Die Vampire aus Akibas Trip 2 machen nun auch auf der PlayStation 4 Tokios Vergnügungsviertel unsicher. Ob das Spiel auf der PS4 eine bessere Figur abgibt als auf der der Vita (dessen Test ihr hier lesen könnt), erfahrt ihr in unserem Vergleichstest.
In Akihabara trifft man die seltsamsten Gesellen
Akiba’s Geschichte könnte einem Action-Anime entsprungen sein, wie man sie zuhauf findet. Nanashi (der Name des Helden ist selbstverständlich frei wählbar) findet sich darin in einem Keller wieder. Er hat sich über eine E-Mail-Anzeige für ein Experiment gemeldet, dessen Bezahlung aus seltenen Figuren aus Animes und Videospielen bestehen, die man sich als reinrassiger Otaku nicht entgehen lassen kann. Schnell wird klar, dass unser Held nicht der Hellste ist und die Empörung am Ende groß ausfällt. In der Anzeige war nie davon die Rede, dass man in ein übermenschliches Wesen verwandelt wird und nun als Handlanger sein Leben fristen soll. Rettung naht allerdings in Form der “jungen” unschuldig ausschauenden Shizuku, die die Übeltäter mit ihrem Regenschirm verdrischt und Nanashi befreit.
Nachdem Nanashi seine Freiheit zurück hat, erklärt ihm Shizuku, dass er nun ein Synyster ist, eine Art Vampir, der sich von der Lebenslust seiner Mitmenschen ernährt. Kurz darauf bricht Nanashi zusammen. Der einzige Weg sein Leben zu retten ist etwas von Shizukus Blut zu trinken. Was folgt ist ein nettes Prügel/RPG/Dating Spiel, mit dem man seinen Spaß haben kann, wenn man zur Zielgruppe gehört.
Was an Akibas Geschichte und dessen Präsentation besonders gefällt ist, dass sie sich nicht wirklich ernst nimmt. Besteht man zu Beginn z. B. darauf, dass einem die versprochenen Figuren ausgehändigt werden, bekommt Nanashi diese und ihr habt das Spiel abgeschlossen. Danke für Spielen, bis zum nächsten Mal. Ein anderes gutes Beispiel ist Pitter, Akiba’s Version von Twitter. Die Konversationen die auf Pitter stattfinden sind amüsant und realistisch, inklusive Trolls, die versichern, dass sein Geschmack Müll ist, er unrecht hat und am Besten gar nicht erst etwas auf Pitter gepostet hätte.
Weniger schön ist die vorhersehbare Geschichte. Die Twists, die Akiba auf den Spieler wirft, werden die meisten Spieler schon lange vor ihrer “Enthüllung” aufgedeckt haben. Das Shizuku kein Mensch ist, sondern ein Nighteater, ein auf natürliche Weise geborener Synyster, ist alles andere als überraschend. Schade, denn diesen Makel hätte man mit Leichtigkeit aus der Welt schaffen können. Einfach den Helden das Bewusstsein verlieren lassen, dem Spieler nicht zeigen, dass er eine Bluttransfusion erhält und dies dann in einem Rückblick offenbaren, schon wäre die Überraschung geglückt.
Die tägliche Gameplay-Routine
Hier haben wir eines der größten Mankos von Akiba’s Trip vor uns: das Gameplay. Das Problem ist nicht, dass das Gameplay schlecht ist, nein, das Problem ist eher das, dass es nicht reaktionsfreudig agiert. Kämpfe finden in Echtzeit statt. Ziel ist es die bösen Synyster von ihren Kleidungsstücken zu befreien, da direktes Sonnenlicht äußerst unangenehm für diese sein kann. Kleidungstücke haben alle RPG-typisch einen eigenen Verteidigungswert der die HP diktiert. Sind die HP niedrig, könnt ihr die Kleidung greifen und mit brutaler Gewalt, mittels Button-smashing herunterreißen. Sind sie auf null könnt ihr diese problemlos abstreifen und Ketterangriffe ausführen, bei denen ihr ganze Gruppen von Gegner nackig macht. Ist die Kette besonders lang, könnt ihr euch sogar die Unterwäsche der Gegner einheimsen.
Zum Attackieren der Gegner stehen dabei drei Angriffe zur Verfügung, die jeweils auf eine andere Körperregion zielen, sowie ein aufgeladener Angriff, der alle Regionen schädigt. Ebenfalls mit von der Partie sind Gegenangriffe, die leider überhaupt kein Können von euch abverlangen. Um zu kontern, muss einfach nur der Block Knopf gehalten werden und Nanashi weicht dem Angriff aus. Drückt man während dieser Animation eine Angriffstaste, wird auch schon flux gekontert. All das hört sich nach einem Standard Brawler an, doch leider gibt sich Akiba’s Trip hier riesige Blößen, die das Gameplay und somit den Spaß stark beeinflussen. Alle Attacken fühlen sich schwammig an. Hier muss brav gewartet werden, bis die Animation ausgespielt wurde, bevor man zum Block oder Konter wechselt. Um dies zu verdeutlichen, kann ich euch ein einfaches Beispiel geben: Alle Waffen haben entweder einen Drei- oder Fünf-Tasten Kombo. Die Kombos laufen dabei immer nach derselben Schema ab, drei mal Kreis führt zu einem Kombo, der die Brust Region attackiert. In vielen fällen ist die Anzahl der Treffer jedoch sehr irritierend. Hier können fünf Tastendrücke zu einem Kombo mit 12 Treffern führen, der sich über fünf Sekunden erstreckt. All das wäre kein Problem, könnte man Attacken abbrechen und direkt zur Verteidigung oder zum Kontern wechseln. Leider ist dies jedoch nicht möglich. Einmal eine Komboeingabe getätigt, muss man mit seiner Wahl leben und sich die Kombo in seiner vollen Pracht ansehen, auch wenn man ins Leere schlägt oder einen Angriff auf sich zusausen sieht.
Außerhalb der Kämpfe finden sich vertraute RPG- und Dating-Mechaniken. Kleidungsstücke und Waffen, die ihr von euren Gegnern erbeutet habt, können aus- aufgerüstet und verkauft werden, während ihr in eurem Unterschlupf entscheiden könnt, mit wem ihr auf Streife geht. Wie das Spiel endet, lässt sich dabei Visuell-Novell typisch mit verschieden Antwortmöglichkeiten beeinflussen, die häufig während der Unterhaltungen eingestreut werden.
Liebe zum Detail, der es an Feinschliff fehlt
Grafisch macht das Spiel einen durchwachsenen Eindruck. Auf der einen Seite hat man Akihabara, das mit Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Hier haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen und sehr viele Geschäfte dazu überzeugt, sich im Spiel zu verewigen. Besagte Geschäfte wurden äußerst originalgetreu umgesetzt und finden sich genau an dem Ort wieder, wo man es auch in der Realität finden würde. Ein schöner Einblick in das berühmte japanische Vergnügungsviertel. So hat man dies noch nicht gesehen!
Alles in allem ist die grafische Umsetzung des Titels jedoch eher durchschnittlich. Der erhoffte große Unterschied zwischen der PS4, PS3, und Vita-Version wird nicht ganz so deutlich. Zwar läuft das Spiel nun 1080p, dennoch ist die Bildrate alles andere als stabil und bricht noch zu häufig ein.
Die Stimme Akiba’s
In Akihabara geht es alles andere als ruhig zu und dies spiegelt sich auch im überraschend guten Ton des Spiels wieder. In den Seitenstraßen wird man von allen Seiten mit Popsongs beschallt, mit denen die zahlreichen kleinen Geschäfte um Aufmerksamkeit ringen, während öffentlichere Plätze auf riesigen Leinwänden für die neusten Spiele auf dem Markt werben (Natürlich handelt es sich hier ausnahmslos um Titel des Publishers). Viel zur Atmosphäre trägt auch das Stimmgemurmel bei, das euch stets umgibt und bei dem es sich allem Anschein nach um Umgebungsgeräusche handelt, die in einer großen Menschenmenge aufgenommen wurden.
Ebenfalls gut, wenn man sich vor Augen führt, dass es sich hier um einen Nischentitel handelt, sind die Synchronstimmen. Alle Figuren haben in der englischen Fassung eine passende Stimme erhalten, die gelungen ist und ihnen dank der, ausnahmsweise, sehr sehr guten Vertonung ordentlich Charakter verleiht. Wer den Originalton bevorzugt, darf sich freuen, denn die japanische Tonspur ist ebenfalls auf der Disc bzw. im Download enthalten. Eine deutsche Vertonung oder gar deutsche Texte sucht man jedoch vergebens.
Neuerungen der PS4 Version
Ob es sich lohnt Akiba’s Trip 2 auf ein zweites Mal auf PS4 zu spielen sei jedem selbst überlassen. Die PlayStation 4 Version enthält jedoch einige technische Verbesserungen und Features, die in der PS3- und Vita -Version nicht anzutreffen sind. Die größte Neuerung dürfte zweifellos das integrierte Streaming Feature sein, dank dem eure Zuschauer jetzt das Spiel direkt beeinflussen können. Zuschauer können so z. B. mit dem Kommando JOIN als NPC dem Spiel beitreten oder innerhalb Akihabaras einen Aufstand anzetteln und so alle NPCs auf den Spieler hetzen. Natürlich stehen dem geneigten Zuschauer noch weitere Phrasen zur Verfügung, mit denen er auf die Spielwelt Einfluss nehmen kann. Alles in allem handelt es sich bei dem neuen Streaming Feature um einen netten Zeitvertreib, mit dem man viel Spaß haben kann, wenn man eine aktive Zuschauergemeinde versammelt. Ein völlig neues Spielerlebniss sollte man damit jedoch nicht erwarten.
Ebenfalls im Paket enthalten sind alle bisher erschienenen DLCs. Im Falle Akiba’s handelt es sich hierbei um Badeanzüge für die Damen, Waffen aus bekannten japanischen Spielen (z. B. ein Prinny-Stofftier aus Disgaea) und anderen Kleinigkeiten.
Die letzte Neuerung ist etwas skurril, denn im Optionsmenü lässt sich die Grafik personalisieren. Erwartet hier keine großartig nützlichen Einstellungsmöglichkeiten, da es sich hier ehrlich gesagt nur um eine Spielerei handelt. Es ist beispielsweise Möglichkeit den Bloomfaktor (Leuchtstärke von Objekten auf die Licht fällt) einzustellen der, dank der Grafik Option abstellbar ist….oder so hoch geschraubt werden kann das man vor dem TV erblindet.
Mittelprächtiger Langzeitspaß
Akiba’s Trip wurde zweimal komplett abgeschlossen. Insgesamt wurden dafür knapp 17 Stunden veranschlagt, wobei der Löwenanteil der Zeit dem ersten Anlauf anzurechnen ist. Mit 13 Stunden war der jungfräuliche Anlauf angenehm lang. Obendrein bietet das Spiel neun verschiedene Enden, die teilweise neue Storyelemente enthalten. Diese beeinflussen allerdings nur den letzten, sehr kurzen Akt des Spiels. Das bedeutet das ihr gut 80 Prozent der Geschichte überspringen könnt während ihr euch darauf konzentriert, euch mit einer Figur gut zu stellen und so ein neues Ende freizuschalten. Nachdem die Voraussetzungen für ein neues Ende erfüllt wurden, kann man dann wie gewohnt mit dem Spiel fortfahren und sich die neuen Storybrocken einverleiben.
[asa]B00QGI5G40[/asa]