Das RODECaster Duo, oder offizielle Schreibweise RØDECaster Duo, ist ein Traum für Streamer und Content Creator, das praktisch alle Bereiche der Audioproduktion und mehr abdeckt. Wer schon einmal mit dem Gedanken gespielt hat einen Stream, Podcast oder YouTube-Videos zu erstellen, stellt schnell fest, dass sich im Set-up immer wieder Lücken auftun, die man mit Software oder neuer Hardware füllen kann.
Rode hat mit dem RØDECaster Duo nun ein Produkt veröffentlicht, das praktisch alle Wünsche und Nöte erfüllt. Wie sich der RØDECaster Duo in der Praxis schlägt, erfahrt ihr in unserem Hardware-Test.
Verarbeitung und Hardwareeindrücke
Der RØDECaster Duo ist ein gut verarbeitetes kleines Stück Hardware, das auf dem Schreibtisch wenig Platz einnimmt. Mit 1100 Gram ist das Gerät, in Anbetracht seiner Größe zudem überraschend schwer, was warum auch immer ein hochwertiges Gefühl hinterlässt. Die Fader des Gerätes sind geschmeidig und machen einen stabilen Eindruck, während die Buttons der Fader sich, zu meiner Überraschung, nicht abnehmen lassen. Das kann mitunter nachteilig sein. Dazu später mehr.
Die Rädchen, mit denen man zwischen den virtuellen Kanälen wechseln und in den Menüs Einstellungen vornehmen kann, sind leichtgängig und verfügen über gut definierte Schritte, während die Tastenfunktion selbiger einen guten Widerstand bietet und mit einem angenehmen Klicken antwortet. Über und unter den Fadern finden sich angenehm gummierte Tasten, deren Status durch RGB Beleuchtung deutlich gemacht wird. Stellt man einen Kanal z. B. Stumm, wird die entsprechende Stummschalttaste rot ausgeleuchtet und der Kanal auf dem 5,5” Bildschirm als Stumm markiert, wodurch etwaige Probleme bei der Bedienung sofort auffallen. Die Kanaltasten verfügen zudem über einen angenehmen Druckpunkt, der einen sofort wissen lässt, ob man die Taste betätigt hat.
Überblick der Funktionen und Features:
- 2 XLR/Klinke Kombobuchsen für Mikrofone oder Instrumente
- Revolution Preamps mit 76 DB Gain
- 2 x 6,3 mm Klinke Ausgänge
- TRRS Buchse an der Front, für Headsets oder Mikrofone
- 2 x 6,3 mm Kopfhörerausgänge mit Lautstärkeregler
- Dual USB Audio Interface zum Anschließen von 2 Geräten/ Verwendung an einem Gerät für mehr Audiokanäle
- Multitrack-Aufnahmen auf microSD-Karte, direkt auf dem Rechner oder externes USB-Medium
- Bluetooth
- Wi-Fi
- Ethernet-Anschluss
- integrierter DSP mit Hochpass-Filter, De-Esser, Noise Gate, Kompressor, EQ, Aphex Exciter und links/rechts Pan
- Reverb, Robot, Disguise, Pitch Shift, Megaphone und Echo Voice-Effekte
- Sechs Touch Soundpads mit 4 GB internem Speicher und mehreren Seiten
- Hardware Fader, Stumm und Solo Tasten für vier Kanäle
- 2 Rädchen mit Tastenfunktion zur Programmeinstellung und Menünavigation
- 5,5” HD-Touchscreen mit aktivierbarer Haptik Funktion
Weniger gut gefällt mir der Druckpunkt der Smart-Soundpads. Die Smartpads wirken steif und verfügen über keinen besonderen Druckpunkt, was für mich in den ersten Tagen wirklich ungewohnt war. Um zu erklären, welchen Eindruck mir die Smartpads vermitteln, muss ich etwas ausholen: Während man auf einem Keyboard die Tasten zum Schreiben nur leicht anhauchen muss, um einen Tastendruck auszulösen, wollen die Smartpads eher wie ein Arcadestick bedient werden. Arcadesticks verfügen über extrem sensible Tasten, die mechanischen Tasten an Keyboards nicht unähnlich sind, aber wer einen Arcadestick besitzt, kennt sicherlich das präzise Tastenhämmern bei Kombis, in denen das Timing relevant ist. Hier drückt man die Taste viel stärker als notwendig mit gekrümmten Finger – wie ein kleiner Hammer.
Ähnlich verhält es sich mit den Smartpads des RØDECaster Duo, die mit einem relativ kräftigen Hacken oder Hämmern auf die Taste aktiviert werden. Die Eingewöhnungsphase ist zugegeben kurz, dennoch musste ich einige Male feststellen, dass ich den gewünschten Effekt nicht aktiviert oder deaktiviert hatte, obwohl ich mir sicher war kräftig genug gedrückt zu haben.
Software
Die Software des RØDECaster Duo kommt in zwei Varianten: Zum einen hat man die Software auf dem Gerät und dann gibt es noch RØDE Central, das auf dem Rechner installiert wird. RØDE Central und die auf dem Gerät befindliche Software erfüllen aber ein und denselben Zweck, daher kommt es im Grunde nur darauf an, welchen Arbeitsweg man bevorzugt.
Wer Einstellungen auf dem Gerät vornimmt, kann den Touchscreen und Rädchen zur Navigation der Menüs nutzen, während man am PC mit Maus und Tastatur die nötigen Einstellungen trifft. Im Audiomenü lassen sich die unterschiedlichen Quellen verschiedenen physischen und virtuellen Fadern zuweisen, wodurch man das Gerät absolut auf seine Bedürfnisse zuschneiden kann. Wer die Bluetooth-Funktion nicht nutzt, kann diese von den Slider entfernen und den Chat-Kanal oder die Soundpads auf eine der Fader setzen. Wer oft zwei Mikrofone verwendet, könnte dem zweiten Mikrofon einen zusätzlichen Kanal zuweisen, dies separat steuern und den nicht so oft verwendeten Bluetooth Kanal z. B. auf einen der virtuellen Kanäle legen etc.
RØDE RØDECaster Duo Complete
Production Solution for Podcasts, Streaming, Music Production and Content Creation
Im Audiomenü finden sich auch die unterschiedlichen Mikroeinstellungen, die schnell zugänglich und intuitiv sind. Hier finden sich z. B. einige Presets für Mikrofone von RØDE und weitverbreiteten Mikros anderer Hersteller wie das Shure SM7B (unser Review). Mit nur wenigen Tastendrücken kann man hier zwischen eigens für das spezifische Mikrofon erstellten Presets wie Podcast, Broadcast, und neutral wechseln oder sein eigenes hinzufügen.
Über Processing kann man seiner Stimme über Depth, Sparke und Punch mehr Charakter geben, während die erweiterten Einstellungen es erlauben einen Equalizer, Gate, De-Esser und weitere Effekte direkt auf dem Gerät zu aktivieren und personalisieren. Hier lassen sich auch Effekte wie Reverb oder Echo permanent hinzuschalten, wobei sich die meisten Effekte in den Smartpads finden lassen.
Sollte man mit mehreren Mikrofonen arbeiten, findet sich hier auch eine Touchtaste für +48V Phantompower, die per Eingang aktiviert werden kann, sowie eine Polaritätsinvertierungsfunktion, mit der man Audioprobleme umgangen werden können, wenn zwei oder mehr Mikrofone dieselbe Audioquelle aufzeichnen. Über die Gerätekonfiguration kann man z. B. einstellen, wie hell der Bildschirm und die Tasten sein sollen. Möchte man kein haptisches Feedback bei der Bedienung des Gerätes, kann man dies dort ebenfalls deaktivieren, genauso wie Audiorouting, das Verhalten der Fader und das Meetering. Wer will, kann so z. B. den Bildschirm mit dBFS-Markierungen ausstatten und sieht auf einen Blick, ob sein Audiosignal für die Plattform seiner Wahl zu laut oder leise ist.
Weitere Punkte im Audiomenü:
- Kopfhörerempfindlichkeit
- Monitoring verhalten.
- Routing der USB Kanäle
- Pre- und After-Fader Listen
- Multitrack Recording
- Processing für Master Compeller und Output Delay
- MIDI Control
- Aufnahmeknopf verhalten
- Netzwerk und Geräteinformationen
Die Firmware des RØDECaster Duo befindet sich zudem in stetiger Entwicklung und Rode arbeitet eifrig an neuen Funktionen, die das Gerät mit nützlichen Neuerungen versorgen soll.
Der Audioallrounder
Der RØDECaster Duo ist meiner Meinung nach eines dieser Produkte, die die absolute Spitze einer bestimmten Nische abdecken. Das Augenmerk des RØDECaster Duo liegt auf Audioproduktions, seine Vielseitigkeit macht in aber auch für Gamer interessant. Durch die XLR Schnittstelle kann man professionelle Mikrofone nutzen, die viel besseren Sound als Mikrofone und Gaming-Headsets bieten. Die Empfindlichkeit der Kopfhörer Ausgänge lässt sich sowohl am Gerät als auch in der Software auf verschiedene Bedürfnisse einstellen. Daher ist es möglich In-Ear und High End Kopfhörer mit dem Gerät zu speisen, wodurch man wiederum besseren Ton als mit den meisten Gaming-Headsets erhält.
Wer streamt, Videos, Musik oder Podcasts erstellt erhält mit dem RØDECaster Duo einen enormen Mehrwert. Man erhält einen DAC, der die meisten Kopfhörer problemlos antreibt, ein Mikrovorverstärker, der selbst die Gain hungrigsten Mikrofone problemlos meistert und einen Multirtrackerecorder der mehrerer Tonspuren in separate Dateien speichert.
Vielseitig und Flexibel
Wer Streamt wird sich zudem über die MIDI-Funktion des Gerätes freuen, durch die der Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind. MIDI (Musical Instrument Digital Interface) ist im Musikbereich ein verbreitetes Protokoll, das in verschiedenen Anwendung nutzen findet. Das Protokoll ermöglicht es z. B. die Knöpfe eines Musik-Keyboards an beliebige Funktionen in seiner Musiksoftware zu binden. Das Internet hat es sich aber nicht nehmen lassen und etliche Treiber und Programme für MIDI geschrieben, die das Protokoll in sehr kreativer Art und Weise nutzen, die nichts mit Musik zu tun haben. Solltet ihr schon einmal ein “Dark Souls 3 mit Musikinstrument X: No Hit Run” auf YouTube gesehen haben, könnt ihr euch fast sicher sein, dass hier das MIDI-Protokoll zum Einsatz kam.
Durch das MIDI -Protokoll könnt ihr beliebige Funktionen auf die Tasten des Gerätes legen, wodurch ihr z. B. die Lautstärke in OBS durch die Physischen Slider am Gerät steuern könnt. Ihr könnt Quellen stumm schalten, Screenshots aufnehmen, Szenen wechseln, Makros auf Tasten legen, Clip erstellen, Aufnahmen starten und beenden, der Kreativität sind hier wahrlich keine Grenzen gesetzt. Durch diese Funktion ersetzt der RØDECaster Duo in gewisser Weise auch ein anderes Stück populäre Streaminghardware: das Elgato Streamdeck, das mit sechs Tasten 60 € kostet. Der RØDECaster Duo bietet unterdessen sechs Soundpads, die man über mehrere Seiten hinweg mit verschiedenen Funktionen belegen kann. Laut Rode ist der RØDECaster Duo nur kleiner als der RØDECaster Pro, wodurch sich insgesamt 64 verschiedenen Funktionen auf den Tasten des Duo speichern lassen.
Wie der Name schon verrät, sind die Soundpads für Töne gedacht, auf denen verschiedene Effekte oder Audiosamples gespeichert werden können, die mit einem Tastendruck abgespielt und aktiviert werden können.
Kleine Mankos und Unannehmlichkeiten
Beim ersten Einschalten des Gerätes wurde mir ein Firmwareupdate präsentiert, das ich natürlich installieren wollte. Nach einer guten halben Stunde im Updateprozess bildeten sich langsam Schweißperlen auf meiner Stirn und ich brach das Update ab. Wie sich herausstellte, funktioniert an meinem PC das Update der Firmware über USB nicht. Das Update über Wi-Fi verlief jedoch reibungslos.
Unangenehm bis nervig empfand ich auch die Bootzeiten des Gerätes, die jedes Mal mit knapp 30 Sekunden zu Buche schlagen. Wie ich der RØDE Website entnehmen konnte, arbeitet man jedoch schon an einem Firmwareupdate, das die Bootzeiten reduzieren soll. Wann das Update erscheint, ist nicht bekannt.
Zu guter Letzt hätte ich einen Verbesserungsvorschlag für die Smartpads: Lasst uns die Standardsymbole wie FX, Soundwellen etc. durch Bilder ersetzen. Alle Tasten können zwar mit verschiedenen Farben ausgeleuchtet und beschriftet werden, dennoch empfände ich es als sehr hilfreich, wenn ich durch einen Blick auf dem Bildschirm sehen könnte, welche Funktion auf welcher Taste ist, ohne auf dem Bildschirm zu lesen oder Farben bestimmten Funktionen zuzuweisen.
Vielen Dank an RØDE für die Bereitstellung eines Leihgeräts. Weitere Details zum gib es auf der offiziellen Herstellerseite.
Mikrofon für 600 €, Audiointerface für 500 €, Schreibtische, Schreibtischstühle, …
ich frage mich immer, ob das die richtige Produktwahl für Konsolenspieler ist. Gibt doch auch jede Menge 1st und 3rd Party-Zubehör für die PS5, dass man mal testen könnte. Oder sich vllt. einfach Mal verschiedene Fernseher oder Beamer anschauen – das wäre doch viel näher an der Konsolen-Thematik.
Wie du selbst festgestellt hast, ging es bei den von dir erwähnten Themen auch eher um das Thema Streaming, das im größeren Rahmen zum Gaming allgemein gehört. Das nicht jeder Konsolengamer einen PC hat und auch wenn das der Fall ist, nicht zwingend streamt, ist uns bewusst.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber bestätigen, dass ein Großteil, von Gamer schon einmal gestreamt hat bzw. regelmäßig streamt oder mit dem Gedanken zu streamen gespielt hat und für genau diese Gruppe sind diese Artikel. Die Zielgruppe ist klein, aber sie ist da.
Fernseher und Beamer sind weiter vom Thema entfernt als Mikrofone und Beamer (komplett meine Meinung), mit etwas Glück wirst du in Zukunft aber ein paar Tests zu Gaming-Monitoren, die für PS5 etc. geeignet sind, lesen können. Momentan kann ich dir aber nicht sagen, wie diese Tests ausfallen würden, da wir keine spezialisierte Hardware zum Testen von Monitoren wie Nvidia LDAT haben.
Fernseher sind weiter vom Thema entfernt als ein Audiointerface/ Mikrofon das sich aussichtlich an streamer richtet? Ganz sicher nicht! Und auch deine Aussicht auf test‘s zu Monitoren ist jetzt auch nicht der bringer, da die Mehrheit gemütlich auf der Couch vor einem 50 Zoll + Smart TV zockt. (Nicht meine Meinung sondern ne Tatsache) 😉
Ich wäre auch eher für PS Zubehör und krasse OLED TV‘s mit allem zip und zap
🙂
Kommt ein wenig daher, dass Sony verstärkt auch PC-Spieler anvisiert und die PS5 Monitore inzwischen offiziell unterstützt. Und die stehen meist nun mal auf einem Schreibtisch. Der Konsolen-Bereich vor dem TV wurde ja nun schon zu Tode optimiert, nun ist mal der Schreibtisch als Alternative an der Reihe. Bleibt trotzdem ein Randthema hier und wird meist auch aus persönlichem Interesse oder aus der Gelegenheit heraus aufgegriffen.