Die Jungs von „Housemarque“ sind schon kluge Köpfe, wenn es um suchterregende Indie-Titel geht. Die Rede ist nicht nur von „Dead Nation“ und „Resogun“, sondern auch dem aktuellen „Alienation“ für die Playstation 4. Besonders die „Dead Nation“-Fans sollen sich im neuen Ableger heimisch fühlen. Zugegeben – der Vorgänger-Titel konnte durch das gut ausbalancierte und einfache Gameplay viele Fans für sich gewinnen, doch kann „Alienation“ bei so einem Erfolg mithalten? Wir sagen auf jeden Fall und erklären das in einem ausführlichen Bericht direkt von der Kriegsfront.
Es musste ja irgendwann kommen!
Zu glauben, dass wir in dieser Galaxie alleine sind, wäre wirklich naiv, denn irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir die Lebewesen aus dem Weltall kennenlernen und diese uns gegenüber nicht unbedingt freundlich gesinnt sein werden. Das „Worst-Case“-Szenario erleben wir praktisch in „Alienation“ – in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschen schon längst von den Außerirdischen befallen sind und sich zurück an die Spitze der Nahrungskette kämpfen müssen. Mit den wiederverwertenden Bio-Waffen scheint diese anfangs aussichtslose Mission sogar möglich zu sein. Eine echte Story bietet „Alienation“ sicherlich nicht, denn der Schwerpunkt liegt ganz klar im Ko-Op-Modus bzw. im Gameplay. Letztlich bietet die Handlung lediglich nur die Vorlage für den Kampf gegen die Aliens, was bei „Alienation“ nicht besonders schlimm ist, wie man bereits im Vorgänger „Dead Nation“ sehen konnte.
DeadNation 2?
Auf den ersten Blick unterscheidet sich rein technisch „Alienation“ nicht von „DeadNation“. Klar, ein neues Setting, ein paar Features – sonst nichts, oder? Falsch gedacht, denn das einzige was sich die beiden Titel teilen ist das Genre, was sich als „Twin Stick Shooter“ schimpft. Denn das Kernelement von diesen Games ist nämlich die Steuerung, da wir mit dem linken Stick herumlaufen und mit dem rechten Stick aus der Vogelperspektive ala. „Diablo“ im 360 Grad den Waffenlauf drehen können. Anfangs tut man sich natürlich als Genre-Neuling schwer, doch mit der Zeit beherrscht man die Steuerung perfekt und kann sich auf wichtigere Sachen konzentrieren, wie zum Beispiel das Looten von neuen Items oder das richtige Timing beim Nachladen.
Dank der kleinen Timing-basierten Features in „Alienation“ kommt nie das Gefühl auf, man betreibe Button-Mashing, da sogar beim Nachladen etwas Gefühl vorausgesetzt wird. Nach ein paar Schüssen ist das Magazin leer und es dauert eine Zeit lang bis der Balken auf dem HUD abläuft und wir wieder schießen können. Doch wenn wir im richtigen Moment R3 drücken, verkürzen wir die Nachladezeit um die Hälfte, sodass in knappen Situationen stets genügend Kugeln im Lauf sind und glaubt mir, die gibt es genug. Zwischen den drei Schwierigkeitsgraden (Leicht, Normal und Schwer) liegen deutliche Unterschiede, wobei sich der normale Modus schon knackig anfühlt und man als Einzelspieler um den letzten HP kämpfen muss. Im Ko-Op sind die Levels schon eher machbar, wobei hier auch nicht von leicht die Rede sein kein. Wer sich in den passenden Momenten abspricht, liegt klar im Vorteil, so viel steht schon mal fest.
Für verdammt viel Motivation sorgen zudem die vielen RPG-Elemente, die auf jeden Fall einen größeren Anteil im Spielverlauf haben, als es noch zu Zeiten von „DeadNation“ der Fall gewesen ist. Wir finden stets neue Waffen und Items, die unmittelbar danach ausgerüstet werden können. Dabei werden die Stats während des Aufsammelns angezeigt, womit wir gleich die Werte vergleichen können. Dies hat vor allem den Vorteil, da jede Waffe ihren eigenen Effekt hat, spielerisch und auch optisch. Während wir mit normalen MGs Gegner in einer Linie ausschalten können, macht die Schotgun flächendeckenden Schaden, auch wenn die Reichweite meistens nicht ausreichend ist. Dabei verstrahlen manche Waffen Blitze oder können gar als Feuerwerfer missbraucht werden. In höheren Levels sind die Effekte sogar noch explosiver, was ein schönes Feuerwerk auf dem Bildschirm und auf dem Schlachtfeld für die Gegner zaubert.
Braucht ihr Atmosphäre? Hier bekommt ihr sie!
Optisch haut mich „Alienation“ in manchen Szenen richtig vom Hocker, es gibt in manchen Levels unglaublich viele Partikel-Effekte die sich mit dem Wind bewegen, zerstörbare Umgebung, die vielseitig gegen die Gegner eingesetzt werden können und jetzt kommen wir zum Hauptpunkt – viele Waffen mit einzigartigen Effekten. Ich habe mir immer so eine Individualität in jedem Rollenspiel gewünscht, die ich ironischerweise nun in einem Shooter finde. Jede Waffe hat ihr eigenes Feedback und sehr schöne Schuss-Animationen, die wir uns da auf dem Bildschirm ansehen können. Überall fliegen Alien-Leichen rum, wenn eine Granate einschlägt, wird in ihrer Umgebung alles detailliert zerfetzt. Der kreative Ansatz dabei ist die Tatsache, dass die Leichen der Aliens sogar nach dem Tod gefährlich werden können, da manche Gegner Lava-Pfützen hinterlassen, die nach und nach Schaden zufügen, wenn wir darauf laufen. Falls also eine ganze Horde kleiner Insekten-ähnlicher Aliens hinter euch her sind, rate ich auf jeden Fall zum Rückzug oder noch besser – eine richtig platzierte Mine, um die Biester ein für alle Mal zu erledigen. Dank dem Waffen-Feedback macht es unglaublich viel Spaß ganze Wellen an Monstern gekonnt auszuschalten und elegant ganze Scharen davon auf einmal mit einem wunderbar inszenierten Rush-Angriff zu eliminieren.
Soundtechnisch bietet „Alienation“ dieselbe Palette an guter Atmosphäre wie optisch, denn neben vielen Menü-Soundtracks und haben wir eine solide Lokalisierung, die sich jedoch lediglich auf deutsche Untertitel beschränkt. Versteht mich nicht falsch, ich bin damit völlig zufrieden, doch bei einem Spiel mit so einem Umfang, hätte man doch locker das Geld in deutsche Synchronsprecher investieren können, die nur ansatzweise Motivation an den Tag legen, um die wenigen Dialoge zu vertonen. Ansonsten gibt es hierbei nichts zu meckern.
Entwickler: Housemarque
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Release: erhältlich
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