Secretlab hat sich in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Namen im Möbelsegment gemacht. Was 2014 als Start-UP begann, hat sich inzwischen auch zu einer bekannten Marke im Gaming-Bereich etabliert, die jährlich hunderttausende von Gaming-Seats an den Mann bringt und mit dem Magnus Pro nun auch den Gaming-Tisch Markt erobern möchte. Das hat auch unser Interesse geweckt, weshalb wir uns in einem Test zunächst den Secretlab TITAN Evo genauer angeschaut haben.
Für unseren ersten Test für Secretlab habe ich mir den TITAN Evo in Charcol Blue mit SoftWeave Plus Gewebe ausgesucht. Dieser ist in drei unterschiedlichen Größen verfügbar, wodurch man sich an seiner Größe und Gewicht orientieren kann, um einen nahezu perfekt zugeschnitten Gaming-Seat zu erhalten. Wie wichtig Ergonomie und Passform selbst bei einem lässigen Hobby wie Zocken ist, haben wir des Öfteren schon erläutert. Secretlab rät generell dazu, die nächstgrößere Variante für mehr Sitzfreiheit zu wählen, wenn man zwischen den Empfehlungen liegt, weshalb ich mich letztlich für den Secretlab TITAN EVO XL Gaming-Stuhl entschieden habe.
TITAN EVO XL Datenblatt:
- Empfohlene Größe: 181–205 CM
- Vom Boden bis Sitzbasis: 46 – 55,5 cm
- Breite der Sitzbasis: 49 cm
- Höhenverstellbarkeit: 9,5 cm
- Höhe der Rückenlehne: 89 cm
- Breite der Rückenlehne: 56 cm
- Max. Gewicht: 180 kg
- Preis: 619 €
Lieferung und Aufbau
Der recht große Karton mit seinen ca. 38 Kilo Gewicht ist bereits eine Ansage für sich. Secretlab scheint dabei sehr viel Wert auf den ersten Eindruck zu legen, denn das Öffnen der Verpackung vermittelt sofort den Eindruck, dass man ein hochwertiges Produkt erworben hat. Als Erstes erblickt man eine übergroße Hochglanzkarte, die die einzelnen Schritte zum Aufbau bildlich darstellt. Auf der Rückseite der Karte finden sich zudem Informationen darüber, wer die Qualitätskontrolle des Stuhls durchgeführt hat. Unter der Aufbauanleitung finden sich außerdem diverse Dokumente in einem Kuvert. Darin findet sich Probe der Secretlab Reinigungstücher und die Bedienungsanleitung des Stuhls auf einem Stück Papier, das einem Reißbrett ähnelt. Solch kleine Aufmerksamkeiten machen oft den Unterschied aus, auch wenn es meist weitere Eigenwerbung ist.
Die Anleitung rät dazu, ausreichend Platz zu schaffen und verrät zudem, dass das Verpackungsmaterial auch beim Aufbau des Stuhls hilft. Clever! So soll man zunächst alle Teile des Seats aus der Verpackung entnehmen und sich versichern, dass alle nötigen Teile geliefert wurden. Nachdem man die Vollständigkeit seines neuen Stuhls überprüft hat, legt man die Schaumpolsterung aus der Verpackung auf seine Arbeitsfläche und platziert Schritt für Schritt die einzelnen Teile des Stuhls aus dieser, um Kratzer und Verschmutzung vorzubeugen. Mit den mitgelieferten Werkzeugen unter Anleitung der Instruktionen habe ich ca. 35 Minuten für den kompletten Zusammenbau des Titan Evo benötigt, wobei der Countdown mit der Lieferung des Stuhls begann.
Verarbeitung und Merkmale
Der Secretlab TITAN Evo ist mit dem Ersteindruck qualitativ hochwertig produziert und der Stoffbezug absolut makellos eingearbeitet. Ich konnte weder Dellen noch Falten, die durch ungleichmäßige Bespannung auftreten können, feststellen. Bei unserem Muster habe ich mich bewusst, für die Stoffvariante entschlossen, da Leder und Kunstleder im Sommer mitunter sehr unangenehm sein kann und über längere Zeiträume, auch bei Pflege, zu Rissen neigt. Wie resistent das SoftWeave Material ist, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen. In den zwei Wochen seit Erhalt des Seats ließen sich schon mal keine Veränderung an der Oberfläche feststellen. Ein improvisierter Fleckentest mithilfe von etwas Wasser scheint aber vielversprechend zu sein. Nachdem ich eine kleine Menge Wasser auf die Sitzfläche gekippt, abgetupft und dann einwirken ließ, wischte ich den Fleck mit dem mitgelieferten Einwegtuch ab und die Oberfläche machte noch kurzer Zeit einen neuwertigen Eindruck. Nennenswert ist, dass ein Paket mit 20 Tüchern bei Secretlab 20 € und ein 250ml Reinigungsspray mit Mikrofasertuch 25 € kostet. Wie sich Hausmittel bei der Fleckenbekämpfung schlagen, kann ich nicht sagen. Die Tücher erfüllen jedoch, zumindest bei simplem Wasser, ihren Zweck. Neben dem Softweave-Stoff bietet Secretlab noch andere Materialien für die Stuhlbespannung an, darunter das Neo-Kunstleder, Nappa-Leder und Exotisch, wobei es sich bei letzterem um offiziell lizenzierte Lamborghini-Bezüge handelt, die ihren Preis haben.
Die Polsterung des Stuhls erfolgt überdies über einen eigens von Secretlab entwickelten Kaltschaum. Der Kaltschaum ist eher fest einzuordnen, wodurch sie der Stuhl von den meisten anderen Gaming-Stühlen, die zumeist viel zu weich daherkommen, weiter abhebt. Wer schon einmal über einen längeren Zeitraum auf einer zu weichen Polsterung gesessen hat, weiß, wovon ich spreche. Anfänglich nimmt man den Stuhl als sehr bequem war, was sich über mehrere Stunden allerdings ändert. Einmal hat man dann den Punkt erreicht, an dem man nicht mehr sitzen kann und aufsteht, um sich die Beine zu vertreten und seinem Hintern einen Auszeit zu gestatten. Bei dem TITAN Evo passierte dies mir jedoch nicht. Die Polsterung ist fest, aber nicht unbequem. Dass ich einen ganzen Arbeitstag auf dem Stuhl verbringen kann, ohne dass sich Wehwehchen jeglicher Art zeigen, spricht generell für dieses festere Material.
Der Secretlab TITAN Evo kommt zudem standardmäßig mit einer patentierten Lordosenstütze, die Secretlab L-ADAPT nennt. Die Einstellung dieser Stütze verlieft erstaunlich leicht. Mit den an den Seiten des Stuhls befindlichen Rädchen lässt sich sowohl die Position als auch die Tiefe der Lordosenstütze in wenigen Sekunden passgenau einstellen. Unangenehm aufgefallen sind mir gelegentlich laute Knackgeräusche, die mit der Lordosenstütze in Verbindung zu stehen scheinen. Durch das Zurücksetzen der Stütze auf seine Lieferpostion (niedrigste Postion, komplett eingefahren), gefolgt von kompletten Ausfahren stellte ich die Lordosenstütze erst auf seine höchste Position, dann auf die niedrigste und setzte die Höhe zurück. Das Knacken ließ danach deutlich nach. Sollte das Problem danach immer noch auftreten, würde ich zum mehrmaligen Wiederholen der Prozedur raten. Anmerkung: Wie mir von Secretlab mitgeteilt wurde, kann dieses bei neuen Stühlen auftreten und der Kundensupport rät zu folgendem: Einmal die Lordosenstütze in alle Richtungen bis Anschlag ein- und ausfahren, das Problem sollte dadurch behoben werden.
Sehr gefallen haben mir dafür die höhenverstellbaren Armlehnen, die sowohl nach vorn oder hinten und nach links oder rechts justiert werden können. Besonders gelobt werden muss hier die Verarbeitung. Die Schienen, auf der sich die Armlehne befinden, haben klar definierte Schritte. Das Gleiche gilt für die Höhenverstellbarkeit, auch hier gibt es viele kleine Schritte, in denen man die Höhe der Armlehnen einstellen kann. Die Toleranzen der Armlehnen sind zudem gering gehalten, wodurch diese nur ein wenig vor und zurück wackeln.
Überraschend gut gefallen hat mir Secretlab Einsatz von Magneten in verschiedenen Bereichen des Secretlab TITAN Evo. Die zuvor erwähnten Armlehnen-Polster lassen sich z. B. einfach mittels eines magnetischen Systems, das in diesen Fall auf den Namen CloudSwap getauft wurde, austauschen. Dadurch lassen sich die Kissen einfach anpassen. Wer eine andere Farbe oder ein anderes Material für sein Polster möchte, kann diese bei Secretlab nachbestellen. Bei den Materialien kann man sich zwischen samtig weichen PlushCell Memory Foam Polstern, in Schwarz, Silber und Pink oder Wärme ableitenden Gel-Polstern entscheiden. Magneten finden sich ebenfalls in den Zierblenden, die auf der rechten unteren Seite der Rückenlehne jeweils zwei Schrauben verbergen und der Kopfstütze, die durch den Magneten an der Kopfstütze haftet und so zum sauberen Gesamtlook des Stuhls beiträgt.
Finale Anmerkungen und ein Verbesserungsvorschlag
Secretlab bietet auf den Secretlab TITAN Evo standardmäßig drei Jahre Garantie. Wer seine Garantie auf fünf Jahre erweitern möchte, kann dies gern tun. Sogar kostenlos! Im Gegenzug möchte man nur etwas Werbung haben, in dem man ein Bild seines Seats in den sozialen Medien teilt und dadurch Teil des Marketingteams wird. Auch das ist ein ziemlich cleverer Schachzug und eine Win-win-Situation für beiden Seiten. Die einzige Verbesserung, die ich mir am Secretlab TITAN Evo noch wünschen würde, wäre eine Synchronmechanik, durch die der Sitzkomfort noch einmal optimiert werden könnte.
Update: Im Austausch mit Secretlab wurde mir Folgendes mitgeteilt:
Viele sehen darin Ergonomie (Lordosenstütze). Weil wir aber glauben, dass „die nächste Haltung die beste Haltung ist“ haben wir uns bewusst dagegen entschieden. Unser Ziel war es, den TITAN Evo vielseitig zu gestalten, sodass die Belastung im Laufe des Tages ständig verschoben und von verschiedenen Belastungspunkten abgeleitet werden kann. Diese Überlegung deckt sich mit der Auffassung von Professor Stuart McGill, einem Experten für Rückenschmerzen. Jeder Gamer hat individuelle Vorlieben beim Spielen, und der TITAN Evo fördert eine optimale Sitzhaltung und ermöglicht gleichzeitig verschiedene Sitzpositionen – sei es aufrecht im 90-Grad-Winkel oder beinahe liegend mit zurückgeklappter Lehne, was eine Synchronmechanik nicht gestattet.
Secretlab
Das Ganze hat letztlich zwar seinen Preis, dieser zahlt sich aber definitiv aus. Aktuell läuft eine Weihnachts-Sales-Aktion bei SecretLab, bei der man einiges sparen kann.