Xbox in der Krise: Warum ein Ausstieg von Microsoft schlecht für die Branche wäre

Microsoft deutete nun mehrmals den Ausstieg aus dem Gaming-Business an. Glücklicherweise wird das nicht passieren, denn das wäre zum Nachteil aller.

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Nachdem Microsoft und seine Xbox viele Jahre eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Playstation darstellte, scheint sich das Unternehmen aus Redmond im Konsolen-Geschäft seit dem Debakel um die Xbox One nicht mehr so recht erholen zu wollen. Dabei müht man sich im Nordwesten der USA wirklich ab. So investierte man viel Geld in neue Studios und Videospiel-Riesen wie Activision Blizzard und hat mit dem Game Pass außerdem einen potenten und interessanten Service im Portfolio. Auch Phil Spencers Bemühungen, es allen Spielerinnen und Spielern irgendwie recht zu machen, sind mittlerweile ein Kennzeichen für die Marke Xbox, der langsam aber sicher die Luft auszugehen scheint.

Schon im Januar 2024 gab es zahlreiche Gerüchte darum, dass Microsoft den Großteil seiner Xbox-exklusiven Titel auch auf andere Konsolen bringen wird, darunter große Namen wie „Starfield“ und „Sea of Thieves“. Während sich diese Behauptungen nur teilweise als wahr herausgestellt haben, versuchte die Führungsriege der Xbox-Sparte die Wogen zu glätten und versprach in einem Podcast nicht nur neue Hardware in 2024, man wolle auch weiterhin im Konsolen-Business bleiben und arbeite mit Hochdruck an der nächsten Generation. Also alles paletti bei Xbox, oder? 

Eigentlich ist die Xbox Series X eine durchdachte Konsole – trotzdem steckt sie in Schwierigkeiten.

Was passierte auf der GDC?

Doch dann kam die diesjährige GDC in San Francisco, in deren Rahmen anscheinend an mehreren Stellen die Zukunft der Xbox immens in Frage gestellt wurde. Dies basiert vor allem auf Aussagen des GamesIndustry.biz-Chefs Chris Dring, der das alles in einer Folge des hauseigenen Mircocasts zusammengefasst hatte. Für viele Publisher und Hersteller von Spielen sei es einfach nicht mehr profitabel, Zeit und Mühen in eine Portierung von Titeln für die Xbox-Hardware zu stecken. Diese Aussage soll unter anderem von einem größeren Publisher getroffen worden sein, der im vergangenen Jahr einen seiner wichtigsten Titel auf der Microsoft-Konsole veröffentlichte. Vor allem der europäische Markt sei ein Problem, da dieser nur noch aus Playstation 5 und PC bestehen würde, das Geschäft mit der Xbox stagniere. Europa scheint also nicht mehr für Microsoft zu funktionieren, Asien – und vor allem Japan – waren eh schon immer schwierige Videospiel-Märkte für das Unternehmen aus Redmond. Geht man nach aktuellen Zahlen von Statista hat die PS5 aber auch in den USA mittlerweile die Nase vorne und verkaufte sich beinahe in jedem Monat seit dem Launch besser als die Xbox Series-Geräte. Doch was hat Microsoft nun noch für Möglichkeiten? Sollte man das Videospiel-Geschäft endlich aufgeben und zum Software-Hersteller werden wie wir es im Februar schon einmal thematisiert haben?

Konkurrenz belebt das Geschäft

Ein Rückzug von Microsoft vom Markt der Videospiele hätte fatale Auswirkungen, so viel ist sicher. Denn gehen wir einmal davon aus, dass Nintendo auch mit seiner kommenden Konsole daran festhält, technisch eher immer eine Generation hinterherzuhinken und somit außerhalb der Konkurrenz zu bleiben, wäre Sony und seine Playstation damit der Alleinherrscher im Games-Business. Und das kann niemand wollen! Nicht einmal die Playstation-Ultras unter den Spielerinnen und Spielern.

Denn Sony war immer am stärksten, wenn man einen ordentlichen Konkurrenten hatte. Bei der ersten Playstation war dies vor allem Nintendo und seine schiere Übermacht an mitreißenden IPs, die man mit hauseigenen Entwicklungen und schlauen Exklusiv-Deals schlagen musste. Nur so waren Meilensteine wie „Final Fantasy 7“, „Metal Gear Solid“ oder „Gran Turismo“ möglich. 

Nach dem immensen Erfolg der ersten beiden Playstation-Generationen kam dann aber die fiese Sony-Arroganz zutage. Ein hoher Einstiegspreis, komplexe Entwicklungsstruktur und das Verschlafen des Online-Trends bei der Playstation 3, sorgten schnell für Aufwind der Konkurrenz-Konsole Xbox 360 und für ein jahrelanges Kopf-an-Kopf-Rennen. Das konnte Sony zwar dann knapp für sich entscheiden, doch die Marketing-Strategie bei der Playstation 4 machte klar, dass man wieder etwas mehr machen muss. Und letztlich schlug sich dies auch auf die Software-Veröffentlichungen nieder, die man bei der PS4 getrost als „der pure Wahnsinn“ betiteln kann. Ob es ohne diesen Rückschlag je so tolle Eigen-Entwicklungen wie „Ghost of Tsushima“, „Marvel’s Spider-Man“, den Neustart von „God of War“ oder das epochale „The Last of Us: Part 2“ gegeben hätte? 

Wären Highlights wie The Last of Us Part 2 ohne die Beinahe-Schlappe der PS3 möglich gewesen?

Alles teurer und langweiliger?

Ein weiteres Argument gegen den Rückzug von Microsoft aus dem Konsolen-Business sehe ich außerdem in der finanziellen Gestaltung von Hardware, Zubehör und letztlich auch Spielen. Denn – auch wenn es als Fangirl oder Fanboy weh tut – Sony will als börsennotiertes Unternehmen letztlich vor allem euer Geld und tut das alles nicht zum Wohle der Spielerinnen und Spieler. Sollte ein Konkurrent wegfallen, hätte die Playstation-Mutter somit die volle Kontrolle über den Markt und könnte die Preise so diktieren wie man will. Schließlich spricht man ja schon länger im Rahmen der AAA-Titel davon, dass die Spiele-Entwicklung zu teuer geworden sei und man das aktuelle Preismodell eigentlich nicht länger halten könne. Und wenn der Konsument keinen Vergleich mehr zu Konkurrenz-Produkten hat, kann man doch auch gleich mal ein paar Euro bei Controller, dem Playstation Plus-Abo oder der Konsole selbst aufschlagen. Merkt ja keiner mehr…

Zu guter Letzt würde es auch der Vielfalt an Videospielen schaden. Denn jeder Konsolen-Hersteller hat so seinen eigenen Fokus auf Entwicklungen, seien es eben Singleplayer-Titel mit starkem Story-Fokus, langlebige Online-Spiele oder kurzweilige Indie-Perlen. Ohne Microsofts Xbox Live Arcade-Dienst hätte es vielleicht nie die Schwemme an genialen, kleinen Spiele-Entwicklungen von unbekannteren Studios gegeben, die man heutzutage so schätzt. Wenn eine Firma mit ihren Richtlinien die Entwicklung eines Spiels vorgibt, kann dies nur zu einem langweiligen Einheitsbrei führen, den sicherlich keine Spielerin und kein Spieler erleben will. Denn Videospielen ist vor allem eines: vielfältig! Und das würde in einem Markt ohne einen gesunden Konkurrenzkampf – und eben die Xbox – vollständig verloren gehen. Also liebes Microsoft: Aufstehen, Mund abputzen und weitermachen! Ihr werdet noch gebraucht!

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