Der Wandel vom physischen zum digitalen Spieleverkauf ist unverkennbar. Obwohl große Publisher immer noch auf physische Spiele setzen, zeigen die aktuellen Verkaufszahlen in Großbritannien eine ganz andere Richtung: 75 % aller Spiele wurden im letzten Monat digital verkauft, was 1,74 Millionen Einheiten entspricht – ein deutlicher Anstieg von 10 % gegenüber dem Vorjahr.
Das zeigt den allgemeinen Trend, der von Jahr zu Jahr immer mehr voranschreitet, wobei Großbritannien generell sehr fortschrittlich ist, was den digitalen Markt betrifft. In Deutschland hingegen klammern sich die User vehement an die physische Disc, verlieren zunehmend aber auch ihre Präsenz. Die Ähnlichkeiten zwischen dem britischen und deutschen Markt sind sehr ähnlich, lediglich zeitversetzt, weshalb ein Blick nach Großbritannien die Zukunft in Deutschland und anderen Teilen der Welt abbildet.
Digitale Spiele sind einfach bequemer
Branchenexperten wie Christopher Dring von GamesIndustry sehen verschiedene Gründe für die zunehmende Beliebtheit digitaler Spiele in Großbritannien. Ein wichtiger Faktor ist die gesteigerte Zugänglichkeit durch größere Festplattenkapazitäten der Konsolen und höhere Internetgeschwindigkeiten. Für viele Spieler ist es inzwischen schneller und bequemer, ein Spiel herunterzuladen, als in ein Geschäft zu gehen. Hinzu kommt die Möglichkeit, Spiele vorab digital zu bestellen und sofort loszulegen, sobald diese veröffentlicht werden.
Auch der Einzelhandel spielt eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung. In Großbritannien ist GAME eine der wenigen verbliebenen Ketten, die noch physische Spiele verkaufen. Doch die Anzahl der Stores nimmt stetig ab, und andere Händler wie Currys PC World, John Lewis, Argos und Selfridges reduzieren ihre physischen Spieleabteilungen fast vollständig. Dies spiegelt sich auch in den persönlichen Eindrücken wider: Während in Deutschland bei Media Markt oder Saturn noch klassische Games-Abteilungen zu finden sind (zumindest war das 2023 noch der Fall), muss man in Großbritannien oft weit fahren, um etwas Vergleichbares zu entdecken. HMV ist einer der wenigen Ausnahmen, und selbst dort sind physische Spiele oft nur in den großen Flagship-Stores verfügbar. Damit wird der digitale Markt den britischen Spielern fast alternativlos aufgezwungen – eine Entwicklung, die in Deutschland, wo physische Medien nach wie vor populär sind, noch nicht im gleichen Maße wahrgenommen wird.
Hersteller wie Sony reagieren natürlich auf diesen Trend, indem sie ihre Hardware zunehmend auf den digitalen Markt ausrichten. Ein deutliches Beispiel dafür sind die PS5 Slim und PS5 Pro, bei denen das Disc-Laufwerk nur noch optional erhältlich ist.