TEST: Sleeping Dogs – Harte Konkurrenz im Sandbox Genre

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Activision, die True Crime: Hong Kong als ungeliebtes Kind los werden wollten, werden sich nun wohl mächtig darüber ärgern. Bei Square Enix hat das Spiel als ‚Sleeping Dogs‘ ein neues zu Hause gefunden und wer hätte es Entwickler United Front Games zugetraut, damit einen gefährlichen GTA-Konkurrenten auf den Markt zu bringen. Warum das so ist, verraten wir euch in unserem Test.

Nicht nur die Italiener haben ihre Mafia, wie zuletzt von 2K Games grandios inszeniert, sondern auch die Asiaten. Hier sind es die Triaden, die nicht weniger gefährlich sind, wenn auch etwas übermütiger als der gelassene südländische Charakter. Somit verschlägt es euch in die Millionenmetropole Hong Kong und die Rolle von Wei Shen, ein Cop, der vorrangig Undercover operiert. Wei, der ursprünglich in Hong Kong aufgewachsen ist, verbrachte Zeit seines Lebens in den Staaten, bis es ihn wieder zurück zu seinen Wurzeln zog. Hier trifft er viele seiner damalige Freunde, die inzwischen größtenteils den Organisationen angehören und natürlich auch ihren Freund darin sehen möchten. Das ist die perfekte Chance für euch, als Undercover Cop direkt an der Quelle – den ‚Sun On Lee‘ – zu sitzen und wie ein Trojanisches Pferd zu agieren. Schon hier verfolgt United Front Games einen etwas anderen Ansatz als im Vergleich zu GTA. Statt von vornherein nur auf der Seite der bösen Buben zu stehen und die gesamte Stadt für sich zu beanspruchen, kämpft ihr in ‚Sleeping Dogs‘ gleich auf zwei Seiten und seid ständig zwischen Beiden hin und her gerissen. Auf der einen Seite müsst ihr euch als Cop an die Gesetze „halten“, auch wenn ihr gerade für die ‚Sun On Lee‘ tätig seid, auf der anderen wird es euch zunehmend deutlich gemacht, wie wichtig die Familie und Freunde sind, sprich auch die Brüder innerhalb der Organisation. Hinzu kommt, dass Wei Shen noch aus ganz persönlichen und niederen Gründen seine Position ausnutzt.

Dementsprechend gestaltet auch das Missions-Design des Spiels, das relativ ausgewogen ist. Im Wechsel müsst ihr Aufgaben für die Polizei und die ‚Sun On Lee‘ erledigen, wobei eure Missionen für die Sun ‚On Lee‘ nicht unbedingt immer kriminell ausgelegt sein müssen. So zum Beispiel muss auch mal eine ganze Hochzeit organisiert werden und ihr kutschiert die Braut eures Bosses durch die gesamte Stadt, um Blumensträuße zu besorgen oder einen passenden Anzug zu finden. Geht es dann doch mal richtig kriminell zu, erwarten euch Aufgaben wie das eigene Revier sauber zu halten, Schutzgeld erpressen oder Mitglieder verfeindeter Banden aus dem Weg räumen. Auf der Seite der Cops lasst ihr genau diese Missionen dann wieder auffliegen, indem ihr die Polizei kurz vorher informiert, wann und wo welche Aktionen stattfinden oder liefert gezielte Informationen an eure Vorgesetzten. In einer Szene wird dabei besonders deutlich, wie schwierig es für Wei ist beiden Seiten gerecht zu werden und dabei nie aufzufliegen. Geschickt spielt er hier Gangmitglieder untereinander aus und lässt am Ende alles so aussehen, dass kein Verdacht mehr auf ihn selbst fällt. Im Gesamten bietet ‚Sleeping Dogs‘ zwar eine kurze Hauptstory (ca. 15 Stunden), dafür punktet dieses mit teils wirklich spannenden Momenten und einer guten Inszenierung.

Neben der Hauptstory gibt es auch zahlreiche Nebenmissionen zu erledigen, darunter Sammelaufgaben, Gefälligkeiten, Autorennen, Drogendeals überwachen oder auffliegen lassen und vieles mehr. Das lockert die Story nicht nur auf, sondern verspricht auch viele zusätzliche Stunden Spielspaß, die eben ein typisches Sandbox Game ausmachen. Außerdem eignen sich Nebenmissionen wunderbar dafür, um euer Level, euer Ansehen und eure Fähigkeiten zu steigern. So könnt ihr zum Beispiel für euren früheren Kampfsportmeister gestohlene Statuen in der ganzen Stadt einsammeln und erhaltet im Gegenzug dafür neue Kampftechniken beigebracht, die außerordentlich von Vorteil sind.

Beim Kampfsystem hat man sich in ‚Sleeping Dogs‘ besonders ins Zeug gelegt und dafür den Kampfspezialisten George St-Pierre engagiert. Euch erwarten weniger Schussgefechte als im Vergleich zu GTA, dafür setzt zum größten Teils auf Nahkampfauseinandersetzungen und asiatische Kampfsportarten. Auch wenn ihr eigentlich schon eine Kampfsportausbildung besitzt, stellt sich Wei am Anfang des Spiels noch recht einfallslos an. Das ändert sich aber spätestens dann, sobald ihr auf euren früheren Kampfsportmeister trefft, der euch neue tödliche Angriffe beibringt. Das reicht von den Gegner überlisten und ihn überraschend von hinten angreifen, bis hin zu Betäubungsschlägen, denen ein tödlicher Schlag folgt. Je mehr ihr dieser Kampftechniken erlernt, desto dynamischer wird der Kampf später und ihr könnt es locker mit fünf oder mehr Gegnern gleichzeitig aufnehmen. Ein weiteres Highlight ist, wenn ihr euren Gegner packt und dann die Umgebung dazu nutzt, um ihn zu eliminieren. Jemanden in eine Mülltonne zu befördern, ist da noch das harmloseste. Wenn man möchte, kann man seinen Gegner auch mit dem Kopf in einen Ventilator halten, direkt in einen Hochspannungskasten kicken oder ihn durch eine Kreissäge jagen. Je nachdem, was gerade zur Verfügung steht; und wenn es ein Fisch ist, mit dem ihr euren Gegner zu Boden prügelt. Humor fehlt in ‚Sleeping Dogs‘ nämlich auch nicht. Das erklärt am Ende wohl auch, warum es das Spiel in dieser Version nicht nach Deutschland geschafft hat. Weitere Abwechslung bringen dann die Straßenrennen, bei denen ihr durch die Nächte von Hong Kong jagt. Ein aufgemotztes Auto gilt auch hier als Statussymbol, von denen ihr im Spielverlauf immer leistungsstärkere Boliden oder Motorräder erwerben könnt. Hier kommt wieder der Cop in euch durch und es ist euch nicht möglich, Autos einfach zu stehlen und dann auch zu besitzen. Fast alles muss legal gekauft werden. Die Physik-Engine bei den Fahrzeugen mag dabei vielleicht nicht die realistischste sein, aber man hat sein Fahrzeug jederzeit gut unter Kontrolle und kann auch problemlos durch engere Gassen rasen. Kommt es dabei noch zu einer wilden Verfolgungsjagd mit Schießerei, zeigt sich diese in einer beeindruckenden Slow-Motion Perspektive, die oft damit endet, dass ihr aus eurem Fahrzeug steigt und in Superhelden-Manier auf das Fahrzeug des Gegners springt, um es mit ihm zusammen zu entführen. ‚Sleeping Dogs‘ bietet im Gesamten ein sehr ausgereiftes Gameplay, das sich leicht zu handeln lässt. Große störende Faktoren sind uns dabei nicht aufgefallen.

Hong Kong gilt als einer der größten Metropolen dieser Welt. Zwar hat man das reale Ausmaß der Stadt nicht in ‚Sleeping Dogs‘ übernommen, dafür ein authentisches Setting erschaffen. Eine Stadt die nie schläft! Egal ob es taghell ist oder spät am Abend. Besonders hier hat man den Flair von Hong Kong gut einfangen können – überall sind leuchtende Reklametafeln, Menschen auf den Straßen, Lampions und Torri Gates zu sehen, die den typischen asiatischen Stil widerspiegeln. Alles ist sehr detailliert umgesetzt worden, was eine beachtliche Lebendigkeit der Spielwelt erzeugt. Gleichzeitig vermischt sich das hektische Leben von Hong Kong mit der gewohnten Zurückhaltung der asiatischen Kultur. Man fühlt sich rundum wohl in diesem Setting. Besonders hervorzuheben sind auch die Charaktere und Animationen selbst, die in den Nahaufnahmen einfach nur hervorragend aussehen. Seid ihr jedoch im Auto oder auf einem Bike unterwegs, lässt die Grafik etwas nach und sieht unsauber und verwaschen aus. Wohl aus dem Grund, um die Stadt bei voller Fahrt schnell genug rendern zu können. Ganz anders wieder, wenn es erst einmal anfängt zu regnen in Hong Kong. Der Regen sorgt noch einmal für eine ganz besondere Optik.

Soundtechnisch orientiert sich ‚Sleeping‘ Dogs ebenfalls stark an der asiatischen Tradition und vermischt sehr häufig viele Musikgenres mit asiatischen Klängen. Seid ihr in einem Auto unterwegs, stehen euch mehrere Radiosender mit unterschiedlichen Stilrichtungen zur Verfügung – von elektronischer Musik bis hin zu Hip Hop und Rock sollte für jeden etwas dabei sein. Sprachlich muss man sich auf eine komplett englische Synchronisation einstellen sowie deutsche Untertitel dazu. Erfahrungsgemäß ist das ja nie so verkehrt, allerdings bekommt ‚Sleeping Dogs‘ dadurch auch einen sehr westlichen Touch, oder wo sprechen sonst so viele Asiaten englisch? Das wäre mit das Einzige, was im Grunde nicht in diesen Setting passt, obwohl hin und wieder dann doch mal nur komplett chinesische Dialoge vor einem ablaufen. Die Untertitel hätten für unsere Geschmack etwas größer Ausfallen können, da diese sehr häufig aufgrund der kleinen weißen Buchstaben komplett im Hintergrund verschwinden und generell viel zu schnell auf dem Bildschirm ablaufen.

Offizielle Webseite: www.sleepingdogs.net

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TEST: Sleeping Dogs – Harte Konkurrenz im Sandbox Genre
„Sleeping Dogs muss sich alles andere als hinter anderen Größen des Genres verstecken. Zugegeben hatten wir es United Front Games zunächst nicht zugetraut, ein wirklich konkurrenzfähiges Spiel zum Genreprimus auf die Beine zu stellen, aber in diesem Punkt konnte man uns wirklich überraschen. Vor allem das man nicht versucht hat, einfach ein GTA zu kopieren, hat man mit der Grundidee auf zwei Seiten [Cops und Organisation] zu stehen, sehr gut gelöst. Grafisch gibt es, bis auf die kleineren Makel im Fahrzeugmodus, nichts auszusetzen an dem Titel. Hier hat man sich vorwiegend auf Details statt auf eine riesige Umgebung konzentriert, was die Gesamtatmosphäre überaus positiv beeinflusst. Das Gameplay wurde ebenso gekonnt und ausgereift umgesetzt, so dass hier am Ende kaum Wünsche übrig bleiben. Insbesondere das Kampfsystem hebt sich bei Sleeping Dogs hervor, das sich nicht ausschließlich auf Schießereien oder sinnloses Draufhauen beschränkt. Fans von Sandbox-Spielen oder diejenigen, die sehnsüchtig auf GTA V warten, sei Sleeping Dogs wärmstens an Herz gelegt. Ein hervorragendes Genredebüt für United Front Games.“
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