TEST: NHL 19 – Lohnt das jährliche Update?

By Patrick Held Add a Comment
10 Min Read

Jedes Jahr gegen Ende September zeigt sich dasselbe Spektakel: Menschen strömen in Elektronikfachgeschäfte, verzweifelt auf der Suche nach FIFA, spenden ihr gesamtes Vermögen für Goldpacks, in der Hoffnung, Topspieler wie Ronaldo zu erlangen, und alle Welt redet von König Fußball. Alle Welt? Nein, denn eine kleine in Deutschland als „Randsportart“ abgestempelte Simulation kämpft auch dieses Jahr wieder um Beachtung. „NHL 19“, ebenfalls aus dem Hause EA, versucht auch in der aktuellen Variante, passend zur gerade gestarteten Saison, Fans und die, die es noch werden könnten, von seinem Können zu überzeugen.

Willkommen auf dem Teich

Wer die Entwicklung der NHL-Titel in den letzten Jahren ein wenig verfolgt hat, der hat gemerkt, dass es kaum wirkliche Neuerungen darin gegeben hat. Mit “NHL 19” führt EA allerdings endlich etwas ein, dass für mehr Spannung und Abwechslung sorgen soll. Die „World of CHEL“ bietet eine Art virtuellen Spielplatz, auf welchem wir uns mit einem digitalen Ebenbild mit anderen Spielern messen können. Diesmal allerdings nicht in der großen Arena, sondern dort, wo jede Eishockey-Karriere in den USA ihren Anfang hat: Auf einem zugefrorenen Teich. Hier treten wir zum Beispiel im Modus „Ones“ im 1gg1gg1 darum an, innerhalb von 3 Minuten den Puck am meisten in ein einzelnes Tor zu verfrachten – Regeln gibt es sonst keine. Die dreckigen Kämpfe sind actionreiche, schnelle Matches, die sich sowohl für Neulinge, als auch für erfahrene Spieler gleichermaßen eignen. Haben wir ein Match erfolgreich abgeschlossen, erhalten wir Erfahrungspunkte, mit denen sich Level und Leistung steigern, sowie Eishockeytaschen, durch die wir mit neuen Objekten wie etwa Pullis, Jacken, Schlägern oder Signalhörnern verwöhnt werden. Wir können damit unseren Charakter komplett nach unseren eigenen Vorstellungen entwerfen und immer wieder verändern.

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Daneben gibt es noch echte Matches auf dem Teich, ProAM genannt, bei dem wir eine absolute Beginnermannschaft auf ihrem Weg gegen die größten Teams der USA begleiten, tief in verschneiten Gegenden, während die Arena von Fans und Zuschauern umringt ist, die eine wahnsinnige Stimmung aufkommen lassen, als wäre man gerade bei einem spontanen Happening aufgelaufen.

Neben „World of CHEL“ gibt es sonst jedoch kaum Neuheiten in “NHL 19” auszumachen. Besonders glänzt unter anderem wieder einmal der ebenfalls eher arcadelastige Modus „NHL Threes“, in dem wir im 3gg3 in gut gefüllten Stadien antreten und unser Können unter Beweis stellen müssen. Hierbei sammeln wir anhand des Ergebnisses und unserer Spielweise Punkte, die je Match mehrere Objekte freischalten, angefangen bei neuen Stadien, bis hin zu Spielern und Maskottchen, die uns auf dem Eis unterstützen. Hier sieht es doch recht kurios aus, wenn man zu Enten oder Haien passt, damit diese ein Tor erzielen. Dazu gibt es hier noch den sogenannten „MoneyPuck“, der mal als zwei Tore zählt oder dem Gegner eines streicht. Dadurch kommt sehr viel Dynamik ist Spiel, womit dieser Modus wieder für heiße Kämpfe und eine schöne Abwechslung sorgt.

Ansonsten weißt “NHL 19” dieselben Spielmodi auf wie sonst auch. Hobby-Manager finden ihren Spaß im Franchise-Modus, in dem sie ihr US-Team managen, Spieler draften und für die Wirtschaftlichkeit der Arena sorgen. Hier findet sich tatsächlich eine größere Veränderung, besonders im Bereich des Scoutings. Dieses wurde einsteigerfreundlicher gestaltet und bietet nun die Möglichkeit, direkt einen ganzen Haufen an Scouts zu verpflichten, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen besitzen. Wurde ein Spieler längere Zeit nicht beobachtet, greift der sogenannte „Nebel des Krieges“, ein Effekt, bei dem die Werte des potentiellen Drafts nicht mehr genau bewertet werden können, was direkten Einfluss auf mögliche Verhandlungen hat. Durch dieses neue Feature wird das Scouting auf ein ganz neues Level gehoben.

Wem der Franchise-Modus zu kompliziert oder zum Beispiel Fan deutscher Teams ist, der wird sich lieber im Saison-Modus aufhalten. Ansonsten bietet der bekannte „Be a Pro“-Modus wieder die Möglichkeit, seine eigene Karriere zu beschreiten, während wir unsere Fähigkeiten in einem Talentbaum immer weiter ausbauen, um zum besten Spieler aller Zeiten zu werden. Näher kommen wir hier aber leider nicht an eine Art Story heran, denn während FIFA „Journey, und Madden „Longshot“ bietet, fällt ein ähnlicher Modus bei “NHL 19” wieder einmal aus.

Natürlich auch mit an Bord ist ein Ultimate-Modus, hier wieder als „Hockey Ultimate Team“. EA’s Sammelkartenspiel verlangt auch hier von den Spielern wieder Fingerspitzengefühl, wenn es um die Kombination der einzelnen Reihen, sowie die Nutzung bestimmter Fertigkeiten und Talente geht, die erst dann nutzbar werden, wenn genug Spieler entsprechende Skill-Punkte mit ins Team einbringen. Innerhalb von HUT erwarten und die schon zum Teil aus 2018 bekannten Möglichkeiten: Entweder wir absolvieren gewöhnliche Spiele, oder arbeiten uns durch verschiedene Herausforderungen, mit denen wir Münzen und ggf. sogar neue Spielerpacks sammeln. Apropos Packs: in regelmäßigen Zeitintervallen erhalten wir ein kleines Gratispack, das uns ein wenig unter die Arme greifen soll. Wem das nicht reicht, der kann entweder seine gesammelten Münzen einsetzen, oder echtes Geld nutzen, um neue Packs zu kaufen. Und genau hier ereignet sich die größte Frechheit überhaupt, denn obwohl manche Packs als das absolute Highlight angepriesen werden und unfassbare 150.000€ bzw. 25€ kosten, erwarten uns darin, wenn wir Pech haben, ein bis zwei gute Spieler mit tollen Werten, während der Rest eher in die Kategorie „naja“ bis „och nee“ gehören. Von Gold bis Bronze lassen sich hier alle Kategorien wiederfinden. Die gleichen Spieler hätten auf dem Transfermarkt wesentlich weniger gekostet. Hier wird den Spielern unfairerweise das Geld quasi aus der Tasche gezogen!

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Zu wenig Fürsorge für die Marke

Im Vergleich zu „FIFA 19“ wird „NHL 19“ nach wie vor von EA ziemlich links liegen gelassen, wenn es um echten Fortschritt geht. Kein Wunder also, dass der Titel dieses Jahr nicht mit der neuesten Engine ausgestattet wurde und noch mit altem Motor antreten muss. Zwar ist die Leistung nicht schlecht, gerade, wenn es auf dem Eis rasant vonstatten geht, aber sobald man den Spielern näher kommt, sieht man doch, dass hier noch mehr Luft nach oben gewesen wäre. Man erlebt hier zwar keinen absoluten Totalausfall, aber inzwischen auch kein Meisterwerk. Auch in Sachen Stadionsprecher wäre es inzwischen doch mal Zeit für ein Update, denn wie schon seit Jahren begrüßen uns Mike Emrick und Eddie Olczyk mit denselben Sprüchen, Kommentaren und Emotionen, wie sie es schon seit langem tun. Würde man es nicht genau wissen, könnte man fast glauben, man hat versehentlich “NHL 18” gestartet. Immerhin sorgt die Stimmung am Eis für eine ansprechende Atmosphäre. Egal ob die Fans mit ihren Schals feiern, die Maskotchen irgendwo im Publikum herumtanzen oder ein Zuschauer in seiner Bierlaune für Unterhaltung sorgt, für eine richtige Stimmung wie beim Live-Eishockey ist immer gesorgt. Auch die Sounds aus der Halle, wie das Schlittern der Kufen, der Aufprall von Puck und Spielern auf der Scheibe oder die Sirene bei einem Tor, alles ist absolut stimmig. Abgerundet wird das Paket mit den zahlreichen Lizenzen von 14 verschiedenen Ligen, sowohl aus Nordamerika, als auch Europa, sowie 21 verschiedenen Nationalmannschaften und zahlreichen All-Star Teams.

Für ein tolles Spielerlebnis sorgt auch das Gameplay. Je nach Interesse und Fertigkeit lässt sich wieder einmal zwischen Arcade und Simulation auswählen, wie auch über die Art der Steuerung, also ob wir volle Kontrolle wollen, oder ob uns die Standard-Moves völlig ausreichen. Das Balancing der Schwierigkeitsstufen wurde ein wenig angepasst, wodurch man nun nicht mehr so extreme Sprünge in den Stufen wie in den vergangenen Jahren hat. Im Bereich der Defensive wurde außerdem am Poke-Check gearbeitet, denn dieser sorgt nun viel Häufiger für eine Strafe, wenn man einfach wie wild los stochert. Die Duelle werden dadurch wesentlich konzentrierter und durchdachter, was sich auch wirklich gut anfühlt. Ansonsten verhalten sich Mitspieler und Gegner wie gewohnt, begehen hin und wieder Fehler, aber arbeiten auch immer wieder mal Situationen heraus. Für den ein oder anderen mag die Passstärke der Gegner-KI zu stark sein, aber darauf kann man sich unter Umständen einstellen.

TEST: NHL 19 – Lohnt das jährliche Update?
“Was soll man sagen? „NHL 19“ bietet kaum neues, was nicht in anderen Modi in ähnlicher Form schon einmal angedeutet wurde. Die Arcade-Modi bieten zwar eine Abwechslung, dabei darf EA aber nicht die „echten“ Modi aus den Augen verlieren. Auch grafisch bietet der Titel wieder eine Leistung, die ok, aber inzwischen kein Meisterwerk mehr ist, dennoch entsteht im Gesamtpaket eine recht lockere Atmosphäre, die Spaß macht und einen an den Stick fesselt. Auch die Matches an sich sind gut, schnell und ansprechend, wenngleich es an anderen Stellen fehlt. Der Fokus sollte im nächsten Jahr definitiv auf dem Ausbau der Karrieremodi liegen. Bezüglich HUT kann man nur sagen, dass EA sich hier nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat und die Inhalte der Packs in keinem Verhältnis zum Inhalt stehen. Insgesamt ist „NHL 19“ nach wie vor ein guter Titel, der aber keine echten Unterschiede zum Vorjahr bietet. Ein Umstieg auf die neueste Version ist daher euch selbst überlassen.”
7.8
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