innerhalb der Level begegnen wir im Laufe der Zeit auch diversen Schaltern, auf die wir Drohnen locken müssen, Wände, die sich automatisch selbst verfärben oder die bereits benannten Killerdrohnen, die gerne Jagd auf uns machen, wenn wir sie beschießen. Wenn wir dann noch auf Kraftfelder, enge Gänge oder elektronische Bodenplatten treffen, reicht es nicht nur, dass wir alles wie wild einfärben, sondern müssen zusätzlich auch taktisch agieren, mehrere Schritte im Voraus planen und dabei auf unser eigenes Leben achten. Die Rätsel sind von daher nicht nur anspruchsvoll, sondern auch ziemlich herausfordernd und bieten einen gewissen Nervenkitzel.
Hand an die Farbwaffe
Vom reinen Gameplay her unterscheidet sich die VR-Version somit nicht sonderlich von der Originalversion. Dafür lässt sich der Titel in der Neuauflage wesentlich schöner erleben und handhaben. Nicht nur, dass man das Gefühl bekommt, wesentlich tiefer in die Stages einzutauchen, man kann sich auch wesentlich besser in diesen bewegen, unter anderem, weil wir nicht mehr umständlich mit den Sticks versuchen die Waffe unter Kontrolle zu bekommen, sondern entweder die Bewegungssteuerung unseres DualShock 4 nutzen, oder aber Sonys hauseigenen AIM-Controller, der für diese Art von Spielen perfekt geeignet ist und das Immersions-Level in ungeahnte Höhen treibt. Die entsprechende Handhabung ist wirklich hervorragend und schnell zu beherrschen, wodurch wir die Waffe schnell unter Kontrolle bekommen. Hierbei stehen uns zudem die einzelnen, aus anderen Titeln bekannte Einstellungen zur Verfügung, mit der wir den Komfort unsere VR-Erlebnisses anpassen können.
Insgesamt bilden das Gameplay und die Vorzüge der PlayStation VR eine gelungene Synergie, an der man wieder einmal erkennt, dass es eben solche Titel sind, die von der entsprechenden Technologie profitieren. Die einzelnen Rätsel sind darüber hinaus durchaus anspruchsvoll und setzen einiges an Taktik voraus, allerdings sorgt die fehlende Möglichkeit, Fehler wieder auszugleichen und nur durch einen Tod neu zu starten, dafür, dass wir uns in endlosen Try and Error wiederfinden, was auf Dauer auch ein wenig frustrierend sein kann. Nichtsdestotrotz macht das Spiel viel Freude, besonders in Kombination mit dem AIM-Controller, auch wenn das Gesamtkonzept wenig neu wirkt.
Der markante Portal Look
Wie erwähnt, muss sich “ChromaGun” nicht selten dem Vergleich zu seinem großen Vorbild stellen, der das Genre schließlich einmal geprägt hat. Klar, wir sind Teil eines Experiments. Kein Wunder also, dass die einzelnen Level relativ steril erscheinen, und nicht gerade vor Details strotzen. Umso schöner ist es eigentlich, wenn wir kleinen Elementen begegnen, wie einer kaputten Tür oder einer defekten Drohne. Zudem sind die Rätsel sehr abwechslungsreich, wodurch zumindest so eine entsprechende Abwechslung entsteht. In Sachen Soundtrack ist “ChromaGun” relativ zurückhaltend, und bietet dabei nur das nötigste an entsprechender Untermalung. Auch die oftmals demotivierenden und irgendwie witzigen Ansagen wie bei Portal gibt es hier nicht. Neben Musik gibt es lediglich ein paar wenige Kommentare des Versuchsleiters, die sich leider im Laufe der Zeit wiederholen und kaum dem gerecht werden, was die Vorlage einst bot. Ein wenig mehr Einsatz und mehr Phrasen wären wirklich nicht zu viel verlangt gewesen.
Besitzer der „klassischen“ Variante stehen leider vor einem ziemlich dummen Problem, denn „ChromaGun VR“ gibt es nicht als Update für die Ursprungsversion, sondern nur als eigenständigen Titel. Das heißt, dass man entweder doppelt in die Tasche greifen muss, oder sich mit einer Variante zufrieden geben muss. Das ist nicht sonderlich kundenorientiert und es gibt auch eigentlich keinen Grund, warum man diesen Weg gewählt hat, zumal die VR-Version auch um einiges teurer ist.