Sony gegen Microsoft: Wer hat jetzt eigentlich recht?

By Sanel Rihic 17 comments
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PlayStation oder Xbox? Der Krieg tobt schon, seit es beide Konsolen gibt. Doch so laut und so dreckig wie jetzt um Call of Duty haben sich Sony und Microsoft noch nie gezankt.

Um alle einmal abzuholen: Nachdem man schon Bethesda bereits eingetütet hatte, sollte nun der größte US-Spielepublisher folgen. Anfang des Jahres begann Microsoft nämlich damit, Activision Blizzard für knapp 70 USD zu übernehmen. Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern und besonders Sony stellt sie quer. Denn Sony fürchtet, dass die Übernahme dem Wettbewerb schaden würde – also dem PlayStation-Hersteller selbst.

Aber stimmt das? Ist der Microsoft-Deal eine Gefahr? Oder ist vielleicht Sony selbst die Bedrohung? Wer ist der Gute und wer der Schurke in dieser Geschichte? Schauen wir uns den Fall genau an.

Ein Schurke ist sicher: Activision Blizzard

Ich muss ja sagen: Mir persönlich ist es einerlei, ob Call of Duty exklusiv auf Xbox, PlayStation, Stadia oder einer Mikrowelle endet. Diese Spielereihe habe ich noch nie sonderlich gerne gespielt und Spiele von Activision Blizzard meide ich größtenteils. Das hat vor allem etwas mit der Chefetage und noch CEO Bobby Kotick zu tun.

Nicht nur widert mich die offensichtliche Geldgier dieser Leute an, die ihre Spiele zunehmend monetarisieren, während Angestellte kurzerhand gefeuert werden. Auch die zahlreichen Fälle sexueller Belästigung und schwerer Diskriminierung im vergangenen Jahr bekräftigten meine Einstellung, einen Bogen um Activision Blizzard zu machen.

Ich war also überaus erfreut, zu hören, dass Activision Blizzard von Microsoft übernommen wird. Das könnte nämlich den nötigen Wechsel im Unternehmen herbeiführen. Doch das stellt sich als ein schwieriges Unterfangen heraus, insbesondere mit Sony im Nacken.

Alles steht und fällt mit Call of Duty

Durch den Activision-Deal könnten frühere PlayStation-Marken wie Crash Bandicoot oder Spyro theoretisch Xbox-exklusiv werden. Doch das scheint Sony schnurzpiepe zu sein. Es geht einzig und allein um Call of Duty.

Laut Sony wäre Call of Duty ein ausschlaggebendes Argument für einen Konsolenkauf. Der PlayStation-Hersteller sieht somit seine Existenz in Gefahr. Berechtigt?

Im Rahmen der Übernahme wurden zahlreiche namenhafte Spiele-Unternehmen befragt, keins äußerte diesbezüglich Bedenken. Witzigerweise führte Google Battlefield als ebenwürdigen Konkurrenten und Ausweichmöglichkeit auf. Ähnlich wie Stadia eine Alternative zu Xbox Cloud Gaming ist. Zwinker.

Doch muss man an der Stelle sagen, dass die CoD-Ableger neben den FIFA-Spielen jährlich zu den meistverkauften Spielen weltweit und in Deutschland gehören. Wenn man zu irgendeinem Zeitpunkt im Jahr auf die Spiele-Charts schaut, ist es sehr wahrscheinlich, dass entweder Call of Duty, FIFA oder das noch immer lebendige Grand Theft Auto 5 die Liste anführt – oder alle drei.

Zwei Spieler fliegen auf die Map in Call of Duty: Warzone zu.
Sony und Microsoft sollten ihre Streitigkeiten in einer Runde Warzone klären. (Bildquelle: Activision Blizzard)

Eine Marktverschiebung ist also gar nicht mal so abwegig und könnte in der Tat gefährlich werden, denn wenn Microsoft Activision Blizzard und Call of Duty kriegt, wer und was könnte danach folgen? Die Leute von Sony, die mit der PlayStation 4 und nun mit der PlayStation 5 leicht führen, möchten nicht, dass sich das ändert.

Aber: Microsoft lenkte sofort ein. Man versprach Call of Duty längerfristig auch auf der PlayStation zu veröffentlichen. Einen 10-Jahres-Deal schlug Microsoft vor, aber Sony wirkt wenig begeistert von der Idee. Auch auf das Angebot, Call of Duty auf PlayStation Plus bereitzustellen, scheint Sony nicht eingehen zu wollen. Stattdessen ist man zu beschäftigt damit, den Behörden und zuständigen Personen diesen Deal als den Pakt mit dem Teufel aufzutischen.

Sie streiten sich wie Kinder, die sie auch sind

Microsoft, das liebe Kind, und Sony, das trotzige Balg. Egal, wie sehr Microsoft versucht, Sony entgegenzukommen, es wird nur mit Sturheit konfrontiert. Aber ganz so einfach sind die Rollenverteilungen auch wieder nicht.

Die Exklusivspiele auf Xbox sind schnell an einer Hand abgezählt und deshalb versucht Microsoft, nachzulegen. Aber anders als Sony, das sich seine PlayStation-Studios und großartigen Eigenproduktionen über viele Jahre aufgebaut hat, nimmt Microsoft den schnellen und faulen Weg und kauft einfach gefühlt jedes große Studio und die entsprechenden Spielemarken: von The Elder Scrolls bis Call of Duty. Und möglich ist das, weil Microsoft das große Geld besitzt.

Die Doppelmoral Sonys kann man dennoch nicht ignorieren. Denn neben den vielen Exklusivspielen, die man hat, geht Sony weitere kleinere Exklusiv-Deals ein, wie zum Beispiel mit Square Enix oder Konami, um Spiele wie Final Fantasy 7 Remake, Final Fantasy 16 oder Silent Hill 2 Remake auf Xbox zu blockieren. Microsoft und den Activision-Deal als Wettbewerbsgefahr zu betiteln, ist angesichts der eigenen Machenschaften nicht so einfach nachzuvollziehen. Doch obwohl es eine miese Praxis ist, schwingt da mehr mit: Es ist die Furcht, eine verständliche Furcht, vor dem Riesenunternehmen, das mit seinen Scheinchen wedelt und auf Shoppingtour ist.

Kämpfer steht vor riesigem Monster in Final Fantasy 16.
Final Fantasy 16 gibt es nur auf der PS5. (Bildquelle: Square Enix)

Das Traurige ist: Letzten Endes leiden vor allem die Spieler darunter, die immer weniger Games auf nur einer Konsole spielen können.

Kein einfaches Gut und Böse

Sony inszeniert sich als großes Opfer der Videospielbranche und spricht Call of Duty eine immense Bedeutung zu, ja fast schon eine Art Gottstatus. Microsoft hingegen redet Activision Blizzards Spiele klein, bezeichnet sie als „keineswegs einzigartig“ und hebt Sonys Überlegenheit im Exklusivbereich hervor.

Das Verhalten beider Spiele-Riesen ist kindisch. Dass die zwei Firmen, die sich immer gegenseitig geschmäht haben, sich nun bauchpinseln und des anderen Stärken pointieren, bringt mich fast zum Lachen.

Ob die Activision-Übernahme durch Microsoft vonstattengeht, erfahren wir wohl erst im kommenden Jahr, wenn unter anderem die britischen und die EU-Behörden über den Deal abgestimmt haben.

Ein einfaches Gut und Böse gibt es nicht: Beide Seiten haben ihre Gründe, beide Seiten nutzen dreckige Tricks. Die Schlammschlacht dürfte auch noch nach dem Ausgang des Deals weitergehen.

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