Nach unserem PS4 Review zu Watch Dogs Legion haben wir uns noch einmal der der PS5 Version angenommen, die hier und da zusätzlich punktet. Dabei soll es nicht ausschließlich um technische Details gehen, sondern wie man das Hacker-Open-World Adventure von Ubisoft aus einer alternativen Sicht erleben kann.
Persönlich fand ich die Eindrücke aus dem PS4 Review etwas zu negativ oder falsch betrachtet, möglicherweise leistet die Last-Gen Version auch weniger, da mir der direkte Vergleich etwas fehlt. So hab ich das Hacker-Adventure direkt auf der PS5 gestartet und war letztendlich ziemlich begeistert davon.
Nähere Details zur Story, zu den Mechaniken, der Spielwelt und dem besonderen NPC-Feature könnt ihr ergänzend noch einmal hier nachlesen.
London, so echt und wunderschön
Mit London als Schauplatz hat man nicht nur ein wahnsinnig interessantes Setting gewählt, das wie kaum eine andere Stadt Geschichte und Moderne in sich vereint, die wunderschöne Metropole an der Themse gehört für mich ohnehin zu den den Top Ausflugszielen dieser Welt, das weit mehr als nur Shopping und die Queen zu bieten hat.
Ubisoft beeindruckt in Watch Dogs Legion mit einer wahnsinnig präzise nachgebildeten Kulisse, die vielleicht keine exakte 1:1 Nachbildung des heutigen London ist, aber dem beeindruckend nahe kommt. Zwar hat man sich für das Spiel vorwiegend auf den touristischen Innenstadtbereich rund um Soho, Buckingham Palace oder Camden etwas weiter nördlich beschränkt, vergisst dabei aber nicht, dass London mit seinem Financial District, dem früheren East End oder den Bezirken südlich der Themse auch sehr authentische Ecken und Eindrücke bietet, die man keinesfalls verpasst haben sollte. Das ist das echte London und zeichnet auch in Watch Dogs Legion ein realistisches Bild dessen, was man heute vor Ort sehen wird. Man kann sogar gezielt historische Gebäude wie das Her Majestic Theater oder die geschichtsträchtige London Bridge aufsuchen, die originalgetreu im Spiel vorhanden sind. Genauso eindrucksvoll ist das The Palace Theatre, in dem aktuell noch die Harry Potter-Show stattfindet, und welches imposant inmitten der Straßen und etwas abseits des Piccadilly Circus herausragt.
London besteht nämlich nicht nur aus bunten Werbetafeln, Shopping und Sightseeing, gerade die äußeren Bezirke, welche die Karte zumindest ein wenig abdeckt, kann man das wahre London mit all seinen kleinen Geschäften, Wohnhäusern und dem alltäglichen Business erleben. Hier muss man wirklich sagen: Hut ab vor so viel Liebe zum Detail und Mühe, die man sich damit gemacht hat.
Auch die Lebendigkeit der Stadt an sich, ist auf der PS5 um einiges authentischer. Es sind mehr Fahrzeuge unterwegs, mehr NPCs auf den Straßen, mehr Drohnen usw. Klar, die original Verkehrsdichte, wie sie in London herrscht, gibt es nicht, das würde aber auch wenig Sinn in einem solchen Spiel machen. Das hätte ich mir aber für spezifische Orte wie Piccadilly Circus ,Leicester Square oder Covent Garden gewünscht, wo bekanntlich ja immer was und vor allem viel los ist.
Du als Teil von DedSec
Was in unserem PS4 Test kritisiert wurde, ist das neue System mit den NPCs, die man nun nach Belieben rekrutieren kann. Dabei wurde bemängelt, dass es nun keinen prägenden Hauptcharakter mehr gibt oder die Unterschiede zwischen den einzelnen Operatives zu marginal seien. Das mag vielleicht zutreffen, wenn man wahllos irgendwelche Passanten rekrutiert, in meiner Story hab ich mich allerdings auf die Rekrutierungstipps des ziemlich sarkastischen Bagley verlassen, die für die Story nicht nur mehr als ausreichend waren, sondern auch mit Vielfalt und sehr unterschiedlichen Fähigkeiten daher kamen. Von der asiatischen Grandma, die zugegeben noch richtig Haare auf den Zähnen hat, über die kesse Martial Arts-Fighterin, bis hin zum unscheinbaren Underground-Hacker ist alles dabei und verspricht mehr Abwechslung als mit einem einzelnen Protagonisten. So war man auch gefordert, gut abzuwägen, welcher der Operatives am Besten zu einer Mission passt.
Vielmehr sollte man sich in Watch Dogs Legion auch nicht als Einzelkämpfer sehen, sondern als Teil der mächtigen DedSec, denn schließlich geht es in der Story ja um rivalisierende Gruppierungen. Und was ist schöner als “anonymer” Teil eines Ganzen zu agieren? Ein einzelner Protagonist, der hier das Zepter an sich reißt, wäre da nicht nur weniger glaubhaft, sondern würde auch nicht so recht funktionieren. Das zeigt sich auch in einer der Abschlussmissionen, die nur als Team bewältigt werden kann und gleichzeitig an mehreren Standorten aktiv sein muss.
Noch mehr Hacking
Im Grunde bleibt sich Watch Dogs Legion treu, was die Hacking-Mechaniken betrifft, die hier und da zwar etwas zurückgefahren wurden, auf der anderen Seite aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. Besonders spannend sind die Spider-Bots, die es diesmal sogar in Mikro-Versionen gibt. Mit diesen kann man direkt das Innere eines Servers infiltrieren, muss sich an Chips und Kühlkörpern vorbei schlängeln und den Prozessors direkt vor Ort ausschalten. Das sieht nicht nur wahnsinnig beeindruckend und cool aus, sondern gibt einen tollen Vorgeschmack auf die Zukunft des Cyber-Terrorismus, wenn man so will.
Die Kür in Watch Dogs Legion, und für die Ehre eines echten Hackers, ist natürlich eine Mission abzuschließen, ohne selbst physisch anwesend zu sein. Das ist in den meisten Missionen auch möglich, vorausgesetzt man hat die richtige Tech bei sich und ist besonders aufmerksam. Eure Gadgets und die Umgebungen können dazu herrlich einbezogen werden, oder man schickt einen der besagte Spider-Bots los, um sich nicht selbst ins Fadenkreuz zu geraten.
Alles in allem gleicht man frühere Mechaniken mit neuen Dingen aus, die genauso cool sind und Spaß machen. Man wird über die gesamte Story sehr gut unterhalten und bekommt von Mission zu Mission jede Menge Abwechslung geboten, ohne dass die Spielwelt oder Nebenaufgaben zu überladen und wie Beschäftigungstherapie wirken. Die bekannte Ubisoft-Formel in entschärfter Version.
Auf PS5 noch schöner & schneller
Die technischen Aspekte von Watch Dogs Legion auf der PS5 sind zudem ein Kapitel für sich. Die zuvor angemerkten Ladezeiten sind hier zwar immer noch existent, aber alles andere als störend, wenn man bedenkt, wie schnell eine solch große und detaillierte Welt geladen wird. Auch die Details an sich nehmen erheblich zu, ebenso die Beleuchtung insbesondere bei Nacht, die leichter Raytracing-Effekte und Reflektionen für echtes Staunen sorgen. Alleine der Gang durch Chinatown mit dem gigantischen Drachen-Hologramm, das sich durch die gesamte Straße zieht, ist einfach nur toll anzusehen.
Die PlayStation 5 Version nutzt zudem intensiv die adaptiven Trigger, die auch hier etwas Eingewöhnung brauchen. Es ist wirklich ungewöhnlich, wenn der Abzug der Waffe klemmt oder man gerade das Magazin wechselt und die Trigger in diesem Momenten blockieren. Das ist alles noch so neu, dass es mehr Verwirrung stiftet, aber dennoch ein geniales Feature ist.
Insgesamt liefert somit auch die technische Seite von Watch Dogs Legion auf PS5 ein tolles Bild ab und dürfte, für den Moment zumindest, der Open-World Vorzeigetitel schlechthin sein.