Nach etlichen Jahren der Entwicklung hat es nun endlich das Puzzle-Adventure ‚The Witness‘ auf die PlayStation 4 geschafft, hinter dem kein geringerer steht als Jonathan Blow, der zuvor mit seinem Denksport-Spiel „Braid“ für viel Begeisterung sorgte. Umso mehr blickte man nun der Veröffentlichung von „The Witness“ entgegen, das euch diesmal auf eine geheimnisvolle Insel entführt, hunderte von anspruchsvollen Puzzle verspricht und euch dazu anspornt, ein Mysterium aufzudecken, das tief in ihrem Herzen verborgen liegt.
Einsame Schönheit …
„The Witness“ ist kein Spiel, das einen an die Hand nimmt oder mit dem Finger darauf zeigt, was als nächstes zu tun ist. Man bahnt sich seinen Weg vom ersten Ladebildschirm durch eine Art Bunker und findet sich inmitten einer paradiesisch bunten Insel wieder. Kurz nach links und kurz nach rechts geschaut, da geht das Erkunden auch schon los. Was sollte man auch anderes tun, wenn um einen herum Totenstille herrscht und auch sonst einem irgendwelche Hilfsmittel verwehrt bleiben? Dafür gibt es aber auch allerhand zu entdecken. Auch wenn die Größe der Insel recht überschaubar ist, scheint jeder Winkel seine eigene kleine Geschichte zu bewahren und man wird alle paar Meter geradezu mit neuen und stimmigen Impressionen überhäuft. Gerade noch stand ich auf einer Klippe, da stapfe ich schon wieder durch eine Wüste und am Strand entlang, um mich eine Treppe in die Tiefe in einer Höhle wiederzufinden, in der ein kleines Theater gebaut wurde. Ein angenehmer und ansprechender Gesamtlook, der ein wenig an „Hardware Rivals“ erinnert und sich keinesfalls vor großen Triple-A Produktionen verstecken braucht.
Für mich ist das Erkunden der Insel bislang der größte Reiz an „The Witness“, auch wenn der Schwerpunkt eigentlich auf den Rätseln liegt. Nur leider funktioniert das eine ohne das andere nur bedingt, sodass man dem Spiel zugute heißen kann, dass es keinen festen Ablauf dabei gibt, wie ihr die Rätsel angeht oder andere Bereiche der Insel erkunden möchtet. Wer sich berufen genug fühlt, kann auch direkt mit dem schwersten Rätsel beginnen oder wohl eher probieren, denn die haben es wirklich in sich. Es gibt keinerlei Hilfestellungen dabei und es liegt an einem selbst herauszufinden, wie man dies oder jenes Rätsel löst. Ja nicht einmal welchen Schwierigkeitsgrad man gerade vor sich hat, möchte man einem dabei verraten. Hat man den groben Lösungsweg erst einmal für sich entdeckt, kommt man ganz gut hindurch, da sich Rätselblöcke fast stetig wiederholen. Klar hier und da zieht man den Schwierigkeitsgrad noch etwas an, hat es mit unsichtbaren Linien zu tun, muss aufmerksam die Umgebung erkunden oder spiegelverkehrt Denken, letztendlich ist es aber machbar, auch wenn ich selbst noch nicht dem ganz großen Geheimnis hinter „The Witness“ auf die Schliche gekommen bin.
Die Rätsel selbst stellen dabei aber auch das größte Problem dar, da sich diese einfach zu ähnlich sind und man letztendlich Stunden über Stunden damit verbringt, auf einen Retro-Bildschirm zu gucken und diese versucht zu lösen. Das ist eigentlich etwas, was man zwischendurch auf seinem Smartphone macht. Da ist es geradezu erfreulich, wenn man die Rätsel nur ein wenig abwandelt und man stattdessen auf Bodenplatten herumlaufen darf oder durch einen Irrgarten wandelt. Ich denke, dass man den Aspekt, den Spieler neben dem Rätseln auch zu unterhalten, in „The Witness“ ein wenig vernachlässigt hat. Genrevertreter wie „Portal“ bieten hier zum Beispiel eine überaus humorvolle Story, das kürzlich erschienene „The Talos Principle“ belohnte einen ebenfalls mit einer Hintergrundgeschichte und abwechslungsreichen Rätseln, welche die Umgebung direkt mit einbezogen. Dem fehlt es in „The Witness“ irgendwie gänzlich, sodass das Spiel sehr schnell Gefahr läuft ins Öde abzudriften. Da helfen auch nicht die gelegentlichen Audiologs, die über Minuten versuchen irgendwie Leben in das Ganze zu bringen.
Erschwerend, ja bald ermüdend kommt hinzu, dass es unglaublich ruhig auf der Insel ist. Man mag gerade mal seine Fußstapfen oder das Meer in der Ferne vernehmen, was vielleicht zur Konzentration beiträgt – ein wenig Musik hingegen hätte das Spiel ungemein aufgelockert und nebenher sicherlich auch zur Motivation beigetragen. So muss man diese Art von Spielen tatsächlich mögen, um sich damit auch Stundenlang am Stück beschäftigen zu können.
Spielerisch hält man es wie mit fast allem anderen – schlicht und einfach. Man steuert seinen Charakter, den man übrigens nur anhand eines Schattens am Boden erahnen kann, geradezu leichtfüßig über die Insel. Großartige Interaktionen gibt es keine, außer eben die Rätselbildschirme zu aktivieren oder sich die Audiologs anzuhören. Auch großartige Freiheiten werden einem kaum gewährt, sodass man strikt vorgegebenen Wegen folgen muss und eigentlich willkommene Abkürzungen nicht nutzen kann, sei es, um nur eine kleine Kante herunterspringen zu wollen. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich zudem in den anspruchsvolleren Rätseln und insbesondere auf kleineren Bildschirmen, auf denen die Linie durch zu schnelles Manövrieren häufig falsche Wege nimmt oder dieser kaum erkennbar ist, was mitunter zu einer echten Geduldsprobe werden kann. Im Gesamtkonstrukt wird auch hier sehr wenig geboten, obwohl alleine das Setting viel Potenzial in sich birgt – zumindest mehr als nur Türen zu öffnen oder eine Windmühle anzustoßen.
Entwickler: Thekla
Publisher: Sony Computer Entertainment
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.the-witness.net
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