TEST: Blood & Truth – Der VR-Action Blockbuster des Jahres

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Einmal im Stil von James Bond durch ganz London und dessen Unterwelt jagen? Wer mag nicht diese Vorstellung eines Actionhelden, der am Ende mit schönen Frauen belohnt wird? Nun gut, das ist zwar nicht ganz das Ziel im kommenden VR-Shooter “Blood & Truth” von Sony London Studio, das Gefühl kommt dem aber schon ziemliche nahe.

Wer die PlayStation VR Demo von “The London Heist” damals ausprobiert hat, weiß ungefähr, was einen mit “Blood & Truth” erwartet, diesmal allerdings als vollständiges VR-Spiel, einer vollwertigen Kampagne und noch mehr Over-the-Top Action, die genau vor euren Augen stattfindet. Also Waffe auf Anschlag und durchgeladen!

Londons Unterwelt erwartet euch

Die Story von “Blood & Truth” könnte direkt einem Hollywooddrehbuch entsprungen sein, vielleicht nicht sonderlich tiefgründig, dafür umso mehr action-orientiert. Das Familienunternehmen Marks, deren Nachkömmlinge praktischerweise gut ausgebildet sind, auch militärisch, werden nach dem Tod des Vaters vom Unterweltboss Tony Sharp auf Herausgabe des gesamten Unternehmens erpresst. Das lässt man sich natürlich nicht gefallen und bläst umgehend zum Gegenangriff mit allem, was dazu gehört. Da sind Entführungen ebenso präsent, wie das in die Luft jagen ganzer Hochhäuser, das Kapern eines Jump-Jets oder Stealth-Mission aus der Luft heraus, während man mit einem Fallschirm über die Themse schwebt und ins feindliche Lager eindringt. Ganz nebenbei werdet ihr zum Handlanger der CIA und sollt für diese eine vermeintlich noch größere Verschwörung aufdecken. Das wahre Leben eines Actionhelden halt!

Euch gegenüber stehen dabei nicht nur Tony Sharp und seine zahlreichen, bis unter die Zähne bewaffneten Schergen, auch die kaltblütige Kayla, dessen Hintergründe lange Zeit im Verborgenen liegen, und die sie mit einer gnadenlosen Entschlossenheit umsetzt, wird alles daran setzen, um euch aufzuhalten.

Auch wenn die Story von “Blood & Truth” jetzt sicherlich keinen Oscar gewinnen würden, für einen unterhaltsamen Popcornabend taugt sie allemal. Der Fokus des Spiels ist schließlich klar auf Unterhaltung ausgerichtet, ohne sich groß Gedanken um das oder jenes machen zu müssen. Einfach die Dinge so nehmen, wie sie kommen, und Spaß haben. Und trotz dieses lockeren Ansatzes machen die Charaktere und die Erzählung an sich einen wirklich guten Job, die ihre Rollen zu jeder Zeit authentisch spielen und dabei nie ins Kitschige abdriften. Nicht zuletzt auch dadurch, dass man wieder auf echte Gesichter und Schauspieler hinter den Charakteren setzt. Das kommt auch der gesamten Atmosphäre zugute, leicht düster und gefährlich angehaucht und immer mit einer gewissen Spannung durchzogen, bevor es wieder ins nächste Chaosgefecht geht, bei dem ihr ganze Jumbo-Jets vom Himmel holen dürft.

Hin und her gerissen

Wir befinden uns nun schon im dritten Jahr von PlayStation VR und es gibt bereits diverse Beispiele, die aufzeigen, was die Technologie für Möglichkeiten bietet, vor allem aus spielerischer Sicht. “Blood & Truth” macht hier dennoch einen kleinen Rückschritt und kann im Grunde auf einen Rail-Shooter reduziert werden, bei dem echte Freiheiten für den Spieler nicht vorhanden sind und alles von Anfang bis Ende gescriptet ist. Scheitern ist zwar irgendwie möglich, zum Ziel kommt man früher oder später aber garantiert. So bewegt man sich “fahrend” von Punkt zu Punkt, schießt sich den Weg frei und rückt immer weiter vor. Maximal kann man mal unterschiedliche Wege einschlagen oder mal nach links und rechts die Position wechseln, von sich frei im Raum bewegen oder einen Gegner gezielt verfolgen, kann jedoch nie die Rede sein. Wirklich schade, da man mit diesem simplen Gameplay-Prinzip so einiges an Potenzial liegen lässt. Auf der anderen Seite ist es genau dieses einfache Gameplay, das insbesondere in den letzten Mission einen spektakulären Spaß verspricht, wenn man über die Dächer Londons rutscht, das Gewehr im Anschlag hat und nur noch drauf halten muss. Da geht das Adrenalin schon mal durch die Decke. Klar, kann man verstehen, dass sich der Fokus der inszenierten Action damit besser realisieren lässt und auch Dinge wie Motion Sickness bleiben aus, dennoch war ich ziemlich überrascht (anfänglich sogar ein wenig ernüchtert) davon, dass Sony diesen Weg für das Spiel gewählt hat. Das Next-Level bei VR kann damit allerdings nur bedingt gemeint sein!

Ebenfalls verwundert ist man, dass der eigene AIM-Controller völlig außer acht gelassen wird und stattdessen nur mit dem DualShock 4- oder den Move-Controller gespielt werden kann. Letzteres wird insbesondere empfohlen, da hier auch die Erklärung zum fehlenden AIM-Controller Support liegt. So ist “Blood & Truth” zum Großteil darauf ausgelegt, mit Doppelpistolen zu spielen, was sich mit dem AIM Controller wohl eher schwierig gestalten dürfte. Zwar gibt es auch Gameplay-Abschnitte, die mit nur einem MG gemeistert werden können, dies als Option für das gesamte Spiel wäre aber durchaus willkommen und möglich gewesen. Trotz dieser beiden Mankos kann man nicht abstreiten, dass “Blood & Truth” unheimlich viel Spaß macht und das Gunplay mit seiner Präzision hervorragend funktioniert, vielleicht auch gerade weil man es recht einfach hält und den Fokus auf die pure Action richtet, inkl. immersiver Spielereien wie manuelles Nachladen, unterschiedliche Visiere, Schalldämpfer und Camos, die ihr euren Waffen verpassen könnt. Auch die Slow-Motion Einlagen sorgen immer wieder für den besonderen Kick und den nächsten Adrenalinstoß. Ansonsten darf man hier und da noch Schlösser knacken, Schaltkreise manipulieren, diverse Sammelobjekte suchen oder Zielscheiben für seine Sammlung aufspüren. Auch das gelegentliche Hangeln an einem Gerüst oder den Fahrstuhlschacht entlang sorgt für die gewünschte Abwechslung und eine gewisse Immersion. Aus spielerischer Hinsicht bleibt es letztendlich aber eher simpel gehalten und es wird hier und da Potenzial verschenkt. Ein Mix aus dem Firewall: Zero Hour-Gameplay und dem von „Blood & Truth“ wäre sicherlich sehr interessant geworden. Man stelle sich “Blood & Truth” mal als normales 2D-Spiel vor, es wäre wohl eine ziemlich lahme Ente aus Sicht eines Shooters.

Entertainment steht im Mittelpunkt

Wie schon anfangs erwähnt, ist das klare Ziel von “Blood & Truth” den Spieler auf spektakuläre Weise zu unterhalten und ihn inmitten der Action zu transportieren, was mittels VR natürlich am Besten funktioniert. Immer im Geschehen, die Charaktere nur wenige Zentimeter vor euch, Kugeln, die hauchnahe an eurem Ohr vorbei fliegen und die nächste Explosion nur wenige Meter entfernt. Die Atmosphäre ist wirklich grandios und abwechslungsreich, man besucht zahlreiche Schauplätze, wie ein Casino, kann sich als DJ versuchen oder sich bequem im eigenen Versteck auf die nächste Mission vorbereiten. Das alles, mit einer für VR tollen visuellen Präsentation und vielen Details, wenn man da mal an die berühmte Zigarre denkt, die man wieder virtuell rauchen darf. Für Kenner gibt es diesmal sogar die moderne E-Zigarette. Hier verspricht “Blood & Truth” in der Gänze eine aufregende, detaillierte und dichte Spielwelt, die kaum Wünsche übrig lässt. Nicht immer perfekt und auf Distanz oftmals unscharf, aber im VR-Medium und dem aktuell technischen Stand spielt man ganz oben mit. Abgerundet wird das zusätzlich von dem tollen und mitreißendem Soundtrack, den man so auch in jedem Bond-Film erwarten könnte. An dieser Front macht Sony London Studio wirklich alles richtig und die Spielstunden vergehen wie im Flug.

Für eine gewisse Langzeitmotivation sorgen letztendlich auch die Time Trials, bei denen man die Missionen im Rush-Modus erneut absolvieren kann, oder um die letzten verbliebenen Objekte einzusammeln. Damit konzentriert sich “Blood & Truth” letztendlich auch auf ein reines Singleplayer-Erlebnis.

Bood Truth
TEST: Blood & Truth – Der VR-Action Blockbuster des Jahres
“Mit dem Vorreiter 'The London Heist' durfte man wirklich gespannt auf 'Blood & Truth' sein, denn VR-Spiele mit vollwertiger Kampagne & Co. gibt es noch immer zu wenige. Überrascht muss man aber feststellen, dass man sich hiermit auf ein Rail-Shooter Konzept beschränkt, das die eigentlichen Möglichkeiten von VR drastisch zurückhält, zumal es andere schon besser vorgemacht haben. Das mag erst einmal etwas ernüchternd erscheinen, soll aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass man mit dem klaren Fokus auf Action, Ballern und Explosionen seinen Spaß mit 'Blood & Truth' haben wird und das Spiel eigentlich viel zu schnell wieder vorbei ist. Die tolle visuelle Präsentation, gepaart mit der doch ernsthaften und zugleich unterhaltsamen Story gleichen das simple Gameplay-Konzept glücklicherweise wieder aus, ebenso lässt einen der tolle Soundtrack im James Bond-Stil schnell in die Londoner Unterwelt eintauchen. Wer sich vor allem aus spielerischer Sicht mit 'Blood & Truth' anfreunden kann, den erwartet definitiv ein toller VR-Abend, bei dem man sich mal als richtiger Actionheld fühlen darf. Ob es aber für das zitierte ‘Next-Level VR’ reicht, da wäre ich noch etwas vorsichtig.”
8.4
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