TEST: Dead Island 2 – HELL-A blutig & Zombie-tastisch

Dead Island 2 kehrt als spektakulärer Zombie-Slasher zurück. Warum sich der Titel für Fans und neue Spieler lohnt, erfahrt ihr hier!

By Mark Tomson Add a Comment
13 Min Read

Selten blickt man so gespannt auf einen Release wie den von Dead Island 2 in dieser Woche. Man hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass es der Zombie-Slasher nach fast 10 Jahren seit der ursprünglichen Ankündigung überhaupt noch bis zur Veröffentlichung schafft, der in all den Jahren von Entwickler zu Entwickler gereicht wurde, also wäre es die fetteste Tüte im Cannabis-Social-Club. Und das scheint gar nicht so abwegig, wenn man sieht, was da alles an Verrücktem drin steckt.

Zuletzt durfte sich das hauseigene Deep Silver Studio Dambuster an Dead Island 2 versuchen, die tatsächlich noch einmal alles gegeben haben, um einen exzellenten Zombie-Titel abzuliefern. Wir konnten Dead Island 2 in den letzten zwei Wochen ausführlich testen und verraten euch, warum sich das lange Warten nun doch so sehr auszahlt.

Hell-A brennt
Hell-A brennt

Passen Zombies und eine tiefgründige Story eigentlich zusammen?

Dass spaßige Zombie-Slasher und ernsthafte Stories nicht immer zusammenpassen müssen, haben schon andere Marken wie Dead Rising bewiesen. Trotzdem sind sie erfolgreich und haben viele Fans hinter sich. So auch Dead Island 2, für das man tief in die Kiste der „generischen“ Erzählungen gegriffen hat. Mal wieder ist irgendwo, in diesem Fall im paradiesischen Los Angeles (kurz HELL-A), die Apokalypse ausgebrochen, die Menschheit in Gefahr und ihr seid deren letzte Hoffnung. Dass man ein potenzielles Heilmittel in seinem Blut trägt, ist jetzt ebenfalls weder neu noch besonders innovativ, aber es liefert zumindest ausreichend Gründe, sich ungehemmt durch Tonnen an Zombies zu metzeln, so richtig durchzudrehen und am Ende vielleicht doch noch was Gutes zu tun.

Die Story ist fast schon ein Paradebeispiel dafür, was man von einem Zombie-Spiel erwarten würde. Es wirkt in Dead Island 2 aber auch ein wenig wie eine Parodie auf das glamouröse Leben in Hollywood, in der sich Menschen, die bislang nur in ihrer eigenen Bubble gelebt haben, plötzlich in einer tödlichen Realität wiederfinden. Und das hat in der Tat Unterhaltungscharakter, der sich hier zwischen all dem Chaos herausfiltert. Die einen saufen und kiffen sich den bevorstehenden Untergang schön, die anderen feiern die Party ihres Lebens, und wiederum andere tun und lassen, was sie schon immer wollten, aber vielleicht nie durften – und das bis unter die Zähne bewaffnet. Während man sich so über gut zwei Drittel des Spiels an allerhand kuriosen und verrückten Szenen und Überlebenden erfreut, denen man so begegnet, überrascht man fast zum Ende hin doch noch mit einem Twist, der nach einem aufregenden Boss-Fight gespannt aufhorchen lässt. Für meinen Teil fühlte ich mich damit ausreichend unterhalten!

Fiese Zombie-Designs an jeder Ecke
Fiese Zombie-Designs an jeder Ecke

Das ganze Spiel ein Boss-Fight

Apropos Boss-Fight: Wer die Dead Island-Serie kennt, weiß im Grunde, was ihn erwartet – leicht wird es nicht. Auch wenn der ursprüngliche Entwickler Techland nichts mehr mit dem Spiel zu tun hat, ist man bei Dambuster dem Kern treu geblieben, vor allem was das Gameplay betrifft. Anfängliche Sorgen haben zwar ihre Berechtigung, werden mit jedem Zombie-Kill aber unbegründeter.

Gleich zu Beginn hat man die Wahl aus sechs Slayern, mit denen man die Story gerne sechs Mal wiederholen kann oder jemand anderem im KoOp-Mods Support leisten möchte. (Aufgrund des frühen Zugriffs auf das Spiel konnten wir diesen leider noch nicht ausreichend ausprobieren.) Nur allzu klassisch haben alle ihre eigenen Stärken und Schwächen, so dass sich schon hier herausfiltert, welchen groben Gameplay-Ansatz man wählt. Hat man sich für einen Slayer entschieden, landet man nach einem dramatischen Flugzeugabsturz auch schon ziemlich unsanft in diesem Paradies einer Hölle, abgeschnitten von der Außenwelt und mit nichts als einer Brechstange in der Hand, um Hilfe zu suchen.

Explosionen werden stets in Szene gesetzt
Explosionen werden mit viel Kawumm in Szene gesetzt

Erste Anlaufstelle ist die stilvolle Luxusvilla des TV-Superstars Emma inmitten von Beverly Hills, die zugleich als eine der Safe-Zones dient, die über die verschiedenen Bezirke verteilt sind. Von hier aus startet man einige Rettungsmissionen, sucht nach vermissten Personen, besorgt Ressourcen oder bietet auch mal eine Schulter zum Ausweinen an. Natürlich dürfen Zombies in all dem Gemenge nicht fehlen, die überall durch die Straßen wandeln, in der Kanalisation und der Metro umher krauchen oder planlos durch die Welt stolpern. Beeindruckend sind hier die vielen verschiedenen Arten – gut 30 an der Zahl, die es auf euer Blut und Fleisch abgesehen haben. Und die haben es teilweise in sich – oder wo sieht man schon mal Zombies, die sich selbst fressen, um sich zu regenerieren?

Zugegeben, sich in einer stupiden Prügleorgie durch die Zombiemassen zu pflügen, zeugt nicht gerade von einem fortschrittlichen Combat-System, wie es in den ersten Minuten des Spiels wirkt. Bei Dambuster hat man sich daher viele Gedanken gemacht, wie man diese etwas eingestaubte Mechanik ordentlich aufpeppen kann. So wird man mit der Zeit lernen, wie effektiv die eigene Umgebung sein kann, wie Gegner selbst zu Waffen werden und wie mächtig die neuen Skill-Cards sind, die über euren persönlichen Playstyle bestimmen. Nicht zu vergessen die unzähligen Baupläne, die aus einem simplen Messer eine absolut tödliche Klinge werden lassen. Dead Rising lässt grüßen, womit sogar Fans von Wolverine auf ihre Kosten kommen. Das alles zusammen stellt sich als echte Weiterentwicklung innerhalb der Serie dar.

Dead Island 2 ist nichts für zarte Gemüter
Dead Island 2 ist nichts für zarte Gemüter

Es muss auch nicht immer ein Mann-gegen-Zombie Faustkampf sein. Man kann auch einen Pool mit Wasser füllen, mittels Fleischköder die Zombie-Horden darin versammeln und sie anschließend genüsslich unter Strom setzen und dabei zusehen, wie die Horde gegrillt wird. Explosionen sind ebenso und stets ein gutes Mittel, vor allem dann, wenn man erst selbst eine Spur aus Öl oder Benzin legen kann, die im besten Fall in einem riesigen Feuerball aufgeht. Genauso effektiv sind diverse Gegner, die zum Beispiel heftige Stromladungen ausstoßen und damit alles um sich herum lähmen, oder jene, die explodierende Tanks aufgesattelt haben, oder einem gleich als laufender Sprengsatz entgegen stolpern. Das richtige Timing und das Problem löst sich oftmals von ganz alleine. 

Dass dabei alles ganz im Stil von Hollywood groß in Szene gesetzt, mit Slow-Motion-Effekten und richtig viel Wumms garniert wird, ist schließlich eine befriedigende Belohnung. Man kann hier nur immer wieder auf ein anständiges Soundsystem oder Kopfhörer verweisen, die euch diesen Wumms jedes Mal aufs Neue in den eigenen Knochen spüren lassen.

Gegner werden zu tödlichen Waffen
Gegner werden zu tödlichen Waffen

Wecke den Zombie in dir

Genauso schnell wird man lernen, dass Sterben in Dead Island 2 einfach dazugehört und der Tod schneller als einem lieb ist um die Ecke kommt. Gerade aufwändige Boss-Fights wird man selten auf Anhieb schaffen. Mit jedem Anlauf klügelt man seine Strategie neu aus, entdeckt in der Umgebung nützliche Hilfsmittel oder experimentiert mit den Skill-Cards. 15 dieser werden im Laufe der Story freigeschaltet und gewähren einem praktische Fähigkeiten, wie mehr Gesundheit, Waffen-Boost, Health-Boost usw., aber auch autophage Fähigkeiten, die den Zombie in euch wecken und unter anderem Raserei auslösen, wenngleich zu Lasten eurer Menschlichkeit. Übertreibt man es damit, kostet euch der Einsatz am Ende das Leben.

Man wird nicht drum herum kommen, seinen Spielstil mit den Skill-Cards immer wieder an Gegner anpassen zu müssen, die teilweise resistent gegen Feuer oder Strom oder einfach nur abartig stark sind. Das ist anfangs wirklich müßig und kann auch mal unglaublich frustrierend sein. Auf der anderen Seite hat man so viele Möglichkeiten, clevere und effektive Hilfsmittel zu nutzen, sei es durch die Umgebung, durch die umfassend anpassbaren Waffen oder dem gegenseitigen Ausspielen der Gegner, dass die ständigen Konfrontationen am Ende mit das Spaßigste im ganzen Spiel sind. Schafft man es schließlich bis zu den Numen-Skills, brennt wortwörtlich die Hölle auf Erden.

Im Raserei-Modus werdet ihr zum Zombie
Im Raserei-Modus werdet ihr zum Zombie

Venice Beach bis Ocean Avenue – wie Urlaub, nur anders

Die Previews zu Dead Island 2 ließen zunächst die Befürchtung aufkommen, dass man aus dem damaligen Open-World-Konzept ein schlauchartiges Level-Design produziert hat. Hier kann man Entwarnung geben. Dead Island 2 ist als Semi-Open-World aufgebaut, in der man 10 größere Areale frei erkunden kann. Klar wirkt Beverly Hills mit seinen Straßen und hohen Zäunen und Mauern schlauchartig, aber das ist auch nur ein kleiner Teil des Ganzen. 

Dambuster führt die Spieler in Dead Island 2 durch viele Touristen-Hotspots der Stadt. Ob Venice Beach, die Ocean Avenue, die Hollywood Studios oder die berüchtigte Kanalisation – alles kann großzügig erkundet werden, vor allem in Venice Beach kommt das für Dead Island bekannte Urlaubsfeeling mit dem riesigen Strand und der dazugehörigen Promenade auf – naja, wären da nicht die ganzen Zombies oder das improvisierte Militärgelände, die sich etwas unschön auf den Fotos machen. Auch die Filmstudios sind ein lohnendes Ausflugsziel auf eurem Weg, die von sich aus schon diese magische Anziehungskraft haben. Wer wollte hier noch nie  hinter die Kulissen schauen? In Dead Island 2 ist das möglich, bis hin zu einem spektakulären Boss-Fight-Filmset, auf dem eine automatisierte Riesenspinne wütet. Gruseliger wird es schließlich im halb abgebrannten Amusement-Park auf den berühmten Piers, wo ein wahnsinniger Zombie-Clown sein Unwesen treibt.

Die berühmten Piers von Venice Beach
Die berühmten Piers von Venice Beach

Es gibt aber nicht nur viel zu sehen von Schauplatz zu Schauplatz, Dambuster liefert rundum absolut erstklassig ab, sowohl im Hinblick auf Grafik und Details, absolut passender Atmosphäre und einer exzellenten Performance bei 60fps, die zu keinem Zeitpunkt auffällig schwächelt.

Gore auf einem neuem Level 

Das Beste zum Schluss! Es ging ja schon vorab durch die Medien, dass Dead Island 2 auf ein neuartiges Gore-System setzt, das nichts für schwache Nerven sein soll. Auf diesem lag tatsächlich ein besonderes Augenmerk, bei dem selbst Vorreiter wie Mortal Kombat neidisch werden dürften. 

Von offizieller Seite ist die Rede von prozedural generierten Haut-, Fett-, Muskel- und Knochenschichten, die euch bei Treffern vom Gegner entgegen fliegen. Damit hat man nicht zu viel versprochen, und eigentlich noch viel zu wenig. Die detaillierte 3D-Darstellung von inneren Organen, blutgetränkten Augen oder verbrannter Haut erreichen mit Dead Island 2 ein neues Level und lassen einen beeindruckt (oder angeekelt) zurück – je nachdem. Langweilige und platte Texturen gehören damit der Vergangenheit an und man muss es Dambuster hoch anrechnen, dass man in Sachen Zombie-Darstellung keinerlei Kompromisse eingegangen ist und damit vermutlich einen neuen Maßstab gesetzt hat. 

Die Ocean Avenue - Trügerische Ruhe vor dem Finale
Die Ocean Avenue – Trügerische Ruhe vor dem Finale

Leider verzichtet die deutsche Version auf das Zerstückeln von Zombies, die schon am Boden liegen. Das ist aber auch die einzige Zensur, die sich glücklicherweise nicht auf das restliche Gameplay auswirkt. Ebenso gekürzt hat man die Synchro, die in Dead Island 2 nur in Englisch vorliegt und durch lokalisierte Untertitel ergänzt wird.

Fazit Dead Island 2

TEST: Dead Island 2 – HELL-A blutig & Zombie-tastisch
“Frust und Spaß liegen selten näher beieinander als bei Dead Island 2. Am Ende überwiegt allerdings der Spaß, nicht zuletzt durch die gelungene Weiterentwicklung des Gameplays, das die ursprünglichen Ansätze der Serie respektiert und mit dem neuen Skill-System zu neuen Höhen beflügelt. Man muss diese nur zu nutzen wissen, dann ist Dead Island 2 ein exzellenter Zombie-Slasher, der sich aus Sicht der Story vielleicht nicht ganz so ernst nimmt, aber dafür spielerisch enormes Potenzial bietet. Mit jedem Kill steigt hier die Freude, vor allem aus visueller Perspektive, bei der man zu keiner Zeit mit Details geizt und mit dem Gore-System obendrein einen neuen Maßstab setzt. Dead Island 2 kommt damit alles andere als aus der Entwickler-Hölle zu euch, es bringt die Hölle gleich mit - und das im spaßigen Sinne.”
Plus
Spaßiges Gameplay durch und durch
Tolle visuelle Präsentation & Performance
Brutal & blutig & nichts für schwache Nerven
Spannende Settings zum Erkunden
Verrückte Waffenanpassungen
Minus
Story ist nicht wirklich neu
Frustfaktor durchaus gegeben
USK-Version minimal zensiert
8.7

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