TEST: The Inpatient – Nichts für schwache Nerven!

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Supermassive Games meldet sich in dieser Woche mit ihrem Until Dawn-Franchise zurück und präsentiert mit „The Inpatient“ ein psychologisches Horrorspiel, das euch zurück in das Blackwood Pine Sanatorium versetzt. Das Sanatorium dürfte vielen noch aus dem Originalspiel bekannt sein, in das man damals einen kurzen Abstecher machen konnte. Der große Unterschied diesmal ist allerdings der, dass „The Inpatient“ komplett für PlayStation VR entworfen wurde und ihr diese alten und gruseligen Gemäuer aus der First-Person Ansicht erkunden könnt. Seid ihr nervenstark genug, sich diesem Albtraum zu stellen?

Was ist mit mir geschehen?

Zeitlich spielt „The Inpatient“ weit vor den Ereignissen von „Until Dawn“, nämlich ganze 60 Jahre zuvor, zu einer Zeit, in der die Anstalt noch in Betrieb war. Alles beginnt damit, dass ihr leicht benommen und an einen Stuhl gefesselt aufwacht, natürlich nur zu eurem Schutz, wie euch Dr. Bragg, der Leiter des Sanatoriums mit angrenzendem Hotelkomplex, weiß machen möchte. Ihr leidet unter Erinnerungslücken, wisst nicht warum ihr hier seid oder wie euer Name ist. Somit stehen erstmal einige Tests an, bei denen ihr in Flashbacks herausfinden sollt, was mit euch geschehen ist.

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Dr. Bragg verbirgt allerdings auch ein dunkles Geheimnis, in dem ihm gefährliche Experimente an Überlebenen aus dem Minenunglück vorgeworfen werden, aus denen die aus „Until Dawn“ bekannten Wendigos hervorgingen und die letztendlich zum Untergang der Einrichtung führten. Es ist daher zu befürchten, dass auch ihr Teil dieser Experimente sein könntet.

Der Butterfly Effekt ist zurück

Einen Großteil der Zeit von „Inpatient“ verbringt man eigentlich in seiner Zelle oder in langen Gesprächen, während man durch die dunklen Flure wandert. Euer Ziel ist es, schnell zu genesen und die Anstalt verlassen zu können, allerdings wird schnell klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Während euch der Ausgang aus der Zelle zunächst komplett verwehrt bleibt, gehen draußen seltsame Dinge vor – laute Schreie, unerträgliche Geräusche und scheinbar Monster treiben dort ihr Unwesen. Ihr und euer Zellengenosse verbingen so Tag um Tag auf den wenigen Quadratmetern, das Pflegepersonal scheint euch indes vergessen zu haben und euer Aufenthalt entwickelt sich immer mehr zum Kampf gegen das Verhungern, sodass langsam wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen.

Der bereits aus „Until Dawn“ bekannte Butterfly Effekt kehrt dazu auch in „The Inpatient“ zurück und wird euch hin und wieder vor eine Wahl stellen, die laut Supermassive Games über Tod und Leben entscheiden kann. Wann diese Schicksalsentscheidungen getroffen werden müssen, kommt stets überraschend, aber wie so oft bei solchen Entscheidungs-Spielen, sieht man erst im zweiten Duchlauf, welche Auswirkungen das Ganze haben kann. In diesem Fall gilt es so viele Leben wie möglich zu retten und irgendwie von dem Berg zu entkommen, jedoch ist nicht gleich immer ersichtlich, welche Entscheidung über das Schicksal eines jeden Einzelnen bestimmt. Im ersten Durchlauf konnte ich gerade mal mich selbst und einen Pfleger retten, beim zweiten Anlauf waren es dafür ganze 5 Seelen.

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The Inpatient“ verfolgt hierfür eine recht lineare Erzählung, die stets auf das gleiche Ende, der Flucht vom Berg, hinaus läuft und ein wenig die Vorgeschichte von „Until Dawn“ beleuchtet. Je mehr Erinnerungen ihr allerdings auf diesem Weg findet, desto mehr Sinn ergeben die Vorfälle am Ende auch und offenbaren mitunter, wer ihr wirklich seid.

Abseits dessen hat man die Möglichkeit ein wenig durch die Anstalt zu laufen, wobei die Freiheiten hier doch recht eingeschränkt sind. Hin und wieder lässt sich ein anderer Weg nehmen oder die ein oder andere Zelle nach weiteren Erinnerungen durchsuchen, das war es dann aber auch schon. Schön wäre es gewesen, wenn man mehr Zellentüren hätte selbstständig öffnen oder Schränke und Schubladen durchwühlen können und solche Dinge. Spätestens aber dann, wenn man dem übrig gebliebenen Personal begegnet, ist es mit der Freiheit größtenteils vorbei und man wird die letzten Meter quasi nur noch zum Ausgang begleitet. Jeder Versuch, sich von der Gruppe abzusetzen, scheitert damit, dass man immer wieder auf den richtigen Weg verwiesen wird.

Jump Scares und eine grandiose Atmosphäre

Da die spielerischen Freiheiten leider nicht so ganz überzeugen können, wie erhofft, kann man dafür die grandiose Atmosphäre und ein paar wirklich gute Jump Scares genießen. Selbst dem härtesten Horrorfan dürfte hier das Herz nicht nur einmal in die Hose rutschen. So ein altes Sanatorium an sich übt ja schon ein gewissen Reiz aus, sich dort mal so richtig gruseln zu wollen, Nachts umher zu schleichen und in einer düsteren Vergangenheit zu wühlen. In dieser Hinsicht lässt „The Inpatient“ wirklich keine Wünsche offen und spielt stets mit den persönlichen Ängsten des Spielers und der Furcht vor dem Unbekannten, die einen fast erstarren lassen, weitergehen zu wollen. Insbesondere dadurch, dass durch VR alles exakt vor euren Augen und hautnahe geschieht, erlebt man hier pures Gänsehaut-Feeling, das es so bislang nur in „Resident Evil 7 VR“ gab.

Mit dazu beiträgt auch die wirklich hübsch anzusehende Grafik, die einmal mehr beweist, das die VR-Technik an sich zwar noch nicht perfekt ist, sich die Spiele rein grafisch betrachtet sich vor nichts verstecken müssen. Vor allem die Gesichter eures Gegenübers, das schon mal bis auf wenige Zentimeter an euch heran ran rückt, beeindruckt hier mit Details und realistischen Animationen. Abgerundet wird dieser Horrortrip von einer dichten und beängstigenden Soundkulisse, die jeden Moment gekonnt einfängt und unterstreicht.

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Move vs. DualShock & Spracherkennung

„The Inpatient“ lässt euch die Wahl, ob ihr mit dem DualShock 4 Controller oder den Move Controllern spielen möchtet. Letzteres wird hierbei natürlich empfohlen, da das Level der Immersion damit deutlich angehoben wird. Jeder Move Controller steht dabei für eine Hand, die ihr frei oder soweit es der Arm es zulässt bewegen könnt. Damit lassen sich zum Beispiel Türen öffnen, ein Radio einschalten oder Dokumente aufheben und betrachten, plus das umher laufen, das man schon nach wenigen Minuten verinnerlicht hat und recht intuitiv umgesetzt wurde. Gekämpft wird in „The Inpatient“ übrigens generell nicht, da es wohl die Grundidee des psychologischen Horroransatz zunichte machen würde.

Besonders interessant ist dafür die Spracherkennung in den Dialogen, die im Ansatz auf ein natürliches Gespräch zwischen euch und eurem Gegenüber hinaus laufen soll. Statt einer simplen Auswahl per Knopfdruck kann man diese auch per Spracheingabe aus meist zwei möglichen Antworten treffen. Das funktioniert in der Umsetzung bereits hervorragend und verleiht einem ein tolles und immersives Gefühl, nicht zuletzt auch dadurch, dass man anfänglich zwischen einem weiblichen und männlichem Charakter wählen kann, um das Spiel auch wirklich auf jeden zuzuschneiden.

The Inpatient
TEST: The Inpatient – Nichts für schwache Nerven!
"The Inpatient ist vielleicht nicht ganz das Spiel, das sich wohl die meisten darunter vorstellen. Mit dem damaligen Until Dawn kann man es ohnehin nicht vergleichen, da man hier eine doch recht lineare Story geboten bekommt, die ein wenig an eurem Nervengerüst zerrt und am Ende etwas mehr Licht auf die Vorgeschichte wirft. Mit dem Butterfly Effekt-System obliegt es zudem euch als Spieler dafür zu sorgen, dass so viele Charaktere wie möglich diesen Albtraum überleben, wenn auch nicht auf ganz so dramatische Art wie damals in Until Dawn. Hinzu kommt, dass man das Sanatorium leider nur bedingt auf eigene Faust erkunden kann und bei jedem Versuch vom Spiel gleich zurecht gewiesen wird. Somit erfreut man sich in den durchschnittlichen 3 Stunden vorwiegend an der gruseligen Atmosphäre, den Jump Scares und den vielen Gänsehautmomenten, die es wirklich in sich haben. Wirklich gelungen ist allerdings die Umsetzung mit den Move Controllern und der Spracheingabe, während Motion Sickness Probleme komplett vermieden werden. Das Immersions-Level ist hier verdammt hoch angesetzt und generell ist The Inpatient ein technisch sehr ausgereifter VR-Titel, der definitiv ein Blick wert ist, wenn auch der Preis letztendlich etwas zu hoch erscheint."
8.3
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