Bei der Ankündigung wirkte Trek to Yomi wie ein Ghost of Tsushima in 2D und schwarz-weiß. Jetzt ist der Titel von Devolver Digital und Flying Wild Hog erschienen und wir konnten uns vorab einen Eindruck von dem Samurai-Abenteuer machen. Was uns daran gefällt und für wen das Spiel geeignet ist, erfahrt ihr in unserem Test.
Trek to Yomi: Kurosawas Erbe
Was zuerst auffällt und auch das größte Highlight von Trek to Yomi darstellt, ist eindeutig der eigenwillige Look. Es ist kein Zufall, dass dieser stark an die Filme des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa erinnert. Seine filmhistorisch bedeutenden Werke waren auch Vorbild und Inspiration für das Entwicklerteam. Während Ghost of Tsushima einen solchen Film-Modus optional anbot, ist Trek to Yomi komplett darin gehalten.
Das Spiel bleibt also schwarz-weiß und auch die Film-Körnung ist ein wichtiger Teil der Ästhetik. Durch tolle Kamerafahrten und starke Sets gelingt es dem Spiel wirklich gut, die Stimmung der Filme optisch einzufangen. Es gibt japanische Dörfer, Tempelanlagen und auch einige mythische Orte. Die durchgehend japanische Sprachausgabe untermalt den Gesamteindruck gekonnt.
Aus den Einzelteilen ergibt sich dadurch ein äußerst cineastisches Erlebnis. Wer die Filme oder generell das Samurai-Thema mag, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Das gleiche gilt auch zu weiten Teilen für die Geschichte.
Von Samurai, Banditen und dem Jenseits
Die Story passt grundsätzlich gut zu dem Setting und der Ästhetik. Sie unterhält etwa 4-6 Stunden, ohne dabei langweilig zu werden. Die Figuren sind relativ klar gezeichnet, wahnsinnig tiefes Storytelling solltet ihr hier nicht erwarten. Trek to Yomi möchte ein Samurai-Film sein und schafft das auch sehr gut.
Im Mittelpunkt steht dabei Hauptfigur Hiroki. Zu Beginn erleben wir, wie er als Kind bei einem Angriff auf sein Dorf seinen Sensei verliert. Einige Jahre später steht er erneut vor einer ähnlichen Bedrohung. Bei dem Versuch, seine Lieben und sein Dorf zu verteidigen, wird er in eine mythische Erzählung hineingezogen. In der Folge geht es um Ehre, Kampf und japanische Folklore. Bei der kurzen Spielzeit sollte an dieser Stelle nicht mehr verraten werden.
Die Geschichte und die Art wie sie erzählt wird ist sehr unterhaltsam und steht eindeutig im Vordergrund. Das merkt man teilweise beim Gameplay.
Stechen, Schlitzen, Sterben
Grundsätzlich spielt sich Trek to Yomi gut. Außerhalb von Kämpfen können wir uns in den Arealen relativ frei bewegen, die Kamera ist dabei allerdings statisch. Das sorgt für schöne Kulissen und immer wieder haben wir die Wahl zwischen verschiedenen Wegen. Wir können Sammelgegenstände und Upgrades finden.
Treffen wir auf Gegner, bewegt sich Hiroki allerdings auf einer geraden Linie, wir kämpfen also in 2D. Feinde können uns dabei von beiden Seiten angreifen, wir müssen also immer aufpassen, dass wir nicht in den Rücken getroffen werden. Angriffe können wir blocken und mit dem richtigen Timing parieren. Blocken kostet uns Ausdauer, sodass wir nach 3-4 schnellen Schlägen nicht mehr blocken können. Parieren wir im richtigen Moment, können wir einen schnellen Konter setzen.
Zum Angriff stehen uns zwei Optionen zur Verfügung. Leichte, schnelle Attacken und langsame, dafür aber stärkere Schläge. Während wir im Spiel vorankommen, lernen wir nach und nach neue Kombinationen. Bei den Gegnern gibt es ein paar Abwechslungen, manche tragen etwa eine Rüstung oder besondere Waffen, Bosskämpfe gibt es ebenfalls. Die Kämpfe sind dabei meist recht kurz gehalten, ein paar Treffer reichen, wodurch sich das Schwert mächtig anfühlt und die Gefechte an Schwere gewinnen.
Leider kann das Kampfsystem aber nicht ganz mit der Qualität des restlichen Spiels mithalten. Die Gefechte machen zwar durchaus Spaß, in einen richtigen Flow kommt man aber nicht wirklich. Hiroki steuert sich manchmal ein bisschen klobig, Schläge treffen nicht so, wie man sich das wünscht, das schnelle umdrehen ist hakelig.
Versteht mich nicht falsch. Die Kämpfe von Trek to Yomi sind kein kompletter Reinfall, sie sollten aber auch nicht der Hauptgrund sein, aus dem ihr das Spiel kauft. Wer sich hier ein echtes Gameplay-Highlight erhofft hat, dürfte zumindest ein wenig enttäuscht werden. Insgesamt gibt es vier Schwierigkeitsgrade, von denen der schwerste erst nach dem einmaligen Durchspielen freigeschaltet wird. Wenn ihr euch vor allem für die Geschichte und die Ästhetik interessiert, nehmt ruhig den leichtesten Schwierigkeitsgrad. Dann sind die Kämpfe angenehm und ihr könnt relativ problemlos der Story folgen.