Seit Einführung von PlayStation VR versuchen die Entwickler auf verschiedenste Art und Weise, den Spielern ein einmaliges Erlebnis zu liefern, welches sie noch tiefer in die Spielwelten abtauchen lassen. Mit „Stifled“ möchten die Entwickler von Gattai Games den Spielern diesmal zu zeigen, wie es sich anfühlt, blind zu sein und sich nur auf sein Gehör verlassen zu können. Der Titel verwendet dabei eine interessante Mechanik und versucht diese mit einer spannenden Geschichte zu koppeln. Und auch wenn diese Idee nicht gänzlich neu ist, gelingt die Umsetzung recht gut, wenn auch nicht gänzlich ohne einige Probleme.
Ganz schön dunkel hier
Während wir als der Protagonist David Ripley mit dem Auto unterwegs sind, meint es das Schicksal nicht gut mit uns und wir verlieren bei einem Unfall unser Augenlicht. Leider führt der einzige Weg nach Hause durch mehrere unheimliche Umgebungen, in der Feinde aller Art auf David warten und ihm nach dem Leben trachten. Natürlich könnte man nun vorsichtig umher schleichen und sich ruhig verhalten, aber die Umwelt erkennt man nur, wenn man laute von sich gibt, ähnlich wie bei einem Echo einer Fledermaus. Genau diesen Ansatz verfolgt auch das Projekt ‚Blind‘ von den Tiny Bull Studios, das im kommenden Jahr folgt.
Ganz im Stil von Superheld Daredevil sorgen diese Schallwellen dafür, dass wir die Welt zumindest für einen kurzen Moment wirklich erblicken und wahrnehmen können, wo Wege, Feinde oder auch Objekte uns im Weg stehen. Entsprechende Geräusche erzeugen wir selbst, wenn wir etwas in das Mikrofon sprechen, schreien oder wie auch immer auf uns aufmerksam machen. Doof nur, dass eben genau das auch die Feinde anlockt, weshalb wir abwägen müssen, ob wir etwas sehen möchten oder die Feinde lieber im Dunkeln tappen lassen wollen.
Schönes VR-Erlebnis, ansprechende Atmosphäre
Insgesamt schafft der Titel es sehr gut, die Vorteile der PlayStation VR zu nutzen. Durch das geschlossene Umfeld befindet man sich die meiste Zeit in vollständiger Dunkelheit, bis man eben entsprechende Schallwellen aussendet. Und auch fallende Objekte, Wecker oder Mäuse sorgen für solche Wellen, die die Welt kurzzeitig erhellen. Dieses Feature fühlt sich wirklich sehr gut an und sorgt für ein ansprechendes Maß an Spannung und Nervosität, welches sich von anderen Genrevertretern deutlich abhebt. Denn anders als diese legt es „Stifled“ nicht auf eindrucksvoll erschreckende Schock- und Ekelszenen an, sondern punktet mit subtilem Psychohorror, der sich die meiste Zeit im eigenen Kopf abspielt. Das Spiel erschafft so ein stets beklemmendes Gefühl, das uns glauben machen mag, dass irgendetwas Schreckliches hinter der nächsten Ecke lauert. Ein wirklich einmalige Erfahrung, die man ausprobiert haben sollte.
Grafik nicht so wichtig?
Klar, für VR-Titel ist es nicht so ungewöhnlich, dass sie grafisch nicht unbedingt mit anderen Titeln mithalten können. Allerdings scheint man sich bei „Stifled“ sehr darauf verlassen zu haben, dass es die meiste Zeit sowieso dunkel bis maximal schwarz-weiß sein wird, wodurch die Sequenzen, in denen es doch sehr hell und normal ist, keine grafischen Ansprüche erfüllt. Und auch die restlichen Abschnitte sind zwar ok, allerdings kein Meisterwerk. Hier hätte man durchaus etwas mehr herausholen können.
Hinzu kommt, dass die flüssige Bewegungssteuerung dafür sorgt, dass der Titel für eine starke Motion-Sickness sorgt, die ein längeres Spielen auch bei erfahrenen VR- Nutzern nahezu unmöglich macht. Das ist wirklich schade, da so die Atmosphäre, die sich gerade aufgebaut hat, immer wieder zerstört wird. Zwar gibt es auch einen Modus ohne VR, allerdings schafft es dieser keineswegs, die gleichen Gefühle und Angstzustände zu erwecken, wie es eigentlich angedacht ist. Bleibt zu hoffen, dass die Steuerung noch einmal überdacht wird und optional eine Point-to-Point Navigation oder ähnliches integriert wird.
Dafür bietet das Spiel mit einem Umfang von 4-5 Stunden einen angenehmen Umfang für einen VR-Titel, insbesondere im Hinblick auf das Motion Sickness. Dennoch ist das Erlebnis einfach viel zu schnell wieder zu Ende, und leider fehlt es auch an Anreizen, sich dem Titel mehreren Durchgängen hinzugeben.