Besser hätte es für Ubisoft gar nicht kommen können. Pünktlich zum Release von „Rainbow Six Siege“ war das Thema Terrorismus wieder präsent in den Medien, quasi kostenlose Werbung für ein Spiel, das sich deren Bekämpfung als zentrales Thema bedient.
Die berühmte Videospiel-Serie kehrt mit „Rainbow Six: Siege“ zurück und setzt dieses Mal den Fokus auf etwas andere Gameplay-Aspekte. Genau wie das bereits veröffentlichte „Star Wars: Battlefront“ bewegt sich der Titel mehr im Mehrspieler-Erlebnis und möchte ebenso mit geballter Online-Action überzeugen. Außerdem protzen die Entwickler mit einer total zerstörbaren Umgebung, in der die Terroristen gegen die Staatsgewalt antreten müssen. Damit bewegt sich die Serie in eine etwas andere Richtung als es die Serienfans erwartet hätten – doch bleibt man dem Franchise damit noch treu und wird es ihm auch gerecht? Finden wir es heraus!
„Tom Clancy’s Rainbow Six ?“
Tom Clancy ist ja bekanntermaßen der Buchautor, dessen Werke vielerlei Spieleserien das Leben eingehaucht haben, zu dem auch die Rainbow Six-Reihe zählt. Sein Namenskürzel hat jedoch im aktuellen Ableger rein gar nichts verloren, da es hier keine Story gibt, die irgendwelchen Büchern nachempfunden wurde oder der Feder von Tom Clancy entsprang. So bleibt nur das Gefühl zurück, der Name wird weiterhin als Marketing-Move ausgebeutet, der so für die Serienkenner eine leichte Enttäuschung hervorrufen könnte. Offline lassen sich nämlich nur einige Instanzen durchspielen, die jeden Spielmodi vorstellen und vielmehr als Tutorial dienen. Da kommen Erinnerungen an „Star Wars: Battlefront“ hoch, die nach gleichem Rezept verfuhren. Naja, egal – stürzen wir uns nach ein paar Anleitungsrunden schnell, aber zielstrebig in das Gefecht.
Mein Haus, meine Regeln …
Der durchschnittliche Ego-Shooter-Fan wird sich in „Rainbow Six Siege“ sofort wohl fühlen, jedoch müssen sich auch die geübtesten Anhänger erstmal an die trägen Bewegungen der Charaktere gewöhnen, die uns bis heute so sehr stören. „Was zum Teufel hat er alles mit sich?“. Kamera-Drohnen, C4, Blendgranaten, Greifhaken und sogar ein ausklappbares Eisenschild bringen hier das ein oder andere Kilo mit sich und erklären wohl das träge Gefühl der Fortbewegung. Letzteres ist so massiv, dass es sogar im stationären Zustand als Schutzschild dient – was an sich schon wieder ziemlich cool ist. Doch lässt man sich alleine mit einer netten Ausrüstung schon beeindrucken?
Zurück zum Auftrag – wir müssen eine Geisel, welche im Haus verbarrikadiert ist, beschützen und unversehrt nach draußen begleiten. Klingt zunächst ganz simpel, nicht wahr? Hier und da stellen wir ein paar Schilder auf, verriegeln die Fenster, legen Stacheldraht aus. Jetzt heißt es warten! Es ist ruhig, irgendwie zu ruhig. Auf einmal bricht eine ganze Wand ein – what the f**k – und mehrere gegnerische Spieler stürmen mit Blendgranaten um sich werfend herein. Durch die zerstörbare Umgebung und vielerlei Gadgets haben wir auf kleinsten Raum viele alternative Wege, um sich dem Ziel zu nähern. So auch die Gegnermannschaft – statt normale Eingänge zu benutzen bzw. von oben zu kommen, wird ganz einfach eine ganze Wand gesprengt – womit man zunächst kaum rechnet, zumal dies wirklich überall passieren kann. Schon nach wenigen Minuten merkt man, dass Strategie und Taktik bei „Rainbow Six Siege“ ganz groß geschrieben und Teamplay mit Erfahrungspunkten belohnt wird. Die verschiedenen Settings sind dabei so aufgebaut, dass ein Match kaum dem anderen gleicht und den noch recht übersichtlichen Umfang des Spiels etwas ausgleicht.
Neben der Geiselbefreiung stehen aber noch einige andere Spielmodi zur Verfügung. So können klassische Deathmatches mit jeweils 11 Spielern bestritten werden, die jedoch aufgrund der kleinen Maps auch recht zügig wieder ihr Ende finden können. Deswegen gelten besonders im Deathmatch die taktischen Aspekte und die permanente Kommunikation zwischen den Spielern. Wer im Alleingang auf Rambo macht, wird gnadenlos mit einem Kopfschuss bestraft. In anderen Varianten wiederum muss ein bestimmter Stützpunkt verteidigt werden, wobei hier die einzelnen Klassen voll zur Geltung kommen – schwere SWAT-Einheiten sind mit Detonationsbomben ausgestattet, die mit Feindberührung ausgelöst werden. Ein äußerst effektives Mittel, da man eine man eine gewisse Zeit hat, bis die gegnerische Mannschaft eintrifft und die Bomben so taktisch verteilt werden können.
Hat man alle Missionen einmal durchprobiert und seine eigene Vorgehensweise in den einzelnen Aufträgen gefunden, kommen langsam aber sicher Ermüdungserscheinungen auf – jede Instanz spielt sich ähnlich und im Endeffekt hat auch die gegnerische Mannschaft immer wieder dieselben Taktiken. Da helfen auch nicht die angeblich vielen Operator – individuelle Charakterklassen – die sich auf einer Hand abzählen lassen. Mehr Individualisierung in der Charakterentwicklung hätte man schon erwarten können, wenn sich der Titel hauptsächlich im Online-Modus bewegt. Immerhin bieten auch andere Genre-Vertreter dieselben Modi, mit selben Umfang, plus einer Story oben drauf.
Eine kleine Neuerung findet man dann doch noch in der Terroristenjagd, bei der das Gegnerteam KI-gesteuerte Soldaten zu euch schickt und diese von eurem Team erledigt werden müssen. Sind alle Angriffswellen überstanden, gilt die Runde als gewonnen und ihr wechselt anschließend die Seiten. Ein paar Mal ist dies zwar ganz witzig, aber auf Dauer ist dieser Auftrag und all die anderen Missionen etwas monoton gehalten, da sich lediglich die Maps ändern, die Strategien hingegen jedoch eher selten. Zudem muss man sagen, dass Potenzial von „Rainbow Six Siege“ erst mit einem eingespielten Team voll entfaltet und das Spiel hier am meisten Spaß macht. Querschläger können einem das Erlebnis nämlich ordentlich vermiesen, auch wenn Ubisoft bemüht ist, dem Ganzen so gut es geht entgegenzuwirken.
Kleine Karten, großer Spaß ?
Optisch gesehen spielt „Rainbow Six Siege“, zumindest auf Konsolen, leider nicht in der obersten Liga und beeindruckt nur teilweise mit klaren Texturen und der bereits erwähnten zerstörbaren Umgebung. Es lässt sich jede Oberfläche mit Schüssen und anderen äußeren Einwirkungen verändern, wobei das nur bedingt einen spielerischen Wert hat. Die ersten Stunden ist es schön anzusehen, nach ein paar zerstörten Wänden bleibt der Wow-Effekt jedoch wieder aus. Hier und da gibt es auch ein paar coole und spezielle Effekte und Explosionen, aber so richtig stechen diese leider auch nicht heraus. Dafür sind die Waffenskins abwechslungsreich und bunt gemischt, sodass Ubisoft höchstwahrscheinlich in diesem Bereich viele andere Varianten zum Kaufen nachlegen wird. Was die Grafik angeht kann ich „Rainbow Six Siege“ nur als ein durchschnittliches Spiel abstufen, was einmal mehr einfach nur schade ist, besonders wenn man neidisch auf die PC-Version blickt, die hiermit verglichen regelrecht auf Hochglanz poliert wurde. Im Übrigen sind die von Ubisoft bereitgestellten Screenshots alles andere als repräsentativ mit dem realen Look des Spiels.
Ruhe vor dem Sturm!
Sehr kontrastreich hingegen kann man die Soundkulisse von „Rainbow Six Siege“ bezeichnen – wir haben die absolute Stille, die von einem Moment auf den anderen von Explosionen und Getöse unterbrochen wird. Dabei empfiehlt sich tatsächlich mal ein gutes Headset zu haben, da insbesondere hier die Schritte eurer Gegner und Kameraden durch die anfangs leisen Räume zu hören sind. So bleibt der Überraschungsmoment auf eurer Seite, was für sehr viel Spannung in den Online-Partien sorgt. Die Lokalisierung hingegen hält sich in Grenzen – bei den deutschen Sprechern wurde offensichtlich mal wieder gespart, anders lassen sich die doch recht motivationslosen Stimmen nicht erklären. Man hätte genauso die Angriffsbefehle und andere Kommandos von Counter Strike übernehmen können, ein Unterschied ist im Soundbild kaum zu finden.
Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.rainbow6.ubi.com
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