Max Payne ist zurück! Und er ist besser denn je! Im nach 7 Jahren Pause nun endlich erschienenen „Max Payne 3“ schafft einer der wohl größten Anti-Helden der Videospielgeschichte den Sprung auf die PS3. Der dritte Teil ist zugleich der erste, der vollständig von Rockstar entwickelt wurde, womit diese nun auch wieder ins Shooter-Genre zurückgekehrt sind. Sie bringen der Serie dadurch viele neue Einflüsse, aber halten auch an alten Werten fest.
Ob dieser Mix aus neu und alt, zusammen mit dem für Max Payne typischen Schuss Alkohol und Schmerzmitteln, eine gute Idee ist, versuchen wir in unserem Test herauszufinden. Zu dem Ergebnis lässt sich vorab schon eins sagen: Diese Mischung ist tödlich.
Max Payne ist total am Ende. Getrieben durch den Verlust seiner Familie und seiner Geliebten flüchtet er sich in eine Welt aus Drogen, Alkohol und viel Schmerz. Nachdem er sich in New York mit der Mafia angelegt hat und nun von dieser verfolgt wird, flüchtet er mit Hilfe seines Freundes Raul Passos nach Sao Paolo, Brasilien. Dort arbeitet er als Leibwächter für eine wohlhabende Familie. Obwohl dies die perfekte Chance für einen Neuanfang wäre, bleibt Max an seinen alten Lastern hängen und erkennt erst als alles um ihn herum zu Grunde geht, dass er so nicht weitermachen kann und wieder der alte, mehr oder weniger „gute Held“ werden muss.
Die Geschichte hinter „Max Payne 3“ ist einfach grandios inszeniert. Unser Protagonist ist knallhart, seelisch völlig zerstört und absolut kalt. Aber er ist auch zu 100 Prozent gerecht und weiß, für wen er sich einzusetzen hat. Ein Anti-Held zum Anfassen, so erscheint es fast. Und obwohl er schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, gehört er immer noch zu den Besten. Er ist genau das, was andere Spielfiguren gerne wären- ein (fast) völlig normaler Kerl mit (fast) normalen Problemen. Zudem glänzt die Story neben dem typischen und manchmal etwas moralisch fragwürdigen Geballere mit viel Tiefe und Spannung. Wir wollten immer wissen, wie die Geschichte weiter geht, welche Gefahren noch auf uns lauern und welche schrecklichen Ereignisse noch auf uns warten.
Diese ganzen Erwartungen werden durch die sehr detailreiche Umgebung und die flüssig in die Handlung eingesetzten Zwischensequenzen noch mehr hervorgehoben. Wir wollten immer mehr von dem, was um uns herum passiert, erfahren. Durch Orte wie etwa die Favelas, in denen Kinder Fußball spielen oder eine Disco, in der wir uns den Weg freischießen müssen, gibt es so viele Kleinigkeiten zu entdecken, dass man sich wahrscheinlich nach dem dritten bis vierten Spieldurchgang immer noch denken könnte: „Wow, das ist mir ja bisher gar nicht aufgefallen.“ Zudem gibt es am Anfang viele Szenen, die mit ähnlichen Situationen aus den vorherigen Teilen zusammengeschnitten worden sind, weshalb wir, auch ohne diese gespielt zu haben, direkt wussten, weshalb Max so heruntergekommen ist.
Die Zwischensequenzen sind häufig von grellen Farben und wackelnden Bildern begleitet, welche die Auswirkungen der Drogen, die Max intus hat, verdeutlichen sollen. Zudem ist man ihm dadurch, dass Fremdsprachen nicht immer Untertitel übersetzt wurden, sondern in der Ausgangssprache wie Spanisch oder Portugiesisch belassen sind, in seinem verlorenen Zustand gefühlsmäßig noch viel näher. Dies alles wird von einem hervorragend eingesetzten Soundtrack und die ständig vorhandenen inneren Monologe unserer Hauptfigur, die uns noch mehr Einblicke in seine innere Situation und seine Weltanschauung bieten, gekonnt in Szene gesetzt, wodurch die Stimmung und das gesamte Setting in „Max Payne 3“ einmalig gut gelungen sind.
Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass Rockstar wieder einen eigenständigen Shooter auf den Markt bringt. Zudem ist es der erste Max Payne Titel, der direkt bei Rockstar entstanden ist. Das bedeutet: 1.viele neue Möglichkeiten, das Spiel zu verbessern, 2. aber auch genau so viele Risiken, es der Reihe zu entfremden und den damit verbundenen Anforderungen nicht gerecht zu werden. Um es kurz zu machen: 1. trifft zu, 2. nicht. Natürlich haben die Leute bei Rockstar das ein oder andere an Max Payne verändert. Die Level an sich sind größtenteils heller und offener als in den vorherigen Teilen, die Handlung spielt in Sao Paolo und nicht in New York und es schneit auch nicht mehr. Auch sind die eigentlich doch so beliebten Cut-Scenes im Comic-Stil nicht mehr vorhanden. Trotzdem sind das Gameplay und der Handlungsablauf unglaublich toll und flüssig gestaltet worden, vor allem, da die serientypischen Aktionen „Bullet-Time“ und „Shootdodge“, welche ein bisschen an den Zeitlupeneffekt bei Matrix oder bei dem Spiel Wet erinnern, wieder mit von der Partie. Durch diese bestehen die Schusswechsel nicht nur aus „Hinter einer Mauer verstecken und schießen“, sondern auch aus actiongeladenen „Ich-spring-durch-das-Fenster-und-knall-alle-ab“ Momenten. Auch gibt es Passagen, in denen wir aus einem Helikopter heraus unsere Ziele beschützen oder ähnliche Aufgaben erfüllen müssen, wodurch uns immer wieder ein wenig Abwechslung von Level zu Level geboten wird. Aber das Spiel besteht nicht nur aus rum Geballere. Überall sind kleine Hinweise auf Personen, die wir suchen, oder Orte, an denen wir uns aufhalten, zu finden. Ebenso können wir Bauteile für Gold-Waffen- verbesserte Versionen der Originalwaffen- sammeln.
Die Steuerung an sich funktioniert sehr flüssig. Zudem können Tastenbelegung und Zielgeschwindigkeit in den Einstellungen nach Belieben reguliert und verändert werden, so dass jeder die Steuerung an seine Spielbedingungen anpassen kann. Die Grafik kann sich wirklich sehen lassen. Durch die 720p- Auflösung erscheint das Spiel in einem ganz neuen Glanz. Auch die ab und zu auftretenden minimalen Unsauberkeiten, Kanten und Streifen in der Umgebung tun da keinen Abbruch, im Gegenteil, sie passen sogar sehr gut in die Atmosphäre des Spieles hinein.
Schade ist, dass Deutschland in manchen Punkten wieder einmal das Nachsehen hat. Da die deutsche USK Fassung trotz der Freigabe ab 18 geschnitten wurde, ist es nicht möglich, auf Passanten oder an machen Stellen auf unbewaffnete Feinde zu schießen. Obwohl dies natürlich moralisch absolut und selbstverständlich höchst verwerflich wäre, ist doch gerade in diesem Spiel die Frage nach Moral eine der Fragen, die dem Spiel seine besonderen Eigenschaften verleihen. Immerhin wurde in der USK-Fassung nicht das Blut entfernt, da es sonst einfach zu unrealistisch hätte wirken können.
Multiplayer- und Arcade-Modus
Ja, auch Max Payne hat endlich einen Multiplayer-Modus. Und das sogar OHNE Online-Pass. Im Grunde unterscheidet sich dieser Modus vom Gameplay her kaum vom Solomodus. Man kann genau das, was Max auch schon alles solo konnte,- inklusive „Bullet-Time“, bei der sich die Entwickler von Rockstar überlegt haben, dass alle, die einen Gegner sehen, der diese Fähigkeit einsetzt, ebenfalls in Zeitlupe geraten, um keinem Spieler einen unfairen Geschwindigkeitsbonus zu gewähren. Gespielt wird in verschiedenen Modi, wie den typischen Deathmatch-Arten, aber auch in einer Art Missions-Modus oder anderen, ähnlichen Modi. Natürlich gibt es auch einen Charaktereditor, in dem wir unsere Figur mit Hilfe von Punkten, die wir im Spiel sammeln, weiter verbessern. Eine schöne Idee, dass uns so auch nach abgeschlossener Kampagne noch eine Menge Spaß geboten wird. Erweiterungen, die entweder einzeln, oder über einen „Rockstar-Pass“ im PlayStation Store gekauft werden können, sind außerdem auch schon in Planung.
Neben dem Multiplayer gibt es auch noch den Arcade-Modus. In diesem bekommen wir entweder für unsere Kills in den vorher freigeschalteten Levels Punkte oder haben eine Minute Zeit, so viele Gegner wie möglich zu erledigen. So können wir uns mit anderen Spielern messen, was neben der Kampagne noch eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit bietet.