Die Rally Dakar, für jeden, der sich auch nur ein wenig für Motorsport interessiert, ist mehr als nur irgendein Wettstreit, sondern eines der härtesten Rennen der Welt. Ursprünglich als Rennen über mehrere Etappen als „Rally Paris-Dakar“ ins Leben gerufen, wird die Rennserie in 2022 zum dritten Jahr in folge in Saudi-Arabien abgehalten. Und zum ersten Mal seit vier Jahren gibt es mit „Dakar Desert Rally“ auch wieder eine passende Videospiel-Adaption dazu, in welcher wir uns selbst hinter das Steuer schwingen und den Kampf Mensch & Maschine gegen pure Natur antreten.
Ohne fahrbaren Untersatz geht nichts
Die Rally Dakar findet als nächstes vom 31.12.2022 bis zum 15.01.2023 statt, auf rund 7.900 km, vom Start in Dschidda in 14 Etappen nach Al-Quiddiya. Für einige ist es schon ein Sieg, überhaupt das Ziel zu erreichen, wie etwa Formel 1-Legende Fernando Alonso, als er 2020 als Rookie am Rennen teilgenommen hat.
Das Herzstück von „Dakar Desert Rally“ ist der Karrieremodus. In diesem entscheiden wir uns zunächst für ein Gefährt, eher wir uns auf die Piste begeben. Dafür stehen uns entweder die klassischen Rally-Cars zur Verfügung, aber auch Lkws, Quads, Motorräder und SSVs (Wüstenbuggys) lassen sich von uns steuern. Die Boliden entstammen den Saisons 2020-2022 und entsprechend Lackierungen und Besatzung der jeweiligen Jahre – in Sachen Authentiziät lässt man also schon mal wenig missen.
Auf der Strecke spüren wir einen deutlichen Unterschied, was für ein Gefährt wir aus der Garage gelassen haben. Während sich Rally-Cars und LKWs einigermaßen gut und geschmeidig über die Pisten jagen lassen, sind die Motorräder eine echte Herausforderung, sind schwammig und sorgen somit dafür, dass wir in regelmäßigen abständen vom Sattel fliegen. Aber auch bei den anderen Fahrzeugen müssen wir darauf achten, nicht zu häufig vor Bäume, Felsen oder andere Fahrzeuge zu fahren, denn wenn wir zu viel Schaden erleiden müssen wir Reparaturen im laufenden Rennen ausführen, was uns eine Zeitstrafe einbringen und wertvolle Plätze kosten kann. Aber nicht nur wir haben damit unsere Probleme, auch die KI-gesteuerten Fahrer der anderen Teams drehen und überschlagen sich, fahren sich fest oder blockieren den Pfad unserer Wahl. Das fühlt sich tatsächlich sehr ansprechend an, denn Fehler sind so nicht mehr nur menschlich.
Folge dem Streckenbuch
Apropos blockierter Pfad: Genau wie in der original Rally Dakar gibt es nicht den einen Weg zum Ziel. Wir bekommen hier keine abgesperrten Strecken oder klaren Wege wie in anderen Rennspielen präsentiert, sondern sind verhältnismäßig offen darin, unsere Bahn zu erkunden. Je nach Modus, den wir vor Rennantritt ausgewählt haben, bieten uns die Etappen eine andere Herausforderung. Im Sportmodus können wir uns voll und ganz auf das Rennen konzentrieren, bekommen zahlreiche Hilfestellungen, Reparaturen kosten weniger und auch die KI ist nicht so stark entwickelt. Außerdem gibt es klar sichtbare Leutsignale, die uns den nächsten Checkpoint hervorheben, wenn wir gegen mehrere Fahrzeuge gleichzeitig antreten.
Haben wir erste Erfahrungen gesammelt und kommen einigermaßen mit den Anweisungen zurecht, können wir uns am Profi-Modus versuchen. Hier bekommen wir keine Leuchtfeuer mehr angezeigt, sondern müssen anhand der Anweisungen unseres Beifahrers und der Einträge im Fahrtenbuch die richtige Route finden und den Checkpoint auf eigene Faust erreichen. Leider gibt es die Anweisungen des Beifahrers nur in Englisch, eine deutsche Tonspur wäre je nach Grad der Herausforderung eine Hilfe gewesen. Außerdem treten wir hier wie im Original alleine an den Start und Kämpfen gegen die Uhr und Zeiten der anderen Fahrer.
Mit zunehmendem Rennerfolg sammeln wir schließich Dakar-Punkte, die wir für Reparaturen und neue Fahrzeuge ausgeben können, sowie Erfahrungspunkte, mit denen wir unser Level steigern. Je weiter wir aufsteigen schalten wir neue Streckenabschnitte und Rennen frei, bis wir mit Level 25 im Simulations-Modus antreten können. Hier bekommen wir das komplette Dakar-Erlebnis geboten, in dem nicht zwischengespeichert wird, wir unser Fahrzeug nicht zurücksetzen können und es erst recht keine Fahrhilfen gibt. Die Dakar Rally in eurem Wohnimmer, wenn man so will.
Die einzelnen Modi bauen gekonnt aufeinander auf und steigern unsere Kenntnisse in einem ansprechenden und gleichzeitig herausfordernden Tempo. Wir sind nur hin und wieder überfordert und können auch aus Fehlschlägen lernen. So können wir zum Beispiel andere Routen versuchen, bei denen wir hohe Dünen oder tiefe Wasserläufe vermeiden. Außerdem können wir im Biwak, eine Art Zentrale und Werkstatt zwischen den Etappen eines Rennens, ein wenig Feintuning durchführen, indem wir den Sturz oder den Bremsdruck verändern.
Abseits der Karriere können wir uns im Onlinemodus austoben. Sollten hier mal nicht genug Spieler verfügbar sein, wird das Feld mit KI-Fahrern gefüllt. Hier können wir in einzelnen Etappen oder kompletten Rallyes antreten.
Insgesamt ist das Spiel sehr ansprechend gestaltet worden, bietet eine gewisse Abwechslung, fühlt sich dabei aber häufig wie eine Outdoor-Unterkategorie von Spielen wie The Crew 2 oder Forza Horizon an. Das könnte dazu führen, dass man relativ schnell das Interesse daran verliert. Dem entgegen steht eine geplante Roadmap an Inhalten. Dazu später mehr.
Weitläufige Wüstenlandschaften und wildes Wetter
Nicht nur die Rennen an sich sind eine Herausforderung und ein Erlebnis. Auch die grafische Darbietung kann sich sehen lassen, wenn wir uns durch die groß angelegten Wüstenregionen von Saudi-Arabien bewegen. Der Sand wirbelt dabei nur so unter unseren Reifen entlang und vernebelt uns dabei gut die Sicht, wenn wir hinter anderen Wagen herfahren. Außerdem bitten die einzelnen Etappen unterschiedliche Details und abwechslungsreiche Abschnitte, bei denen wir uns mal durch Felsen bewegen, mal durch Schneelandschaften und Oasen, aber auch durch Flugzeugwracks oder verlassene Städte.
Dazu passt auch das dynamische Wettersystem, bei dem wir von neben Sonne von Regen und Stürmen heimgesucht werden, die unsere Sicht einschränken und von uns noch mehr Vorsicht verlangen. Hier stehen uns Scheinwerfer und Scheibenwischer zur Verfügung, allerdings fehlt es an anderen Kameraansichten, bei denen wir auch entsprechende Auswirkungen davon spüren, ob wir diese ein- oder ausschalten.
Im weiteren Verlauf soll der Titel mit zahlreichen Updates erweitert werden, so sollen neben neuen Abschnitten auch ein Fotomodus, ein Free Roam Driving-Modus, in welchem man komplett frei umherfahren kann, sowie ein Road-Book Editor eingeführt werden, in welchem wir eigene Events erstellen können. Auch die Möglichkeit ein eigenes Team zu entwerfen soll noch kommen. Daneben gibt es noch einen Season Pass, der uns mit weiteren Fahrzeugen versorgt gegen das nötige Kleingeld. Davon mag man halten, was man will, aber inzwischen ist man daran ja gewöhnt. Zudem gibt es ja auch genug Content ohne zusätzliche Kosten.