TEST: Synapse – Der PS VR2-Shooter wirkt wie ein realer Mindfuck

By Mark Tomson Add a Comment
9 Min Read

PlayStation VR2 nimmt immer mehr Fahrt auf und bekommt in wenigen Tagen mit Synapse einen weiteren Blockbuster, der vollständig auf das Headset von Sony zugeschnitten ist. Mit Waffen, Telekinese und einer irrealen Gedankenwelt treibt Entwickler nDreams die Möglichkeiten von PlayStation VR2 derzeit an die Grenzen des Machbaren und lässt euch auf verstörende Weise in diese Erfahrung eintauchen. Wir konnten Synapse bereits ausgiebig testen und verraten euch, warum euch hier ein echter Mindfuck erwartet.

Im Kern ist Synapse ein rogue-like Shooter, der den Spieler durch eine stetige Lernkurve und immer neue Fähigkeiten in das Unterbewusstsein eines berüchtigten Staatsfeindes eindringen lässt. Das klingt zunächst etwas surreal, wirkt aber unglaublich greifbar und demonstriert eindrucksvoll, wo die VR-Technologie die Grenze zwischen Realität und fiktiver Psyche überschreitet. Der Name Synapse sagt an sich schon aus, dass man es hier mit einem direkten „Angriff“ auf eure Reize abgesehen hat.

Eintritt in die Gedankenwelt
Eintritt in die Gedankenwelt

In der Gedankenwelt gefangen

Die Story von Synapse wird auch nicht auf klassische Weise erzählt, sondern baut sich um den Spieler herum auf, um ihn nicht aus dem Spielgeschehen zu reißen. Dabei wird man von Jennifer Hale und David Hayter (Metal Gear Solid) begleitet, die die Stimme in eurem Ohr und die von Colonel Peter Conrad mimen, in dessen Unterbewusstsein man für Chaos sorgt.

Das wohl auffälligste Merkmal von Synapse ist die visuelle Präsentation, die auch auf subtile Weise dafür sorgt, dass man nicht aus dem Erlebnis herausgerissen wird. Synapse präsentiert sich grundsätzlich in Grautönen, was die Levels und Umgebungen betrifft, die von Farbverschiebungen (meist rosa-rot-blau), Objekten, Gegnern usw. durchzogen sind. Dieser starke Kontrast spiegelt grandios wider, dass man die reale Welt längst hinter sich gelassen hat, vergleichbar mit Superhot, das seinerzeit einen ähnlich minimalistischen Stil wählte.

Aber auch das HUD, die Karte oder das Kampfradar wurden auf natürliche Weise integriert, indem man nur auf die Handfläche schaut, wo sie sich als 3D-Objekt öffnen. Allein dadurch wird das VR-Erlebnis viel greifbarer als bei einem klassischen 2D-Spiel.

Markanter visueller Look
Markanter visueller Look

Der Tod ist nicht das Ende

Wie bereits erwähnt, ist Synapse ein rogue-like-Shooter, in dem man sich durch neun Zonen und drei Bewusstseinsebenen kämpft. Die ersten Versuche sind sehr entspannt, in denen man zufällig an einem Startpunkt in einer Zone abgesetzt wird. Nach den ersten vorsichtigen Schritten fallen einem die leuchtenden Gegner auf, die man mit der Pistole aus dem Weg räumt. Schnell entdeckt man die Telekinese-Fähigkeit der anderen Hand, mit der sich zunächst Objekte wie große Würfel oder Sprengkanister entfernen lassen. Letztere sind auch sehr nützlich, um Strukturen aufzubrechen und neue Wege freizusprengen.

Die Gegner erscheinen in Schwärmen, erst 10, dann 20, dann wieder 5 usw. Erst wenn alle erledigt sind, öffnet sich das Portal in die nächste Zone und tiefer in das Bewusstsein von Colonel Conrad. Das ist übrigens sehr cool umgesetzt, indem man die nächste Zone wie durch einen Spiegel sieht. Wäre hier nicht eine minimale Ladesequenz beim Betreten, könnte man sich in der VR-Welt von Synapse glatt verlieren.

Aber auch Scheitern und Sterben gehören dazu, weshalb man sicher nicht auf Anhieb ins tiefere Unbewusste vordringen wird. Mit anfänglich wenig Gesundheit und kaum Fähigkeiten kommt der Tod schneller als man denkt. Eine Explosion direkt neben einem genügt, um in die “Realität” und in die Sicherheitszone zurückgeholt zu werden. Da helfen auch die gelegentlichen Drops für Health und stärkere Waffen nur selten.

Der Tod ist nicht das Ende
Der Tod ist nicht das Ende

Endlich: VR war nie überzeugender

Was Synapse von der ersten Sekunde an überzeugend schafft, ist, dass man sich sofort als Teil dieser abstrakten Gedankenwelt fühlt. Die treibende Musik und die roboterhafte Stimme im Ohr lassen einen das rasante Gameplay mit allen Sinnen spüren. Explosionen und Treffer fühlen sich durch das haptische Feedback im Headset wie wuchtige Schläge an, während der 3D-Sound dafür sorgt, dass man völlig in diese Welt eintaucht. Das Anvisieren von Objekten und Gegnern mittels Eye-Tracking fühlt sich nach wie vor wie echter Zukunfts-Shit an und macht selbst das eigene Ableben zu einem echten Highlight.

Zurück in der sicheren Zone kann man schließlich seine ersten verdienten Skill-Punkte einsetzen, die nicht nur nützlich, sondern für das weitere Vorankommen unerlässlich sind. So kann man beispielsweise Gegner per Telekinese hochheben und durch die Gegend schleudern, Granaten in der Luft abfangen oder durch bestimmte Aktionen Explosionen auslösen, die umstehende Gegner mit sich reißen. Nach und nach lernt man immer mehr Tricks und wie man seine Fähigkeiten am besten einsetzt oder sogar kombiniert, etwa Telekinese und Shooter-Elemente zu verbinden, wodurch selbst Gegner zu eigenen Waffen werden.

Tiefer in den Zonen warten schließlich Bosskämpfe, Gegner werden aggressiver und rennen auf einen zu, um sich in einem Selbstmordkommando vor einem in die Luft zu sprengen, oder sie spawnen von allen Seiten. Mit jedem Anlauf und jeder weiteren Zone, in die man vordringt, wird die Anspannung und dieses einzigartige VR-Gefühl am ganzen Körper spürbar. Sollte man doch einmal ohne Munition oder Gesundheit dastehen, lohnt es sich, die Zonen zu durchsuchen. An verschiedenen Schreinen kann man Nachschub, neue Waffen oder auch mal Gesundheit tanken. Wer eine Zone meistert, kann zudem zwischen zwei neuen und temporären Fähigkeiten für die nächste Zone wählen.

Man kann zurecht sagen, dass Synapse eines der besten VR-Erlebnisse ist, die es derzeit gibt. Hier werden alle Features der PS VR2 sinnvoll und im perfekten Zusammenspiel genutzt und es wird penibel darauf geachtet, dass man immer in dieser Erfahrung gehalten wird. Man hat wohl nicht zu viel versprochen, dass hier ein echter System-Seller auf die Spieler wartet. Denn genau das ist es, was das Medium so einzigartig macht und leider noch viel zu wenig genutzt wird.

Telekinese und Shooter-Elemente bringen mächtige Skills
Telekinese und Shooter-Elemente bringen mächtige Skills

Exzellente Optimierung

Dies zeigt sich auch in der hervorragenden Spieloptimierung, die trotz hektischer Abläufe nicht zu den üblichen Beschwerden wie Unwohlsein oder Motion Sickness führt. Mit der Standardeinstellung von 15° Drehung ist man eigentlich gut beraten und kann sich trotzdem sehr angenehm und frei durch die Zonen bewegen. In Kombination mit der ansprechenden und wirklich schicken Grafik von Synapse kann man auch in diesem Punkt nur von einem Must-Have für PS VR2 sprechen.

Etwas negativ anzumerken ist die ziellose KI, die scheinbar wahllos durch die Levels rennt, kaum merkt, wenn man hinter ihr steht und so leicht zum Ziel wird. Das Zielen wirkt teilweise etwas unpräzise, ebenso empfand ich den Magazinwechsel als etwas zu natürlich umgesetzt, was in den hektischen Schusswechseln oft zu umständlich und langwierig ist. Als ausgefeilten Shooter wie ein Call of Duty oder Firewall würde ich Synapse also nicht unbedingt bezeichnen, dafür wirkt es in vielerlei Hinsicht zu simpel.

Das heißt aber nicht, dass Synapse keine Herausforderungen bietet. Vor allem die Boss-Kämpfe haben es in sich, denn das VR-Gameplay ist generell viel schwieriger und langwieriger als das gewohnte 2D-Gameplay, bei dem man nur Knöpfe drückt. In Synapse arbeitet halt der ganze Körper mit, wo Deckung bedeutet, sich wirklich hinter etwas zu verstecken. Bis man tief in das Unterbewusstsein von Colonel Conrad eingedrungen ist, wird einem Synapse einiges abverlangen, wenn man nicht vorher den Verstand verliert. Insgesamt zählt auch hier das Erlebnis, und das ist wirklich eindringlich und manchmal auch ziemlich verstörend.

Fazit Synapse

TEST: Synapse – Der PS VR2-Shooter wirkt wie ein realer Mindfuck
“nDreams zeigt mit Synapse, dass sie das VR-Medium wie kaum ein anderer beherrschen. Der Titel nutzt und reizt die Features der PS VR2 bis zum Maximum aus und lässt einen sofort vergessen, dass man sich eigentlich noch Zuhause im Wohnzimmer befindet. Die Idee mit der Gedankenwelt, durch die man sich bahnt, befeuert dieses einmalige Gefühl zusätzlich, wenngleich es am Ende ein recht simpel gestrickter Shooter bleibt. Das blendet man allerdings ziemlich schnell aus, sobald eure Sinne von allen Seiten durch das Headset, die Sense Controller und vor allem der 3D-Soundstage stimuliert werden. Davon darf es gerne mehr sein!”
Plus
High-End VR-Erfahrung
Exzellente Optimierung
Grafisch wirklich hübsch
Alle PS VR2 Features werden genutzt
Minus
Einfach gestrickter Shooter
KI nicht wirklich die cleverste
Multiplayer-Part wäre sicher ein Highlight, fehlt aber
9
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