Man nehme: einen Zeitlosen Rollespielklassiker á la Zelda 3 und mische ihn mit allerlei Schusswaffen, ein paar Hexen, die nicht mehr richtig zaubern können, noch mehr Schusswaffen, garniere es mit Elementen aus klassischen Top-Down-Shootern und ein paar Schalterrätseln, gebe ein wenig modernen Twin Stick-Shooter und einen prominenten Superbösewicht bei und rühre kräftig um: Et voilà … fertig ist Trigger Witch.
Schräg und wild
So abgedreht die Zusammenstellung im ersten Moment auch klingen mag, so unfassbar gut funktioniert sie in Trigger Witch. Die DNA von Zelda 3: A Link to the Past spürt und sieht man ab der ersten Sekunde und das zieht sich durch das gesamte Spiel. Die zusätzlichen Elemente, wie z.B. Passagen in denen ihr wie in einem klassischen Top-Down-Shooter über die Map jagt und Gegner abschießen müsst, bringen noch mehr Retro-Feeling und Abwechslung. Hinzu kommen noch gelegentlich ein paar Schalterrätsel, die aber insgesamt sehr einfach gehalten sind.
Das Gameplay ist dabei an klassische Spiele angelehnt. Wie in Rollenspielklassikern üblich spielt ihr fast ausschließlich mit einer Top-Down-Perspektive. Die Steuerung ist dabei aber eher an Twin-Stick-Shooter angelehnt und sorgt dadurch für jede Menge Tempo und Action. Im Verlauf des Spiels kommen dann immer mal wieder Passagen, die sich wie Top-Down-Shooter á la Pop’n TwinBee spielen. Hier ist dann Übersicht, Konzentration und Reaktionsvermögen gefragt. Das einzige was ich mir persönlich noch in Trigger Witch gewünscht hätte, wären z.B. Jump ’n‘ Run-Passagen und vielleicht ein paar klassische Arcade-Racer-Elemente gewesen, um den Genremix noch vielseitiger zu gestalten.
Wer sich jetzt Sorgen macht, dass das Ganze zu einem stressigen Geballer mit unzähligen Bildschirmtoden führt, den kann ich beruhigen. Hier und da wird es zwar ein wenig hektisch, aber nicht wirklich unfair oder übermäßig schwer. Und solltet ihr doch mal das Zeitliche segnen, ist das auch nicht so schlimm. Die Checkpoints sind sehr fair gesetzt, wodurch euch kaum Spielinhalte verloren gehen.
Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon
Der Umfang von Trigger Witch ist mit einer Spielzeit von ca. 8 – 9 Stunden für ein Spiel dieser Art vollkommen ausreichend. Bei mir waren es mit allen Secrets z.B. knapp über 9 Stunden. Einen Großteil dieser Zeit werdet ihr dabei wahrscheinlich in den Dungeons verbringen, die schonmal etwas dauern können. Mit ungefähr einer Stunde müsst ihr jeweils rechnen. Die Spielzeit ist aber durchweg interessant und abwechslungsreich. Egal ob bunter Kristallwald, schneebedeckt Berge, Eispalast, Sumpf, Wüste oder auch Waffenfabrik … von allem ist was dabei.
Die Waffenauswahl reicht dabei vom Revolver über AK 47 und Uzi bis hin zum Flammenwerfer. Sogar eine Art Partikelgewehr ist dabei. Jede Waffe hat dabei natürlich ihre Vor- und Nachteile. Uzis sind z.B. sehr schnell, dafür aber ungenau. Welche Waffen ihr nutzt häng letztendlich von euren Vorlieben ab. In einigen Passagen müssen bestimmte Waffen jedoch benutzt werden, um sie meistern zu können. Der Flammenwerfer ist z.B. nötig, um im Eispalast voranzukommen.
Was das Aufrüsten der Waffen angeht, ist das schnell erklärt. Jede Waffe hat vier Attribute. Um diese beim entsprechenden Händler Aufrüsten zu können, müsst ihr jedoch erst Waffenteile finden, um das Attribut freizuschalten. Die findet ihr in großen Truhen in Dungeons und der offenen Spielwelt. Für das Aufrüsten benötigt ihr dann nur noch Rubine, die ihr z.B. bei toten Gegnern bekommt, oder in Truhen und zerstörbaren Kisten findet. Die maximale Lebensenergie der Protagonistin könnt ihr ebenfalls mit Rubinen bei einem entsprechenden Händler erhöhen. Dieser Händler verkauft außerdem Karten mit allen Secrets.
Ein solches Spiel wäre natürlich nichts ohne Bosskämpfe. Die sind auch in Trigger Witch allesamt interessant und abwechslungsreich gestaltet, wobei jeder Kampf natürlich eine eigene Taktik erfordert. So müsst ihr in einem Kampf z.B. erstmal einen Minenwagen mit Sprengstoff zum Gegner schieben, um ihn überhaupt angreifen zu können. Währenddessen wuseln seine Schergen um euch herum und wollen euch ans Leder. In einem weiteren Kampf müsst ihr wiederum dafür sorgen, dass der Gegner ins Licht kommt, welches ihr vorher einschalten müsst. Denn nur im Licht könnt ihr dem Gegner Schaden zufügen. Zwischendurch gilt es dann auch immer auszuweichen, was das Zeug hält.
Vor allem der finale Boss in Trigger Witch sucht Seinesgleichen. Nicht nur, dass wir es hier mit einem äußerst prominenten Zeitgenossen zu tun haben, der Kampf hat auch noch vier Phasen, die allesamt unterschiedlich ablaufen. Seit meinem Kampf gegen den Renkor in The Force Unleashed 2 hat mir kein Bossfight mehr so viel Spaß gemacht. Wer der prominente Schurke ist, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: Helene Fischer ist es nicht.
Wer nach dem Durchspielen noch ein bisschen ballern will, kann das in der Arena tun. Dort könnt ihr gegen endlose Gegnerwellen um den Highscore kämpfen, Rubine sammeln um eure Waffen weiter aufzuwerten, fehlende Trophäen oder Achievements erspielen oder einfach nur Dampf ablassen.
Wer möchte, kann aber auch ein New Game+ mit seiner bisher erspielten Ausrüstung starten und das Spiel auf einem höheren Schwierigkeitsgrad nochmal in Angriff nehmen. Das Ganze sogar zu zweit im Koop.
Pixel-Grafik zum Verlieben
Meine Begeisterung für die Optik dürfte schon ein kleines bisschen klar geworden sein, daher kann ich’s hier kurz machen. Die 16-Bit-Retro-Optik ist fantastisch und passt perfekt zum Spiel und der Geschichte. Dazu kommt diese unverwechselbare Ähnlichkeit zu Zelda 3. Herrlich! Einfach zum Verlieben!
Was den Sound angeht, bin ich nicht weniger begeistert. Die Musik ist ebenso wie die Optik an die alten Klassiker angelehnt. ABER! Sobald es zum Gefecht kommt, wird aus lieblicher Rollenspielmusik treibender Rock mit tollen Riffs und ein wenig Stresspotential. Der Übergang von einem Musikstil zum anderen ist dabei schön flüssig und wirkt so rund wie der Mond, auf den es euch im Spiel übrigens auch verschlägt. Das tut der sowieso schon tollen Atmosphäre extrem gut und macht diesen schrägen Mix noch besser. Und wer schonmal das Geräusch von ratternden Sturmgewehren zu Rockiger Musik gehört hat, der weiß wie schön das klingt.
Rein technisch gibt es nicht das geringste zu bemängeln. Keine Abstürze, Bugs, Glitches oder sonstige Fehler, die als solche zu erkennen gewesen wären.
Review by Chris Gee