TEST: Sébastien Loeb Rally EVO – Staub & Dreck für echte Rennfahrer

Patrick Held 1 Comment
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Sébastien Loeb ist der größte Rally-Fahrer aller Zeiten. Keine hat bisher mehr Weltmeisterschaften gewonnen oder mehr Punkte innerhalb einer Saison gesammelt, weshalb das Entwicklerstudio Milestone ihn zurecht zum neuen Werbegesicht der Rally-Simulation „Sébastien Loeb Rally EVO“ gemacht hat. Bisher versuchte Milestone eher mit jährlichen Updates von MotoGP oder WRC zu glänzen, aber eher schlecht als recht. Ohne die WRC-Lizenz, aber mit Loeb versucht man nun wieder voll durch zu starten und die Konkurrenz abzuhängen.

Gameplay und Steuerung …

Vor dem Start der Karriere darf man sich seinen eigenen Fahrer erstellen. Name, Geburtsland, Alter und bei Belieben noch das eigene Kennzeichen und die eigene Startnummer auswählen, Rennanzug und Helm an, Beifahrer ebenfalls erstellen und los geht’s mit einer kleinen Einführung. Diese erfolgt auf dem kleinen „Spielplatz“, auf dem man sowohl auf Asphalt als auch auf Sand ein wenig mit dem Setting der Fahrzeuge herumprobieren kann, um seine perfekte Abstimmung zu finden.  Neben den Testfahrten kann man sich in der eigenen Karriere austoben. Hier arbeitet man sich zuerst mit einem kleinen untermotorisierten Biest über bis zu 50 verschiedene Strecken, um Karrierepunkte zu sammeln und auf der Weltrangliste auszusteigen.

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Auf insgesamt 300km Strecke kann man um den Erfolg kämpfen, etwa in Frankreich, Australien oder in Finnland. Die Strecken aus aller Welt wurden dank GPS-Erfassung sehr realitätsnah in das Spiel umgesetzt und sind mit den originalen Tücken versehen, denen sich auch die realen Fahrer gegenübersehen. So werden die Strecken in Australien eher auf Sand ausgetragen, während man in Finnland eher mit dem Schnee zu kämpfen hat. Das wirkt sich auch bedingt auf die Fahrphysik aus, da man hier mehr gegen die Strecke arbeiten und übermäßiges Rutschen verhindern muss. Allerdings hätte man sich in diesem Punkt mehr Mühe geben müssen. Denn nicht immer ist die Physik zu erkennen geschweige denn zu verstehen. Immer wieder kommt es vor, dass Fahrzeuge sich im einen Moment wie auf Schienen bewegen, im nächsten Moment ungezügelt durch die Kurve schlittern. Eine eindeutigere Linie wäre hier sehr praktisch gewesen.  Falls es das Fahrzeug einmal aus der Kurve wirft, lässt sich das Spiel auch zurückspulen und die entsprechende Kurve erneut versuchen. Das mildert das Frustpotential um einiges! Schließlich kann ein kleiner Fehler auf der unberechenbaren Strecke zum Abflug und damit zur Niederlage führen.

Neben den klassischen Point-to-Point Rennen gibt es auch noch die Modi „Elimination“ und „Sector King“, welche ein wenig Abwechslung in den Rennalltag bringen sollen, ein Merkmal, welches besonders beim Branchenkonkurrent „WRC 5“ schmerzlich vermisst wurde. Auch Loebs Ausflüge in die Hillclimb- und Rallycross- Wettbewerbe finden ihren Platz und bekommen eigene Rennvarianten spendiert. Im Vergleich zu „WRC 5“ kann man auch selbst entscheiden, ob man lieber ein realistisches Erlebnis haben möchte ohne Hilfen, oder sich lieber arcadelastiger und geführter über die Strecke manövrieren lassen will. Die Einstellungen lassen beide Möglichkeiten ohne Probleme zu und kommen dem entsprechenden Spielertyp hier sehr entgegen.

Mit den aus den Rennen gewonnenen Preisgeldern kann man anschließend neue Fahrzeuge erwerben, um in höheren Klassen teilzunehmen. Schließlich will man ja lieber mit einem traumhaften Polo R über die Piste heizen als mit einem lahmen Fiat. Die Auswahl des Fuhrparks erstreckt sich dabei über 58 Fahrzeuge, die aus den verschiedensten Klassen und Epochen seit den 70er Jahren stammen. Die Lackierung lässt sich dabei individuell gestalten, was jedem Gefährt einen ganz eigenen Charakter verleiht. Besonders schön: Die im Vorfeld festgelegten Nationen, Namen und Kennzeichen finden auf dem Wagen ihren Platz und vermitteln ein wenig den Eindruck, dass man gerade wirklich selbst mit seinem eigenen Wagen zur Weltspritze rast.

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Neben der Karriere lässt sich noch die „Loeb Experience“ hautnah miterleben. Schließlich muss man dem Titelhelden auch seine kleine Selbstbeweihräuchung zugestehen. In diesem Modus lassen sich die wesentlichsten Rennen und Momente aus der unfassbaren Karriere des Sébastien Loeb nachspielen, nachdem er selbst über seine Empfindungen und Eindrücke berichtet hat. Man erhält hier nicht nur einen tiefen Einblick in die Welt des Rennfahrers, sondern auch in das Geschäft des erfolgreichen WRC-Piloten. Fans und WRC-Interessierten macht dieser Modus sicherlich viel Freude, wer sich jedoch eher auf die reinen Rennen konzentrieren möchte wird die Videosequenzen mit hoher Wahrscheinlichkeit recht schnell überspringen.

Mit von der Partie sind auch die klassischen Singleplayer- und Onlinemodi, mit denen man die Strecken entweder alleine oder gegen realen Kontrahenten entlangheizen kann. Diese unterscheiden sich allerdings nicht wesentlich nennenswert vom Karrieremodus.

Alles in allem glänzt „Sébastien Loeb Rally EVO“ eher mit seinem Umfang als mit seiner Technik, denn viel zu oft ist die Fahrphysik nicht einwandfrei zu erkennen oder zu verstehen. Hier fehlt eine klare Linie, die dem Spieler etwa auch durch die entsprechenden Controller-Feedbacks geliefert werden könnte. Dieser reagiert nämlich nur dann ein wenig, wenn man mit voller Wucht vor einem Baum landet – von Schlaglöchern oder kleinen Seitenhieben keine Spur. Anders sieht es aus wenn man ein gutes Force-Feedback-Lenkrad zur Hand hat, dann spürt man zumindest minimale Einschläge. Auch schade: Schäden wirken sich nicht auf das Fahrzeug oder dessen Verhalten aus. Heißt: Egal wie schlecht man fährt und wie hart man irgendwo einschlägt, bis auf ein paar Blechschäden merkt man als Fahrer keine Veränderung. Hier sind andere Titel einen ganzen Schritt weiter.  Die verschiedenen und abwechslungsreichen Modi sorgen letztendlich dafür, dass nicht zu schnell Langeweile aufkommt und die Karriere sowie die Loeb Experience stets mit spannenden Rennen gestaltet werden. Auch die entgegenkommende Steuerung und Hilfen sorgen hier für viel Freude in dieser anspruchsvollen Rennklasse und verhindern sicherlich viele Frustmomente.

Sébastien Loeb Rally EVO

Grafik und Atmosphäre …

Optisch scheinen Rennspiele gerade einen Stillstand zu erleben, denn das Team von Milestone hat es nicht wirklich geschafft, für ansehnliche Details und Umgebungen zu sorgen. Zuschauer, die alles andere als liebevoll die Tribünen bevölkern und misslungene Darstellungen von Licht und Schatten machen da eher wenig Freude. Auch die Fahrzeugdetails hinterlassen vor allem im minderwertig umgesetzten Innenraum kaum einprägsame Eindrücke. Eigentlich schade, da gerade Rennspiele hier immer wieder neue Meilensteine setzten.

Dafür schaffen es die verschiedenen Streckenlandschaften ein schönes Bild zu vermitteln, egal, ob man durch einen dichten Wald in Italien oder die weitläufige Schneelandschaft von Finnland fährt. Man kann hier zwar nicht von grafischen Meisterwerken sprechen, aber auch nicht von einem Totalausfall.  Gemeinsam mit dem Motorensound, der angenehm und realitätsnah aus dem Auspuff dröhnt, schafft es „Sébastien Loeb Rally EVO“ eine angenehme Rennatmosphäre zu erzeugen. Der ansprechende Karrieremodus und die interaktive Biografie „Loeb Experience“ unterstreichen dies nochmals.

Entwickler: Milestone
Publisher: Bandai Namco
Release: 29. Januar 2016
Offizielle Homepage: www.sebastienloebrallyevo.com

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Sebastien Loeb Rally Evo
TEST: Sébastien Loeb Rally EVO – Staub & Dreck für echte Rennfahrer
„Sébastien Loeb Rally EVO“ macht definitiv nicht alles richtig. Hier und da hätte man ein wenig mehr Hand anlegen müssen, besonders bei der Detailreiche von Umgebungen und dem Fahrzeuginnenraum. Auch an der Fahrphysik hätte man durchaus noch ein paar Schrauben verstellen können, um diese für den Spieler griffiger umzusetzen. Dennoch machen die verschiedenen Rennen eine große Freude und profitieren dabei von dem großen Umfang an Strecken und Fahrzeugen, auch wenn man keine WRC-Lizenzen besitzt. In dem ansprechend gestalteten Karrieremodus und seinem Rangsystem kann man viele Stunden ohne große Langeweile verbringen. In der „Loeb Experience“ kann man zudem durchaus gelungen einen Blick in das Leben des besten Rally-Piloten aller Zeiten erhaschen und die wichtigsten Momente seiner Karriere hautnah miterleben. Eine Biografie 2.0 vom aller Feinsten! Besonders für Einsteiger ist der Titel gut gelungen, da es zahlreiche optionale Hilfen gibt, sowie umfassende Tutorial, die einem sowohl die Steuerung und die unterschiedlichen Streckenbedingungen näher bringen, sondern auch sehr verständlich erklären, was unser Co-Pilot uns da eigentlich die ganze Zeit für Formeln an den Kopf wirft. Aktuell ist „Sébastien Loeb Rally EVO“ somit auf der PlayStation 4 die beste Option für Rally interessierte Spieler. „
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