Am Freitag erschien das im wahrsten Sinne des Wortes mit Spannung erwartete inFAMOUS 2, die Fortsetzung des erfolgreichen Superhero-Sandbox-Game aus dem Hause Sucker Punch.
Schon in unserer Preview zum Spiel waren wir recht angetan davon und freuten uns umso mehr auf den Release, um endlich ganz New Marais unsicher zu machen.
Los geht es wie üblich mit einer kleinen Intro-Sequenz, die noch einmal die Ereignisse aus dem ersten Teil kurz zusammenfasst und eine kleine Brücke zu inFAMOUS 2 schafft. Nachdem Empire City zerstört wurde und nun unter „The Beast“ leidet, zieht es Cole, Zeke und Kuo gen Süden und das mit einem phänomenalen Auftakt. Bevor ihr nämlich davon kommt, steht ihr in einer ersten Schlacht mit „The Beast“.
Im Wechsel mit kleinen Zwischensequenzen landet ihr nun also in New Marais, ein im Gegensatz zu Empire City typisch verschlafenes Südstaatennest mit kleinen Holzhütten, Kirchen und einer Sumpflandschaft. Schon an diesem Punkt machen sich erste große Änderungen zum ersten Teil bemerkbar. Die größte betrifft wohl Cole McCrath selber, den man einem Re-Design unterzogen hat und der nun jünger und deutlich sympathischer wirkt als sein eigenes Ich im ersten Teil. Die zweite Auffälligkeit ist, dass die Umgebungen nun farbenfroher gestaltet sind und sich vom tristen Großstadtgrau in eine abwechslungsreiche Farbenkulisse gewandelt haben, was vor allem in den Sumpflandschaften zur Geltung kommt.
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Habt ihr euch nun bis nach New Marais durchgeschlagen, macht ihr euch sofort auf die Suche nach Dr. Wolfe, der Neuigkeiten für euch hat und Wege gefunden, um eure Kräfte weiter zu steigern. Euer Ziel ist es die Explosionskerne zu finden und am Ende „The Beast“ zu besiegen, das euch nach New Marais folgt. Bis dahin müsst ihr euch aber erst einmal mit dem neuen Schauplatz vertraut machen, der unter der Vorherrschaft der Miliz sowie mutierten Monstern steht. So schlagt ihr euch von Hauptmission zu Hauptmission durch, die durchaus abwechslungsreich gestaltet worden sind. Vom einfachen Leute beschützen, über das Stromnetz der Stadt wiederherstellen, bis hin zu riesigen Gegnern, die immer wieder auftauchen, ist alles dabei. Genau das motiviert einen immer weiter zu machen, während parallel die Story von inFAMOUS 2 weitererzählt wird. Leider mangelt es der Story an wirklichen Highlights, die einen in das Spiel hineinziehen. Sicher, kurzweilige Passagen, wie die, in der Kuo ihre Kräfte entdeckt und nicht damit umgehen kann, erzeugen eine leicht emotionale Stimmung, aber im Gesamten zieht sich die Story gleich bleibend über das gesamte Spiel hinweg. Hier hätte man deutlich mehr rausholen können, zumal genau das immer wieder beim Vorgänger positiv hervorstach.
Die etwas träge Story gleicht dann aber das Gameplay aus, an dem sich Sucker Punch mächtig zu schaffen gemacht hat und welches gegenüber dem Vorgänger ordentlich aufgerüstet wurde. Riesige Boss Fights, die aus dem Nichts plötzlich auf den Straßen ausgetragen werden, sind absolut beeindruckend. So zum Beispiel gegen den Behemot oder das Eismonster. Hinter jeder Ecke können Gegnergruppen der Miliz stehen, die es mit euch aufnehmen oder diverse Kletterpassagen. Die Stadt ist euer Spielplatz und ihr könnt euch dabei richtig austoben.
Insgesamt fällt das Vorankommen durch New Marais etwas leichter, Cole kann sich an nahezu jede Kante hangeln und nach oben schwingen, auf Stromüberleitungen surfen oder von Dach zu Dach springen. Zwar kommt man weiterhin ab und zu ins stocken, aber deutlich weniger als im Vorgänger. Euch erwarten immer wieder kleinere Nebenaufgaben und Sammelobjekte, die das Spiel etwas auflockern sollen. Wie die Erfahrung aber mal wieder beweist, sind die Nebenmissionen recht eintönig gehalten und animieren selten dazu, diese zu erfüllen. Zumindest, wenn man keinen Wert auf die Waffenupgrades legt, kann man diese links liegen lassen und sich weiter auf die Story konzentrieren.
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Hinzu kommen Coles Superkräfte, die ebenfalls um einiges erweitert worden sind. Zum Beispiel der Ionenwirbel, ein Tornado, der alles vor euch aus dem Weg fegt und natürlich Elektrizität, wohin das Auge reicht. Fühlt eure Kraft, wenn ihr aus großer Höhe auf den Boden springt und dabei alles um euch herum aufwirbelt. Da kommt das Superhelden-Feeling richtig auf. Eure Superkräfte lassen sich durch Erfahrungspunkte aufwerten oder ihr schaltet Upgrades durch das Erfüllen von Nebenmissionen frei. Neu sind auch die Quick-Time Events und Slow-Motion Animationen im Nahkampf. Diese konnten wir schon in der Preview ausgiebig erleben und haben uns da vollends überzeugt. Das hat sich auch nicht mit der finalen Version geändert und es macht einfach nur Spaß sich so durch New Marais zu prügeln. Wirklich cool sind auch die Combo-Attacken mit Kuo oder Nix, die neue Kräfte wie Eis ins Spiel bringen, die kombiniert werden können und eure Gegner machtlos machen. Problematisch ist hier aber oft die hektische und unübersichtliche Kameraposition, die einem das eigentliche Geschehen aus den Augen verlieren lassen. Zumindest im Nahkampf könnte man auf die frei bewegliche Kamera verzichten und so den Fokus mehr auf die Gegner richten.
An dieser Stelle tritt auch das berühmte Karma ins Bild. Gut oder Böse? Auch diese Entscheidung liegt ganz bei euch und definiert sich abermals an euren Taten. Diese wirken sich wieder direkt darauf aus, wie eure Mitmenschen und eure Umgebung auf euch reagieren. Im Grunde ist das System recht einfach gehalten und wird an den Farben blau und rot definiert. Einen Mittelweg gibt es nicht oder Entscheidungen, bei denen der Spieler nicht weiß, ist das nun eine gute Tat oder eine böse? Das macht es euch wiederum auch ziemlich leicht einer bestimmen Story zu folgen, die sich je nachdem um 20 Prozent des Inhalts von der anderen unterscheidet, wie man uns bereits bei der Preview verraten hat. Das animiert auch dazu, das Spiel mindestens zwei Mal zu spielen, um alles gesehen zu haben.
Die Entscheidung, ob ihr gut oder böse sein wollt, liegt zwar bei euch, wird im Spiel aber durch die Charaktere Kuo und Nix versucht zu beeinflussen, die immer mal wieder ins Spiel treten. Beide hegen eine kleine Rivalität untereinander und wollen nichts voneinander wissen. Wählt ihr eine gute Mission oder eine böse Mission und verzichtet dann jeweils auf die andere? Die Entscheidung liegt bei euch. Wobei man hier wieder an dem Punkt ist, an dem man dem Spiel vielleicht etwas mehr Tiefe hätte verleihen können, etwa mit drastischeren Konsequenzen, wie man es zum Beispiel von Heavy Rain her kennt. Weiterhin entscheidet euer Weg den ihr geht auch, welche Nebenmissionen freigeschaltet werden.
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Grafik & Sound
Grafisch macht inFAMOUS 2 einen sehr guten Eindruck, wenn auch kleinere Mängel zu beanstanden sind. Das Südstaaten-Feeling konnte man mit dem Level-Design gut einfangen und man fühlt sich wie zu Hause, wie es so schön heißt. Die Stadt wirkt lebendig, Passanten reagieren direkt auf euch und es wird vor allem Abwechslung geboten, auch wenn das Gesamtareal von der Größe her nicht ganz mit anderen Sandbox-Spielen mithalten kann. Dafür ist alles farbenprächtig gehalten, die Licht- und Schatteneffekte sind grandios, besonders, wenn ihr eure Superkräfte spielen lasst. Die Texturen passen ebenfalls, sind gestochen scharf und lästige Pop-Ups oder Tearing konnten wir auch nicht feststellen. Die Animationen der beiden Hauptcharaktere Cole und Zeke fallen ebenfalls positiv auf und sind besonders in den Zwischensequenzen schön anzusehen. Wie bereits erwähnt wirkt vor allem Cole deutlich sympathischer, aber auch bei Zeke hat man sich viel Mühe gegeben. Etwas schlechter kommen den Nebenaktuere weg, denen man merklich weniger Aufmerksamkeit geschenkt hat. Da diese aber immer nur kurzweilig auftreten, kann man dies wohl verkraften.
Weiterhin störend ist die Kantenglättung, die das Gesamtbild etwas trüben. Etwas, das bereits im ersten Teil ein Problem darstellte. Wenn man schon eine malerische Kleinstadt vor den Augen hat, dann bitte mit sauberen „Pinselstrichen“.
Soundtechnisch gibt es ebenfalls kleinere Beanstandungen. So ist die die deutsche Synchronisation mal wieder etwas zu leise ausgefallen und man muss seine Anlage schon etwas höher schrauben, um das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgen zu können. Dafür sind dann wieder die Soundeffekts kräftig genug, sodass man hier einen Mittelweg finden muss, wenn man nicht die ganze Zeit am Regler hoch und runter drehen möchte. Des Weiteren sind kleinere Patzer in der Lippensynchronisation zu finden. Ein richtiges Abmischen des Sounds wäre schön gewesen. Dafür sind wiederum die Synchronsprecher gut gewählt, wenn diese einem auch teilweise bekannt vorkommen. So zum Beispiel hat Cole die deutsche Synchronstimme von Ethan Mars aus Heavy Rain.
Erschaffe dein eigenes Spiel
Eine wesentliche Neuerung in inFAMOUS 2 sind die User-Generated Contents, mit denen ihr euch in ganz New Marais eigene Aufgaben schaffen können. Nach dem Vorbild von LittleBIGPlanet lassen sich hier diverse Aufgaben und Missionen erstellen. Die User-Generated-Contents werden direkt aus dem Hauptspiel gestartet. Ihr habt die Möglichkeit entweder Missionen anderer User zu spielen, diese durch Filter einzuschränken, komplett eigene Missionen zu erstellen, Missionen aus Vorlagen zu erstellen und diese dann mit der ganzen Welt zu teilen. Fertige erstellte Missionen tauchen dann sofort auf der Karte im Story-Modus auf.
Zum Erstellen stehen euch auch hier diverse Tools und Werkzeuge zur Verfügung, deren Verwendung direkt im Spiel erklärt wird. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und von herausfordernden Möglichkeiten bis hin zu witzigen Ideen ist alles möglich. Es wird sich zeigen, ob inFAMOUS 2 damit eine ähnlich große Community Gemeinschaft schafft wie LittleBIGPlanet. Die Voraussetzungen sind durchaus vorhanden.
Tipp: Wer das Spiel mit beiden Helden (beide Story-Lines) durchspielt, sollte auf die Endsequenz achten. Dort wartet eine weitere Überraschung auf euch!
Homepage: infamousthegame.com
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