Modern Warfare 2: Der Beweis, dass CoD seine Identität verloren hat

By Jakob Goess 3 comments
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Genau wie vor 13 Jahren soll Modern Warfare 2 (2022) jetzt den Riesen-Erfolg vom ersten Modern Warfare fortsetzen und Call of Duty in ungeahnte Höhen katapultieren. Zusätzlich steht Warzone 2 schon in den Startlöchern und an einem passenden Extraction-Spielmodus wird ebenfalls fleißig gearbeitet.

Machen wir aber erstmal eine Zeitreise ins Jahr 2009. Was hat das „erste“ Modern Warfare 2 damals so erfolgreich gemacht und wieso brauchen wir das Ganze jetzt nochmal?

Mit Modern Warfare fing alles an

Soldat aus Modern Warfare Remastered - Activision Blizzard
Modern Warfare Remastered von 2016. (Bildquelle: Activision Blizzard)

Modern Warfare, um das hier mal klar zu trennen, also das „alte“, also das von 2007, war damals die Revolution des Shooter-Genres. Das Progressionssystem, was einen immer eine Level-Karotte vor die Nase hielt und einem ständig neue Waffen und Ausrüstung freischalten ließ, war damals etwas völlig Neues für einen Shooter. Zudem konnte man Killstreaks erspielen, die so in jeder einzelnen Runde eine zusätzliche Motivation boten.

Darüber hinaus gab es noch eine beeindruckend inszenierte Blockbuster-Kampagne mit legendären Missionen wie „All Ghillied Up“, die bis heute Kult ist. Für die damalige Zeit war Modern Warfare ein revolutionärer Shooter, der für die nächsten Jahre den Ton im Genre angeben sollte. Jeder wollte Call of Duty kopieren und das nächste Modern Warfare produzieren.

Modern Warfare 2 (2009)

Modern Warfare 2 von 2009. (Bildquelle: Activision Blizzard)

MW2 (2009) sollte dann alles größer, besser und schneller machen. Die Bombast-Kampagne wurde fortgesetzt und wollte mit neuen Szenarien beeindrucken. Was hängen blieb, war die Mission „No Russian“, die überall für Kontroversen sorgte. Hierbei musste man undercover einen Flughafen über den Haufen schießen, was in der deutschen Version aber nicht möglich war, da durfte man nur zuschauen. Die Kampagne bot erneut Popcorn-Kino zum Selbstspielen, aber die große Begeisterung blieb aus.

Im Multiplayer machte man auch weiter wie gewohnt. Verändert wurde nur wenig, dafür implementierten die Entwickler ein paar fragliche Balance-Änderungen … Stichwort: „Noobtube“. Das war für Activison, der Publisher der Reihe, aber auch nicht wichtig, denn MW2 (2009) brach wieder alle bisherigen Rekorde und war ein voller Erfolg. Aber die große Revolution wie bei Teil 1 blieb aus.

Modern Warfare (2019)

Exakt dasselbe wollte Activision jetzt auch mit dem „neuen“ MW2 wieder machen. Denn so wie Modern Warfare (2007) damals brach auch das letzte Modern Warfare (2019) wieder alle Rekorde. Im Gegensatz zum Original blieb man auf der Stelle stehen – zumindest im Hauptspiel. Denn was dieses Mal wirklich frischen Wind in die Reihe brachte, war der Battle-Royale-Modus, der einige Monate nach Release nachgeliefert wurde: Warzone.

Modern Warfare (2019) brachte das lang vermisste „Boots-on-the-ground“-Gameplay, was die alten MWs auszeichnete, zurück und schickte uns vom zweiten Weltkrieg zurück in die Moderne. Das war es, was sich die Fans seit Jahren so sehnlichst gewünscht hatten. Keine Revolution, noch nicht mal eine Evolution, sondern eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Kampfszene aus Modern Warfare 2019. - Activision Blizzard.
Modern Warfare aus 2019. (Bildquelle: Activision Blizzard)

Denn viel mehr war das Modern Warfare von 2019 auch nicht. Ja, es gab ein paar nette Neuerungen (z.B. die Waffenschmiede) und man passte alles natürlich an die gängigen Shooter-Gegebenheiten von 2019 an, aber große Neuerungen blieben aus. Man rückte damals sogar noch einen 1-gegen-1-Modus in den Fokus, der den E-Sport erobern sollte, von dem fehlt in Modern Warfare 2 (2022) aber jede Spur. Ebenfalls „neu“ war der Bodenkrieg-Modus, der seinem Namen endlich gerecht wurde und auf deutlich größeren Maps bis zu 64 Spieler gegeneinander antreten ließ, sogar mit Fahrzeugen.

Das wirkte aber eher wie ein Versuch, Battlefield ein paar Spieler abzuluchsen, aber ohne dabei die taktischen Möglichkeiten des Konkurrenten mitzuliefern. So richtig punkten konnte Modern Warfare dann erst mit Warzone.

Warzone war die große Evolution, die CoD brauchte

Fallschirmsprung in Call of Duty: Warzone
Warzone. (Bildquelle: Activision Blizzard)

Warzone löste dann das ein, was man sich vom Bodenkrieg und einer Evolution von Call of Duty erhoffte. Es fühlte sich neu an, ein riesiges Schlachtfeld, auf dem 100 Spieler um den Sieg kämpfen. Ob zu Luft, zu Wasser oder mit dem Buggy an Land – alles war möglich. Hinzu kam das extrem simplifizierte Inventarsystem, was einen nicht lange mit großen Menüs nervte und einen direkt in die Action schickte.

Das Gameplay fühlte sich griffig an und überzeugte selbst alteingesessene CoD-Veteranen.
Der große Sprung war geglückt.

Was genau soll jetzt Modern Warfare 2?

Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie passt Modern Warfare 2 (2022) in diese neue Ära von Call of Duty? Die Antwort: MW2 kämpft einfach an allen Fronten gleichzeitig. Modern Warfare 2 (2022) setzt sich zwischen alle Stühle und versucht jeden Trend mitzunehmen, um die größtmögliche Zielgruppe anzusprechen. Du willst ’ne gut inszenierte Blockbuster-Kampagne? Ist drin. Du willst wieder deine oldschool 6-vs-6-Herrschaft? Klar, ist mit dabei. Du möchtest Bodenkrieg? Natürlich! Lust auf Battle Royale? Kommt bald. Gar keinen Bock auf die Sachen, du bist Hardcore und zockst nur Escape from Tarkov? Da gibt’s bald auch was für dich.

MW2 (2022) ist so aufgeblasen mit Content, dass es schon schwerfällt, gar nichts zu finden, was einem gefällt. Was allerdings dafür fehlt, ist eine rote Linie. Das Waffenschmiede-System aus MW (2019) wurde übernommen und verbessert, dafür hat man das Perksystem kastriert und Schalldämpfer quasi nutzlos gemacht.

Damit schießt man den ganzen oldschool CoD-Fans ins Knie. Man versucht es, allen Recht zu machen, und macht so niemanden wirklich glücklich. Das ist aber wichtig, wenn man seine Community lange halten möchte.

Die Zukunft von Modern Warfare 2

Call of Duty: Modern Warfare 2
Modern Warfare 2 aus 2022. (Bildquelle: Activision Blizzard)

Und eben jene Spieler möchte man unbedingt lange halten, da das nächste CoD erst frühestens 2024 erscheinen wird. Nächstes Jahr geht das Franchise erstmals seit Beginn der Reihe in die Pause.

Für mich wirkt der Multiplayer von MW2 deshalb auch nur wie ein Vehikel, um die Spieler letztendlich in das am 16. November erscheinende Warzone 2 zu verfrachten. Wie im ersten Warzone, wird man hier bestimmt wieder Waffen freischalten und für Warzone 2 leveln können.

Ohne das Prestigesystem gibt es für viele Spieler eh keine Langzeitmotivation mehr. Hier wird sich dann zeigen, wie interessant die Seasons und die Battle Passes werden. Wahrscheinlich werden die meisten Spieler aber nicht lange genug bleiben. Ich vermute, dass genau das Activisons Plan ist und man einfach so viele Spieler wie möglich zu Warzone 2 locken möchte, was dann natürlich auch 2023 mit neuen Inhalten versorgt wird.

Ist Warzone die Zukunft von Call of Duty?

2009 zeigte Modern Warfare 2, wie ein moderner Shooter damals auszusehen hatte. 13 Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Activision weiß nicht, wie die Zukunft des Shooters aussehen soll, versucht aber, alle Trends mitzunehmen, damit man das „nächste große Ding“ ja nicht verpasst. Warzone 2 wird ein enormer Erfolg werden, aber ob man das Battle-Royale-Genre nochmal so umkrempeln kann wie beim ersten Warzone, bleibt abzuwarten. 

Ich setze meine Hoffnung aktuell eher auf den Extraction-Modus, der hört sich nämlich wirklich nach einer Neuerung im CoD-Universum an. Auch wenn man hier eigentlich weniger innoviert, sondern eher gut kopiert und seine DNA hinzugibt. Modern Warfare 2 werde ich im jetzigen Zustand wohl nicht mehr allzu lange im Multiplayer spielen. Vielleicht kann Modern Warfare 3 dann ja überzeugen und die Revolution bieten, auf die wir alle warten. Also das „neue“ MW3, nicht das von 2011 … ihr wisst schon.

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