Sony gegen Microsoft: Wer hat jetzt eigentlich recht?

Sanel Rihic 17 Comments
7 Min Read

PlayStation oder Xbox? Der Krieg tobt schon, seit es beide Konsolen gibt. Doch so laut und so dreckig wie jetzt um Call of Duty haben sich Sony und Microsoft noch nie gezankt.

Um alle einmal abzuholen: Nachdem man schon Bethesda bereits eingetütet hatte, sollte nun der größte US-Spielepublisher folgen. Anfang des Jahres begann Microsoft nämlich damit, Activision Blizzard für knapp 70 USD zu übernehmen. Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern und besonders Sony stellt sie quer. Denn Sony fürchtet, dass die Übernahme dem Wettbewerb schaden würde – also dem PlayStation-Hersteller selbst.

Aber stimmt das? Ist der Microsoft-Deal eine Gefahr? Oder ist vielleicht Sony selbst die Bedrohung? Wer ist der Gute und wer der Schurke in dieser Geschichte? Schauen wir uns den Fall genau an.

Ein Schurke ist sicher: Activision Blizzard

Ich muss ja sagen: Mir persönlich ist es einerlei, ob Call of Duty exklusiv auf Xbox, PlayStation, Stadia oder einer Mikrowelle endet. Diese Spielereihe habe ich noch nie sonderlich gerne gespielt und Spiele von Activision Blizzard meide ich größtenteils. Das hat vor allem etwas mit der Chefetage und noch CEO Bobby Kotick zu tun.

Nicht nur widert mich die offensichtliche Geldgier dieser Leute an, die ihre Spiele zunehmend monetarisieren, während Angestellte kurzerhand gefeuert werden. Auch die zahlreichen Fälle sexueller Belästigung und schwerer Diskriminierung im vergangenen Jahr bekräftigten meine Einstellung, einen Bogen um Activision Blizzard zu machen.

Ich war also überaus erfreut, zu hören, dass Activision Blizzard von Microsoft übernommen wird. Das könnte nämlich den nötigen Wechsel im Unternehmen herbeiführen. Doch das stellt sich als ein schwieriges Unterfangen heraus, insbesondere mit Sony im Nacken.

Alles steht und fällt mit Call of Duty

Durch den Activision-Deal könnten frühere PlayStation-Marken wie Crash Bandicoot oder Spyro theoretisch Xbox-exklusiv werden. Doch das scheint Sony schnurzpiepe zu sein. Es geht einzig und allein um Call of Duty.

Laut Sony wäre Call of Duty ein ausschlaggebendes Argument für einen Konsolenkauf. Der PlayStation-Hersteller sieht somit seine Existenz in Gefahr. Berechtigt?

Im Rahmen der Übernahme wurden zahlreiche namenhafte Spiele-Unternehmen befragt, keins äußerte diesbezüglich Bedenken. Witzigerweise führte Google Battlefield als ebenwürdigen Konkurrenten und Ausweichmöglichkeit auf. Ähnlich wie Stadia eine Alternative zu Xbox Cloud Gaming ist. Zwinker.

Doch muss man an der Stelle sagen, dass die CoD-Ableger neben den FIFA-Spielen jährlich zu den meistverkauften Spielen weltweit und in Deutschland gehören. Wenn man zu irgendeinem Zeitpunkt im Jahr auf die Spiele-Charts schaut, ist es sehr wahrscheinlich, dass entweder Call of Duty, FIFA oder das noch immer lebendige Grand Theft Auto 5 die Liste anführt – oder alle drei.

Zwei Spieler fliegen auf die Map in Call of Duty: Warzone zu.
Sony und Microsoft sollten ihre Streitigkeiten in einer Runde Warzone klären. (Bildquelle: Activision Blizzard)

Eine Marktverschiebung ist also gar nicht mal so abwegig und könnte in der Tat gefährlich werden, denn wenn Microsoft Activision Blizzard und Call of Duty kriegt, wer und was könnte danach folgen? Die Leute von Sony, die mit der PlayStation 4 und nun mit der PlayStation 5 leicht führen, möchten nicht, dass sich das ändert.

Aber: Microsoft lenkte sofort ein. Man versprach Call of Duty längerfristig auch auf der PlayStation zu veröffentlichen. Einen 10-Jahres-Deal schlug Microsoft vor, aber Sony wirkt wenig begeistert von der Idee. Auch auf das Angebot, Call of Duty auf PlayStation Plus bereitzustellen, scheint Sony nicht eingehen zu wollen. Stattdessen ist man zu beschäftigt damit, den Behörden und zuständigen Personen diesen Deal als den Pakt mit dem Teufel aufzutischen.

Sie streiten sich wie Kinder, die sie auch sind

Microsoft, das liebe Kind, und Sony, das trotzige Balg. Egal, wie sehr Microsoft versucht, Sony entgegenzukommen, es wird nur mit Sturheit konfrontiert. Aber ganz so einfach sind die Rollenverteilungen auch wieder nicht.

Die Exklusivspiele auf Xbox sind schnell an einer Hand abgezählt und deshalb versucht Microsoft, nachzulegen. Aber anders als Sony, das sich seine PlayStation-Studios und großartigen Eigenproduktionen über viele Jahre aufgebaut hat, nimmt Microsoft den schnellen und faulen Weg und kauft einfach gefühlt jedes große Studio und die entsprechenden Spielemarken: von The Elder Scrolls bis Call of Duty. Und möglich ist das, weil Microsoft das große Geld besitzt.

Die Doppelmoral Sonys kann man dennoch nicht ignorieren. Denn neben den vielen Exklusivspielen, die man hat, geht Sony weitere kleinere Exklusiv-Deals ein, wie zum Beispiel mit Square Enix oder Konami, um Spiele wie Final Fantasy 7 Remake, Final Fantasy 16 oder Silent Hill 2 Remake auf Xbox zu blockieren. Microsoft und den Activision-Deal als Wettbewerbsgefahr zu betiteln, ist angesichts der eigenen Machenschaften nicht so einfach nachzuvollziehen. Doch obwohl es eine miese Praxis ist, schwingt da mehr mit: Es ist die Furcht, eine verständliche Furcht, vor dem Riesenunternehmen, das mit seinen Scheinchen wedelt und auf Shoppingtour ist.

Kämpfer steht vor riesigem Monster in Final Fantasy 16.
Final Fantasy 16 gibt es nur auf der PS5. (Bildquelle: Square Enix)

Das Traurige ist: Letzten Endes leiden vor allem die Spieler darunter, die immer weniger Games auf nur einer Konsole spielen können.

Kein einfaches Gut und Böse

Sony inszeniert sich als großes Opfer der Videospielbranche und spricht Call of Duty eine immense Bedeutung zu, ja fast schon eine Art Gottstatus. Microsoft hingegen redet Activision Blizzards Spiele klein, bezeichnet sie als „keineswegs einzigartig“ und hebt Sonys Überlegenheit im Exklusivbereich hervor.

Das Verhalten beider Spiele-Riesen ist kindisch. Dass die zwei Firmen, die sich immer gegenseitig geschmäht haben, sich nun bauchpinseln und des anderen Stärken pointieren, bringt mich fast zum Lachen.

Ob die Activision-Übernahme durch Microsoft vonstattengeht, erfahren wir wohl erst im kommenden Jahr, wenn unter anderem die britischen und die EU-Behörden über den Deal abgestimmt haben.

Ein einfaches Gut und Böse gibt es nicht: Beide Seiten haben ihre Gründe, beide Seiten nutzen dreckige Tricks. Die Schlammschlacht dürfte auch noch nach dem Ausgang des Deals weitergehen.

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17 Comments
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HershelLinkton
1 Jahr zuvor

Ich selbst sehe es genauso im Bezug auf den aktuellen Status von Activision und das es nur besser werden kann unter Microsoft. Auch wäre es mehr als dumm, eine Milliarden IP nicht mehr auf die Playstation zu bringen. Wer ernsthaft glaubt, dass sowas passiert, ist extrem desillusioniert. Auch würde das CoD online wieder fairer machen, aktuell ist es ja eher Console2Win aufgrund unfairer Boni auf der Playstation.

Aktuell schadet eindeutig Sony dem Markt mehr mit ihren XBOX-Ban-Deals. Multiplattform-Titel wie Silent Hill (ist doch egal ob der erste Teil PS exklusiv ist, alles danach war es nicht mehr) und Final Fantasy (die Serie begann auf Nintendokonsolen, nicht der Playstation 😉 ) jetzt mit Zeitexklusiv Deals erst für 6-18 Monate auf der PS sichern und danach nicht für Xbox erscheinen lassen ist einfach erbärmlich.

Piller
1 Jahr zuvor
Reply to  HershelLinkton

Du bist eher delusional wen du denkst das M$ teilen wollte. Denn erst wollten sie CoD nur noch für 3 Jahre auf PS anbieten, dann wurden es 10 Jahre, und jetzt sind wir bei PS+ an Day One anbieten. Und das macht M$ nur damit sie denn Deal durchbringen. M$ wird und will nämlich alle Spiele Day One für denn Gamepass bringen, so lange bis sie monatlich 100 millionen Subscribers haben, und dann wird an der Preisschraube gedreht, glaub mir das. Die ganzen kein Xbox Deal Spiele waren auf Xbox sowieso nie gross, oder lukrativ, eher im Gegenteil, der TR Deal damals mit Microsoft ( die Millionen bezahlt haben für 1 Jahr Exklusivität ) hat die IP fast gekillt. Jeder der denkt das M$ teilen will und Spencer so ein guter Typ ist hat keine Ahnung. Ryan ist scheisse für PS ja, aber Spencer wird mit seinem Geizpass die halbe Industrie zerstören.

Piller
1 Jahr zuvor

Es ist ganz einfach M$ = Böse, faul und scheisse! Sony hat sich seine Position im Markt über Jahre hart erkämpft und verdient, und wieso wegen exklusiv Deals von Spielen die eh immer nur gross auf PS waren geheult wird verstehe ich nicht… M$ kauft sich GANZE PUBLISHER um sich sich an die Spitze zu mogeln, und so ein Monopol aufzubauen. Phil Spencer ist das schlimmste was der Industrie wiederfahren konnte, denn der Pisser hat mit dem Budget von M$ die Box der Pandora geöffnet.

McFly
1 Jahr zuvor
Reply to  Piller

Wenn überhaupt jemand die Büchse der pandora öffnen darf, dann Kratos! Sonst keiner! 😉

Piller
1 Jahr zuvor
Reply to  McFly

Das ist so, nur ist dieser schleimige Spencer auch irgendwie dazu gekommen..

Psychobert
1 Jahr zuvor

Clickbait!

Das Problem sind die Folgen des Deals und langfristige Auswirkungen! Wenn der Deal durch geht, welche Grenzen gibt es dann noch für die beiden Konkurrenten!?
Es würde aus meiner Sicht eine Art „kalter Krieg“-Zustand entstehen in der sich Entwickler und Publisher irgendwann für eine Seite entscheiden müssten und dann die jeweiligen Bedingungen akzeptieren müssten! Klar macht das Sony mit Square Enix schon, aber auf einem anderen Niveau!
Aus meiner Sicht würde es den bisher neutralen Entwicklern und Publishern schaden und somit den Spielern, weil Monopoliismus immer die Vielfältigkeit einschränkt!
Vielleicht solltest ihr solche Aspekte in einem Artikel mehr beleuchten, statt auf den immer gleichen Phrasen mit CoD rum zu reiten…

McFly
1 Jahr zuvor
Reply to  Sanel Rihic

Wieso wurde mein Kommentar gelöscht???
Lückenfüller….da zu kurz…..

Psychobert
1 Jahr zuvor
Reply to  Sanel Rihic

Falls der Ton unangemessen war tut mir das Leid und das war nicht meine Absicht!

Das Ihr als kostenloses Nachrichtenportal auf Werbung angewiesen seid um Eure Kosten zu decken ist nachvollziehbar und soll so sein. Wenn allerdings schon eine Frage in der Überschrift zum Polarisieren einlädt, sinkt das Niveau schnell in Richtung einer meinungsBILDenden Tageszeitung und führt zu den typischen Kommentaren, wie auch geschehen! Deswegen Clickbait!

Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema der möglichen Übernahme wäre wünschenswert gewesen, nicht nur bezogen auf andere potentielle Übernahmen, sondern auch auf generelle Entwicklungen. Dann hätte man vielleicht auch die Frage beantworten können, wer vielleicht mehr recht haben könnte und wer von den beiden CEO’s der Spieleindustrie mehr schadet…

McFly
1 Jahr zuvor
Reply to  Sanel Rihic

Nochmals die Frage wieso mein Kommentar gestern gelöscht wurde!?

McFly
1 Jahr zuvor
Reply to  Sanel Rihic

Habe in zwei Kommentaren mich nicht in der Wortwahl vergriffen und auch keinen beleidigt!
Muss man nicht verstehen!

Crydog
1 Jahr zuvor
Reply to  Sanel Rihic

Danke fur den artikel sehr informativ und neutral geschrieben. Sehr das auch so wie du/ihr das Sony sich immer mehr rausnimmt und eigentlich anti konsumer agiert. Auch Microsoft keine heligen sind aber in moment kommt mir vor als ware Microsoft android system und Sony den apple weg geht und gaming als eine art luxus gut etablieren will mit ihre ganze Ausrichtung aber egal man dreht sich Im kreis wenn man es anspricht

Crydog
1 Jahr zuvor
Reply to  Sanel Rihic

Ja man hat bei android nicht das gefühl das es so monopolisiert ist durch die viele anbieter (auch wenn es weniger geworden sind) aber bei apple ist ganz klar durch nur 1 anbieter und eine kult der um die market gebaut wurde (trend objekt) das erkennt man an den hochen preis und einheitliches desingsprache sowie bei ps5 (Schwarz und weis).
Die ps marke soll applesiert werden. Die leute predigen von Microsoft monopol und sehen nicht das Sony schon längst einer ist.

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