Preview: Scarlet Nexus – Next-Gen Action-JRPG mit spannender Welt

By Jonas Herrmann Add a Comment
16 Min Read

Scarlet Nexus ist die neue Marke von Bandai Namco. Das bisher veröffentlichte Material zeigt eine interessante Welt und tolles Gegnerdesign, lässt aber darüber hinaus viele Fragen offen. In einer Preview-Session konnten wir das Next-Gen Action-JRPG in den letzten Tagen ausgiebig anspielen und spannende Eindrücke vor dem Release sammeln.

Worum geht es in Scarlet Nexus?

Scarlet Nexus spielt in einer dystopischen Zukunft, die die Entwickler Brainpunk getauft haben. Gehirne stehen also im Mittelpunkt. Einerseits sind die Menschen durch ein zentrales Netzwerk direkt in ihren Denkapperaten verbunden, andererseits stehen sie auch ganz oben auf der Speiseliste der mysteriösen Angreifer, den Anderen

Scarlet Nexus intro

Diese Anderen sind vor langer Zeit auf der Erde gelandet und haben die Menschheit an den Rand der Auslöschung getrieben. Während große Teile der Erde in Schutt und Asche liegen, sammeln sich die Überlebenden in riesigen Städten. Die Gefahr durch die Anderen besteht allerdings nach wie vor, die Zivilisation wird von der Anderen-Abwehrstreitkraft (AAS) verteidigt.

Die Mitglieder der AAS setzen Psionische Fähigkeiten ein, um der Bedrohung her zu werden. Da diese jedoch an ihrem Verstand nagen und mit der Zeit instabil zu werden drohen, wird der Alterungsprozess der Soldaten durch die Einnahme einer Anti-Aging Droge gestoppt. Eine gute Erklärung dafür, weshalb die Charaktere großteils aussehen wie Schüler oder Studenten. 

Durch die Verbindung mit dem Brain-Netzwerk sind die Menschen nicht mehr auf Geräte wie Smartphones angewiesen, sie kommunizieren direkt über den Brain-Talk miteinander – Stoppschilder und Werbebanden werden direkt in das Sichtfeld projiziert. Durch diese Verbindung können sich die Mitglieder der AAS im Kampf auch ihre besonderen Fähigkeiten leihen, dazu aber mehr beim Gameplay. Die Verbindung über das Gehirn ist eine clevere Erklärung für HUD, Minimap und Levelbegrenzungen, immerhin sind diese nicht nur für den Spieler, sondern auch für die Spielfiguren sichtbar. 

Die Welt von Scarlet Nexus bietet eine Menge erzählerisches Potenzial, immerhin muss ja irgendjemand dieses Netzwerk kontrollieren. An einer Stelle wird ein gefallener Krieger abtransportiert. Sein Gesicht ist wohl schrecklich entstellt, immerhin ernähren sich die Anderen von Gehirnen. Wir und auch alle anderen bekommen dieses Gesicht aber gar nicht zu sehen, es wird einfach live zensiert. Von Beginn an stellte sich mir die Frage, ob wirklich alles so ist, wie es scheint. Die Welt ist also spannend und weckt von Beginn an das Interesse für ihre Geheimnisse. Oh, und sie sieht außerdem fantastisch aus!

Scarlet Nexus story

Zukunftsvision im Comic-Stil

Man muss den japanischen Entwicklern wirklich ein Kompliment für ihr Design bei der Spielwelt machen. Riesige Hochhäuser und tiefe Straßenschluchten dominieren das Bild, alles blinkt oder leuchtet und wirkt absolut glaubwürdig. Auch wenn man nur einen kleinen Teil dieser Metropole erkunden kann, fühlt man sich durch die Ausmaße der Gebäude und Brücken geradezu winzig. Durch die technische Komponente kommt unweigerlich eine Stimmung auf, die an Blade Runner und ähnliche Dystopien erinnert.

Auch in den, von Monstern bevölkerten, Außenbezirken warten atemberaubende Kulissen hinter jeder Ecke. Es gibt Ruinen, denen man im Sonnenuntergangslicht den hier einst tobenden Krieg wirklich ansieht. Riesige, hektisch verlassene Baustellen zeigen, was hier in Friedenszeiten möglich gewesen wäre. Teilweise wird das Design darüber hinaus surreal, wenn etwa ein ganzer Stadtteil kopfüber über einem anderen steht. 

Die Welt von Scarlet Nexus profitiert dabei vom zeitlosen Comic-Look, den ich für eine sehr gute Wahl halte. Die Charaktere würden in einer realistischen Grafik deplaziert wirken und auch die Übersichtlichkeit in den Kämpfen würde vermutlich darunter leiden. Untermalt wird die Action von einem tollen Soundtrack, der Auseinandersetzungen treibend unterstützt und bei der Welterkundung eine tolle Atmosphäre schafft.

Besonders skurril ist außerdem das Gegnerdesign. Das war ja in den Trailern schon zu erahnen, im Spiel wirkt es aber noch eine Ecke abgefahrener. Spätestens, wenn die ersten Gegner, die halb Frau, halb Blumenstrauß sind, aus dem Himmel fallen, ist klar, dass man es hier mit einem besonderen Spiel zu tun hat. Die Anderen eint, dass sie verquere Mischungen aus organischen und unbelebten Materialien sind. Hier stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Wie und Warum? Man möchte diese Welt unbedingt erkunden und herausfinden, was die Entwickler noch bereithalten.

Scarlet Nexus battle

Wer die Wahl hat…

… kann Scarlet Nexus auch zweimal spielen! Gleich zu Beginn müssen wir uns für eine der beiden Hauptfiguren entscheiden. Da ist einerseits die hochbegabte Kassane, die sehr distanziert und mysteriös wirkt. Wir können uns aber auch für Yuito entscheiden, der der zweitälteste Sohn einer einflussreichen Politikerfamilie ist und sich freiwillig für die Truppe gemeldet hat. 

Ich habe mich zuerst für Yuito entschieden, einfach, weil er ein großes Schwert auf dem Rücken trägt. Danach habe ich die ersten knapp drei Stunden nochmal mit Kassane ausprobiert. Die Geschichten der beiden sind natürlich miteinander verbunden und sie treffen schon recht früh aufeinander, weshalb ich mich anfangs fragte, warum nicht etwa beide in einem Durchlauf spielbar sind. 

Erst als ich die Geschichte von Scarlet Nexus ein zweites Mal gestartet habe, habe ich die Vorteile dieses Systems erkannt. Man erlebt zwar, zumindest in dem kurzen Teil, den ich spielen konnte, im Grunde die selbe Geschichte, bekommt dabei aber ganz andere Blickwinkel präsentiert. Schon das erste Aufeinandertreffen von Yuito und Kassane wirkt ganz anders, wenn man es von der anderen Seite aus erlebt. 

Wir sehen, warum Charaktere sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten und bekommen Hintergrundinfos, die uns sonst verborgen bleiben. Ich hoffe sehr, dass die Entwickler hier das Potenzial voll ausschöpfen. Im Introfilm und auch in einer Trainingssequenz kämpfen Kassane und Yuito schon gegeneinander. Es könnte sehr interessant sein, wenn die beiden Figuren im Spiel tatsächlich zu Feinden würden. 

So könnten sie etwa für das gleiche Ziel, aber mit unterschiedlicher Herangehensweise kämpfen. Das würde uns einen jeweils glaubhaften Bösewicht bescheren und uns die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven erleben lassen.

Scarlet Nexus ps5

Die Geschichte

Die Handlung beginnt – egal für welchen Charakter wir uns entscheiden – mit der Abschlussprüfung der neuen Rekruten. Dieses dient uns als Tutorial und macht uns spielerisch mit den Mechaniken vertraut. Danach gibt es einen überraschenden Anderen-Angriff, bei dem wir unsere neuen Fähigkeiten gleichmal beweisen dürfen. Kassane und Yuito treffen in der Folge aufeinander, danach erleben wir die ersten Einsätze mit unserem jeweiligen Team.

Die Geschichte wird aus einem Mix aus Zwischensequenzen und animierten Comics erzählt. Die Texte der Haupthandlung sind komplett vertont, die wahlweise japanischen und englischen Sprecher machen ihre Sache sehr gut, wodurch auch die Comics nicht langweilig werden, viel gelesen wird trotzdem – bisher allerdings nur auf englisch. Da die offizielle Website in deutsch übersetzt ist, gibt es zumindest ein bisschen Hoffnung auf deutsche Untertitel im Spiel. 

Die Story von Scarlet Nexus ist interessant, aber auch ein wenig hölzern geschrieben. Es wirkt schon ein wenig merkwürdig, dass die Nebencharaktere den Hauptfiguren die gesamte Geschichte der Welt und teilweise ihre eigene Vergangenheit erzählen, als hätten die sie noch nie gehört. Generell wird anfangs viel erklärt, was Yuito und Kassane nach ihrer Ausbildung längst klar sein sollte. Nach einiger Zeit nimmt die Geschichte dann aber an Fahrt auf.

Scarlet Nexus ps4

Yuito steht als Nachkomme einer berühmten und einflussreichen Familie natürlich schnell im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Presse scheint sowieso eine wichtige Rolle im Spiel einzunehmen. Ständig werden die Soldaten von einer Schar fliegender Kameradrohnen verfolgt, die Kämpfe werden live übertragen und kommentiert, die Krieger geben danach Interviews und sind bekannte und gefeierte Helden. 

Auch hier gibt es einige sehr interessante Ansätze und man darf gespannt sein, zu sehen, wie sich das Verhältnis zu den Medien auf das restliche Spiel auswirken wird. Zensur und Inszenierung scheinen zu zentralen Elementen werden zu können.

Kassanes Geschichte dreht sich anfangs vor allem um die Beziehung zwischen ihr und ihrer älteren Schwester Naomi, die allerdings kleiner und jünger wirkt. Beide sind sehr begabt und wurden früh gescouted. Kassane möchte Naomi unbedingt beschützen und ist anderen gegenüber sehr direkt und gleichzeitig distanziert.  Mich hat von beiden Geschichten Kassanes etwas mehr gepackt. Die Beziehung zu Naomi und den anderen Charakteren wirkt interessanter und bei einem neuerlichen Start würde ich mich wohl für sie entscheiden. 

Es bleiben natürlich trotzdem viele Fragen zur Handlung offen. Die Herkunft der Anderen ist weiterhin rätselhaft und dürfte wohl im fertigen Spiel geklärt werden. Es werden auch eine ganze Menge Charaktere in kurzer Zeit eingeführt, wie diese sich entwickeln und wer was im Schilde führt, ist in der kurzen Zeit nicht absehbar. 

Wie spielt es sich denn nun?

Spielmechanisch ist Scarlet Nexus in Kämpfen und Erkunden unterteilt. Die Welt ist dafür in einzelne Abschnitte aufgeteilt. In der großen Stadt kann ich einen Teil frei erkunden, mich mit Leuten unterhalten und Nebenmissionen annehmen. Das Gebiet ist nicht allzu groß und viel zu tun gibt es bisher auch nicht, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es im Laufe der Geschichte mehrere solcher Areale geben wird. 

Einsätze führen uns dann in äußere Bezirke, wo keine Menschen mehr leben. Hier sind wir für gewöhnlich in einem Team von zwei bis vier Soldaten unterwegs. Zwischen den Kapiteln treffen wir uns in unserem Hideout, wo wir uns um uns um unsere Gefährten kümmern können.

Gekämpft wird mit einer Mischung aus Nahkampf und Telekinese. Mit Viereck und Dreieck dreschen wir auf anvisierte Gegner ein, mit R2 können wir, wenn wir unsere Leiste denn ausreichend gefüllt haben, herumliegende Objekte wie Fahrräder, Steinbarrikaden oder Autos schleudern. Was sich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig spielt, entwickelt schon bald darauf einen angenehmen Flow. 

Mit L2 können wir an manchen Stellen zusätzlich besonders mächtige Umgebungsangriffe nutzen. Dann schicken wir etwa einen stillgelegten Zug über die Gleise, auf denen zufällig eine ganze Gruppe Anderer herumlungert, oder wir warten den richtigen Moment ab und lassen einen schweren Haken von der Decke krachen, wenn ein Gegner darunter steht.

Scarlet Nexus

Sind wir im Team unterwegs, können wir über den Brain-Link auf die Fähigkeiten der anderen Teammitglieder zugreifen. Dies hält immer nur für einen kurzen Zeitraum, wir müssen es also gezielt einsetzen. An einigen Stellen müssen wir das sogar. Da hauen wir einem Gegner einen Wassertank über den Schädel und setzen ihn dann mit Elektrofähigkeiten unter Strom. Oder wir setzen einen Öl-blutenden Gegner mit Feuer in Brand. Ein anderer Charakter macht uns unsichtbar, ein weiterer Schneller etc. Die Kombinationen der Fähigkeiten machen durchaus Laune. Bisher waren die Teams dabei immer vorgegeben, gut vorstellbar, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt unsere Mitstreiter selbst aussuchen dürfen.

Neben den normalen Gegner gibt es in Scarlet Nexus auch Bossgegner. Diese haben zuvor schon einmal ein AAS-Mitglied getötet und sind daraufhin besonders mutiert. Sie sind cool designt und actionreich inszeniert. Wir müssen ihre Angriffsmuster lesen und die Umgebung mit einbeziehen, um sie fertig zu machen. Durch die Kämpfe steigen Kassane und Yuito im Level auf und verdienen Skillpunkte, die wir in einem recht klassischen Skilltree verteilen dürfen. Hier gibt es neue Moves, besondere Angriffe und Doppelsprünge und natürlich kleine Updates der Statuswerte. Das Equipment unserer Hauptfigur und der Teammitglieder kann ebenfalls angepasst werden. Neue Ausrüstung und auch kosmetische Gegenstände können wir im Shop kaufen, der praktischerweise an jedem Speicherpunkt betreten werden kann.

Yuito und Kassane spielen sich grundsätzlich ziemlich ähnlich. Beide verfügen über die gleichen Grundfähigkeiten. Yuito führt ein langes Schwert, Kassane nutzt kleine fliegende Messer. Optisch gefällt mir Yuitos Kampfstil besser, spielerisch allerdings Kassanes. Die Messer haben eine etwas größere Reichweite, der Unterschied ist aber nicht riesig, beide lassen sich wirklich gut spielen.

Insgesamt macht das Kampfsystem von Scarlet Nexus wirklich Spaß, Kombos lassen sich flüssig aneinander reihen. Die Gegner sind auch nicht allzu stark, ein Dark-Souls sollte man also nicht erwarten. Einziger Wermutstropfen ist letztlich die Kamera, die besonders in engen Räumen schnell hakelig und unübersichtlich wird. Zum Glück können wir Gegner anvisieren und die Kamera so festsetzen, dennoch ist hier noch eine Menge Luft nach oben.

Unsere Eindrücke

„Mit Scarlet Nexus erwartet uns im Juni ein interessantes Action-JRPG, das man auch direkt auf PS5 und Xbox Series X genießen kann. Die Welt bietet so viele Möglichkeiten und wirkt schon jetzt sehr tief und voller Geheimnisse, die ich gerne direkt aufdecken würde. Der Stil ist toll und sollte sowohl Sci-Fi-, als auch Anime-Fans ansprechen.

Das Kampfsystem geht gut von der Hand und bietet durch die unterschiedlichen Fähigkeiten der Teammitglieder auch genügend Tiefgang. Die Auseinandersetzungen profitieren von einem tollen Gegnerdesign und machen Spaß.

Das Grundgerüst von Scarlet Nexus steht also und ist vielversprechend, letztendlich steht und fällt das Spiel meiner Meinung nach mit der Geschichte. Die Welt und die Charaktere bieten einfach so viele Möglichkeiten, tolle Geschichten zu erzählen, so viele Themen können thematisiert werden. Ich hoffe, dass Bandai Namco dieses Potenzial ausschöpft, denn dann könnte uns ein richtiger Hit ins Haus stehen!“

Wer sich selbst von Scarlet Nexus überzeugen möchte, kann noch in diesem Mai die spielbare Demo dazu ausprobieren.

Eindruck: Sehr gut!

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Gamer und Games-Redakteur aus München. Schreibe seit mehreren Jahren über Spiele und andere Dinge auf PlayFront, GamePro & Co.
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