Soulstice, das heute offiziell für PS4 und PS5 erscheint, sieht auf den ersten Blick aus wie ein klassisches Hack and Slay Game aus Fernost. Das ist auch keine große Überraschung, denn das italienische Entwickler-Team von Reply Game Studios hat das Spiel als Hommage an Titel wie Devil May Cry und Co. entworfen. Ob die Anspielung glückt und wie sich das Spiel schlägt, erfahrt ihr in unserem Test.
Dark-Fantasy mit Anime-Vibes
Soulstice versetzt uns in eine düstere Fantasy-Welt, in der das Chaos mit den Schöpfern der Welt um die Kontrolle ringt. Wir schlüpfen in die Rolle von Briar und ihrer Schwester Lute, die gemeinsam eine Chimäre, die Einheit zweier Seelen bilden. Briar hat dabei einen physischen Körper, während Lute als Geisterwesen um ihre Schwester herumschwebt. Zusammen bekommen sie den Auftrag, ein riesiges Portal zu untersuchen, dass sich über der Stadt Ilden geöffnet hat und Dämonen und andere Untiere ausspuckt. Wir durchkämmen also die Stadt und lüften dabei das Mysterium. Mindestens ebenso wichtig ist aber die Beziehung der beiden Schwestern und ihre Vergangenheit, über die wir im Lauf der Handlung ebenfalls einiges erfahren.
Während die Welt düster und episch aufgebaut ist, erinnert das Charakterdesign eher an Anime-Figuren. Der Mix ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, weiß aber durchaus zu gefallen. Die Vertonung und das Sounddesign sind durchweg gelungen und die Geschichte kann über 15-20 Stunden gut unterhalten. Den Umgebungen fehlt ein wenig die Abwechslung, ein paar schickere Innenbereiche hätten hier nicht geschadet, so spielt sich das meiste in heruntergekommenen Straßen ab.
Hack and Slay durch und durch
Der offensichtlich wichtigste Faktor des Spiels ist aber sowieso das Gameplay. Hier kann Soulstice mit ein paar guten Ideen und angenehmem Spielgefühl punkten. Wir steuern Briar direkt, während Lute eine Unterstützerrolle einnimmt. Mit dem Hauptschwert oder einer der sechs freischaltbaren Sekundärwaffen reihen wir verschiedene Schläge und Sprünge zu Kombos aneinander. Lute nutzen wir dann, um gegnerische Angriffe per Knopfdruck zu blocken oder zumindest zu verzögern, was uns Zeit zum ausweichen verschafft. Darüber hinaus kann Lute ein rotes und ein blaues Kraftfeld erzeugen. Je nachdem, welche Farbe die Panzerung unserer Gegner hat, müssen wir zwischen beiden wechseln. Bei den Gegnern gibt es ausreichend Varianz und auch ein paar Bosse sind über das Spiel verteilt. Am Ende jedes Gefechts bekommen wir eine Bewertung, die dann unsere Belohnung bestimmt.
Zwischen den Kämpfen erkunden wir die linearen Levels, lösen kleine Rätsel und Plattform-Passagen und erweitern das Fähigkeiten-Repertoire der Schwestern. Die neuen Skills bieten dabei nur selten wirklich neue Moves und auch die Waffen spielen sich mit Ausnahme des Bogens relativ ähnlich. Bei der relativ kurzen Spielzeit fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht, ein bisschen mehr Abwechslung wäre aber auch hier wünschenswert gewesen. Soulstice präsentiert sich so letztlich als sehr reduzierte Erfahrung. Man wird nicht mit Mechaniken und Features überladen, sondern kann einfach das spaßige Gameplay genießen. Wo andere Spiele teilweise zu viel des Guten bieten, findet Soulstice eine angenehme Balance am unteren Ende des Spektrums, was in diesem Fall nichts schlechtes ist.
Kamerascheu
Technisch ist Soulstice für ein Indie-Spiel ein echter Leckerbissen. Die Atmosphäre ist super, das Gegnerdesign gut gelungen und es gibt schöne Licht- und Schatteneffekte. Licht und Schatten sind auch ein gutes Stichwort, das so auch auf die Kameraführung passt. Einerseits gibt es immer wieder gut inszenierte Kamerafahrten, durch die die Umwelt beeindruckend und mächtig aussieht, andererseits kommt es in Kämpfen häufig vor, dass wir aus einem toten Winkel angegriffen werden oder ein Gegner uns die Sicht versperrt. Auch die Plattform-Abschnitte leiden teilweise unter der Ansicht, glücklicherweise wird hier nur selten echte Präzision erfordert. Die Kamera trübt letztlich den guten Gesamteindruck ein wenig, hier könnte ein Update wahre Wunder bewirken.