TEST: Maneater – Fressen oder noch mehr fressen, das steht außer Frage

By Patrick Held Add a Comment
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Sie gehören zu den gefährlichsten Raubtieren der Welt, bewegen sich mit tödlicher Präzision durchs Wasser und zerlegen mit ihren unzähligen, scharfen Zähnen ganze Boote: Haie. Immer wieder sind sie auch in der Popkultur vertreten, allen voran in den Welthits „Der weiße Hai“ und der kultigen Trashreihe „Sharknado“. Der nun für die PS4 erschienene Titel „Maneater“, entwickelt von Blindside Interactive und veröffentlicht von Tripwire Interactive, greift dabei genau diese trashige Art auf. Man verspricht viel Blut, Action, Blut, verrückte Jäger, Blut, interessante Orte und nicht zu vergessen Blut. Aber gibt es auch eine Menge Spaß?

Baby Shark doo doo dodododo

Gleich zu Beginn werden wir ins buchstäbliche „kalte Wasser“ geworfen. Wir sind ein Bullenhai, genauer gesagt ein Bullenhai-Baby. Unsere Mutter, eine mächtige Jägerin, wurde von Scaly Pete, einem verrückten Haijäger mit prägender Vergangenheit und nur noch einer Hand, im Rahmen einer DMAX-ähnlichen Show erlegt und ausgeweidet. Da wir ihm noch zu mickrig waren, hat er uns durch eine Schnittwunde gezeichnet, damit er uns wiedererkennen kann, sobald wir ausgewachsen sind und für seine Jagd würdig erscheinen. Im Wasser machen wir uns direkt daran, etwas für unser Wachstum zu tun. Wir jagen zunächst kleine Fische und Schildkröten, legen uns mit kleinen Fressfeinden an und bringen uns vor den zunächst noch sehr mächtigen Alligatoren in Sicherheit. 

Wir durchforsten dabei eine weitläufige Landschaft irgendwo in Florida, in der es sowohl Sumpflandschaften als auch Wohngebiete im Besten Fort Myers Style gibt. Dabei gibt es auch eine Menge zu entdecken, wie etwa untergegangene Ruderboote, versteckte Schätze und viele weitere Sammelobjekte, welche uns unterhalten sollen. Gerade bei den POI, welche es zu sammeln gilt, erhalten wir von der Stimme aus dem Off, welche alle unsere Erlebnisse im Rahmen der Show herrlich überspitzt beschreibt, kleine Informationen und Geschichten erzählt. Darüber hinaus gibt es auch verschiedene Missionen, welche uns in neue Gebiete bringen oder uns in der Story weiter voranbringen sollen. Durch alle unsere Handlungen erhalten wir Erfahrungspunkte und Rohstoffe. Durch die Erfahrung steigern wir immer wieder unser Wachstum, werden zum Jungtier, zum Erwachsenen und immer weiter, bis wir irgendwann eine Unaufhaltsame Fressmaschine sind. Mit den Rohstoffen, wie etwa Minerale oder DNA, können wir verschiedene Fertigkeiten oder „Ausrüstungen“ in Form von besonderen Organen oder Körperteilen stärker ausprägen. Diese Ausrüstungen sammeln wir, indem wir z.B. andere, mächtige Raubtiere töten oder uns mit Haijägern anlegen, die erscheinen, sobald wir ein paar Menschen verzehrt haben. Mit diesen Jägern ist jedoch nicht zu spaßen, vor allem dann, wenn die Minibosse erscheinen und uns mächtig zusetzen. Haben wir sie aber erlegt, bekommen wir neue Zähne, Flossen oder Sinnesorgane, die uns auf unserem Weg durchaus helfen können.

In Sachen Gameplay hat man versucht, viel vom natürlichen Verhalten der Haie zu übernehmen und auf typische RPG-Mechaniken zu übertragen. So besitzen wir ein natürliches Sonar, mit dem wir Feinde und Opfer von weitem wahrnehmen können, wir können uns in Fischen, Feinden oder Menschen festbeißen und sie herumschleudern, wir können an die Oberfläche schwimmen, sodass nur unsere Rückenflosse aus dem Wasser schaut und bewegen uns schnell und geschmeidig durchs Wasser. Allerdings gibt es auch viele Elemente, die ein echter Hai niemals mit sich bringen würde. So kann er etwa unfassbar hoch aus dem Wasser springen, fast wie ein Delfin, zudem zerlegt er seine Beute mit einer leicht übertriebenen Menge Blut in einer interessanten Animation und er kann Feinde mit seiner Schwanzflosse abwehren oder wegschießen. Sehr unnatürliche Verhaltensweisen für einen Hai. Auch die Ausweichrolle gehört zu diesen untypischen Eigenschaften, mit der wir Angriffen von anderen Tieren oder Jägern ausweichen. Haben wir hierbei vor allem einmal die Angriffsmuster durchblickt, fällt es uns überwiegend sehr leicht, die Feinde auszuschalten.

Alles in allem ist das Gameplay sowie die Story hinter „Maneater“ relativ einfach gehalten. Plump ausgedrückt könnte man das Spiel so zusammenfassen: Wir fressen alles, was uns vor die Nase kommt, um immer größer zu werden, um neue Gebiete freizuschalten, in denen wir noch mehr fressen können.“ Dies wird dem Titel aber nicht gerecht, auch wenn es im Kern darum geht. Man hat es mit einfachen Dingen geschafft, einen über weite Strecken vor allem spannende, ansprechende und interessante Erfahrung zu kreieren, der zwar ein abwechslungsreicheres Missionsdesign nicht geschadet hätte, die aber trotzdem viel Freude bereiten kann. Die Steuerung ist glücklicherweise recht einfach gehalten, fordert und nicht sonderlich heraus und lässt sich schnell beherrschen. Auch die Kamera steht uns nicht groß im Weg, wodurch wir die meiste Zeit alles gut im Blick haben. Leider fehlt es, gerade in den Kämpfen, an einer guten Zielerfassung, weshalb wir teils ziellos umher beißen, sowie mit hin und wieder schwere Einbrüche der Framerate in den Kämpfen hinnehmen müssen.

Trash-TV at it’s best

„Maneater“ spielt sich die meiste Zeit unter der Wasseroberfläche ab. Im Wasser finden wir zahlreiche Meeresbewohner, einen großen Haufen an Müll, sowie einige Sammelobjekte, versteckte Gebiete und mehr. Die insgesamt sieben Gebiete sind dabei einigermaßen abwechslungsreich, bewegen wir uns entweder durch Sumpflandschaften, entlang von dicht besiedelten Strandabschnitten oder durch die tiefen Weiten eines Golfstroms. 

Grafisch handelt es sich bei „Maneater“ sicherlich nicht um ein Highlight, das neue Maßstäbe setzt, aber es ist durchaus überzeugend und bietet einige sehr ansprechende Animationen und Effekte, welche sich sehr passend in die Trash-Atmosphäre einfügen. Hierzu passt auch das Herumfliegen von Körperteilen, sowie die starke rötliche Färbung des Wassers, wenn wir Menschen und Tiere erlegen. Bei stärkeren Gegnern können wir den Stand der Lebensenergie auch an fehlenden Gliedmaßen oder starken Bissspuren nachvollziehen. Generell bekommen wir sehr schöne Figurenmodelle von Hai und von anderen Wesen geboten. Unser Bullenhai-Weibchen sieht darüber hinaus immer sehr cool aus, gerade, wenn wir entsprechende Ausrüstungssets einsetzen, wodurch wir zur ultimativen Kampfmaschine werden.

Insgesamt machen Grafik und Atmosphäre einen guten Eindruck. Die visuelle Darstellung ist im Rahmen seiner Möglichkeiten gut gelungen, wir bekommen kaum Fehler geboten und können die ein oder anderen Details, schönen Animationen und ansprechende Figurenmodelle bestaunen. Die Atmosphäre entsteht vor allem durch den Rahmen, welcher von der Trash-TV Show gebildet wird. Wir bekommen immer wieder witzige Kommentare geboten, haben es mit dem verrückten Scaley Pete zu tun, der es mit seinen Jägern auf uns abgesehen hat, und durchkämmen dabei einige verschiedene Landschaften. Leider haben wir relativ schnell unseren höchsten Level auf Stufe 30 erreicht, während manche Feinde mit Level 40 aufwärts auf uns warten. Durch ein höheres Levellimit hätten wir auch ein wenig mehr Umfang geboten bekommen können, so fällt der Umfang ggf. ein wenig niedrig aus. Leider erwarten uns auch immer wieder ein paar Ladebildschirme, die teilweise sogar plötzlich im laufenden Spiel erscheinen und den Fluss stören. Hier fehlt es dem Titel dann wohl leider doch an Kraft.

maneater
TEST: Maneater – Fressen oder noch mehr fressen, das steht außer Frage
“Alles in allem bietet „Maneater“ einiges an Potential. Wir bekommen ein ansprechendes Spielprinzip geboten, in dem wir eines der gefährlichsten Tiere der Welt spielen dürfen, welches viel zu wenig Spiele spendiert bekommt. Zudem bietet das Hai-Setting viel Potential für eine gekonnte Trash-Umsetzung, die vor allem durch einen trockenen Humor und eine gelungene Portion Wahnsinn überzeugen kann. Hinzu kommt eine solide grafische Darstellung, sowie ein ansprechendes Gameplay und eine passende Steuerung. Leider fehlt es dem Titel dafür an der nötigen Abwechslung, sowie dem passenden Umfang. Viel zu schnell erreichen wir unser Endlevel, arbeiten uns in jeder Umgebung im Grunde durch die gleichen Aufgaben und fressen, was das Meer hergibt. Hinzu kommt eine fehlende Zielerfassung, Framerateeinbrüche in Kämpfen und plötzliche Ladescreens, die den Spielfluss erheblich stören. Insgesamt ist „Maneater“ damit ein solider Titel, der leider nicht ganz sein volles Potential nutzt. Spiel- und Fresspaß kann man dennoch damit haben, zumal die Idee an sich ja schon cool ist.”
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