TEST: No Man´s Sky – Ein ganzes Universum für geduldige Spieler

Patrick Held Add a Comment
10 Min Read

In den vergangenen Wochen gab es viel zu sehen und zu lesen über den neuen Titel aus dem Hause „Hello Games“, welche bisher mit der Joe Danger-Reihe auf sich aufmerksam gemacht haben. Ihr neues Projekt: No Man’s Sky. Ein Titel, der vor allem durch seine schier endlose Anzahl von Planeten, seinem Umfang und den Möglichkeiten darin glänzen soll. Ein ziemlicher Unterschied zum bisherigen Aushängeschild. Das Konzept konnte jedoch bereits Ende 2013 auf der VGX überzeugen und wurde seitdem begierig erwartet.

Ich und mein Raumschiff, unendliche Weiten, Willkommen im Sandkasten

Unsere Reise beginnt irgendwo am Rande des Universums, auf einem entlegenen Planeten. Wir sind mit unserem Schiff abgestürzt und müssen es wieder reparieren, um richtig durchstarten zu können. Hierfür brauchen wir Rohstoffe, die entweder als Treibstoff oder als weiterzuverarbeitendes Material fungieren. Wir machen uns also in unserem Exo-Anzug und mit unserem Multiwerkzeug ausgestattet zu Fuß auf den Weg. Generell legt man die meiste Strecke auf diese Art zurück, denn Fahrzeuge oder andere Fortbewegungsmittel gibt es (aktuell) nicht. Mögliche Ideen seien aber wohl bereits in Planung.

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Auf der Erdoberfläche erwarten uns neben möglicher Flora und Fauna auch verschiedene Gesteinsformationen, Höhlen, Ozeane und Schluchten, sowie Handelsstationen, Verstecke oder Außenposten, an denen wir mit außerirdischen Lebensformen intergieren und handeln können. Meistens müssen zunächst kleine Rätsel gelöst werden, durch deren Lösung wir mit speziellen Materialien oder Bauplänen für neue Erweiterungen belohnt werden. Hilfestellung erhalten wir hierbei kaum, denn „No Man’s Sky“ setzt vom Spieler voraus, dass dieser sich vieles selbst beibringt. Auch die Kommunikation ist nicht ganz ohne, denn jedes der drei vorhandenen Völker besitzt seine eigene Sprache. Die einzelnen Wörter lernen wir erst im Laufe der Zeit, indem wir sogenannte Wissenssteine aktivieren oder neue Wörter als Belohnung beigebracht bekommen. Nach und nach verstehen wir, was die Kreaturen von uns wollen und wir können ihre Bitten und Wünsche besser erfüllen. Ein wirklich gelungenes Feature, das den Spielspaß weit oben hält.

Auch die Suche nach den Rohstoffen gestaltet sich insgesamt abwechslungsreicher als zunächst vermutet. Jeder Planet verfügt je nach Eigenschaften über unterschiedliche Ressourcen, weshalb es manchmal schwerer oder leichter ist, seine Sammelliste zu vervollständigen. Und davon gibt es einige ganze Menge, denn dank der prozeduralen Weltengenerierung entstehen mehr als 18 Trillionen (eine 18 mit 18 Nullen) verschiedene Welten, die sich in Größe, Oberfläche, Vegetation, Tierwelt, Ressourcen und Umwelteinflüssen unterscheiden. Das System funktioniert so, dass alle Welten auf einer Ausgangszahl beruhen, die durch einen Algorithmus unter Berücksichtigung verschiedener Regeln neu zusammengestellt werden. Hierdurch schaffen sich immer wieder neue Erlebnisse und Konstellationen, sodass kaum eine Welt im Gesamten der anderen gleicht. Besonders toll ist hier das Community-Feature gelungen: Haben wir eine neue Galaxie, einen neuen Planeten, eine neue Pflanze, Kreatur oder Basis entdeckt, dürfen wir ihr einen eigenen Namen geben, der für jeden, der diese Welt vielleicht einmal entdecken sollte, sichtbar sein wird. Sofern es denn dazu kommt, es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass man manche Planeten als einziger jemals besuchen wird. Hält man sich das vor Augen, dann versteht man zum einen erst, wie groß die Karte ist, und zum anderen, wie besonders dieses Erlebnis überhaupt ist. Ein wirklich einmaliges Erlebnis.

Auf den Planeten arbeitet sich der Bergbaulaser durch Gestein und Pflanzen und sammelt die Rohstoffe automatisch ein. Freunde von Minecraft werden hier um einen Vergleich nicht Drumherum kommen. Mit den Errungenschaften können wir nun entweder neue Ausrüstungstechniken herstellen, Systeme aufladen und reparieren oder sie gewinnbringend auf dem Markt oder an andere Kreaturen verkaufen, um genug Geld für neue Schiffe, Werkzeuge oder Anzugplätze zu besitzen. Crafting at it’s best. Besonders das Handeln macht Spaß, denn schließlich will man ja den besten Preis erzielen, der aber von Händler zu Händler schon erheblich variieren kann. Neben den Möglichkeiten zu sammeln und zu handeln gibt es auch noch eine dritte, altbewährte Methode: nämlich darum zu kämpfen. Hin und wieder müssen wir uns auch mit feindlich gesonnen Tieren und den überall zu findenden Wächterdrohnen rumschlagen, die etwas dagegen haben, dass wir Rohstoffe sammeln. Ein Glück, dass das Multiwerkzeug auch eine Waffe ist und die Drohnen nicht gerade besonders robust sind. Und wichtige Rohstoffe bieten sie auch noch.

SunsetBots

Schaffen wir es unser Schiff zu reparieren und zu starten, heben wir endlich ab und erblicken nahezu unendliche Weiten. Im Weltraum erwarten uns Raumstationen, Asteroidenfelder, die wieder mit Rohstoffen locken, feindliche Schiffe, die es zu besiegen gilt. Diese sind im Gegensatz zu den Drohnen wahre Kraftpakete und können uns schon mal das Leben kosten. Zum Glück heißt das aber nicht Game Over; man wird am letzten Speicherpunkt oder der nächsten Raumstation wiedererweckt, allerdings warten alle Ressourcen dort auf einen, wo man gestorben ist, sofern man sich dort nochmal hin traut. Gleiches gilt auch auf der Oberfläche. Hier wird bewusst Frust vermieden und der Spaßfaktor geschont.

Insgesamt macht das Spielprinzip einiges her. Der Mix der Stile, das akzeptable Crafting-System, die vielen Entdeckungen und das Community-Feature begeistern und machen wahnsinnige Lust auf mehr. Allerdings ist das Gameplay nicht frei von Problemen. Frust beim Sammeln kommt gerade zu Beginn des Spieles auf, denn der Platz im Inventar ist ziemlich begrenzt. Leider muss man viel zu oft wertvolle Objekte aus seinem Inventar werfen, um neue Truhen oder Fässer zu öffnen, was sich im Nachhinein leider nicht immer wirklich lohnt. Besonders nervig: Ist das Inventar voll, können wir nicht mal mehr mit Außerirdischen interagieren, egal ob sie uns nur Baupläne oder Rohstoffe geben. Da ist es auch nicht sonderlich clever, dass neue Technologien auch Inventarplätze einnehmen! Es stellt sich also die Frage: Platz für Gegenstände lassen oder sicherer Leben durch neue Techniken? Man kommt nicht dagegen an, sich neue Inventarplätze für seinen Anzug oder größere Schiffe zu kaufen, was allerdings im Laufe der Zeit wirklich teuer werden kann. Hier braucht man einiges an Geduld und Nerven aus Stahl. Auch das hin und her schieben von Materialien zwischen Anzug und Schiff ist etwas umständlich und sorgt für Probleme. Zudem kommt, das man, sollte man zufällig einem anderen Spieler begegnen, diese nicht wirklich miteinander agieren können. Hier dran könnte, wie zuvor suggeriert, noch gearbeitet werden.

Wunderbare Vielfalt, lebendige Welten

Die grafische Atmosphäre steht dem Gameplay bis auf ein paar kleine Abstriche in fast keiner Weise nach. Die unzähligen Welten beeindrucken durch Ihre Vielfalt und ihre Detailreiche. Umgebungen, Tiere, Pflanzen, alles besitzt seinen eigenen, individuellen Charme und kann durchaus überzeugen. Auch der fließende Übergang zwischen Planeten und Weltraum begeistert auf ganzer Linie, ebenso wie die faszinierenden Aussichten aus dem Weltraum auf die kleinen oder großen Planeten. Auch Seen, Wiesen und die Wettereinflüsse wurden gut in Szene gesetzt und fügen sich gut durch ihre entsprechenden Einflüsse ein. Dazu kommt ein guter Wechsel zwischen Tag und Nacht, mit entsprechendem Licht- und Temperaturunterschied.

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Besonders hervorzuheben sind auch die verschiedenen Stationen. Mal sind es riesengroße Handelsposten mit 8 Landeplätzen, mal nur eine abgestürzte Kapsel oder eine verlassene Fabrik. Man weiß oft nicht, was einen hinter einem Hügel oder in eine Höhle erwartet. Das steigert die Atmosphäre ungemein! Untermalt werden diese Szenen von einem gekonnt eingesetzten Soundtrack sowie von Tier- und Triebwerksgeräuschen. Dadurch kommt ein wirklich lebendiges Gefühl auf.

Allerdings hat der Titel auch durchaus mit der Unendlichkeit zu kämpfen. Immer wieder tauchen Felsen oder Bäume nahezu aus dem Nichts auf oder setzen sich nach und nach zusammen. Diese Pop-Ups zerstören den schönen Anblick leider noch zu sehr. Auch das Fehlen einer Übersichtskarte des Planeten mit den bisherigen Entdeckungen oder eigenen Wegmarkierungen ist kritisch anzumerken und hätte dem Titel durchaus gut getan, da man für manche Planeten mehrere Tage braucht, um sie zu Fuß einmal zu umrunden. Besonders kritisch kann man allerdings das generelle Fehlen einer wirklichen Story anmerken. Man hat zwar die Möglichkeit, sich auf den Pfad von Atlas oder zum Zentrum des Universums zu begeben, eine wirkliche Handlung ist damit allerdings nicht verbunden. Daher ergibt sich eher ein nahezu zielloses Umherlaufen und sammeln, bei dem man möglicherweise schnell die Lust verlieren kann. Außerdem fehlt es an wesentlichen Physikeffekten, bei denen etwa Felsen, aus denen man die Mitte trennt, zu Boden stürzen oder Pflanzen sich im Regen oder bei Sturm bewegen.

Entwickler: Hello Games
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.no-mans-sky.com

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No Mans Sky 1
TEST: No Man´s Sky – Ein ganzes Universum für geduldige Spieler
„Die Sandbox lebt! Mit „No Man’s Sky“ hat das Team von Hello Games das Maß für Open World auf ein neues Level gehoben. Würde man jede Sekunde einen neuen Planeten besuchen, bräuchte man 585 Milliarden Jahre, die Sonne erlischt nach etwa 5 Milliarden. Doch das ist nicht die einzige Stärke des Titels, denn auch das Crafting-System und der Einfluss der Umwelt auf den Spieler sind hervorragend und machen Lust auf mehr, ebenso wie das Sprachen-System, die verschiedenen Rätsel und Entdeckungen. Auch Grafisch macht der Titel einiges her und glänzt durch eine gute Atmosphäre. Besonders muss nochmal der unfassbar flüssige Übergang zwischen Planeten und Weltraum hervorgehoben werden, der ohne jegliche Verzögerung oder Ladezeit daherkommt. Allerdings sorgen die Pop-Ups, die fehlende Story, das nervige Inventarsystem und das Fehlen von Karten, Physikeffekten und anderen Fortbewegungsmitteln für einige Minuspunkte, bei denen sich schnell die Frage stellt, wie hoch der Spielspaß erhalten bleibt, oder ob er schnell abstürzt. Aktuell jedoch kann man kaum die Finger davon lassen und verliert sich schnell in den Weiten des Weltraums.“
7.5
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