TEST: Goodbye Deponia – Humor erreicht seine Grenzen

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Zur Entlastung der Krankenkassen gibt es so manch rezeptfreie Tipps. Zum Beispiel das Komplettieren von Kreuzworträtseln hält die Gehirnzellen, wie ein Kugelstoßpendel seine fünf Murmeln, in Schwung. Allerdings spricht diese Prävention, für den Erhalt der Rüstigkeit, wohl eher ältere Generationen an. Der Konsolenspieler an sich, neigt bei Bedarf mehr zu einem gepflegten Point & Click-Adventure und knobelt sich leidenschaftlich durch unterhaltsame Geschichten.

Zu diesem Genre gehört auch die Deponia-Reihe und verinnerlicht einen weiteren medizinischen Ratschlag: Lachen ist gesund! Der deutsche Herausgeber und Entwickler Daedalic Entertainment verspricht daher vollmundig für Teil Drei eine Handlung mit abgedrehten Aberwitz. Stellt sich die Frage, ob wir vor lauter kichern nicht mehr den Controller halten können oder bleiben uns die Freudenschreie im Halse stecken?

Man nannte ihn Trampel

Das fängt ja schon gut an! Unser lenkbarer Held Rufus hat keine Lust zum dritten Mal sein Tutorial zu absolvieren. Wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung. Ob man Lust hat oder nicht, oft ein sadistisches Muss, um nicht zu Beginn gleich zu versagen. Natürlich führt er trotz seines Widerwillens seine ersten ToDo´s aus. So ist es brav und die “Lehrerin” erfreut sich über die erfolgreiche Teilnahme.

Danach wird die Figur und sein Controller-Betreuer in die fortsetzende Handlung des Vorgängers transportiert bzw. in einen umgebauten Kutter, der jetzt als Schienenfahrzeug für ihn und seine Freunde herhalten darf. Wie zu erwarten läuft die Reise nicht reibungslos und das Ziel rückt dank einer Karambolage in weite Ferne. Die durch den Aufprall entstandene prekäre Situation, ist die nächste Aufgabe, die der Spieler zu lösen hat. Lösen trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Zwei Fahrzeuge sind verheddert und müssen getrennt werden.

Gebe es allerdings in diesem Genre Zeugnisse, stände bei der Hauptfigur “er war stets bemüht”. Unterstützend eilt Rufus zwar seiner Begleiterin Goal zu Hilfe, die beiden Vehikel erfahren einer Trennung und die Gefährtin landet dank seiner Ungeschicktheit am Ende beim Unfallgegner auf einer sich drehenden, riesigen Spule. Während die Mitstreiterin herumgewirbelt wird, beginnt eine neue Rettungsaktion mit Gesprächen und kuriosen Lösungsweg, bis das Mädchen endlich befreit ist. Manche zahlen für solche Vergnügungsparkerlebnisse ein Heidengeld, aber besonders bei einem unfreiwilligen Anlaß sollte immer ein Eimer für die innere Erleichterung bereit stehen. Das arme Ding (Goal, nicht der Eimer).

Anschließend wechselt für Rufus´s Gang situationsbedingt die Szenerie in Form eines Hotels. Unglaublicherweise sind die Gäste und das Personal noch merkwürdiger als unsere Neuankömmlinge und werden Bestandteil der nächsten Aufgaben, die es zu bezwingen gilt…

Bewährte Nostalgie

Auch Deponia III hält sich an die typische und jahrzehntelange, bewährte Tradition der Point & Click-Adventures: Zeigen und Klicken. Zugegeben, ansonsten hätte man eine neue Rubrik erfinden müssen und das erklärt auch das auf die Schippe genommene Tutorial. In der Regel immer das gleiche Prinzip.

Allerdings ein hervorzuhebender Luxus für den Spieler, ist die gleichzeitige Anzeige aller Möglichkeiten innerhalb eines Raumes und die Option zwischen ihnen zu wechseln inklusive zu agieren. Natürlich kann man auch nach alter Art sich zu jeden Gegenstand hinbewegen. So oder so, auf diese Weise wird der Bereich des Inventars mit der Zeit gut gefüllt.

Die Frage ist nur: welcher Krimskrams kann kombiniert werden und wer ist bei Erfolg die Zielperson um weiterzukommen? Da gilt es mitunter verrücktes zu probieren, das logische Denken manchmal zu deaktivieren und sich mit den anderen Bewohnern ausführlich (manchmal sehr ausführlich) zu unterhalten. Die Schwierigkeit erreicht dann im späteren Verlauf seinen Höhepunkt, wenn zwei weitere lenkbare Figuren dazukommen. Wer das ist wird hier nicht verraten…

Begehbarer Comic und ein Minnesänger

Jeder handgezeichnete Schauplatz überzeugt durch seine Qualitäten und verdient wegen seiner Details einer ausführlichen Betrachtung. Der witzige Zeichenstil unterstützt die gewollte Verschrobenheit der Charaktere und deren Animationen. Gesamt betrachtet, hat die Grafik den Transfer nach 5,5 Jahren vom PC auf die Konsole gut überstanden und hinterlässt auch 2019 einen frischen Eindruck.

Die instrumentale Begleitmusik unterstützt die jeweilige Situation. Ist Action angesagt, wird sie dramatischer und in ruhigeren Gefilden läuft sie angenehm im Hintergrund. Abgesehen davon, gibt es am Anfang eine gesungene Titelmelodie durch einen sehr modernen Barden. Empfehlenswert ist hier auf seinen Text zu achten, die Reimerei ist ungewöhnlich und nicht von schlechten Eltern.

TEST: Goodbye Deponia – Humor erreicht seine Grenzen
“Spätestens bei der Erweiterung um zwei weitere lenkbare und miteinander agierende Figuren hinterlässt dieses Kapitel der Quadrologie den Eindruck, als versuche man krampfhaft “Day of the Tentacle” (für mich das Paradebeispiel für ein perfekt gelungenes Point & Click-Adventure) zu kopieren. Übertrieben ist auch der permanente Wortwitz in jedem Monolog und Dialog, dessen Pointen leider nicht immer zünden. Da wäre eine geringere Dosierung besser gewesen. Abgesehen davon ist die Deponia-Reihe gesamt betrachtet verrückt und lustig zugleich. Auch der dritte Teil zeigt hier keine Ermüdungserscheinungen in seinem Unterhaltungswert. Deftige Knobeleien erwarten einen und werden die Gehirne der Spieler bestimmt zum Glühen bringen. Daher Fazit: gute Qualität “Made in Germany”.”
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