„War has changed“. Ein Zitat von Old Snake, welches wohl jedem Metal Gear Fan bekannt sein dürfte. Doch nicht nur der Krieg hat sich verändert, auch die Metal Gear- Reihe erlebt mit „Metal Gear Rising: Revengeance“ einen große Veränderung. Erstmalig gibt Konami die Feder aus der Hand und überlässt Platinum Games die Entwicklung. Epische Story trifft auf rasante Kämpfe. Ob sich der liebe Hideo da mal nicht ins eigene Fleisch geschnitten hat?
Um alle zu beruhigen: Hat er definitiv nicht! Metal Gear Rising übertrifft alle Erwartungen und verblüfft mit Witz und unheimlichem Tiefgang ebenso wie mit Schwertkämpfen, die eine Freude für das Gamerherz sind. Auch wenn man das alles zu Beginn nicht wirklich erwarten würde.
Revengeance spielt einige Jahre nach den Ereignissen von „Guns of the Patriots“. Raiden arbeitet inzwischen für eine private Sicherheitsfirma, welche den Präsidenten von Pakistan beschützen soll. Die Introsequenz verrät während der Fahrt in einer Limousine einiges über den Wandel der Kriegswirtschaft und der Gesellschaft seit dem Untergang des SOP-Systems, als der Konvoi plötzlich angegriffen wird. Panzer und Soldaten werden einfach von Cyborg-Ninjas zerteilt und der Präsident wird entführt. Das absolute Chaos!
Für einige mag diese Ausgangssituation ausgelutscht und langweilig sein. Auch die triste Umgebung und die nicht wirklich neuen Herausforderungen, also alle Gegnerwellen zerfetzen und von A nach B rennen überzeugen nicht wirklich. Doch wie „Metal Gear Rising“ sich im Laufe des Spieles entwickelt ist einfach nur einmalig. Und auch Raiden entwickelt sich. Er muss sich im Laufe der Handlung zunehmende mit seiner Vergangenheit als Kindersoldat, sowie seiner gegenwärtigen Situation als rücksichtloser Robo-Ninja auseinandersetzen. Er entwickelt sich langsam immer weiter von Raiden in seinen Alter Ego „Jack the Ripper“. Eine Entwicklung, die unter die Haut geht. Das Spiel steckt voller Überraschungen und Wendungen, die man so niemals erwartet hätte und es macht nach und nach süchtig.
Von Stealth zu Hack´n Slay
Raiden macht sich, bewaffnet mit seiner Hochfrequenzklinge, auf den Weg, um sein Ziel, die Schwachen zu beschützen, zu erfüllen. Er begegnet auf seinem Weg vielen Cyborgs, die sich ihm in den Weg stellen, um ihn aufzuhalten. Für ihn jedoch kein Problem, da er sie einfach in ganz viele kleine Einzelteile zermetzeln. Alles, was man dafür tun muss, ist Viereck und Dreieck zu drücken, um die wildesten Attacken loszulassen. Das geht unheimlich einfach von der Hand und lädt dazu ein, immer weiter neue Kombinationen zu erforschen. Auch wenn das jetzt einfach klingen mag, so steckt viel mehr dahinter. Man muss lernen, seinen Gegner zu lesen und individuell auf ihn einzugehen. Wer versucht, defensiv zu agieren, hat schon verloren. Wer siegen will, muss kämpfen.
Verfeinert wird das ganze Kampfsystem durch den sogenannten „Klingenmodus“, in welchem die Kamera in Zeitlupe näher an das Geschehen fährt und die Möglichkeit eröffnet, mit dem Analog-Stick präzise Schnitte zu setzen. Chirurgische Eingriffe an Armen und Beinen sind also kein Problem. Ein Wunder eigentlich, dass die USK sich da nicht eingeschaltet hat, denn die menschenähnlichen Gegner verlieren regelmäßig ihre Gliedmaßen in einem Blutbad oder werden in der Mitte zerteilt. Für viele mag dies einfach nur brutal und sinnlos sein, dieses Element ist jedoch gerade das Herzstück, was das Spiel ausmacht. Auch Brücken und Mauern können zerteilt werden, um diese, und die Gegner auf ihnen, hinunterzureißen. Quick-Time Events machen die Kämpfe noch spektakulärer und rasanter, aber ganz egal, wie schnell der Kampf wird, er wirkt nie unübersichtlich. Ein Faktor, an dem andere Spiele schon kläglich gescheitert sind.
Im Verlaufe des gesamten Spieles entwickelt sich Raiden immer weiter- sowohl technisch, als auch psychisch. Er erhält neue Waffen aus Bosskämpfen und sammelt durch gute Leistungen in seinen Kämpfen Punkte, mit welchen er neue Erweiterungen und Funktionen kaufen kann. Die Rollenspielelemente stören den Spielfluss überhaupt nicht, sondern gliedern sich hervorragend in das Spielgeschehen ein.
Alles in allem ist das Gameplay hervorragend gestaltet worden. Abwechslung wird immer wieder geboten, wenn man zum Beispiel so schnell es geht über eine einstürzende Brücke laufen muss, mit einem Gleiter durch ein Gebäude fliegt oder als kleiner Roboter durch die Gegend schleichen muss, um sein Ziel zu erreichen. Neue DLC’s, in welchen man die Kontrolle über Cyborg-Hunde oder andere Maschinen übernimmt, sind bereits in Planung.
Es dauert es zwar seine Zeit, bis man von dem Spiel gepackt wird, doch dann lässt es einen auch nicht mehr los.
Optisch auch weiterhin ein Highlight
Wer Hideo Kojima und die bisherigen Metal-Gear-Teile kennt, der weiß, dass das Spiel aus dem Hause Konami für ein Grafikfest der obersten Klasse steht, und da bildet auch Rising keine Ausnahme. Die Umgebungen sind unglaublich realistisch gestaltet, Raidens Cyborg-Körper, der immer wieder in Szene gesetzt wird, bietet andauernd neue Details, die es zu entdecken gibt, wenn Raiden beispielsweise sein Visier schließt oder sein Schwert in die Scheide steckt.
Die Kämpfe sind eine wahre Pracht für die Augen. Zwischensequenzen bilden einen großen Teil des Geschehens, was jedoch keineswegs stört, sondern sehr passend und absolut typisch ist. Diese Sequenzen erinnern an große Animationsfilme à la „Final Fantasy-Die Mächte in dir“. Grafisch besteht absolut kein Unterschied zwischen der wirklichen Spielhandlung und den Sequenzen. Auch die Eingliederung der futuristischen Gesellschaft, in der Codec-Gespräche über Videotelefonie laufen oder wir von einem Roboterhund begleitet werden, fügen sich sowohl grafisch als auch spielerisch perfekt in die Umgebung ein. Einfach Top.
Die Kamera unterstützt den Aktionfaktor des Spieles erheblich. Haben wir einen Cyborg oder einen Gekko spektakulär auseinandergenommen, wird nah an das Geschehen gezoomt oder aus einem anderen Winkel gefilmt. Das steigert den Erlebniswert und den Spaßfaktor. Zusammenfassend eine wahre Augenweide, bei der es immer wieder neue Details zu entdecken gibt.
Der Faktor Metal Gear
Konami hat alles richtig gemacht, als es durch den neuen Namen „Metal Gear Rising“ eine klare Abgrenzung zu den bisherigen Teilen hergestellt hat. Revegeance ist wesentlich rasanter und aktiongeladener, als vorherige Ableger und ist mit seiner Geschichte eines früheren Kindersoldaten im Kampf gegen übermächtige Gegner und seine traumatisierende Vergangenheit tiefgängiger als zum Beispiel noch Sons of Liberty. Doch nur weil das Spielprinzip von der bisherigen Norm abweicht, bleiben auch viele Metal Gear typische Elemente erhalten. Man kann sich vor seinen Gegnern auf klassische Art und Weise in Kartons verstecken, Bilder von leicht bekleideten Damen entdecken und allerhand kleine Witze wahrnehmen. Auch VR Missionen können aufgedeckt und freigeschaltet werden. Dies alles haucht dem Spiel die Seele von Hideo Kojimas Meisterwerk ein, an dem sich Fans und Neulinge gleichermaßen erfreuen. Eine geniale Kombination aus Witz und Tiefgang. Daumen hoch!