Koalitionsvertrag: Hoffnung in der Games-Branche – Raumfahrt ersetzt Bildung

Koalitionsvertrag bringt steuerliche Förderung für Games – doch die Frage bleibt: Wo wird die digitale Kultur in der neuen Bundesregierung verortet? Und warum ist Raumfahrt wichtiger als Bildung?

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
4 Min Read

Der heute präsentierte Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD wird von vielen als eine goldene Gelegenheit für die deutsche Games-Branche gefeiert – und das zu Recht. Schließlich erachtet der game – Verband der deutschen Games-Branche diesen Vertrag als den Schlüssel zu einem wettbewerbsfähigeren und international stärkeren Games-Standort Deutschland. Die schwarz-rote Koalition hat erkannt, dass Games nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine wirtschaftliche und technologische Größe sind. Und genau das verdient Anerkennung – immerhin gibt es nicht viele Länder, in denen man das „Zocken“ noch immer als Randerscheinung einer lächerlichen Freizeitbeschäftigung abtut.

Games-Standort Deutschland: Ein steuerlicher Durchbruch

Die große Neuerung im Vertrag: Steuerliche Förderung für die Games-Industrie. Mit einer steuerlichen Entlastung von bis zu 30 Prozent will die Koalition den Wettbewerbsnachteil gegenüber internationalen Standorten, die ihren Entwickler und Studios deutlich günstigere Bedingungen bieten, ausgleichen. Der game-Verband hat hierzu bereits ein Konzept vorgelegt, das nun hoffentlich zügig in die Tat umgesetzt wird. Endlich scheint Deutschland gewillt, seine Bedeutung als Games-Standort nicht nur zu verkünden, sondern auch durch handfeste Maßnahmen zu untermauern. Das hört sich vielversprechend an, aber bleiben wir mal realistisch – die Umsetzung wird zeigen, ob die großen Worte in den Koalitionsverhandlungen auch in die Praxis überführt werden.

Doch während die Branche durch diese steuerliche Förderung ein Stück weit aufatmen kann, bleibt eine Frage immer noch ungelöst: Wo zum Teufel wird die Games-Industrie künftig verortet? Aktuell hängt sie ein wenig orientierungslos zwischen den Ministerien, ohne klaren Platz und mit der unheilvollen Erinnerung an das abgeschaffte Games-Referat im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Ein Ministerium, das sich übrigens jetzt mit … einem Raumfahrtministerium befasst. Die Raumfahrt, ja? Der Sektor, der schon seit Jahrzehnten quasi unverändert auf den gleichen Mars fliegt. Aber hey, welch gewaltiger Sprung! Währenddessen wird die digitale Kultur, die Games nun mal mitunter darstellen, immer noch von Ministerien behandelt, die eigentlich für alles andere zuständig sind.

Raumfahrt statt Bildung?

Ein weiteres Problem stellt die Abschaffung des Bildungsministeriums als eigenständige Behörde dar – was zur Hölle denkt sich die Regierung da? In Zeiten von digitaler Bildung, E-Sport und einer immer weiter verschmelzenden Welt von Kultur und Technologie würde man doch ein eigenes Ministerium erwarten, das sich dieser Themen mit Leidenschaft widmet. Der Koalitionsvertrag setzt zwar auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von E-Sport-Vereinen, was ein guter erster Schritt ist, aber es fehlt der langfristige Fokus. Auch die Förderung von Gründungen und das kulturelle Bewahren von Games sind in der Luft – ohne ein entsprechendes Ministerium drohen solche Vorhaben zu versanden.

Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche, ist in seiner Dankbarkeit gegenüber der Koalition zwar sehr positiv, merkt aber auch kritisch an: „Wir brauchen jetzt eine starke Verortung von Games in der Bundesregierung. Die Einführung des neuen Förderkonzepts ist ein erster Schritt, aber die Umsetzung muss zügig und konsequent erfolgen.“ Klingt ganz so, als könnte die Branche hier bald lautstark nachhaken.

Die Regierungsparteien haben die Relevanz von Games anerkannt und ein paar richtig gute Ansätze im Koalitionsvertrag formuliert. Dennoch bleibt zu hoffen, dass sie bei der Umsetzung nicht in einer Art digitalen Dämmerzustand verharren – während vielleicht ein paar Minister*innen ihren Blick zu den Sternen richten, sollten sie vielleicht mal einen Blick auf die wirklich entscheidenden Themen werfen, die hier auf der Erde spielen.

Share This Article

(*) PlayFront.de verwendet Affiliate-Links von bekannten Shops und Plattformen. Wenn ihr über diese Links einkauft, bekommen wir eine kleine Provision. Für euch kostet das keinen Cent mehr, aber ihr tut uns trotzdem einen Gefallen – Win-win, oder? Danke dafür!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
Checkbox
2 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
gameconfect ad
2
0
Dein Kommentar dazu interessiert uns!x