„Und ich sah und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach.“ – Offenbarung 6, 7.8
Mit großer Spannung wird in dieser Woche die Veröffentlichung von THQs ‚Darksiders II‘ erwartet, das in den letzten Wochen und Monaten bereits für ordentliche Furore sorgte. Nach einem imposanten ersten Teil, der geplanten Quadrilogie, in dem ihr mit dem Reiter ‚Krieg‘ die Erde unsicher gemacht habt, entschied sich Entwickler Vigil Games in der Fortsetzung für ‚Tod‘, dem zweiten Reiter der Apokalypse. Da es aber nur eine Apokalypse gab, ist die Story von Darksiders II zeitlich nicht nach dem ersten Teil angesiedelt, sondern verläuft parallel dazu.
Alles auf Anfang!
‚Darksiders II‘ versetzt euch in etwa an den Punkt, an dem auch ‚Darksiders: Wrath of War‘ damals begann. Die Apokalypse ist über die Erde gekommen und ‚Krieg‘ wird weiterhin dafür verantwortlich gemacht, der Auslöser zu sein. Sein Bruder ‚Tod‘, der als gefürchtetster von allen Reitern gilt, glaubt es jedoch besser zu wissen und möchte die Unschuld von ‚Krieg‘ beweisen sowie seine Ehre wiederherstellen, weshalb er sich gegen den ‚Rat‘ stellt und auf eine persönliche Mission begibt. Natürlich läuft man nicht einfach durch ein paar Höhlen und findet am Ende alle Antworten. Das gesamte Reich wurde vom sogenannten ‚Verderben‘ heimgesucht, das an allen Ecken und Enden im Spiel präsent ist. Auf eurem Weg durch die unterschiedlichen Reiche gibt es also jede Menge zu tun.
Die Welt von Darksiders II teilt sich in mehrere große Gebiete auf, in dessen Zentrum sich der Ort ‚Drei-Stein‘ befindet. ‚Drei-Stein‘ ist der zentrale Anlaufpunkt für euch im Spiel. Hier verweilen Die Erschaffer – Meister der Schöpfung – die die Fähigkeit besitzen, die mächtigsten Waffen und größten Städte zu erschaffen. Eines ihrer größten Schaffungen sind die ‚Wächter‘ – Kreaturen aus härtestem Gestein – die durch Magie zum Leben erweckt werden können und als Einzige in der Lage sind ‚Das Verderben‘ aufzuhalten. Die verschiedenen Gebiete, die ihr bereist, um Aufgaben zu lösen, decken so ziemlich jedes Setting ab. Dunkle Dungeons, die mit Lava geflutet wurden, grüne Wiesenlandschaften, eisige Schneeschluchten oder ausgedörrte Pfade bieten ausreichend Abwechslung, da ihr diese auch öfter im Spiel aufsuchen müsst. Einen geradlinigen Level-Verlauf gibt es somit nicht in ‚Darksiders II‘.
Neben ‚Tod‘ und den ‚Wächtern‘ stehen viele weitere und wichtige Charaktere im Mittelpunkt, die egal ob gut oder böse, einem stets sympathisch erscheinen. Ganz vorne dabei ist natürlich euer Pferd namens ‚Verzweiflung‘, das euch nicht nur im Kampf und als Waffe besonders nützlich ist, sondern euch auch schneller über längere Strecken bringt. ‚Lilith‘ ist ebenfalls eine imposante Erscheinung und steht ‚Tod‘ wohl am nahesten in der Verwandtschaft. Sie lebt ihr Dasein als Dämonenkönigin und ist besonders Machthungrig. Als selbsternannte Herrscherin über die Hölle, möchte sie ‚Tod‘ dazu nutzen, um mehr für sich zu erreichen. Ein weiterer und ständiger Begleiter ist ‚Asche‘, eine Krähe unbekannten Ursprungs, die es aber versteht, euch stets den Weg zu weisen. Insbesondere in den komplexen Dungeons ist ‚Asche‘ immer eine gute Orientierungshilfe.
Bereits in den ersten Spielstunden werdet ihre geradezu mit Aufgaben überhäuft. Fast jeder Charakter, den ihr trefft, hat in irgendeiner Form ein Begehren an euch. Da einen Schmiedekessel reparieren, dort einen ‚Wächter‘ zum Leben erwecken oder Sammelaufgaben absolvieren. Die ohnehin riesige Welt von ‚Darksiders II‘ bietet mehr als genug Inhalt, um euch auch über die Hauptstory hinweg ausreichend zu beschäftigen. Diese allein wartet mit satten 20 bis 25 Stunden Spielzeit auf, je nachdem wie clever ihr euch bei den Rätseln oder im Kampf gegen Endgegner anstellt, die einen recht oft regelrecht herausfordern. Nebenaufgaben eignen sich besonders gut dazu, um sein Level weiter zu steigern.
Die Charakterentwicklung in ‚Darksiders II‘ bringt den RPG-Part ins Spiel, der auch gleichzeitig mehr Tiefe schafft. Im Grunde basiert diese auf drei Teilen – Waffen und Ausrüstung, Fähigkeiten- und Magiebaum. Waffen und Ausrüstung finden sich überall im Spiel. Besonders mächtige Waffen oder Ausrüstungsgegenstände erhält man zumeist, wenn man Endgegner besiegt. Durch die zahlreichen verschiedenen Ausrüstungsgegenständen verändert ‚Tod‘ auch immer wieder sein Gesamtbild, das vom mächtigen Krieger hinter einer Panzerrüstung, bis zu einer mystischen Gestalt reicht, die an Raziel aus ‚Soul Reaver‘ erinnert. Viele Waffen setzen oft ein bestimmtes Levelcap voraus, welches ihr erreicht haben müsst, um diese zu nutzen. Der ‚Nekromantenfähigkeiten‘-Baum verleiht euch zusätzlich mächtige Angriffe wie Blitze, die aus dem Boden schießen, Leuchtexplosionen, höhere kritische Trefferchance oder eigene Regeneration bei Treffern von Feinden. Allesamt beeindruckend in Szene gesetzt lassen sie euch die Kraft regelrecht spüren. Mit dem‚ Todesbotenbaum‘ geht es dann in Richtung magische Fähigkeiten. Hier hat uns vor allem die ‚Reaper‘ Fähigkeit beeindruckt, die bei komplett gefüllter Reaper-Anzeige ‚Tod‘ in die Reaper-Gestalt verwandelt und ihr somit fast unbezwingbar werdet. Interessant ist auch die ‚Seelenteiler‘-Fähigkeit, die euch in Leben und Tod spaltet und von zwei Seiten aus angreifen lässt. Sowohl die Nekromanten-Fähigkeiten wie auch die Todesbaum-Fähigkeiten lassen sich bis zu zwei Mal aufwerten und euch somit stärker werden.
Entsprechend der umfangreichen Auswahl der Waffen und Fähigkeiten, gestaltet sich auch das Gameplay recht komplex. Anders als ‚Krieg‘ kann sich ‚Tod‘ deutlich agiler und schneller bewegen und kämpft auch deutlich offensiver. Ihr könnt flink ganze Wände hoch oder entlang laufen, Ausweichsprünge in alle Richtungen ausführen oder auf kleinere Wächter klettern und euch auf diesen fortbewegen. Das Kampfsystem orientiert sich an einem typischen Hack `n Slay, was man wohl am ehesten mit einer Mischung aus ‚God of War‘ und ‚Devil May Cry‘ zu vergleichen ist. Schwache und starke Angriffe können mit Fähigkeiten oder Magie kombiniert und zu ganzen Kombo-Serien ausgebaut werden. Je gekonnter ihr das umsetzt, desto mehr Punkte gibt es und ihr steigt schneller im Level. Das Highlight sind aber definitiv die teils epischen Boss-Kämpfe. Hier zum Beispiel der Kampf gegen den ‚Wächter‘, der einen stark an ‚Shadow of the Colossus‘ erinnert. Auch die unterschiedlichen Strategien, die jeder Boss-Gegner anwendet, konnten wir nur begrüßen. ‚Darksiders II‘ bietet mehr als nur ein stumpfes drauf gekloppe und erfordert teils taktische Wege, um zum Erfolg zu kommen. Im Gesamten erwartet euch ein sehr dynamisches und schnelles Kampfsystem mit zahlreichen Angriffen und kleinen Quicktime-Events. Bei finalen Schlägen gegen Endgegner hätte man diese unserer Meinung nach aber mehr integrieren können, anstatt sie meist komplett alleine ablaufen zu lassen. Ein Beispiel zum Kampfsystem seht ihr unten im Video (Spoilerfrei).
Optisch erwartet euch mit ‚Darksiders II‘ ein absolutes Grafikfeuerwerk. Von den vielen unterschiedlichen Charakteren, über die Gestaltung der Umgebungen, bis hin zu den Animationen und Effekten. Alles scheint perfekt miteinander zu harmonieren und wurde mit unglaublich viel Detailtreue und Liebe gestaltet. Dabei hat man dennoch auf viel Abwechslung gesetzt, die von den unterschiedlichen Charakteren bis hin zu den verschiedensten Umgebungen reichen, die man im Spiel zu sehen bekommt. Auch wenn man bei genauerem Hinsehen und in seltenen Momenten mal eine schwache Textur entdecken kann, ist das Gesamtbild nahezu perfekt und kommt stellenweise einem Animationsfilm gleich. Selbst Tearing oder übermäßig unsaubere Kantenglättung konnten wir nicht finden. Vigil Games zeigt mit ‚Darksiders II‘ das diese Generation noch ausreichend Power in sich hat und Möglichkeiten aufzeigt, die andere Entwickler noch lange nicht ausgeschöpft haben.
Gleiches trifft auch auf den Sound und die Musik zu, die vom bekannten Komponisten Jasper Kyd kreiert wurden. Passend zu den epischen Schlachten wird auch die Musik klanggewaltig eingespielt oder den Umgebungen angepasst, so dass in einem richtiges Gänsehautfeeling während der Boss-Kämpfe aufkommt. Bei den deutschen Synchronsprechern hat THQ ebenfalls nicht gespart und ihr dürft euch auf eine absolut hochkarätige Synchronisation und schöne Dialoge freuen, die komplett in Deutsch aufgenommen wurden und weder dumm noch lächerlich wirken. Hier setzt man außerdem auf ein Dialogsystem, wie man es aus ‚Mass Effect‘ her kennt und stets Individualität mit sich bringt. Hier hat man zudem die Möglichkeit noch viel von der Hintergrundgeschichte in Erfahrung zu bringen.
Knapp an der Perfektion vorbei
Bei den ganzen positiven Dingen im Spiel, war es schon recht schwierig etwas zu finden, das man bemängeln könnte. Aber wir sind „fündig“ geworden. Wie oben schon erwähnt, stechen einem in Nahaufnahmen auch mal etwas schwächere Texturen ins Auge, die aber nicht weiter erwähnenswert sind. Etwas mehr wird der Spielspaß schon durch das hin und wieder zu langsame Nachladen der großen Welten getrübt, bei dem das Spiel kurzeitig stehen bleibt. Ähnliches ist auch beim Autosave zu beobachten. Dass es jetzt absolut störend ist, kann man so aber auch nicht behaupten, jedoch kratzt es ein wenig an der vollendeten Perfektion, wie es so schön heißt. Hin und wieder erwischt man auch einen ungünstigen Kamerawinkel, da diese immer komplett selbst ausgerichtet werden muss oder sich einfach nicht weit genug drehen lässt, wie zum Beispiel beim Ritt auf ‚Verzweiflung‘. Angesichts dessen, was euch ‚Darksiders II‘ aber im Gesamten bietet, kann man dies wohl als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen.
Offizielle Homepage: www.darksiders.com