Gerade noch waren sie Pixel auf dem Bildschirm, jetzt stehen sie auf Emmy-Listen: Charaktere aus Videospielen, die plötzlich dramatisch weinen, während Oscar-verdächtige Musik einsetzt. Willkommen in der goldenen Ära der Spiel-Adaptionen. Pünktlich zu den BAFTA Games Awards 2025 sprechen die Macher hinter The Last of Us, Fallout und weiteren Großprojekten über die Zukunft von Games im Serienformat – und darüber, wie man den Spagat zwischen Fanservice, Hollywood-Pathos und Franchise-Management meistert.
Vom Ladebildschirm ins Wohnzimmer: Wie Games Hollywood erobern
Die Adaption eines Spiels ist heute nicht mehr bloß ein Nebenprodukt, sondern ein Investment mit kalkuliertem Risiko. The Super Mario Bros. Movie war ein Kassenmagnet, The Last of Us wurde zum kulturellen Gesprächsthema, Fallout mutierte zur ernsthaften Sci-Fi-Dystopie. Wer heute einen Spielehit besitzt, besitzt potenziell auch das nächste Prestigeprojekt auf HBO oder Prime Video. „Hollywood hat begriffen, dass Spiele Geschichten erzählen können – manchmal sogar besser als Filme“, sagt Asad Qizilbash von PlayStation Productions. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Sony eines Tages mit dem Emmy flirtet?
Aber es ist kompliziert. Wie in jeder Beziehung, bei der beide Partner Kontrolle wollen – nur dass es hier um Milliarden und Fan-Foren geht. Todd Howard von Bethesda erinnert daran, warum man sich bei Fallout für eine Serie entschied: „Ein Film wäre einfach zu kurz gewesen.“ Die Fallout-Welt brauche Raum. Und damit meint er vermutlich nicht nur Bildschirmzeit, sondern auch Budget – Prime Video sei Dank.
Inzwischen plant Sony mehr Serien als Spiele. God of War, Horizon Zero Dawn, vielleicht sogar Astro Bot – jeder Titel wird intern auf Netflix-Tauglichkeit geprüft. Qizilbash verrät: „Wenn ein Spiel Preise gewinnt und ein Publikum aufbaut, dann wird es interessant für uns.“ Oder mit anderen Worten: Erst müssen Controller klackern, dann darf die Kamera rollen.
Wenn Serien über Leben und Tod ganzer Franchises entscheiden
Doch mit der steigenden Bedeutung kommt auch Verantwortung. Schlechte Adaptionen können heute mehr beschädigen als nur das Ego eines Studios. Sie gefährden die gesamte Marke. Deswegen denken kreative Köpfe wie Craig Mazin weiter – und auch ans Ende. „Wenn die Geschichte erzählt ist, ist sie erzählt.“ Klingt fast zu vernünftig für diese Branche.
Und während Fallout 76 nach Season 1 einen Spieleransturm erlebt, wird klar: Serien und Spiele beeinflussen sich nun gegenseitig. Was man früher als „Transmedia Storytelling“ belächelte, ist heute Strategie.
Letztlich bleibt die große Erkenntnis von Mazin: „Die Größe dieser Dinge braucht Zeit.“ Ein Satz, den man sich hinter die Ohren schreiben sollte – egal ob man Spiel entwickelt, Serie produziert oder einfach nur Popcorn bereitstellt.
Erste Eindrücke aus der Season 2 zu The Last of Us haben wir in diesem Artikel geteilt.