Mit „Life is Strange – Chaos Theory“ kehren wir einmal mehr nach Aracdia Bay und in die Blackwell Academy zurück, der dritten Episode des Mystery-Adventures von DontNod Entertainment und Square Enix.
Inzwischen muss man wirklich aufpassen, um nicht versehentlich entscheidende Schlüsselmomente aus den vorherigen Episoden zu verraten, die in „Chaos Theory“ deutlicher denn je zum Tragen kommen. „Episode 2: Out of Time“ hatte ich im ersten Durchlauf, sagen wir mal mit dem negativen Ende abgeschlossen, sodass die Grundstimmung im aktuellen Kapitel von Beginn an recht depressiv daher kam. Fast gegenteilig wirkt es auf einen, wenn man den Weg des positiven Endes einschlägt und sich alle dementsprechend optimistischer verhalten und reagieren. Nachdem man in den ersten beiden Episoden auf alle Hauptakteure und dessen Vergangenheit eingegangen ist, begeben wir uns in „Chaos Theory“ also wieder direkt auf die Suche nach der vermissten Rachel Amber.
Dass etwas ganz und gar nicht in der Blackwell Academy stimmt, wissen wir bereits und planen daher einen Einbruch in das Büro des Direktors Ray Wells, womit die Dinge in „Chaos Theory“ erst so richtig angestoßen werden. Diesmal geht es tatsächlich darum immer mehr Informationen rund um das Verschwinden von Rachel zu finden, wir durchwühlen Schülerakten, erfahren noch mehr über die Beziehungen zwischen den Charakteren und den Einfluss der Prescott Familie auf Arcadia Bay, sowie decken immer mehr Geheimnisse der Vergangenheit auf, die nicht unbedingt jedem lieb sind. So rückt unter anderem der Drogendealer Frank weiter in den Mittelpunkt, seine Verbindung zu Rachel Amber und wie sich Chloe ihrer Schuld ihm gegenüber lösen möchte. Auch die Nebengeschichte um Kate, abhängig davon, wie ihr die zweite Episode beendet, ist Gegenstand in „Chaos Theory“, zu der wir an dieser Stelle aber nichts verraten möchten. Dass letztendlich alles völlig anders kommt als man es sich überhaupt hätte vorstellen können, verändert den Lauf der Geschichte abermals dramatisch um 180 Grad ….. und Ende. Wie erwartet endet auch „Chaos Theory“ mit einem geradezu „schockierendem“ Cliffhanger, für den man DontNod am liebsten verfluchen möchte. Wer ein Fan des Hollywoodblockbuster „Butterfly Effect“ ist, wird mit „Life is Strange“ wohl das spielbare Pendant dazu finden. Nun heißt es wieder sechs bis acht Wochen warten, bevor die vierte Episode „Dark Room“ erscheint und die uns schon jetzt vor Spannung unglaublich neugierig werden lässt.
Es dauert keine 30 Sekunden und man taucht sofort wieder in die wohlige und mystische Atmosphäre von „Life is Strange“ ein. Überlagert von den vorherigen Ereignissen ist man wahrlich Gefangen in dieser Atmosphäre alltäglicher Situationen, die das Spiel so vertraut und sympathisch machen. Angetrieben von der Suche nach Rachel Amber, die allgegenwärtigen Konflikte und Probleme von Teenagern, sei es im schulischen Bereich oder in der Familie, der Tiefgang um die Charaktere und deren Vergangenheit und nicht zu vergessen die teils schwierigen Entscheidungen, die man hier treffen muss, belohnen euch mit einer wirklich außergewöhnlichen Story, die nur Beifall verdient hat. Hin und wieder wird dieses fantastische Gesamtbild zwar etwas gestört, etwa mit dem Gespräch zwischen Victoria und Mr. Jefferson, das mehr an eine alberne Teenie-Verliebtheit zwischen Schüler und Lehrer erinnert und nur zu Klischeehaft daher kommt.
Vor allem aber das Entscheidungssystem, das es euch wie erwähnt nie leicht macht, bringt euch dazu, euch in manchen Situationen selbst zu hassen. Ein gutes Beispiel wäre hier eure Zimmerpflanze, die man guten Gewissens in den ersten beiden Episoden mit Wasser versorgt hat, um nun festzustellen, dass diese auch dadurch eingehen kann. Und das ist nur ein harmloses Beispiel, das einen immer zögerlicher im Spiel werden lässt, wenn es darum geht Entscheidungen auf zwischenmenschlicher oder sozialer Ebene treffen zu müssen und sich im Nachhinein ständig fragen muss, ob es nun so richtig war oder man sich doch lieber anders entschieden hätte. Eure Gefühle eskalieren in diesen Momenten regelrecht, man spielt mögliche Konsequenzen im Kopf durch, spult die Zeit mehrfach zurück, wägt die Optionen ab und ist sich am Ende weiterhin nicht sicher. Am liebsten möchte man wieder direkt mit Episode I anfangen und versuchen alles richtig zu machen. Aber ist das überhaupt möglich? Für Fans von „Life is Strange“ dürfte das Entscheidungs-System für mächtig Gesprächsstoff sorgen, denn jeder erlebt hierdurch eine ganz individuelle Geschichte und viele Facetten derer.
Mit dem Rewind-Feature setzt DontNod in „Chaos Theory“ vermehrt auf clevere Rätselpassagen, wie dem Einbruch in das Direktorenbüro, dessen Vorgehen einen am Ende wirklich verblüfft. Wie schon zuvor können so aber auch wieder wichtige Informationen gesammelt, Gespräche gelenkt oder noch mehr Hintergrundwissen angereichert werden, sodass dieses Element zunehmend zum Tragen kommt.
Zum Sound und der Grafik braucht man eigentlich nicht mehr sehr viel sagen, da es sich auf dem gleichen Level der ersten beiden Episoden bewegt. Die Performance scheint im Gesamten besser zu werden, es gibt neue Orte wie das Schwimmbad oder die Innenstadt zu erkunden und man kann die Blackwell Academy bei Nacht besuchen. Der Soundtrack rundet auch diesmal das Paket wieder fast perfekt ab, wobei die Rufe nach einer Lokalisierung des Titels mit dem Auftrieb der Story immer lauter werden.
Entwickler: DontNod Entertainment
Publisher: Square Enix
Release: erhältlich (PSN)
Offizielle Homepage: www.lifeisstrange.com
[asa]B00GWUSG8U[/asa]