TEST: Dishonored 2 – Das Vermächtnis der Maske – Eine durchweg gelungene Fortsetzung

Patrick Held Add a Comment
12 Min Read

Wenn man an ein Spiel denkt, bei dem man mit Schleichen wesentlich weiterkommt als mit blindem draufhauen, dann fällt vielen sofort Bethesdas „Dishonored“ ein. Der Titel glänzte damals mit vielen neuen Ideen, die das Genre mitgeprägt haben, weshalb der Titel auch mit einer Remastered-Version für die aktuelle Generation bedacht wurde. Jetzt, vier Jahre nach dem ersten Teil, wird die Geschichte mit „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ fast nahtlos fortgesetzt. Denn der Frieden, für den man noch in Teil eins gekämpft hat, hält nicht ewig.

Noch einmal die Maske tragen, Aktion und Reaktion, Schleichen oder Schießen

Aber zunächst einmal von vorn: Wir finden uns in Dunwall, dem Königreich aus Teil eins. Corvo Attano, Hauptfigur aus Teil eins und jetziger Leibwächter des Kaiserreichs, begleitet seine Tochter Emily Kaldwin, die jetzige Kaiserin des Reiches, zum fünfzehnten Todestag ihrer Mutter, der früheren Kaiserin Jessamine, dessen Tod wir im Vorgänger gerächt haben. Während der Feierlichkeiten taucht jedoch die Schwester von Kaiserin Jessamine, Delilah Kaldwin auf und beansprucht den Thron für sich. Die Folge: Dunwall wird von feindlichen Wachen und Maschinen angegriffen, die Bediensteten des Schlosses sterben und wir stehen vor unserer ersten Entscheidung: Mit wem wollen wir das Abenteuer bestreiten? Mit der junge, unerfahrenen Kaiserin, oder dem ergrauten, meisterhaften Corvo. Je nachdem wie wir uns entscheiden wird die andere Person eingefroren und festgehalten. Wir selbst werden eingesperrt, können uns aber ohne Probleme befreien und flüchten. Unser Weg führt uns dabei in eine völlig neue Landschaft namens Karnaca, dem Geburtsort von Corvo. Unsere Ziele: Emily/ Corvo retten, das Kaiserreich befreien und Delilah aus dem Weg räumen.

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Allerdings bleibt es im Laufe der Zeit nicht bei diesem einen Ziel. Die einzelnen Level, die uns durch die verschiedensten Gebiete von Karnaca führen, sind voll von interessanten Entdeckungen, Sammelobjekten wie Runen, Artefakte oder Bücher, die uns mit neuen Fertigkeiten oder Informationen über die Spielwelt versorgen. Darüber hinaus gibt es in den Leveln immer wieder verschiedene Nebenmissionen, die uns den Weg zum Ziel entweder erleichtern können, oder aber einen völlig neuen aufzeigen werden. Das führt dazu, dass es unzählige Arten gibt, wie man seinen persönlichen Stil in das Spiel einfließen lässt. Dazu zählt auch die Möglichkeit, das gesamte Spiel abzuschließen, ohne auch nur eine einzige Person zu töten. Das hat auch eine Auswirkung auf den Verlauf des Spieles. Tötet man viele Feinde, wird die Welt, ähnlich wie in Teil eins, von einer Plage heimgesucht. Diesmal sind es keine Ratten, sondern große Mücken. Und jeder hasst Mücken! Daher können selbst wichtige Ziele gefangen genommen, überwältigt oder eingeschläfert werden. Zur Verfügung stehen uns dabei unser Schwert, eine Armbrust mit normalen, Schlaf- oder Brandbolzen, eine Pistole und eine Handvoll verschiedener Mienenarten. Tödlich oder nicht, der Spieler soll dabei vor allem für sein Handeln verantwortlich gemacht werden und dies auch spüren. So auch durch angepasste Kommentare von Gefährten oder der Story, sowie durch eine Auswertung am Ende jedes Levels, an der wir sehen, wie ruhig, laut, tödlich oder „freundlich“ wir waren. Diese Freiheit, die das Team dem Spieler präsentieren wollte, ist absolut gelungen und hat zur Folge, dass man viele verschiedene Wege probiert, selbst beim zweiten oder dritten Spieldurchgang, die man vorher noch nicht entdeckt hat. „Dishonored 2“ ist daher eine große Sandbox, bei der es an jeder Ecke etwas zu erforschen gibt.

Die Story von „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ ist insgesamt gut gelungen. Sie wird spannend erzählt, überrascht und reagiert auf unser Handeln. Allerdings geschieht der Einstieg deutlich zu schnell, und einige Fragen werden zu schnell aufgedeckt. Auch bei Rätseln wird einem zum Teil zu sehr unter die Arme gegriffen, so muss man Notizen oder Aufnahmen gar nicht erst vollständig erforschen, um sofort mit allen nötigen Hinweisen auf das nächste Ziel versorgt zu werden. Zum Teil geht hierbei die Spannung verloren, hin und wieder wäre man sonst allerdings auch etwas aufgeschmissen und hilflos. Wirklichen Rätselspaß gibt es allerdings hier nicht unbedingt immer zu finden. Dadurch kommt es auch, dass vieles der Handlung vorhersehbar ist.

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Das Spiel mit der Macht, die Tücken im Gameplay

Nachdem wir zu Beginn des Spieles geflüchtet sind, steht direkt eine weitere Entscheidung an: Wollen wir Kräfte, oder vertrauen wir auf uns selbst? Das Mal des Outsiders, mit dem wir auch schon im Vorgänger Bekanntschaft gemacht haben, steht uns dann je nach Entscheidung zur Verfügung und bietet uns ungeahnte, wahnsinnig interessante Kräfte: Teleportation, Schattendoppelgänger, Rattenschwärme heraufbeschwören, selbst in eine Ratte schlüpfen,… Beide Figuren verfügen dabei über ihre ganz eigenen, besonderen Fertigkeiten, die sie im Wesentlichen voneinander unterscheidet. Während sich Corvo teleportiert oder zur Ratte wird, kann Emily im Schattenreich wandeln oder eine Art magischen Greifhaken nutzen. Hierdurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, sowohl tödliche als auch nicht-tödliche. Der Spieler kann hier mit seinen Vorlieben experimentieren und erhält einen Anreiz für weitere Durchgänge. Die Kräfte können im Laufe der Zeit durch die bereits erwähnten Runen freigeschaltet oder aufgewertet werden, je nachdem, welche Kraft man am ehesten gebrauchen kann. Das Skill- und Craftingsystem ist dabei sehr ausgewogen sowie ansprechend, informiert gut über die jeweiligen Verbesserungen und macht Spaß, erforscht zu werden. Spieler vom Vorgänger fühlen sich darüber hinaus direkt wieder mit Corvo verbunden und haben ihn und besonders seine Kräfte sofort wieder im Griff, während Emily für alle Spieler zum neuen Erlebnis wird.

Besonders interessant und erwähnenswert wird ein Abschnitt, in dem wir Herrscher über die Zeit sind und zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her wechseln oder die andere Zeitlinie durch eine Art Fenster betrachten können. Ähnlich wie bei „Titanfall 2“ kann man sich so an ahnungslose Feinde heranschleichen, versperrte Wege öffnen oder schnell die Flucht ergreifen. Es macht Spaß, mit der Zeit zu spielen und sie für sich einzusetzen, da das Gameplay so eine ganz andere Ebene erhält.

Allerdings hat das Gameplay auch mit verschiedenen Tücken zu kämpfen: So ist gerade der direkte Konflikt ein großes Manko. Die Schwertkämpfe werden schnell zu hektischen Angelegenheiten, in denen man gerne die Geduld verliert und Köpfe rollen lässt, anstatt die Feinde auszutricksen und KO zu schlagen. Auch der Umgang mit Pistole und Armbrust wird hier und da zur nervigen Situation, da hier keine Möglichkeit zum besseren Zielen gegeben ist. Darüber hinaus hat die KI, die an sich gerade bei den aufmerksam und logisch agierenden Wachen überzeugen kann, bei der normalen Bevölkerung ihre Macken. So können wir das Volk, ihre Häuser oder ihre Läden nach Lust und Laune beklauen, ohne auch nur schief angeguckt zu werden. Andere Spiele, auch aus dem Hause Bethesda, agieren hier doch etwas logischer und realistischer. So rufen Bürger auch zum Beispiel nicht nach Hilfe, wenn wir mit gezogenen Waffen an ihnen vorbeigehen, während an der Wand unser Gesicht groß abgebildet ist, Untertitel: Wanted!

Trotz seiner Fehler und Probleme schafft es das Gameplay fast durchweg zu überzeugen. Der Mix aus Kräften und Technik macht viel Spaß und bringt eine deutliche Abwechslung in das Genre. Spieler von Teils eins finden sich zudem mit Corvo sofort zurecht, Emily ist aber nicht weniger leicht zu steuern und zu beherrschen. Das beide Figuren ihre Eigenheiten besitzen ist sehr interessant, passt gut in das Spiel und eröffnet noch mehr Möglichkeiten. Allerdings sorgen die benannten Macken hier und da für etwas Unbehagen. Außerdem ist es gerade zu Beginn des Spieles schwer, sich unentdeckt zurecht zu finden, mit der Zeit und neuen Kräften wird das durchaus einfacher. Schön wäre es gewesen, wenn beide Figuren das Abenteuer oder zumindest manche Missionen hätten gemeinsam bestreiten können, oder das jeder zunächst seinen eigenen Weg erlebt, so ist man pro Durchgang gebunden. Außerdem: Online-Modi oder Multiplayer gibt es nicht.

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Die Schönheit Karnacs, das Leben eines Assassinen

Während man durch die Level streift, bemerkt man vor allem eins: Sie sind voll mit Details! Egal ob in den lebendigen Straßen, einzelnen Wohnungen oder abgelegenen Inseln, überall gibt es etwas zu finden. Seien es wirklich nützliche Dinge wie ebenen jene Runen zum Skillausbau, oder aber auch Gemälde, Tatorte mit erklärenden Notizen eines Selbstmordes, Geheimgänge oder was auch immer, „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ glänzt mit eben dieser vollen und ansprechenden Welt. Die Gemälde an den Wänden, die verschiedenen Dekorationen oder Architekturen, alles greift hervorragend ineinander. Entgegen kommt dem Titel auch der bekannte Steampunk-Stil, der sich an verschiedenen Punkten immer wieder finden lässt. Dazu kommen ansprechende Animationen, etwa wenn ein Feind im Schwertkampf geköpft wird, wir ihn von oben ausschalten oder aber mit Maschinen interagieren. Hierbei zeigt sich auch der starke Kontrast zwischen dem lauten, überzeichnenden Tod und dem leisen, geheimen KO. Viele der Maschinen können darüber hinaus auch zur Ablenkung genutzt werden, wie etwa Gläser, Wecker oder Schreibmaschinen.

Hier hat man sich wirklich einiges überlegt, um ein gesundes Level-Design umzusetzen. Die Welt, die von mehr als über 70 Grafikern entworfen wurde, überzeugt auch durch ihre Abwechslung und die bereits erwähnten vielen Wege, seien sie offensichtlich oder versteckt. Auch die Figurenmodelle machen einen guten Eindruck, sind allerdings nur selten abwechslungsreich. Das lässt sich aber verschmerzen. Viel schlimmer ist es allerdings, dass es hier und da grafische Bugs gibt. Soldaten, die halb durch die Wand hängen, wenn man sie versteckt, Pop-Ups, flackernde Texturen. Diese Fehler tauchen sehr selten auf, fallen dann jedoch schnell ins Auge. Trotzdem ist die Gesamtperformance sehr solide und weiß sich zu behaupten.

Abgerundet wird das gesamte durch ein hervorragendes Sound-Set. Egal ob Schrittgeräusche, zerspringende Gläser oder auf einander prallende Schwerter, all das hört sich durchweg überzeugen und ansprechend an. Hinzu kommt ein subtiler, aber gut eingesetzter Soundtrack, der in den passenden Situationen für die richtige Stimmung sorgt. Kaputt gemacht wird hier aber vieles durch die nicht durchweg gelungene deutsche Synchronisation. Sie ist manchmal etwas zu plastisch, trotz bekannter Stimmen dahinter, wie der von Bruce Willis.

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TEST: Dishonored 2 – Das Vermächtnis der Maske – Eine durchweg gelungene Fortsetzung
„In Zeiten, in denen viele Titel versuchen, gerade durch ihre rohe, brutale Action zu Punkten, sollte man denken, dass „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ ein absoluter Außenseiter sein sollte. Dem ist aber keineswegs so, denn der Titel schafft es gerade durch seine Freiheiten und seine Wirkung von Gewalt oder Ruhe auf das Gameplay auf seine ganz eigene Art und Weise zu überzeugen. Das Spiel bietet unzählige Wege, sowie Objekte oder Geheimnisse, die es zu erforschen gilt. Der Einsatz von Waffen und Kräften ist ansprechend und interessant und lädt durch sein Skill-Design zum Experimentieren ein. Das detailvolle, abwechslungsreiche Level-Design, die gute KI und die ansprechende Atmosphäre lassen ein Abenteuer entstehen, in dem man sich nicht nur schnell verliert, sondern in dem man auch eigene Verantwortung übernimmt und seinen eigenen Weg erleben kann. Trotz den Macken im Gameplay, der ab und zu fehlerhaften Grafik, der Vorhersehbarkeit sowie der etwas umständliche Steuerung schafft es der Titel deutlich zu überzeugen, und das dank des hohen Wiederspielwertes auch über mehrere Durchgänge. Diese unterscheiden sich auch in ihrer Länge, manche brauchen 25 Stunden (offizieller Wert), manche viel kürzer, wie auf YouTube zu sehen ist.“
8.9
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