Mit TOSS! von Vertigo Games und Entwickler Agera Games ist steht mal wieder eine Erfahrung in den Startlöchern, die nur wohl in VR Sinn macht und ihr Potenzial auch nur hier vollkommen entfalten kann. Suchtpotenzial inklusive! Vorab haben wir uns durch die zahlreichen Level gehangelt, sind dem ein oder anderen Unfall entgangen und hatten mal wieder Spaß, wie selten in einem anderen Spiel.
TOSS! ist erneut das perfekte Beispiel dafür, warum sich VR-Games und deren Erfahrung nie anhand von einem Trailer oder Gameplay wirklich erklären lassen. Man muss sie ausprobieren, um überzeugt zu werden, andernfalls verwundert es absolut nicht, dass man dem Spiel bis dahin nur wenig abgewinnen kann.
VR trifft auf American Gladiator
Worum geht es in TOSS!? Kurz zusammengefasst ist es ein Parkour-Game, in dem man sich durch immer anspruchsvollere Level (rund 80 an der Zahl) hangeln muss, während man selbst die Skills eines Affen nutzt und besonders weit springen, hangeln und natürlich auch besonders tief fallen kann. Auch wenn der visuelle Look von TOSS! etwas anderes vermuten lässt, könnte man das Gameplay am besten mit der American Gladiator-Show vergleichen. Es geht über Rohrleitungen, an Wänden entlang, durch Ringe hindurch oder über Sprungplatten, um das rettende Ziel zu erreichen.
Die ersten Level erledigt man fast schon im Schlaf und muss sich mithilfe seiner zwei Hände, die man gemäß der Natur eines Affen besonders weit ausstrecken kann, einfach über Rohrleitungen klettern, um am Ende einen riesigen Button zu drücken. Ab da wird es schon schwieriger, denn nun muss man auch springen, punktgenau auf einer Sprungplatte landen, tödlichen Hindernissen ausweichen und scheinbar unüberwindbare Gräben meistern. Was erst einmal leicht und nach Spaß pur klingt, hat durchaus einen anspruchsvollen Charakter. Denn unterwegs können auch noch Bananenteile eingesammelt und am besten der Highscore unter Zeitdruck geknackt werden. Da kommt man schon mal ordentlich ins Schwitzen. Als Belohnung für den Erfolg erhält man immer mehr Bauteile von einem Roboter geschenkt, die offenbar dazu dienen, um sein defektes Raumschiff zu reparieren.
Denk wie ein Affe, spring wie ein Affe
Der Schlüssel zum Erfolg in TOSS! ist aber nicht nur der Zeitdruck oder der Wille, ein Level als Bester oder mit möglichst wenig Anläufen oder Griffen abzuschließen, sondern das Gameplay wirklich zu verinnerlichen. Man geht dazu über die eigenen physischen Fähigkeiten hinaus, muss sich mit den Sense Controllern teils wirklich lang strecken, um den nächsten Halt zu erreichen, fast so, als würde man Yoga praktizieren. Einen wesentlichen Part nimmt das Springen ein, was wohl auch zum Namen des Spiels geführt hat, in dem man sich mit seinen Händen abstößt und man so teils unglaubliche Entfernungen zurücklegt oder besser gesagt sich selbst dahin wirft. Hier spielen auch physikalische Gegebenheiten eine gewisse Rolle, etwa wenn man den vorhandenen Schwung nutzt, um einen echten Lauf zu haben.
Hat man das im Hinterkopf, ergeben sich von ganz alleine immer mehr Möglichkeiten, wie man ein Level noch schneller und eleganter meistern kann. Man muss nicht den einen, scheinbar vorgegebenen Weg gehen, sondern kann mit einem kraftvollen Sprung auch das halbe Level mit einmal hinter sich lassen. Dieser Challenge-Gedanke ist es, warum TOSS! so süchtig macht und das sich damit auch wunderbar als Party-Game eignet. Der Wiederspielwert ist jedenfalls enorm hoch, angetrieben durch die recht kurzen Level und vor allem dem eigenen Ehrgeiz.
Später kommen auch noch Extras und Mods wie Boost und das Gleiten in der Luft hinzu, um mit einem äußerst befriedigendem Gefühl den Button am Ende des Levels zu drücken. Habe ich schon erwähnt, dass dieser riesig ist? Es gab nie einen größeren Button, möchte man meinen.
One-more-Go
TOSS! verharrt dabei durchgängig auf dem Level eines Arcade-Game, das manchmal Sinn macht, manchmal aber auch nicht. Manchmal ist die Physik euer Freund und manchmal euer Feind. Insbesondere unter Zeitdruck kann das durchaus frustrierend sein, wenn etwas nicht funktioniert, was im vorherigen Lauf klappte. Egal, mit dem One-more-Go-Reiz dahinter kann man sich auch irgendwann mit den kleineren Macken arrangieren, ohne gleich genervt aufzugeben. Am besten half, sich bewusst zu machen, wie man die Sense Controller nach hinten schwingt, ohne sie dabei zu verdrehen und so völlig vom Weg abdriftet.
Bleibt zu erwähnen, worauf auch das Spiel “mahnend” hinweist, nämlich das TOSS! ein extrem bewegungsintensives Spiel ist. Weitaus mehr als Beat Saber & Co. Man wird sich schnell dabei erwischen, wie man versucht, mit einem physischen Sprung den nächsten Halt zu erreichen oder sich zu weit nach links und rechts lehnt und ein potenzieller Sturz somit nicht ausgeschlossen ist. Im freien Fall verliert man zudem nicht selten den realen Boden unter sich und hat das Gefühl, man fällt nach hinten. Man erwartet irgendwie schon jetzt viele lustige Videos mit unterhaltsamen VR-Unfällen.