TEST: Marvel’s Spider-Man – Spidey schwingt zu Höchstform auf

Patrick Held Add a Comment
11 Min Read

Kaum ein Titel ist aktuell so gefragt wie “Marvel’s Spider-Man”, welches exklusiv für Sonys PlayStation 4 erscheinen wird. Doch wie schon Onkel Ben wusste: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.“ Daher liegt auf dem Team von Insomniac Games, welches für Erfolge wie “Ratchet & Clank” oder “Resistance” bereits gefeiert wurde, ein enormer Erwartungsdruck, den es erst einmal zu erfüllen gilt. Also Suit übergezogen und auf nach New York!

Spidey startet voll durch …

Anders als viele andere “Spider-Man”-Titel beginnt Insomniacs Spinne nicht bei Null. Der Biss eines radioaktiven Arachnoiden, die ersten Schwingversuche und die ersten Kämpfe liegen bereits achte Jahre zurück. Peter Parker ist inzwischen über 20 Jahre alt, arbeitet als Wissenschaftler, hat seine Fähigkeiten und Kräfte immer weiter verbessert und perfektioniert und arbeitet auch ein wenig enger mit der Polizei zusammen. Leider hat seine steile Superhelden-Karriere ihren Preis, denn sein Privatleben leidet stark darunter, dass er seine Identität geheim halten muss und seine Liebsten nicht in Gefahr bringen will, wie etwa Tante May, die in einem Obdachlosenasyl arbeitet, oder MJ, die eine Karriere als Reporterin eingeschlagen hat. Zu allem Überfluss übernimmt ein neuer Bösewicht namens Mister Negative mit seinen sogenannten „Dämonen“ die Stadt und versetzt die Bürger mit Zerstörung und Gewalt in Angst und Schrecken. Parker hat also alle Hände damit zu tun, sein Privatleben sowie die Rettung von New York City irgendwie unter einen Hut zu bekommen.

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Die Handlung des Spieles wird neben der Hauptstory noch mit verschiedenen Nebenmissionen versehen, in denen wir Jagd auf Verbrecher machen oder besorgten Bürgern helfen, eben jenen zu entgehen. Hierbei treffen wir auch auf alte Bekannte, die uns vor besondere Aufgaben stellen, um etwa versteckte Hinweise zu finden oder Herausforderungen zu erfüllen, indem wir zum Beispiel einer Drohne hinterher schwingen oder mehrere Gegnerwellen ausschalten müssen. Darüber hinaus informieren uns der Polizeifunk sowie unser Radar immer wieder über verschiedene Geschehnisse, wie Drogendeals oder Raubüberfälle, denen wir uns in der offenen Welt spontan annehmen können.

Apropos Gegner ausschalten: Das Kampfsystem von „Marvel’s Spider-Man“ ist ziemlich ausgeklügelt und lebt von seinem Tempo, seiner Dynamik und seinen verschiedenen Möglichkeiten, die Gegner am Boden oder in der Luft mit unseren Fäusten oder Netzen zu bearbeiten. Insomniac scheint sich hierbei ein wenig Inspiration bei den Kollegen von Rocksteady geholt zu haben, denn das Kampfsystem erinnert stark an das der Batman: Arkham-Reihe. Allerdings ist Spidey wesentlich agiler und flexibler in seinen Ausführungen, wodurch ihm die Kämpfe wie auf den Leib geschnitten sind. Nur selten fühlt man sich wirklich eingekesselt oder überfordert, da sich immer wieder neue Möglichkeiten und Auswege finden lassen. Hin und wieder begegnen wir auch Passagen, in denen wir Geiseln befreien müssen und leises Vorgehen die bessere Wahl ist. Auch hier merkt man einen leichten Einfluss des Dark Knight, da wir uns meistens zwischen Lampen und Vorsprüngen hin und her schwingen und Feinde lautlos ausschalten. Hier ist cleveres Vorgehen durchaus von Vorteil.

Sowohl zum Kampf, als auch zum Schleichen passen die verschiedenen Anzüge, die im Laufe der Zeit mit Hilfe von Token freigeschaltet werden können, die wiederum durch den Abschluss von Events oder Aufgaben verliehen werden. Hier stehen über 25 verschiedene Outfits zur Wahl, wovon jeder besondere Fähigkeiten mit sich bringt, wie Elektroschläge, Unterstützungsdrohnen oder eine gesteigerte Ausdauer. Aber keine Sorge: Ist eine Fähigkeit erst einmal freigeschaltet, lässt sich diese mit jedem Anzug kombinieren, ganz nach den eigenen Vorlieben. Darüber hinaus kann Spider-Man mit Mods ausgestattet werden, die ihn in der Offensive, Defensive, aber auch beim Tempo oder der Lautlosigkeit verbessern können. Je nachdem ist man so hervorragend für stille Schleichpassagen genauso gut gerüstet, wie auch für laute Battles. Hilfreich ist auch das große Arsenal an verschiedenen Netzwerfern, die je nach Situation einen echten Vorteil bieten, wie etwa Netzbomben oder –Minen. Experimentieren ist also definitiv angesagt und gewünscht.

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Schwing Spinne, schwing …

Ein wichtiges Kernelement, das Spider-Man und seine Spiele ausmacht, ist definitiv die Möglichkeit, wie wild durch die Skyline von NYC zu schwingen. „Marvel’s Spider-Man“ präsentiert hier ein durchweg gelungenes Movement-System, das sich nicht nur durch rasante Schwünge auszeichnet, sondern auch die Verbindung von Wandläufen und Punktsprüngen schafft, ohne für eine echte Unterbrechung zu sorgen. Alle Bewegungen verschmelzen quasi miteinander, ohne, dass man im Vorfeld große Übung darin braucht. Es fällt dadurch sehr leicht, von A nach B zu kommen, die Stadt mit all seinen Easter Eggs, Sammelobjekten und Wahrzeichen, wie dem Time Square oder dem Central Park, zu erkunden, und dabei den ein oder anderen Verbrecher mit Netzen an die Wand zu kleben. Auch Einflüsse aus anderen Marvel-Stories sind hier zu finden, wie etwa das Sanctum Sanctorum oder der Avengers Tower, welcher definitiv einen Besuch wert sind.

Abgerundet wird die Entwicklung der Spinne durch ein relativ umfangreiches Levelsystem und einen Skill Tree. Der Aufstieg wird durch unsere gesammelten EP vorangetrieben, was allerdings auch recht schnell passiert. Neben Punkten für besagten Skill Tree erhalten wir auch verbesserte Stärke, Leben oder Schwingtempo. Die Skills sind dabei in die drei Kategorien „Innovator“, „Verteidiger“ und „Netzschwinger“ aufgeteilt und werden im Laufe der Zeit immer ausgeklügelter und sorgen in der Kombination für tolle Moves und bessere Möglichkeiten, Feinde und Umgebung zu kontrollieren. Die Fertigkeiten bieten dabei für jede Art von Spieler verschiedene Anreize und laden dazu ein, auch mal neue Wege auszuprobieren.

Neue Wege beinhaltet auch die Möglichkeit, die Rolle von Peter Parker zu verlassen und eine andere Figur zu übernehmen, wenn auch nur in einzelnen Missionen. So können wir z.B. die Rolle von Mary Jane Watson übernehmen, die Nachforschungen für ihre Artikel anstellt, in (eigentlich) verbotenen und abgeriegelten Gebieten umher schleicht und dabei das ein oder andere Geheimnis aufdeckt, während sie mit Peter zusammenarbeitet. Diese Passagen sind sehr interessant und bringen darüber hinaus auch immer wieder eine neue Perspektiven mit sich. Hier hat man wirklich Talent für eine gute Idee bewiesen und ein tolles Feature eingefügt, durch welches die Missionen noch interessanter werden.

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„Marvel’s Spider-Man“ bietet somit eine völlig neue Story, die auch den größten Fan durchaus begeistern wird und daneben auch mit einem ausgeklügelten Spielsystem überzeugt. Auch wenn das Kampfsystem vielleicht ein wenig “abgekupfert” ist, passt es vollkommen zu Spidey und ins Spiel, da so rasante Kämpfe entstehen, die hin und wieder auch ein wenig Köpfchen benötigen. Es gibt in New York viel zu entdecken, zu sammeln und freizuschalten, mehr sogar, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Gleiches gilt auch für die Story, die mehr als einmal mit plötzlichen Wendungen und weiteren Episoden überrascht. Die Schwünge und Sprünge der Spinne lassen sich ebenfalls herrlich ansehen und handhaben, einziger Wermutstropfen ist hier tatsächlich das Klettern, da Spider-Man wohl anscheinend ein Problem damit hat, um wirklich jede Ecke zu klettern. Hin und wieder kommt es hier dazu, dass man auf der Stelle krabbelt, was zwar stört, gleichzeitig aber auch ein wenig witzig ausschauen kann. Vielleicht wird dieses Problem ja noch mit einem Patch behoben.

Ein Trip nach New York lohnt immer …

Bereits die Trailer und die ersten Gameplay-Video ließen hoffnungsvoll auf das Spiel blicken: Die Grafik von „Marvel’s Spider-Man“ hatte offensichtlich einiges zu bieten, wie auch schon in unserer gamescom Vorschau festgestellt. Und genau so ist es auch gekommen. Egal ob Spidey’s neuer, weißer Anzug, der wirklich fantastisch aussieht, und den neuen Spider-Man unterstreicht, oder seine Feinde, sowie die Bürger der Stadt, alle sehen wirklich toll aus und sind äußerst detailliert dargestellt. Die Charaktermodelle wirken auch in ihren Bewegungen sehr ansprechend, und das nicht nur in den Zwischensequenzen, die meistens komplett flüssig ins Gameplay übergehen und beides so auf beeindruckende Art verschmilzt, wie man es nur selten in Spielen sieht.

Hinzu kommt ein wunderschönes und nachempfundes New York City, mit seinen mächtigen Wolkenkratzer, die es zu erklimmen gilt, aber auch dem berühmten Central Park, dessen Bäume und Wiesen beeindruckend umgesetzt wurden. Hinzu kommen Spezialeffekte wie Explosionen, Schüsse und Feuer, die sich stets sehen lassen können, ebenso wie die Unterschiede zwischen Tag und Nacht, bezogen auch auf die Lichteffekte. Hiervon wird sicherlich auch der spätere Fotomodus profitieren, der leider erst mit dem Day One-Patch nachgereicht wird, und mit dem sich so garantiert fantastische Momentaufnahmen machen lassen.

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Allgemein lebt das Spiel von einer sehr ansprechenden Atmosphäre, wie man sie von Spider-Man nur allzu gut gewohnt ist. Auch mit Anfang 20 schafft er es, seine Feinde mit seinen lockeren, witzigen Sprüchen wahnsinnig und seine Fans zum Schmunzeln zu bringen. Hier drückt sich die enge Zusammenarbeit zwischen Marvel und Insomniac besonders deutlich aus, denn Peter ist genau der Charakter, wie man ihn sich gewünscht hat, dabei aber trotzdem noch überraschen kann, ebenso wie die anderen Figuren. Gemeinsam mit der guten Handhabung und dem tollen Spielgefühl sorgt zuletzt auch der stimmige Sound für eine tolle Atmosphäre. Die Synchronisation ist auf gewohnt hohem Niveau umgesetzt worden, auch wenn manche Sprüche sich recht schnell wiederholen und manche Bürger deutsch, andere hingegen englisch sprechen. Zusammen mit den vielen Beschäftigungsmöglichkeiten, Herausforderungen und Sammelobjekten erwartet euch abermals ein Spiel, das euch Faden um Faden fesseln wird.

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TEST: Marvel’s Spider-Man – Spidey schwingt zu Höchstform auf
„Marvel’s Spider-Man“ bietet eigentlich alles, was ein gutes Superhelden-Spiel bieten muss: Wir haben eine tolle, ansprechende und überraschende Story, bei der selbst bekannte Figuren noch für den ein oder anderen „Oh nein!!!“-Moment sorgen können, einen erwachsenen Peter Parker, der mit neuen Problemen und Kämpfen konfrontiert wird, einer starken MJ und noch vielen weiteren tollen Momenten, auf die man sich freuen darf. Darüber hinaus gibt es ein fantastisch umgesetztes Gameplay, was von einem bewährten Kampfsystem und einer äußerst flüssigen Bewegungsmechanik profitiert, mit der man eher zum Ziel schwingt, statt die Schnellreise zu nutzen. Zudem sorgen die verschiedenen Events und Überfälle für eine stets lebendige Stadt, die zum Stöbern und Entdecken einlädt. Mit dem stimmigen Soundtrack ergibt sich so eine grandiose Gesamtatmosphäre, der man sich gerne hingibt und die einen nicht so schnell wieder loslässt. Kleinere Baustellen sehen wir aktuell noch beim Krabbeln, etwas um Ecken, sowie der Abwechslung in den einzelnen Sprüchen und möglicherweise dem Wiederspielwert. Denn hier ist zu befürchten, dass die Spieler schnell die Lust verlieren, wenn sie erst einmal alle Objekte gesammelt und alle Herausforderungen abgeschlossen haben. Nichtsdestotrotz ist „Marvel’s Spider-Man“ mal wieder ein absoluter Top-Titel, sowie ein Ergebnis einer tollen Zusammenarbeit von Marvel und Insomniac, die hoffentlich nicht die letzte bleiben wird.”
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