Mit PlayStation Portal erweitert Sony seine Hardware-Offensive um ein neues Gadget, das Remote Play auf ein neues Level heben soll. Dank eines großen Displays und der immersiven Features des DualSense-Controllers ist es ein interessantes Stück Technik, das wir uns genauer angesehen haben.
Doch eine Frage steht im Raum: Für wen ist das PlayStation Portal eigentlich gedacht? Im Gegensatz zu früheren Handhelds wie der PS Vita oder der PSP ist es keine eigenständige Konsole. Stattdessen dient es als Ergänzung zur PS5, um Spiele per Stream von der heimischen Konsole oder aus der Cloud auf das Handheld zu bringen – allerdings nur innerhalb desselben Netzwerks. Eine Nutzung darüber hinaus? Laut Sony derzeit kein Thema.
Hinweis: Seit November 2024 kann PlayStation Portal auch Spiele direkt aus der Cloud abspielen, was den Einsatzzweck umfassend erweitert.
Eine schwer zu definierende Zielgruppe
PlayStation Portal richtet sich an Spieler, die das PS5-Erlebnis genießen möchten, aber nicht vor dem Fernseher sitzen können oder wollen. Diese Einschränkung sorgt seit Wochen für Diskussionen, denn die Zielgruppe ist damit stark begrenzt. Dennoch: Wer in das Gerät investiert – Preis: 220 EUR – bekommt eine Premium-Erfahrung.
Schon das Auspacken des PlayStation Portals fühlt sich wertig an. Die Verpackung macht einen edlen Eindruck, der Lieferumfang ist jedoch minimalistisch: Neben dem Handheld findet sich lediglich ein USB-C-Kabel. In der Hand überzeugt das Gerät mit Sonys gewohnt hoher Verarbeitungsqualität. Die Griffe liegen angenehm in der Hand, das Gewicht ist gut ausbalanciert. Kurz: Ein stylisches Gadget mit viel Potenzial – zumindest auf den ersten Blick.
Etwas holprig, aber dann läuft es
Nach einem etwas holprigen Start – inklusive der Anmeldung im PSN-Konto, dem Verbinden mit der PS5 und einem Firmware-Update – ist das PlayStation Portal einsatzbereit. Dank der PlayStation App und dem wurde der Einrichtungsprozess zwar vereinfacht, doch er bleibt dennoch etwas zeitaufwendig.
Da das Handheld ausschließlich für Remote Play ausgelegt ist, sind die Einstellungsmöglichkeiten bewusst minimalistisch gehalten. Neben der Anpassung der Displayhelligkeit und der Netzwerkeinbindung gibt es kaum Optionen. Später kommen noch die Verbindungsmöglichkeiten für die neuen PlayStation Pulse Explore Earbuds und das passende Headset hinzu, die beide mit der PlayStation Link-Technologie ausgestattet sind.
Nach der ersten Einrichtung zeigt sich das wahre Potenzial des PlayStation Portal: Handheld einschalten, und in weniger als einer Sekunde ist man im PS5-Homescreen. Diese nahtlose Integration sorgt für ein durchweg flüssiges Nutzungserlebnis und macht das Gerät zu einer echten Erweiterung der PS5.
Das LCD-Display überzeugt mit angenehmer Helligkeit und beeindruckender Größe – fast schon zu groß. Schade, dass Sony auf ein OLED-Display verzichtet hat, dessen Vorteile gerade beim enem Gerät wie PlayStation Portal auffallen (oder besser: fehlen). Absolute Schwarzwerte bleiben unerreichbar, und die Farben wirken teils blass. Im Vergleich punkten Konkurrenten wie das neue Steam Deck oder die Nintendo Switch allein schon durch bessere Hardware.
PlayStation Portal Remote Play kann überzeugen
Das Gameplay-Erlebnis mit Remote Play auf der PlayStation Portal ist größtenteils überzeugend, hängt jedoch stark von der jeweiligen Situation ab. Verglichen mit der App auf dem Smartphone, einem Backbone-Controller oder der Nutzung über Google Chromecast bietet es keine revolutionären Vorteile. Die Leistung ist vor allem von der Netzwerkqualität und dem Spiel abhängig.
Singleplayer-Titel, die ausschließlich auf der Konsole laufen, funktionieren meist hervorragend, auch wenn gelegentlich grafische Einbrüche, Pixelfehler oder Tonprobleme auftreten können. Zudem muss man sich mit der Full-HD-Auflösung der PlayStation Portal abfinden. Besonders auffällig wird dies, da der Bildschirm durch die Nähe zum Gesicht viel detailreicher wirkt als bei einem Fernseher, den man aus zwei bis drei Metern Entfernung betrachtet.
Problematisch wurde es bei Spielen wie The Crew Motorfest, das stark auf eine Online-Anbindung setzt. Dies beeinträchtigt das Remote-Play-Erlebnis erheblich und führt häufig zu Verbindungsabbrüchen, deutlichen Performanceeinbußen oder sogar kompletten Abstürzen des Spiels. Daher lässt sich schwer sagen, wie zuverlässig Remote Play generell für jeden funktioniert, da zu viele individuelle Faktoren eine Rolle spielen. Ein klarer Vorteil des PlayStation Portal bleibt jedoch das sofortige Starten von Remote-Play – einschalten und loslegen.
Spannend war der Versuch, PlayStation Portal außerhalb des eigenen Netzwerks zu nutzen – eine Funktion, die laut Sony zwar möglich, aber nicht empfohlen wird. In unserem Test war es jedoch nicht einmal möglich, sich aus einem anderen Netzwerk im Haus mit der PS5 zu verbinden. Warum das so ist, bleibt unklar, da die Remote-App und der Backbone-Controller zuletzt noch funktionierten. Diese eingeschränkte Erfahrung verdeutlicht, warum Sony bewusst wohl darauf verzichtet, PlayStation Portal als vollwertiges Handheld-Gerät zu vermarkten, das überall mit Internetzugang problemlos funktioniert.
Ein Highlight bleiben die haptischen Features, die – wie beim DualSense-Controller – ein außergewöhnliches Spielerlebnis bieten. Zwar mag man sich nach drei Jahren an die Effekte gewöhnt haben, doch diese nun auch außerhalb der eigentlichen PS5 erleben zu können, ist weiterhin aufregend und beeindruckend umgesetzt.
Audio-Lösung ist eine Katastrophe für sich
Wenn es bei der Hardware des PlayStation Portal einen echten Kritikpunkt gibt, dann ist es die beinahe schon kundenfeindliche Audio-Lösung. Die eingebauten Lautsprecher? Allenfalls mittelmäßig und völlig unspektakulär. Der Sound wirkt oft flach und kraftlos – besonders im Vergleich zu modernen Smartphones, die in Sachen Audio längst die Nase vorn haben. Möchte man auf Kopfhörer umsteigen, bleibt aktuell nur der Audio-Port, da Sony bewusst auf Bluetooth verzichtet hat. Stattdessen wird die hauseigene PlayStation Link-Technologie forciert, die zwar ihre Vorzüge haben mag, den Nutzer aber faktisch zu teuren Sony-Kopfhörern zwingt.
Der Verzicht auf Bluetooth ist schlichtweg unverständlich. Zum einen wirkt es absurd, 2024 noch Kabelkopfhörer verwenden zu müssen – vor allem bei einem mobilen Handheld. Zum anderen wird den Nutzern die freie Wahl genommen. Ich möchte selbst entscheiden, welche Kopfhörer zu mir passen, anstatt auf ein teures Ökosystem angewiesen zu sein, das nicht einmal vollständig verfügbar ist. Die angebliche „Optionen-Vielfalt“ des PlayStation Portal endet hier abrupt.
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In meinem persönlichen Setup war es zudem ziemlich unpraktisch, dass beim Aktivieren der Remote-Play-Funktion nicht nur die PS5 hochfährt, sondern auch der TV und das Heimkino-System sich einschalten. Ursprünglich sollte dies den Komfort erhöhen, doch das ständige Hin und Her bei der Konfiguration je nach Situation war nie wirklich die Idee dahinter.
Die vielen Diskussionen um das PlayStation Portal sind durchaus gerechtfertigt. Wenn man den Handheld als reines Remote-Device im begrenzten WLAN-Radius betrachtet, ist es wohl die beste Option – allerdings zu einem hohen Preis. Das Gerät wirkt hochwertig und bietet fast die gleiche Erfahrung wie die PS5. In dieser Hinsicht hat PlayStation Portal definitiv überzeugt. Das Display und die haptischen Features liefern genau das, was man von einem solchen Handheld erwartet, auch wenn noch Raum für Verbesserungen bleibt. Besonders ärgerlich ist die Audio-Lösung mit PlayStation Link, die den Käufer zwingt, mindestens 150 EUR zusätzlich auszugeben, um guten Sound zu genießen. Das ist fast schon unverschämt …
Ergänzung: Mit der inzwischen verfügbaren Cloud-Gaming-Lösung haben wir das Review fairerweise angepasst und auch die endgültige Bewertung etwas angehoben.