Es ist gar nicht so einfach, den richtigen Maßstab für ein neues Spiel zum Generationswechsel zu finden. Der technische Sprung ist erneut so gewaltig, dass irgendwie alles erst einmal toll ist und man ein wahres Leuchten in den Augen bekommt. Aber ein Spiel muss nun für Feuertaufe herhalten und in unserem Fall ist es „Killzone: Shadow Fall“ von Guerilla Games.
Mit „Killzone: Shadow Fall“ lässt Guerilla Games die ursprünglich Trilogie fast komplett hinter sich. Helghan, der Heimatplanet der Helghast wurde größtenteils durch die Vektaner vernichtet, die als Entschädigung die Hälfte ihres eigenen Planeten Vekta den Helghast überließen, jetzt bekannt als New Helghan.
Dass sich dieser Schlag gegen die Helghast nicht einfach so aus der Welt schaffen lässt, ist ja irgendwie klar, so dass beide Fraktionen, die nur durch eine riesige Mauer getrennt werden, sich auch weiterhin misstrauen. Offiziell herrscht ein Waffenstillstand, der jedoch alles andere als sicher gilt. Eine dritte Fraktion, bekannt als die Black Hand, schüren im Untergrund das Feuer zwischen den Helghast und Vektaner, mit dem einzigen Ziel, einen Bürgerkrieg zu entfachen und ihre eigenen Interessen ins Spiel zu bringen.
In der Rolle des Shadow Marshal Lucas Kellan, der als Kind hautnahe miterleben musste, wie ihm seine Heimat und Familie entrissen wurde, ist es eure Aufgabe herauszufinden, was die wahren Absichten der Black Hand sind und die Balance auf Vekta zwischen beiden Fraktionen aufrecht zu erhalten. Auf der einen Seite Thomas Sinclair, ein vektanischer Sicherheitsagent, der die Interessen von Vekta vertritt und den Helghast keinen Meter über den Weg traut, auf der anderen Seite Kanzlerin Hera Visari, Tochter des berühmten Scolar Visari, die auf politischem Wege versucht, die Frieden zu erhalten. Vor euch liegt ein ehrgeiziges Ziel, bei dem ihr euch nie sicher sein könnt, wem ihr vertrauen könnt und wer der wirkliche Feind ist, selbst in den eigenen Reihen.
Für den neuesten Ableger hat man sich mit Vekta und New Helghan einen komplett neuen Schauplatz ausgesucht, die nicht unterschiedlicher sein könnten und zudem einen frischen und modernen Look in das Franchise bringen. Einen ersten Ausblick darauf gab es ja bereits in ‚Killzone: Mercenary‘ für PS Vita. Persönlich gefällt mir der neue Look von „Killzone: Shadow Fall“ etwas besser, der sich vom Kriegsspiel-Image der ursprünglichen Trilogie entfernt.
Aber genau das ist auch der Knackpunkt, warum „Killzone: Shadow Fall“ zwar aus Sicht der technischen Umsetzung ein gutes Spiel ist, aber nicht an die vorherigen Ableger heranreicht. Fordernde und Adrenalingeladene Massenschlachten sind hier nämlich eher selten zu finden, die einen in „Killzone 2 & 3“ permanent umgeben haben. Stattdessen durchstreift man im Wechsel die Heimat der Vektaner und der Helghast und sieht sich meist nur kleinen Angriffsgruppen gegenüber, die Stück für Stück bewältigt werden müssen. Einen wirklichen Actionfluss, der einen an den Controller fesselt, ist da schon die Ausnahme, wenn auch hin und wieder vorhanden. Abwechslung bieten maximal noch die Weltraumausflüge, wenn ihr hoch im Orbit an Bord der Cassandra auf Mission seid.
Wunderschön, aber sehr einsam …
Auf der anderen Seite kommt einem das auch irgendwo gelegen, denn wie bei jedem Konsolen-Launch, möchte man sich ja auch erst einmal alles in Ruhe anschauen und genießen können. Und hier ist „Killzone: Shadow Fall“ ein vorzeigbarer Titel, der sich in 1080p präsentiert. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll, so überwältigend wirkt dieser Grafiksprung auf einen. Die Weitsicht, die scharfen Texturen, die erstklassigen Lichteffekte oder die eigene Kleidung – alles sieht auf einmal so viel besser aus, einfach traumhaft und schön.
Da muss sich direkt auf die Suche begeben, um einen Makel im Spiel zu finden, die an vernachlässigten Stellen auch tatsächlich zu finden sind. So werden einige Texturen teils nicht vollständig geladen, ploppen kurzfristig auf und sind bei ganz naher Betrachtung weiterhin unscharf, wie man es eigentlich aus PS3-Zeiten gewohnt ist. Das sind in der Tat aber nur Einzelfälle, die man auch durchaus verzeihen kann. Etwas kritischer muss man da schon die fast leblosen Umgebungen sehen. So modern und steril man sich ein Zukunftssetting auch vorstellt, etwas Leben in der Bude würde auch „Killzone: Shadow Fall“ gut tun, das sich, wenn überhaupt, nur auf versklavte Vektaner beschränkt, die hier und da mal in einer Ecke sitzen. Etwas seltsam ist es auch, dass man sich in Spiegelungen selbst nicht sehen kann oder man komplett aus der Spielwelt verschwindet, wenn man mit einer Spinnendrohne unterwegs ist. Das ist schon ein fataler Schnitzer im Spiel. Mit der Power der PS4, sollte hier durchaus mehr möglich sein. Mit den Worten von Guerilla Games, hat man mit „Killzone: Shadow Fall“ nämlich gerade einmal an der Oberfläche gekratzt.
Der DualShock 4 als Innovationswaffe …
Auf Seitens des Gameplay orientiert man sich an den überarbeiten Mechaniken aus „Killzone 3“, bei dem man dieses schwerfällige Feeling abgelegt hat. Während man im Grunde auf die altbewährten Shooter-Standards setzt, bringt der DualShock 4 Controller etwas Innovation mit ins Spiel. Insbesondere die OWL-Drohne, als euer neuer und ständiger Begleiter wird euch ein nützliches Hilfsmittel sein, die euch mit einem Schild Deckung geben kann, Hack-Fähigkeiten besitzt, euch über große Abgründe hilft oder auch wiederbelebt. Diese wird fast ausschließlich über das Touchpad bedient. Die OWL-Drohne ist nicht zu unterschätzen und sollte reichlich im Spiel genutzt werden, da euch auch die KI deutlich herausfordert. Gegner stehen nicht nur einfach sinnlos in der Gegend rum, sondern suchen auch alternative Wege und schleichen sich um Deckungen an euch heran, sind ständig in Bewegung oder wechseln ihre Position. Das mag alles recht selbstverständlich klingen, wird aber nicht selten einfach außer acht gelassen. Hier darf man sich definitiv mehr von der neuen Generation erhoffen und mit „Killzone: Shadow Fall“ wird zumindest schon ein kleiner Vorgeschmack darauf geboten.
Ansonsten darf man sich auf ein abwechslungsreiches Waffenrepertoire freuen, die eure Gegner zum Teil auch gleich komplett pulverisieren und ordentlich Wumms besitzen, gepaart mit diversen Handgranatentypen oder Geschütztürmen, die ihr von Zeit zu Zeit bedienen dürft. Für unseren Geschmack ausreichend, zumal euch auch die Waffen der Helghast ebenfalls zur Verfügung stehen, sobald diese herum liegen.
In Bezug auf den Sound gibt es kaum etwas zu bemängeln. Die Grundstimmung ist generell sehr gediegen und nimmt stets mit den Kämpfen Fahrt auf. Hieran ist auch jederzeit gut zu hören, ob noch Gefahr droht oder ihr euer Schlachtfeld bereits gesäubert hat. Ein recht zuverlässiges Mittel, um entspannt voranzuschreiten. Ebenso können sich auch die Synchronsprecher hören lassen, die auch in Deutsch gut gewählt wurden, sowie dem Spiel und dem Franchise dahinter gerecht werden.
Multiplayer
Rangsystem ade
Die größte Neuerung des Multiplayers stellt eindeutig der Wegfall jeglicher Erfahrung und damit dem kompletten Rangsystem dar. Zwar bekommt ihr noch immer für die unterschiedlichsten Aktionen Punkte, diese dienen aber primär der Rangliste der aktuell laufenden Runde. Statt eurem Rang steht nun die Anzahl der von euch abgeschlossenen Herausforderungen für alle sichtbar neben eurem Namen. Insgesamt stehen von diesen momentan fast 1.600 Stück bereit, die eine Vielzahl von nötigen Taten erfordern. Zwar sind die meisten noch immer eher Sammelherausforderungen, bei denen man Gegner mit einer bestimmten Klasse oder Waffe ausschalten muss, es gibt jedoch auch kompliziertere, die dem Spieler einiges an Geschick abverlangen.
Die Herausforderungen sind dabei so gewählt, dass man stetig neue beenden wird, was zu keinen zu langen Durststrecken führt und somit die Motivation fördert. Zudem haben sie eine höhere Aussagekraft als die klassischen Ränge. Wer früher auf dem maximalen Rang war musste kein guter Spieler sein, sondern nur viel gespielt haben. Nun ist zumindest etwas mehr Können und das Wechseln und somit der gekonnte Umgang der Ausrüstung von Nöten, um eine möglichst hohe Zahl zu erreichen, die neben dem Namen prangen darf.
Unendlich viele Modi
Eine ebenso große Neuerung sind die Spielmodi. Noch immer stehen natürlich die klassischen Modi Team-Deathmatch und Kriegszone, in dem die Aufgabe während eines Spiels immer wieder wechselt und das Team mit den meisten Punkten gewinnt, zur Verfügung. Neu ist jedoch, dass jeder Spieler selbst einen neuen Modus entwerfen, dauerhaft speichern und mit diesem online spielen kann. Zur Auswahl stehen hierfür zahlreiche Einstellmöglichkeiten. Ihr bestimmt was das Ziel ist, auf welchen Karten gespielt wird, welche Waffen und Ausrüstungsgegenstände gewählt werden können und vieles mehr. Somit sind schier unendlich viele Modi verfügbar, was ein riesiger Pluspunkt des Multiplayers darstellt. Die beliebtesten Modi arbeiten sich in der Rangliste langsam nach oben, wodurch man schnell die besten identifizieren und spielen kann.
Gameplay und Technik
Zur Wahl stehen lediglich drei Klassen, die ihr jederzeit sowohl in Ruhe im Menü als auch direkt im Spiel euren Wünschen anpassen könnt. Der Kundschafter setzt vor allem auf Scharfschützengewehre und kann sich tarnen, der Sturmsoldat greift vor allem mit Sturmgewehren an und verfügt über Drohne und Schild, die Hilfstruppe kann sogar eine Art Minigun verwenden und Spieler wiederbeleben. Pro Klasse stehen euch vier bis fünf primäre Waffen zur Auswahl, die allesamt sofort freigeschaltet sind. Lediglich kleinere Verbesserungen wie Zielvorrichtungen und Sekundärwaffen müssen mit der Zeit freigeschaltet werden. Vier Speicherslots stehen euch pro Klasse für individuelle Kombinationen der Ausrüstung zur Verfügung, sodass ihr nach eurem Ableben für jede Situation immer schnell gewappnet seid.
Gespielt wird auf einer von zehn Karten, die allesamt nicht zu groß oder zu klein ausfallen. Es wurde bereits bestätigt, dass alle zukünftigen Kartenpakete komplett kostenlos sein werden. Nur für Extras wie den kommenden KoOp-Modus werden extra Gebühren verlangt. Je nach Modus treten bis zu 24 Spieler gegeneinander an. Während bei den Vorgängern teilweise leichte Verzögerungen beim Multiplayer zu spüren waren, beispielsweise wenn ein Gegner getötet wurde, konnten wir bei Shadow Fall keinerlei solche beobachten.
Das Spiel läuft auch im Multiplayer butterweich mit 60 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 1080p und sieht damit einfach bombe aus. Dadurch, dass alle Primärwaffen sofort zur Verfügung stehen, kommt es – das Geschick des Spielers vorausgesetzt – nicht zu unfairen Verhältnissen zwischen Veteranen und Neueinsteigern. Die Kampfzone weiß durch das ständig wechselnde Gameplay zu überzeugen, auch wenn die unterschiedlichen Aufgaben zu Beginn verwirrend zu sein scheinen. Allgemein taten wir uns schwer überhaupt irgendwelche Kritikpunkte beim Multiplayer zu finden. Zu nennen sei hier vielleicht das sich grundsätzlich deutlich von Call of Duty und Battlefield unterscheidende Spielgefühl von Killzone.
Wer noch nie einen Teil der Serie gespielt hat, wird vielleicht ein wenig Umgewöhnungszeit benötigen, bis der etwas bulligere Charakter verinnerlicht wurde. Kurzum: Killzone mag nicht jedem gefallen, wer die Vorgänger mochte wird es aber in jedem Fall lieben. Der Multiplayer spielt sich einfach super und scheint gut ausbalanciert zu sein. Insgesamt hat er uns von vorne bis hinten überzeugt. Durch ihn erhält „Killzone: Shadow Fall“ eine eindeutige Kaufempfehlung für alle, die sich mit dem futuristischen Setting anfreunden können und auf Multiplayer-Shooter stehen.
Entwickler: Guerilla Games
Publisher: Sony Computer Entertainment
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.killzone.com
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