TEST: Skyrim VR – Ein überwältigendes Erlebnis

By Patrick Held 1 comment
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Es gibt Titel, die begleiten einen über viele Jahre. Man spielt sie immer wieder, entdeckt neue Orte und Geschichten oder erlebt die alten Abenteuer erneut. Hinzu kommen dann Complete-Editionen oder Remastered für die aktuellen Konsolengenerationen. So in etwa auch bei „The Elder Scrolls V: Skyrim“.

Ursprünglich 2011 für PC, Xbox 360 und PS3 erschienen, kam nach der „Legendary Edition“ mit allen DLC im Oktober 2016 die erste überarbeitete Version für die Xbox One und PS4 auf den Markt, die neben einer verbesserten Grafik nun auch auf den Konsolen Mods zuließ. Seit Kurzem gibt es nun die allerneuste Version von Skyrim, die sich allerdings doch deutlich von seinen Gefährten unterscheidet: „Skyrim VR“ lässt den Spieler, wie schon der Name vermuten lässt, in die Haut des Drachenblutes schlüpfen, sodass wir ganz tief in die virtuelle Realität der Provinz Himmelsrand eintauchen. Aber fangen wir (mal wieder) ganz vorne an:

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Und täglich grüßt das Murmeltier

Da sich auch diesmal wieder die Spielstände nicht aus den vorherigen Ablegern übertragen lässt, fangen wir wieder ganz von vorne an: Wir sind in der Provinz Himmelsrand, gefesselt auf einem Wagen, unterwegs zu unserer Hinrichtung. Kurz bevor unser Kopf fällt werden wir von einem Drachen angegriffen, wie es bereits eine Prophezeiung vorausgesehen hatte. Wenig später stellt sich heraus, dass wir ein Drachenblut, also ein Mensch mit der Seele eines Drachen sind, und damit die einzige Hoffnung, die Menschheit vor den Drachen zu schützen.

Darüber hinaus ist die politische Situation in Himmelsrand mehr als kompliziert. Es herrscht Krieg, nachdem Ulfric Sturmmantel, seines Zeichens der Jarl der Festung Windhelm, den Herrscher und Großkönig von Himmelsrand mit einem mächtigen Zauber aus der Sprache der Drachen totgebrüllt hat. Nun fordert Ulfric den Platz des Großkönig ein, wodurch ein fürchterlicher Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Leider werden wir unfreiwillig in die ganze Angelegenheit einbezogen und begeben uns daraufhin auf eine Reise quer durchs Land. Hierbei können wir unzählige Quest annehmen, geheime Dungeons und Gebiete erkunden, den Bürgerkrieg beeinflussen, uns Gilden anschließen und vor allem das eigene Schicksal erfüllen und die Drachen töten.

Am Spielprinzip an sich hat sich im Vergleich zu den anderen Teilen nichts verändert. Wir sammeln Ausrüstungen, Rohstoffe, Zauber und Hilfsmittel, betreiben Handel, erstellen eigene Gegenstände, Verbessern unsere Fertigkeiten und nehmen jede Menge Quests an, die uns auf verschiedene Abenteuer in ganz Himmelsrand führen. Das Ganze macht nach wie vor noch unfassbar viel Spaß, weil man auch noch beim 50. Durchgang neue Geschichten und Wege entdeckt, ohne, dass es dabei auch nur einmal langweilig wird.

Was zwar bereits bekannt klingt und von den meisten wahrscheinlich auch schon in irgendeiner Form gespielt wurde, erscheint jedoch bei der PSVR in einem vollkommen anderen Licht. Sobald man die Welt betritt macht sich ein absolutes WOW-Gefühl in einem breit, wie man es von einem großen VR-Titel immer erhofft hat. Und das schon bei der Einführungssequenz, wo wir uns selbst nicht mal bewegen können und hilflos zusehen, wie sich der Henker neben uns aufbaut oder ein riesiger Drache herabstürzt. Man taucht direkt ganz tief in die Spielwelt ein und verliert sich darin in wenigen Sekunden. Logischerweise gibt es anders als bisher hier nur die First-Person-Ansicht, wobei wir nun noch näher als bisher am Geschehen sind. Egal ob in Kämpfen, auf Reisen oder selbst beim Schmieden, alles fühlt sich wesentlich natürlicher an und noch besser als bisher, wodurch wir uns nun absolut wie das Drachenblut fühlen.

Wo wir gerade von Reisen sprechen: Bethesda bietet den Spielern in „Skyrim VR“ alles an, was das Steuerungsherz begehrt. Da gibt es zum einen das klassische Steuerungslayout für den normalen PS4-Controller, so wie man es bisher kennt. Neu ist hier nur, dass sich die Geschwindigkeit der Vor-, Zurück- und Seitwärtsbewegungen nach Belieben anpassen lässt, sowie die Drehungen entweder flüssig oder in festen Gradzahlen erfolgen, wodurch Motion Sickness verhindert werden soll. Ebenfalls dafür erscheinen bei schnellen Bewegungen, etwa im Sprint, schwarze Schatten an den äußeren Rändern des Sichtfeldes, die ebenfalls Motion Sickness vorbeugen sollen.

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Wer es jedoch eher naturgetreu mag und noch tiefer eintauchen will, für den bietet sich die Steuerung mit zwei Motion Controller an. Diese projizieren unsere Hände von den Bewegungen her 1:1 ins Spiel, was so einige Vorteile mit sich bringt. So können wir etwa die Waffen in unseren Händen präzise führen und über Schilde drüber schlagen, mit unseren eigenen Schilden Schäden gezielt abwehren, Objekte präzise greifen oder Zauber so schön wie noch nie platzieren. Selten hat es so viel Spaß gemacht, zwei Feuerzauber auf seinen Händen zu haben, und wie ein Hexer umher zu wirbeln, während mal alles in Brand setzt. Aber auch Bogenschützen kommen voll und ganz auf ihre Kosten, denn hierfür müssen die Pfeile sorgsam aufgelegt und die Sehne entsprechend zurückgezogen werden. Purer Realismus! Bei den Motion Controllern lässt sich zudem zwischen zwei Bewegungslayouts unterscheiden, bei denen wir uns entweder ebenfalls flüssig bewegen, oder uns aber umher teleportieren, indem wir einen Ort mit einer Hand anvisieren und auswählen. Hier muss man für sich selbst entscheiden, was einem besser liegt, beide Varianten sind allerdings großartig umgesetzt.

Problematischer wird es da schon eher, wenn wir uns in die einzelnen Menüs begeben wollen, denn hier werden die Schwächen der Motion Controller aufgedeckt. Die einzelnen Tasten stehen je für unterschiedliche Interaktionen oder Menüs, die schnell aufgerufen werden können, nur leider vergisst man in der Hitze des Gefechtes schnell, welche Taste genau wofür war. Das mag zwar eine Frage der Übung sein, ist jedoch gerade zu Beginn sowie bei Gelegenheitsspielern ein Problem. Außerdem sind einige der Menüs nicht immer sehr gekonnt platziert, weil etwa Holzpfosten im Weg sind und die Sicht versperren und auch der Kompass so tief platziert ist, dass man ihn nur sieht, wenn man gezielt nach unten schaut. Hier wäre etwas mehr Feinschliff schön gewesen oder zumindest die Möglichkeit, sein HUD nach den eigenen Wünschen zu platzieren.

Nichtsdestotrotz macht „Skyrim VR“ in Sachen Gameplay fast alles richtig. Die gewohnten Abläufe des Spieles machen nach wie vor unfassbar viel Laune und schaffen es, uns auch diesmal an die Konsole zu fesseln. Die VR-Komponente hebt das ganze dabei noch mal auf eine ganz neue Ebene, besonders, wenn man mit zwei Motion Controllern spielt. Noch nie waren wir so tief in Himmelsrand und haben es genossen zu kämpfen, zu zaubern oder sonst etwas zu machen. Alleine aus diesen Punkten hebt sich „Skyrim VR“ deutlich von den anderen Ablegern hervor. Leider ist der Titel aber nach wie vor nicht frei von Fehlern, wie etwa verdeckte Menüs oder Problemen beim Teleportieren, wodurch wir dann schon mal kurz stecken bleiben, aber auch sowas ist man von Skyrim ja beinahe gewohnt.

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Neue Perspektive, bewährte Akustik

Die Basis des Titels bildet die „Special Edition“ von Skyrim, die neben allen DLC auch eine verbesserte Grafik zu bieten hatte, was der VR nun natürlich zu Gute kommt. Die Umgebungen sehen sehr ansprechend aus, haben alle ihren eigenen, alt bekannten Charakter, der nun allerdings wesentlich imposanter wirkt als bisher. Egal ob riesige Höhlen, angreifende Graugs oder Spaziergänge durch Windhelm, alles wirkt einfach noch einmal viel ansehnlicher und bemerkenswerter als bisher und bietet darüber hinaus auch neue Perspektiven, die einem bisher vielleicht verwehrt geblieben sind. So entdecken wir nun zum Beispiel Fallen, die uns sonst bestimmt erwischt hätten. Und auch in Zwischensequenzen und Gesprächen fühlen wir uns nun viel wohler und mehr eingebundener als bisher. Allerdings darf man hier keine grafischen Wunderwerke erwarten, denn selbst wenn entfernte Bergketten oder Wälder einiges hermachen, merkt man doch gerade, wenn man etwa Pflanzen nahekommt, dass Skyrim nicht mehr die neuste Engine zu bieten hat. Hinzu kommen hier und da Pop-Up Effekte und gelegentliches Kantenflimmern, was allerdings dem Spielgefühl keinen Abbruch tut. Schön anzumerken sind die doch sehr akzeptablen Figurenmodelle, die für ihr Alter noch immer ansehnlich sind.

Altbewährt sind nach wie vor die musikalischen Untermalungen, die uns im Laufe der Zeit das Abenteuer versüßen, genau wie die gelungene deutsche Synchronisation oder die glaubwürdig rübergebrachten Reaktionen auf die verschiedenen Völker und Rassen, sowie auf unser Handeln, wie etwa unsere Äußerungen oder, wenn wir etwas Unrechtes begehen.

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass die bereits im Vorfeld hervorragende Atmosphäre durch den Port auf VR nochmal an Kraft zugelegt hat. Nie war Skyrim so ansprechend, dass man sich immer und immer wieder ins Getümmel stürzt. Leider hat der Titel nach wie vor mit zahlreichen Bugs und Fehlern zu kämpfen, dennoch haben sie noch nie so wenig Frust bereitet wie diesmal.

TEST: Skyrim VR – Ein überwältigendes Erlebnis
„Schon bei der aufpolierten „Special Edition“ war man sich sicher, dass Skyrim noch nie so toll und ansprechend war. Wie blauäugig man doch damals war, hinsichtlich der Entwicklung, die „Skyrim VR“ nun hinlegt. Der Titel zeigt eindrucksvoll, wie VR aussehen und sich vor allem anfühlen kann, und wo die Reise in Zukunft gerade auch für wirklich umfangreiche AAA-Titel hingehen wird. Bethesda geht dabei vor allem hervorragend mit dem Bewegungslayout sowie der Motion Sickness um, hat dabei allerdings nur mit hardwarebedingten Problemen zu kämpfen, die die Motion Controller verursachen. Zum Glück sorgen sie aber für ein absolutes Realitätsempfinden, wodurch man die Probleme schnell verschmerzen kann. Noch nie war man so nah an Himmelsrand dran, auch wenn diese Version der Special Edition grafisch doch etwas hinterherhinkt. Und auch auf die Mods muss wieder verzichtet werden. Das macht man dafür mit einer unschlagbaren Atmosphäre wieder mehr als wett, weshalb „Skyrim VR“ aktuell einer der VR-Must-Have Titel sein dürfte. Wir sind jedenfalls mehr als begeistert und freuen uns schon auf weitere, ähnliche Abenteuer. GTA V(R) vielleicht…“
8.5

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