Die Videospielindustrie ist bekannt für ihre überraschenden Wendungen und markanten Übernahmen, doch eine, die nie stattfand, hätte die Landschaft der Branche völlig verändert: Electronic Arts hätte Activision / Blizzard kaufen können, entschied sich jedoch dagegen. Diese Enthüllung, die kürzlich in einem Podcast-Interview zwischen Bobby Kotick, dem ehemaligen CEO von Activision Blizzard, und Bing Gordon, dem ehemaligen Creative Director bei EA, zur Sprache kam, gibt einen faszinierenden Einblick in die sich wandelnden Dynamiken der großen Gaming-Unternehmen.
Mehrfache Übernahmeversuche standen im Raum
Während des „Grit“-Podcasts erklärte Kotick, dass EA mehrfach versuchte, Activision / Blizzard zu übernehmen. „Sie haben mehrmals versucht, uns zu kaufen, wir haben mehrmals über eine Fusion gesprochen“, so Kotick. Diese Aussagen werfen ein neues Licht auf die Beweggründe und die Strategien der großen Publisher. Was vielleicht als ein kluger Schachzug zur Expansion erschien, wurde von EA letztlich nicht weiter verfolgt. Stattdessen gelang es Microsoft im Oktober 2023, das Unternehmen zu übernehmen – und das zu einem Zeitpunkt, als Activision und Blizzard aufgrund ihrer ikonischen Spieleserien wie Call of Duty und World of Warcraft weltweit eine gigantische Fanbase hatten.
Interessant wird es, wenn man zurückblickt auf die Zeit vor der Fusion von Blizzard mit Activision im Jahr 2008. Laut Gordon war EA einer der Publisher, die zu diesem Zeitpunkt in Gesprächen standen, um Blizzard zu übernehmen. Die Chance, eines der bekanntesten und erfolgreichsten Studios der Branche zu sichern, wurde jedoch nicht genutzt. Stattdessen entschied sich EA, einen anderen Weg zu gehen – ein Schritt, der aus heutiger Sicht mit Sicherheit als eine verpasste Gelegenheit erscheint.
Bizarre Creations-Übernahme war ein Fehler
Doch es waren nicht nur die potenziellen Übernahmen, die zu Diskussionen führten. Kotick erklärte auch, dass Activision einen Fehler gemacht habe, als sie 2007 das Studio Bizarre Creations aus Liverpool aufkauften. Das Studio war bekannt für seine Rennspiele wie Project Gotham Racing und das futuristische Blur. Trotz des vielversprechenden Portfolios war der Kauf ein Misserfolg, und das Studio wurde 2011 geschlossen – ein weiteres Beispiel dafür, wie teuer die falschen Investitionen in der Spieleindustrie werden können.
Es stellt sich die Frage: Was wäre, wenn EA diese Übernahmen tatsächlich durchgeführt hätte? Hätten wir dann einen Giganten im Gaming-Bereich gesehen, der die Branche dominiert? Oder wäre es nur ein weiterer erfolgloser Versuch gewesen, ein zu großes Konglomerat zu schaffen? Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich die Geschichte der Videospielindustrie jederzeit in unerwartete Richtungen entwickeln kann – und manchmal sind es die Dinge, die nicht geschehen, die den größten Einfluss haben.